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IndyCar: Analyse Texas Doubleheader

von Rainer
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Scott Dixon und Pato O’Ward holten sich jeweils einen Sieg auf dem Texas Motorspeedway. In 19 Jahren in Folge hat Dixon nun mindestens ein IndyCar-Rennen gewonnen. Für O’Ward war es der erste Sieg in der IndyCar-Series und bedeutet, dass er einen McLaren-Formel-1-Wagen nach der Saison testen darf.

Am Samstagmorgen zog ein Regengebiet über den Texas Motor Speedway und verzögerte den Start des freien Trainings. Die Qualifikation wurde in Folge abgesagt, die Startaufstellung gemäß der Meisterschaftswertung vorgenommen und der Rennstart um 30 Minuten vorgezogen, da man weiteren Regen erwarten musste. Obwohl laut Programmplanung die IndyCar-Series ab 1:00 Uhr auf Sport1+ übertragen werden sollte, verpasste man dort die ersten 27 Runden. Die 1273. Wiederholung der „PS Profis“ war wichtiger. Viel hat man aber nicht verpasst. Alex Palou führte zum Start das Feld an, verlor diese Position aber schon in Runde 3 an Scott Dixon. Der amtierende Meister sollte diese Position nur noch für wenige Runden während der Boxenstopps abgeben. Insgesamt hatte Dixon, abgesehen von zwei Restarts, ein ruhiges Rennen. Viel aufregender war es aber für Scott McLaughlin und deshalb will ich das Rennen ein wenig aus seiner Sicht betrachten.

Scott McLaughlin ging von Startplatz 15 in sein erstes Ovalrennen. Bei seinem ersten großen Sprung nach vorne profitierte er von einem Fehler seines Teamkollegen Josef Newgarden. Ab Runde 51 gingen die Fahrer für ihren ersten Stopp an die Box. Bis Runde 55 waren es insgesamt 9 Wagen, unter anderem auch die in den Top-10-Platzierten Will Power, Simon Pagenaud, Takuma Sato und Marcus Ericsson. Sebastien Bourdais musste, auf Platz 5 liegend, seinen Wagen kurz verzögern, als er auf den überrundeten Conor Daly traf. Josef Newgarden fuhr nur ganz leicht auf, was aber ausreichte den Franzosen in einem sehr unschönen Winkel in die Mauer zu schicken. Als Strafe für die unnötige Aktion wurde Josef Newgarden zum Restart an das Ende des Feldes beordert.

Alle Fahrer, die vor der Caution in der Box waren, verloren natürlich ihre gute Position, als die restlichen Piloten unter Gelb stoppen konnten. Die meisten von ihnen konnten sich wenigstens in der Führungsrunde halten. Nur Ed Carpenter, Ryan Hunter-Reay und Conor Daly verloren eine Runde. Zum Restart in Runde 70 lag Scott McLaughlin nun auf Platz 6. Scott Dixon behauptete weiterhin die Führung vor Alex Palou. Colton Herta auf Platz 3 verlor schnell den Anschluss an die Spitze und hatte nach 10 Runden unter Grün schon fast 4 Sekunden Rückstand. Mit Jack Harvey und Alexander Rossi folgten zwei weitere Honda angetriebene Wagen. Scott McLaughlin war so nicht nur bester Penske-, sondern auch Chevrolet-Pilot im Feld.

Das lag aber natürlich auch daran, weil Pato O’Ward als Speerspitze des zweiten Chevrolet-Teams Pech mit der ersten Caution hatte. Diese beförderte ihn auf Platz 14 zurück. Das Team ging von dieser Position großes Risiko ein, eventuell wieder von einer Caution benachteiligt zu werden, und holte ihn schon in Runde 110 wieder an die Box. Mit neuen Reifen war er nun deutlich schneller und zwang das restliche Feld auch zum Reifenwechsel. Der Under-Cut brachte ihn bis auf Platz 5 nach vorne. Noch weiter nach vorne ging es so für Felix Rosenqvist, der zusätzlich auch noch McLaughlin auf der Strecke überholen konnte. Die Verlierer des Boxenstoppsequenz waren Alex Palou, Colton Herta, Jack Harvey und Alexander Rossi, die sich einigen Rückstand auf die Kontrahenten einhandelten. So hatte Palou auf Platz 4 in Runde 134 schon einen Rückstand von fast 7,5 Sekunden auf Dixon. Herta, Harvey und Rossi lagen gar nur noch auf den Positionen ab Platz 7 mit 9 bis 16 Sekunden Rückstand.

Auch Josef Newgarden konnte sich nach seiner Strafe wieder gut nach vorne auf Platz 11 verbessern. Seine Teamkollegen Simon Pagenaud und Will Power hingegen standen auf den Plätzen 16 und 18 kurz vor der Überrundung durch Scott Dixon. Diese konnten sie aber bis zur nächsten Caution verhindern. Dadurch schob sich das Feld aber wieder dichter zusammen und gerade zwischen Rosenqvist und McLaughlin entbrannte ein schönes Duell um Platz 2.

