Colton Herta gewann am Samstag ein sehr ereignisreiches Rennen. Die Hauptrolle spielte aber der Regen, der regelmäßig über den IMS zog.
Am Freitag, noch unter komplett trockenen Bedingungen, wurde die Qualifikation ausgefahren. Will Power sicherte sich die 64. Pole-Position seiner IndyCar-Karriere. Ihm fehlen damit nur noch drei, um den Rekord von Mario Andretti einzustellen. Neben ihm startete Alex Palou. Josef Newgarden, Conor Daly, Pato O’Ward und Felix Rosenqvist vervollständigten die Fast-Six. Größere Probleme hatten am Freitag die besser eingeschätzten Colton Herta, Simon Pagenaud und Scott Dixon mit den Startplätzen 14, 20 und 21. Der Regen am Samstag würfelte das Kräfteverhältnis dann aber komplett durcheinander.
In Anbetracht der anziehenden Gewitter hatte die IndyCar-Series den Start erst vorverlegt, um ihn, da das Gewitter schneller war, doch nach hinten zu verschieben. Zum Start war die Strecke komplett nass, aber es fiel kein weiterer Regen vom Himmel. Das Rennen wurde offiziell als Regenrennen deklariert, so dass alle Fahrer auf Regenreifen starten mussten, aber die Pflicht zum Einsatz von Option- und Prime-Tires war damit aufgehoben. Die grobe Strategie-Idee war so, dass man einige Runden die Regenreifen nutzt und dann noch drei Stints auf Option-Tires fährt. Immerhin hatte vor einem Jahr Graham Rahal bewiesen, dass man 82 Runden im Rennspeed mit drei Tankfüllungen absolvieren kann.
Etwas überraschend kamen alle Fahrer ohne Crash durch die erste Kurve. Selten gelang das einem Feld unter trockenen Bedingen. Das Vertrauen in die Regenreifen und die eigenen Fähigkeiten war sehr unterschiedlich und so kamen viele Positionsveränderungen zu Stande. Natürlich mussten auch einige Fahrer, mehr oder weniger freiwillig, die Strecke verlassen. Nach der ersten Runde führte so Pato O’Ward das Feld vor Alex Palou, Will Power und Felix Rosenqvist an. Gleichzeitig kamen aber schon Colton Herta und Takuma Sato an die Box und wechselten auf Option-Tires. Herta rutschte wild durch die ersten Kurven und es war dort eindeutig zu nass für Slicks. In den folgenden Sektoren war er dann aber deutlich schneller als die Fahrer auf Regenreifen und so folgte ihm nach Runde 2 fast das gesamte Feld in die Boxengasse.
Pato O’Ward verließ als erster die Boxengasse und blieb vorerst knapp vor Colton Herta. Beide rutschten dann durch die ersten Kurven und zeigten dabei beeindruckende Fahrzeugbeherrschung. Colton Herta gelang ein Slide, der bei jeder Driftshow zu Höchstwertungen geführt hätte. Am Ende setzte sich Herta mit den wärmeren Slicks aber gegen Pato O’Ward durch. Hinter den beiden folgten Felix Rosenqvist, Will Power, Conor Daly und Josef Newgarden. Als erster Fahrer verlor Alex Palou dann in Runde 6 den Wagen komplett und strandete im Auslauf von Kurve 10. Marcus Ericsson, Christian Lundgaard, Tatiana Calderon und Jimmie Johnson nutzten diese Caution für einen Tankstopp. Sie waren somit sicher mit noch zwei weiteren Stopps das Ziel zu sehen. Alle anderen Piloten mussten hingegen Benzin sparen, um das Ziel nach 85 Runden zu erreichen.
Nach dem Restart in Runde 9 folgte die ruhigste Phase des Rennens, in der sich Colton Herta kontinuierlich von Pato O’Ward und dem restlichen Feld absetzten konnte. Die Ideallinie war komplett trocken. Daneben gab es aber noch einige nasse Stellen. Außerdem gab es große Geschwindigkeitsunterschiede. Viel Teams und Fahrer gingen, im Hinblick auf die Wettervorhersage, davon aus, dass das Rennen vorzeitig beendet werden würde, oder aber zumindest noch zusätzliche Stopps für Wechsel auf Regenreifen nötig werden würden. Sie sahen so keine Veranlassung für den maximalen Benzinsparmodus und attackierten. Zu dieser Gruppe gehörten Takuma Sato, Alexander Rossi und Jack Harvey. Alle hatten nichts zu verlieren und gerade Rossi brauchte dringend ein Top-Ergebnis. In Runde 17 fuhr dieses Trio hinter Josef Newgarden. Takuma Sato griff Newgarden in Kurve 7 an und drückte ihn leicht nach außen auf die nasse Spur. So gehandikapt zog auch Alexander Rossi vorbei. Durch die langgezogene Kurve 11 blieb Newgarden aber innen neben Rossi. In Anfahrt von Kurve 12 wollte auch noch Jack Harvey profitieren und öffnete innen neben Newgarden eine dritte Linie. Das war viel zu eng und Josef Newgarden blieb mit zwei defekten Hinterreifen liegen. Nach Alex Palou war somit schon der zweite Top-Pilot aus dem Rennen für eine vordere Platzierung. Am Ende wurden sie auf den Plätzen 18 und 24 gewertet.
