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24h von Daytona: Qualifying-Rennen und Vorschau auf die Prototypen

von André Wiegold
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Die Startaufstellung der 24h von Daytona wurde erstmals in der Geschichte der IMSA SportsCar Championship in einem Qualifying-Rennen bestimmt. In einem wilden und regnerischen Lauf schnappte sich Action Express Racing mit dem #31 Cadillac die Pole-Position.

Das “Pole Award 100” im Rahmen des “Roar Before the 24” ging als erstes Qualifikationsrennen zu den 24h von Daytona 2021 am kommenden Wochenende in die Geschichte der IMSA SportsCar Championship ein. In einem 1:40 Stunden langen Rennen kämpften die Teams aller fünf Klassen um die Startplätze für den Langstreckenklassiker auf dem Daytona International Speedway in Florida.

Das Rennen wurde auf nasser Strecke gestartet und mehrere Unfälle zwangen die Rennleitung dazu, das Safety Car mehrmals ausrücken zu lassen. Doch im Laufe trocknete der Kurs immer weiter ab, sodass die zweite Rennhälfte unter deutlich besseren Bedingungen über die Bühne ging. Zu diesem Zeitpunkt schlug die Stunde für Action Express Racing.

Credits: IMSA

Der Cadillac mit der Startnummer 31 – pilotiert von den beiden Vollzeitfahrern Felipe Nasr und Pipo Derani – sollte eigentlich von der Pole-Position aus ins Rennen starten. Jedoch war das Auto bei der technischen Abnahme zu leicht gewesen, weshalb es eine Strafversetzung ans Ende des DPi-Feldes gab. Nasr und Derani ließen sich davon nicht beeindrucken und fuhren recht schnell in Richtung Spitze. Rund 50 Prozent des Rennens führte das erfahrene Duo letztlich an.

Das Action-Express-Duo, das bei den 24h von Daytona von Mike Conway und NASCAR-Champion Chase Elliott unterstützt wird, fuhr 3,664 Sekunden vor Oliver Jarvis und Harry Tincknell im Mazda ins Ziel. Das Podium komplettierte die JDC-Miller-Truppe von Cadillac, bestehend aus Tristan Vautier und Ex-DTM-Pilot Loic Duval. Der neue Meyer-Shank-Acura, gefahren von Dane Cameron und Olivier Pla, wurde vor dem Wayne-Taylor-Acura von Ricky Taylor und Filipe Albuquerque Vierter.

Die neue Ganassi-Truppe hatte zu Beginn das Heft in der Hand, wurde aber durch ein Strategiedesaster ans Ende des Feldes zurückgespult. Während auf trocknender Strecke die Konkurrenten in einer Gelbphase auf Slicks wechselten, blieb das Ganassi-Auto auf Regenreifen. Ein fataler Fehler, wie sich im weiteren Rennverlauf herausstellte. Dennoch kann man festhalten, dass der Cadillac von Ganassi die Pace hat, um gegen die Konkurrenz anzukommen.

Credits: IMSA

In der LMP2-Kategorie setzte sich PR1 Mathiasen Motorsports mit Ben Keating und Mikkel Jensen durch, während der Sieg in der neuen LMP3-Kategorie in der IMSA SportsCar Championship an Laurents Hörr und Moritz Krantz von Mühlner Motorsports America aus Belgien ging. In der GTLM-Kategorie dominierte Corvette das Geschehen. Nick Tandy und Alexander Sims sicherten sich in ihrer Corvette C8.R vor dem Schwesterauto von Jordan Taylor und Nicky Catsburg die Klassen-Pole. Für BMW war es dagegen ein rabenschwarzer Tag, denn beide M8 wurden – wie auch der Risi-Competizione-Ferrari – von den Corvettes überrundet.

Mit 18 Fahrzeugen am Start, war die GTD-Klasse die stärkste Kategorie beim Qualifikationsrennen. Die Sieger waren zwei echte IMSA-Urgesteine: Bill Auberlen und Rob Foley. Damit wird der Turner-BMW die GT3-Klasse bei den 24h von Daytona zur Grünen Flagge führen.

Außerdem wurden in der DPi, GTLM und GTD bereits erste Zähler verteilt: Aufgrund des neuen Punktesystems erhielten die Pole-Setter jeweils 35 Zähler für die Gesamtwertung – was einem Rennsieg in der IMSA SportsCar Championship im Jahr 2020 gleichkommt. In der Saison 2021 werden für Siege aber deutlich mehr Punkte ausgeschüttet. Während in den Qualifyings das gewohnte Punktesystem zum Einsatz kommt, wird die Punkteausbeute in den Rennen mit dem Faktor zehn multipliziert. Für einen Rennsieg gibt es in der neuen also Saison ganze 350 Punkte.

Das gilt aber nur für Rennen, die zur IMSA-Gesamtwertung zählen. Daneben gibt es auch Rennen, die nur dem Michelin Endurance Cup angehören. Hier wurde nichts verändert: Für einen ersten Platz an einer bestimmten Zeitmarke oder am Ende des Laufes gibt es jeweils fünf Zähler, für Platz zwei vier Zähler und Rang drei drei Zähler. Alle weiteren Piloten, die den Checkpoint oder das Ziel erreichen, erhalten zwei Punkte. Da die 24h von Daytona in der LMP2- und LMP3-Kategorie nur zum Michelin Endurance Cup gehören, gab es in diesen Klassen keine Qualifying-Punkte.