Felix Rosenqvist war es dann aber, der die zweite Caution mit auslöste. Beim Überrunden zog er knapp vor James Hinchcliffe wieder auf die untere Linie und nahm so dem Andretti-Dallara die saubere Luft vom Frontflügel und er rutschte untersteuernd nach außen in den Dreck. Dort gab es kein Halten mehr und Hinchcliffe schlug hart in die Mau ein. Während der Caution konnten nun aber alle Fahrer ihren letzten Boxenstopp absolvieren. Bei Pato O’Ward lieferten die Mechaniker von McLaren SPM einen perfekten Stopp ab, der ihn auf Platz 3 nach vorne brachte. Felix Rosenqvist musste in der Boxengasse auf das Gras ausweichen und hatte so keinen perfekten Stopp und er fiel auf Platz 12 zurück. Erster Verfolger von Scott Dixon beim Restart war nun also Scott McLaughlin, der nun mit seinem großen Idol, um den Sieg kämpfen wollte. Er blieb die ganzen letzten Runden in absoluter Schlagdistanz, konnte aber keinen Angriff setzen. So gewann Scott Dixon in der 19. Saison in Folge ein IndyCar-Rennen. Mit Platz 2 war es aber ein phantastisches Ovaldebut von Scott McLaughlin. Mit dem Material von Team Penske und den Leistungen bei den Testfahrten hatte ich schon mit einem Podium für ihn in dieser Saison gerechnet. Dass ihm das aber direkt beim ersten Rennen in Texas gelingt, darauf hätte ich nicht einen Euro gewettet.

In den letzten 10 Runden musste Pato O’Ward etwas abreißen lassen. Mit Platz 3 wird der McLaren-Pilot, vor allem nach Platz 14 in Runde 70, zufrieden sein. Alex Palou auf Platz 4 bewies abermals, dass er ein wertvoller Teamkollege bei Chip Ganassi Racing ist. Colton Herta hatte im letzten Stint noch großes Pech und musste seinen Andretti-Dallara mit einem Defekt am Radlager des rechten Hinterrads in der Box abstellen. Platz 5 erbte dann Graham Rahal vor Josef Newgarden und Jack Harvey, der mit harten Manövern nach den Restart versucht hatte Rahal und Newgarden hinter sich zu halten.

Das ganze Ergebnis des ersten Texas-Rennens kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.

Die Startaufstellung wurde auch für das zweite Rennen gemäß der Meisterschaftswertung vorgenommen. Natürlich floss darin aber schon das Ergebnis des ersten Rennens ein. So führte nun Scott Dixon vor Alex Palou das Feld an. Es folgten Will Power, Pato O’Ward und Jack Harvey. Von den Positionen 6 bis 8 gingen die drei restlichen Penske-Piloten Josef Newgarden, Scott McLaughlin und Simon Pagenaud ins Rennen. Noch bevor das ganze Feld die Startlinie überquert hatte, kam es im Hinterfeld zum großen Crash. Pietro Fittipaldi schob Sebastien Bourdais an, der sich in Alexander Rossi hineindrehte. In Folge wurden noch Ed Jones, Dalton Kellett, Tony Kanaan und Conor Daly, der kopfüber die Startlinie überquerte, mit eingesammelt. Nur Kanaan konnte von den involvierten Piloten das Rennen, mit 3 Runden Rückstand, wieder aufnehmen.

Mit 18 Runden unter Gelb zu Rennbeginn änderte sich die Strategie der Teams. Ursprünglich waren vier Stopps geplant. Nun wurde aber eine 3-Stopp-Strategie möglich. Das bedeutete aber, dass die Fahrer noch mehr auf ihre Reifen Acht geben mussten. Schon am Vortag war der Reifenverschleiß ein großes Problem. Am Sonntag mit der früheren Startzeit und entsprechend auch höheren Temperaturen verstärkte sich das noch. Außerdem musste nun auch auf den Benzinverbrauch geachtet werden.

Über den ersten Stint änderte sich nichts an der Reihenfolge in den Top-10. Jack Harvey auf Platz 3 hielt ein wenig das restliche Feld auf. Insgesamt schien auch da schon Pato O’Ward der schnellste Pilot zu sein. Überholen war aber nicht möglich. Auch wenn er es mehrfach gegen Will Power versuchte. Über die erste Boxensequenz waren die Änderungen gering. Josef Newgarden hatte eine sehr gute In-Lap, die ihn an Pato O’Ward und Will Power vorbeibrachte, und auch nach dem Stopp war er richtig schnell. In Runde 80 zog er an Jack Harvey vorbei. Das war eines der wenigen Überholmanöver auf der Strecke bei zwei ähnlich schnellen Wagen.