Kurz nach dem Restart lösten Rinus VeeKay und Devlin de Francesco eine weitere Gelbphase aus. Diese, wie auch die erste Runde der regulären Boxenstopps in den Runden 32 bis 35, änderte aber nichts Entscheidendes am Rennablauf. Während der nächsten Caution, ausgelöst von Dalton Kellet in Runde 36, setzte dann aber wieder der Regen ein und würfelte das Feld durcheinander. Der Regen war auf der Start-Ziel-Geraden und in der Boxengasse recht stark. Von Kurve 4 bis Kurve 12 hingegen war die Strecke trocken. Trotzdem ging man bei Andretti Autosport ins Risiko und holte Alexander Rossi für Regenreifen an die Box.
Nach dem Restart drehte sich Pato O’Ward im Angriff auf Colton Herta und ausgerechnet sein Teamkollege Felix Rosenqvist kollidierte mit ihm. Felix Rosenqvist musste zum Check an die Box und wechselte gleichzeitig auch auf Regenreifen. Diesen Wechsel vollzogen auch Takuma Sato und Christian Lundgaard. Der Regen hielt sich auf der einen Hälfte der Strecke, während die andere trocken blieb. Die Fahrer auf Regenreifen waren chancenlos, da der trockene Abschnitt die Reifen einfach zerstörte. Die anderen Piloten auf Slicks mussten dagegen vor allem durch die Passage der Kurven 1 bis 3 sehr vorsichtig fahren.
Bis Runde 51 gaben alle ihren Versuch auf Regenreifen auf und wechselten wieder auf Slicks. Sie verloren mit dem Experiment viel Zeit und die meisten Piloten sogar eine Runde auf Colton Herta. Zu den Piloten mit Rundenrückstand gehörte auch Scott Dixon. Er war zum Ende des zweiten Stints ohne Benzin langsam in die Box gerollt. Auch der Meister des Benzinsparens kann mal einen schlechten Tag haben. Auf der Strecke lag er direkt hinter Colton Herta und konnte auch dessen Speed mitgehen.
Insgesamt wurde das Feld in den schwierigen Bedingungen in der Grünphase ab Runde 45 gut durchmischt. So fuhr sich Simon Pagenaud bis auf Platz 3 nach vorne, bis er ihn wieder an Pato O’Ward verlor. Auch seine beiden Teamkollegen Juan Pablo Montoya und Helio Castroneves tauchten nun in den Top-10 auf. Diese sehr spannende Grünphase beendete Jimmie Johnson in Runde 57, der seinen Dallara-Honda in Kurve 10 verloren hatte. Die Caution nutzten alle Piloten in der Führungsrunde für ihren letzten Boxenstopp. Es wurden durchgehend Slicks aufgezogen. Nur wenige Minuten später setzte aber starker Regen ein und alle mussten noch einmal für den Wechsel auf Regenreifen an die Box. In der Zwischenzeit hatten sich die Fahrer mit einer Runde Rückstand über den Wave-Around zurückgerundet.
Alle hätten für den Reifenwechsel an die Box gemusst, aber Pato O’Ward, Scott McLaughlin und Romain Grosjean blieben auf ihren Option-Tires auf der Strecke. Dass das die falsche Strategie war, bewiesen dann auch McLaughlin und Grosjean, die sich hinter dem Safety-Car von der Strecke drehten und jeweils einige Positionen verloren. Sie blieben aber bei ihrer Entscheidung, auch weil die Rennleitung die Renndistanz aufgrund des Zeitlimits verkürzen mussten. Ihre Intention war es in der kürze der Zeit auf Slicks weniger Positionen zu verlieren als bei dem zusätzlichen Stopp.
Pato O’Ward verlor nach dem Restart zwar die Führung an Colton Herta, hielt seinen Wagen aber auf der Strecke. Dies gelang Scott McLaughlin nicht und er löste eine weitere Caution aus. Während dieser kam dann auch O’Ward von der Strecke ab und in Runde 70 wechselten Romain Grosjean, Pato O’Ward und Scott McLaughlin und dann doch noch auf Regenreifen. Am Ende belegten sie die Plätze 17, 19 und 20. Das Ende des Rennens unter Gelb dann führte Juan Pablo Montoya herbei, der in Kurve 12 crashte. So blieb ihm nur Platz 24.
