Am Wochenende legen die NASCAR-Piloten den letzten Stein für die Halbzeit des diesjährigen Chase, wenn zudem das letzte Nachtrennen der Saison auf dem Charlotte Motor Speedway ausgetragen wird. Wir schauen in dieser Vorschau auf die Situation an der Tabellenspitze und beschäftigen uns auch kurz mit den Verfolgern.
Unglaublich: Da ist man mal ein Wochenende in Italien und die NASCAR zieht ein wahnsinnig spannendes Rennen ab! Vielleicht sollte ich öfter verreisen, damit ihr mal unterhaltsame Sonntage verbringen könnt… ;o) Der Alternativvorschlag wäre, dass Goodyear weiterhin so „tolle“ Neuentwicklungen mit an die Strecke bringt wie diesen Multi-Zone-Tread-Reifen, der sein Pensum komplett erfüllt hat oder auch nicht – je nachdem aus welchem Blickwinkel man die ganze Sache betrachtet. Ob die neue Technologie an diesem Wochenende in Charlotte zum Einsatz kommen wird, ist mir leider nicht bekannt. Zumindest in Atlanta hat der Pneu eigentlich ganz gut bei nächtlichen Temperaturen funktioniert und viele verschiedene Strategien zugelassen, aber die Streckenbeläge sind halt schon wahnsinnig unterschiedlich.
Zunächst ein paar Eckdaten zum Charlotte Motor Speedway und dem Rennen am Wochenende: Zum letzten Mal in dieser Saison wird ein Nachtrennen ausgetragen und zwar auf der Strecke, welche direkt in der NASCAR-Hauptstadt liegt: 99,9% der Teams (alle außer Furniture Row Racing) operieren rund um das 1,5-Meilen-Intermediate-Oval mit 24 Grad Banking. Gemeinsam mit Atlanta und der noch recht jungen Strecke in Texas bildet Charlotte quasi die Speerspitze der Quad-Oval-Cookie-Cutter-Speedways. Das heißt, sie sehen sich so ähnlich, als wären sie mit einer Plätzchenform aus dem Kuchenteig gestanzt worden. Da zudem 50% aller Chase-Rennen auf 1,5-Meilern ausgetragen werden, muss man hier besonders fit sein, wenn der Pott anschließend das eigene Trophäenzimmer aufwerten soll.
Ein Name, der da spontan ins Bild ragt, ist definitiv Jimmie Johnson: Vom fünfmaligen Cup-Champion sagt man nämlich gerne, dass Charlotte sein Wohnzimmer sei und sechs Siege in ca. 10 Jahren sprechen da schon eine deutliche Sprache. Zudem gewann Johnson noch zwei Mal das All-Star-Rennen jeweils eine Woche vor dem Coca-Cola 600. In der Meisterschaft ist er trotz allem derzeit der konstanteste und kompletteste Fahrer, auch wenn er derzeit winzige drei Pünktchen hinter Tabellenführer Kenseth zu finden ist.
Matt Kenseth musste letzte Woche in Kansas einige Federn lassen und konnte mit einer Kevin-Harvick-Gedächtnis-Platzierung in Form von Rang 11 wertvolle Punkte im Titelkampf retten. Noch einmal darf ihm ein Ausrutscher außerhalb der Top10 aber nicht passieren, dafür macht Johnson derzeit zu wenig Fehler. Unterschätzen sollte man Kenseth aber niemals nicht, denn immerhin holte er fünf seiner sechs Saisonsiege auf eben jenen, so wichtigen 1,5-Meilen-Ovalen. Am Wochenende könnte sich pünktlich zur Halbzeit zeigen, ob Kenseth oder doch Johnson die besseren Karten für den Rest der Playoffs auf der Hand hat.
Dagegen hat Kyle Busch (-35) vorerst sein Blatt aus der Hand gegeben, nachdem er in Kansas ein wahres Desaster erlitt und mit einem eigentlich Chase-zerstörenden DNF nach Unfall ausschied. In der Meisterschaft kostete ihn dies wertvolle Plätze, denn er ist nun auf Rang 5 hinter Kevin Harvick (-25) und Jeff Gordon (-32) abgerutscht. Diese kleine aber feine Gruppe bildet derzeit das Verfolgerfeld der beiden Favoriten an der Spitze und kann sich jederzeit mit einer Fahrt in die Victory-Lane wieder vorne ins Spiel bringen. Das zeigte nicht zuletzt Harvick am letzten Wochenende mit seinem dritten Saisonerfolg.
Die Top13 teilen sich an dieser Stelle in zwei ungleichgroße Gruppen auf, denn für Greg Biffle (-44) auf Rang 6 ist es bis zur roten Chase-Laterne in Händen von Kasey Kahne (-83) ein fast genauso weiter Weg nach hinten wie nach vorne an die Spitze. Dazwischen warten mit Kurt Busch (-47), Dale Earnhardt Jr (-54), Clint Bowyer (-55), Joey Logano (-59), Carl Edwards (-60) und Ryan Newman (-73) nicht wenige Piloten immer noch auf ihren ersten Saisonsieg. Wo genau ihr nun schon die Linie ziehen wollt, ab welcher der Kampf um den Titel nahezu aussichtlos ist, bleibt komplett euch überlassen. Ich schreibe jedenfalls niemanden komplett ab, da mit Talladega und Martinsville noch zwei Kleinholzstrecken direkt aufeinander folgen.
Ich gebe aber gerne zu, dass für die genannten Verfolger vermutlich schon mehr als eine erste (oder weitere) Fahrt in die Victory-Lane des Jahres 2013 her muss. Schön wäre so ein Erlebnis sicher für Dale Earnhardt Jr, der an diesem Wochenende bereits sein Cup-Rennen #500 feiern wird und zuletzt recht starke Ergebnisse einfahren und sich viele Führungsrunden gutschreiben lassen konnte.
Nicht so rosig sieht es derweil für Travis Kvapil aus, der am Dienstag von der Polizei wegen eines mutmaßlichen häuslichen Angriffs auf seine Frau verhaftet wurde. Zwar befindet Kvapil sich derzeit gegen Zahlung einer Kaution wieder auf freiem Fuß, aber ob BK Racing ihn in der Nacht von Samstag auf Sonntag in die #93 setzen wird, steht zur Stunde noch aus. Besonders pikant ist die Tatsache, dass sein Rennstall ungefähr zur Zeit des Vorfalls ein Bild der eigenen beiden Rennwagen auf Twitter postete, welche mit Schleifen versehen waren, die auf Brustkrebsvorsorge und die Prävention von häuslicher Gewalt aufmerksam machen sollten. Aua, ein blöderes Timing kann man dann auch nicht erwischen!
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm vom Rest-Wochenende. Die ersten Trainingssessions und das Cup-Qualifying sind aufgrund des Nachttermins schon am gestrigen Donnerstag über die Bühne gegangen.
Freitag, 11.10.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 2
22:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 2
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 2
01:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Dollar General 300), ESPN2 ab 1 Uhr
Samstag, 12.10.
01:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Bank of America 500), ABC / Motorvision TV ab 1 Uhr