In Runde 115 zog der Dallara-Honda von Jack Harvey eine Rauchfahne hinter sich her. Es war kein Motorschaden, sondern der gleiche Defekt, wie bei Colton Herta am Vortag. Das Radlager hatte sich überhitzt und das brennende Fett brachten den Rauch hervor. Diese Problematik muss Andretti Autosport im Auge behalten. Beide Wagen wurden von dem Team aufgebaut.

Es folgte eine kurze Caution zwischen Runde 117 und 126. Diese wurde zum einen genutzt die Strecke zu reinigen, zum anderen absolvierten aber auch alle Fahrer ihren zweiten Boxenstopp unter gelb. Ein sehr guter Stopp brachte Will Power auf Platz 2 nach vorne. Bei Alex Palou hingegen gab es Probleme und er fiel bis auf Platz 6 zurück. Direkt nach dem Restart zog Pato O’Ward außen an Graham Rahal und Josef Newgarden vorbei und es kam zur weiteren Auflage des Duells mit Will Power. Diesmal hatte der Penske-Pilot aber keine Chance und in Runde 131 holte sich der Mexikaner Platz 2. Aber auch Graham Rahal war nach dem Stopp plötzlich richtig schnell. Ohne größere Mühe überholte er Josef Newgarden, Will Power und auch Pato O’Ward. Die große Unbekannte war aber der Benzinverbraucht. Zwischen dem Boxenstopp und der grünen Flagge lagen immerhin 129 Runden mit nur noch einem geplanten Stopp in der Mitte. In dem Zusammenhang lassen sich auch die Führungswechsel zwischen Scott Dixon und Graham Rahal erklären. Ziel von allen Teams war es, den letzten Boxenstopp möglichst lange hinauszuzögern.

In Runde 186 kamen Scott Dixon, Graham Rahal und Alex Palou an die Box. Chip Ganassi gewann zwar das Duell beim Stopp, auf der Strecke überholte aber Rahal direkt Dixon. Eine Runde später absolvierte Pato O’Ward seinen Stopp und setzte sich vor beide. Das bedeutete aber nur kurzzeitig die virtuelle Führung, da Josef Newgarden als letzter Fahrer der Spitzengruppe an die Box fuhr und nun vor allen Konkurrenten lag. Ein nicht angezogenes Hinterrad bei Felix Rosenqvist sorgte für die letzte Caution direkt am Anschluss an die Boxenstoppsequenz. Der Benzinverbrauch war damit kein Problem mehr.

Zum Restart führte Takuma Sato das Feld an. Er musste aber noch einmal zum Nachtanken an die Box. Der Rennsieg sollte zwischen Josef Newgarden, Pato O’Ward, Graham Rahal und Scott Dixon ausgefahren werden. In Runde 201 konnte Newgarden Sato für die Führung überholen. O’Ward zog direkt mit, um keine Zeit auf Newgarden zu verlieren. Bis Runde 225 blieb das Feld an der Spitze recht eng beisammen. Dann zog Pato O’Ward außen an Josef Newgarden vorbei und sofort vergrößerten sich die Abstände. Nicht nur O’Ward konnte sich leicht absetzten, sondern auch Graham Rahal konnte den Speed der Top-2 nicht mehr mitgehen. Mit 1,2 Sekunden Vorsprung auf Josef Newgarden gewann Pato O’Ward das Rennen. Graham Rahal hatte auf Platz 3 schon 5,6 Sekunden Rückstand. Nach dem Sieg am Samstag und 163 Führungsrunden am Sonntag wird Scott Dixon mit Platz 4 nicht ganz zufrieden sein.

Colton Herta verbesserte sich über das ganze Rennen und fuhr Platz 5 vor Simon Pagenaud und Alex Palou ein. Mit Platz 8 bestätigte Scott McLaughlin, dass Ovalrennen kann. Rinus VeeKay und Ryan Hunter-Reay komplettierten die Top-10. Will Power verlor im letzten Stint eine bessere Position als 13, die er im Ziel erreichte. Beim Versuch Colton Herta hinter sich zu halten, kam er zu weit nach außen und touchierte auch noch leicht die Wand.

Das ganze Ergebnis des zweiten Texas-Rennens kann man auf der Homepage der IndyCar-Series (PDF) nachlesen.

Nach vier Rennen lohnt sich auch langsam ein Blick auf die Meisterschaftswertung. Scott Dixon führt die Wertung (153 Punkte) vor Pato O’Ward (131 Punkte) und Alex Palou (127 Punkte) an. Dixons großer Konkurrent in den letzten Saisons Josef Newgarden liegt aktuell auf Platz 4 (116 Punkte) vor Graham Rahal (107 Punkte) und Colton Herta (100 Punkte). Bestplatzierter Rookie ist wenig überraschen Scott McLaughlin (99 Punkte) auf Platz 9.

Nach vier Rennen innerhalb von drei Wochen gönnt sich die IndyCar-Series ein freies Wochenende. Ab dem 15. Mai beginnen die Aktivitäten auf dem Indianapolis Motorspeedway.

(c) Photos: IndyCar Media; Christopher Owens, Joe Skibinski, Chris Jones

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