Colton Herta verteidigte in der letzten Grünphase die Führung gegen Simon Pagenaud. Will Power fuhr mit Platz 3 seine übliche Top-4-Platzierung ein und übernahm damit auch die Führung in der Meisterschaftswertung. Schnellster Pilot zum Ende hin war unterdessen Marcus Ericsson, der sich noch auf Platz 4 verbessern konnte. Conor Daly krönte ein sehr gutes Wochenende mit Platz 5. Das gleiche gilt auch für Callum Ilott auf Platz 8. Zwischen sie konnten sich noch Felix Rosenqvist und Takuma Sato schieben.
Rosenqvist, wie auch Christian Lundgaard, Alexander Rossi und Scott Dixon (Plätze 9 bis 11) profitierten von ihrer vorangegangenen Überrundung und dem einsetzenden Regen in Runde 60. Sie sparten sich so einen Stopp. Bemerkenswert waren auch die Plätze 12 und 15 für David Malukas und Tatiana Calderon. Während viele etablierte Piloten das Rennen durch Fahrfehler oder ihre Teams durch fragwürdige Strategieentscheidungen wegwarfen, waren die beiden Rookies fehlerfrei unterwegs.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.
Die Führung in der Meisterschaftswertung übernahm Will Power (170 Punkte) von Alex Palou (156 Punkte). Es folgen Scott McLaughlin (152 Punkte), Josef Newgarden (140 Punkte) und Scott Dixon (133 Punkte). Beste Nicht-Penske- oder Ganassi-Piloten sind Colton Herta (132 Punkte) und Pato O’Ward (126 Punkte).
Als nächstes Rennen folgen die 500-Meilen von Indianapolis am 29. Mai im Kalender der IndyCar-Series. Bis dahin stehen ausführliche Testfahrten und die Qualifikation am nächsten Wochenende an. Es sind jedoch nur 33 Wagen gemeldet, so dass das traditionelle Bumping entfällt und alle auch am Rennen teilnehmen können. Die IndyCar-Series hat mal wieder etwas mit dem Qualifikationsmodus gespielt. Nach der Qualifikation am Samstag stehen die Startpositionen 13 bis 30 fest. Die Plätze 31 bis 33 können am Sonntag noch bei Bedarf von nicht qualifizierten Wagen herausgefordert werden. In einer Top-12-Qualifikation werden die dritte und vierte Startreihe ausgefahren, während die schnellsten sechs Piloten dort in eine weitere Runde einziehen. In der Fast-Six geht es dann um die Pole-Position und die ersten beiden Startreihen.
Zeitplan Indy 500 Trainings (times local; MEZ)
Dienstag, 17. Mai
9:00 a.m. – 11:00 p.m. (15:00 – 17:00) – NTT IndyCar Series practice (Veterans)
3:00 p.m. – 6:00 p.m. (21:00 – 0:00) – NTT IndyCar Series practice
Mittwoch, 18. Mai
12:00 – 6:00 p.m. (18:00 – 0:00) – NTT IndyCar Series practice
Donnerstag, 19. Mai
12:00 – 6:00 p.m. (18:00 – 0:00) – NTT IndyCar Series practice
Freitag, 20. Mai
12:00 – 6:00 p.m. (18:00 – 0:00) – NTT IndyCar Series practice (fast Friday)
Samstag, 21. Mai
9:00 – 10:30 a.m. (15:00 – 16:30) – NTT IndyCar Series practice
12:00 a.m. – 5:50 p.m. (18:00 – 23:50) – NTT IndyCar Series Qualifications
Sonntag, 22. Mai
11:30 a.m. – 02:00 p.m. (16:30 – 20:00) – NTT IndyCar Series practice
2:00 – 3:00 p.m. (23:00 – 1:00) – NTT IndyCar Series Qualifications 31 – 33 (Bump Day)
4:00 – 4:55 p.m. (23:00 – 1:00) – NTT IndyCar Series Qualifications – Top 12
5:10 – 5:40 p.m. (21:00 – 21:45) – NTT IndyCar Series Qualifications – Fast 6
Montag, 23. Mai
12:00 – 2:00 p.m. (18:00 – 20:00) – NTT IndyCar Series practice
Freitag, 27. Mai
11:00 a.m. – 1:00 p.m. (17:00 – 19:00) – NTT IndyCar Series final practice (Carb Day)