Einige Teams waren jedoch mit dem Qualifikationsrennen, das der IMSA helfen soll, die richtigen Balance-of-Performance-Entscheidungen zu treffen, absolut nicht einverstanden. So heißt es aus dem Fahrerlager, dass die Kosten und das Risiko in keinem Verhältnis stünden. Deshalb haben auch fünf Teams der 47 Autos im Feld das Rennen vorzeitig und ohne Grund beendet. Für die 24h von Daytona wird die schlechte Startposition wohl keine große Rolle spielen, da im Rennen genügend Zeit bleibt, den Rückstand wieder aufzuholen.

Vorschau auf die Prototypen: DPi

Sieben DPi-Fahrzeuge werden das Langstreckenrennen im Jahr 2021 am “World Center of Racing” in Florida aufnehmen – also eines weniger als noch im Jahr 2020. Aufgrund des Ausstiegs von Team Penske aus der Spitzenklasse der IMSA SportsCar Championship und des Rückzuges eines Mazda RT24-P wurde die Speerspitze der amerikanischen Sportwagen-Meisterschaft ordentlich durcheinander geschüttelt.

Credits: IMSA

Acura hat mit Meyer Shank Racing, dem aktuellen GTD-Champion, einen neuen Partner in der DPi-Klasse gefunden. Das Team, das mit Mario Farnbacher und Matt McMurry im Jahr 2020 in der GT3-Klasse den Gesamtsieg holte, setzt in dieser Saison auf das Vollzeitduo Dane Cameron und Olivier Pla. Juan Pablo Montoya wird die Langstreckenrennen fahren, während NASCAR- und IndyCar-Urgestein A.J. Allmendinger für die 24h von Daytona zum Team mit der Startnummer 60 hinzustoßen wird.

Wayne Taylor Racing hat sich nach vier Jahren von Cadillac verabschiedet, um einen weiteren Acura ARX-05 in der Saison 2021 an den Start zu bringen. Die Truppe hat auch ihren Fahrerkader zur neuen Saison ordentlich verändert: Die beiden Vollzeitstarter sind der Portugiese Filipe Albuquerque und Wayne Taylors Sohn Ricky Taylor, der vergangene Saison mit Penske, Acura und Helio Castroneves den IMSA-Titel geholt hat. Während Indy-500-Sieger Alexander Rossi als Langstreckenfahrer für das Team zum Einsatz kommen wird, unterstützt Champion Castroneves die Acura-Mannschaft nur bei den 24h von Daytona.

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Interessant ist der Wechsel von WTR von Cadillac zu Acura deshalb, da das japanische Unternehmen Acura bekannt gegeben hat, ab der Saison 2023 in der LMDh-Kategorie an den Start zu gehen. Hat Wayne Taylor also schon die Weichen für die neue Ära in der IMSA SportsCar Championship gestellt?

JDC-Miller fährt weiterhin mit Cadillac-Power in der IMSA SportsCar Championship. Tristan Vautier und Loic Duval sind für die ganze Saison gesetzt, während Sebastien Bourdais für die Langstreckenrennen nominiert wurde. Cadillac begrüßt mit Chip Ganassi Racing zudem ein neues DPi-Team in seinen Reihen. Der Rennstall kehrt damit nach seinem langjährigen Engagement mit Ford in der GTLM-Kategorie in die Serie zurück. Der Cadillac DPi-V.R wird von Renger van der Zande und Ex-Formel-1-Pilot Kevin Magnussen pilotiert werden. Im Michelin Endurance Cup soll Scott Dixon die Ganassi-Fahne hochhalten, während Marcus Ericsson nur als Ersatzfahrer beim Roar auf dem Zettel stand. Im 24h-Rennen werden nur drei Piloten zum Einsatz kommen.

Action Express Racing setzt im Jahr 2021 auf zwei Cadillac DPi-V.R, einen mit der Startnummer 31 und einen mit der Startnummer 48. In der #31 nimmt das kongeniale brasilianische Duo Platz, bestehend aus Felipe Nasr und Pipo Derani. Die Langstreckenrennen fährt Mike Conway, während NASCAR-Champion Chase Elliott zu den 24h von Daytona zum Team dazustößt. Den zweiten Cadillac, der aber nur bei den 24h von Daytona eingesetzt werden wird, steuert eine echte Allstar-Truppe: WEC-Meister Kamui Kobayashi, IndyCar-Champion Simon Pagenaud, DTM-Meister sowie Le-Mans-Sieger Mike Rockenfeller und Rekord-NASCAR-Champion Jimmie Johnson, dessen Startnummer und Sponsor auf dem Auto prangt.

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Mazda hat sein Engagement in der Spitzenklasse des IMSA-Universums auf ein Fahrzeug reduziert. Das Auto mit der Startnummer 55 ist übrig geblieben, während die #77 gestrichen wurde. Mazda hat Oliver Jarvis und Harry Tincknell in den eigenen Reihen. Für den Michelin Endurance Cup stößt Jonathan Bomarito zum Team.

Vorschau der Prototypen: LMP2 und LMP3

Aufgrund der COVID-19-Pandemie war im Jahr 2020 nicht viel von der vielversprechenden LMP2-Kategorie übrig. Nur fünf Boliden gingen bei den 24h von Daytona an den Start. In der regulären Saison wurde das Feld auf meist zwei Fahrzeuge zusammengeschrumpft. Das soll sich 2021 wieder ändern – obwohl die Pandemie noch kein Ende genommen hat.

Bei den 24h von Daytona werden insgesamt zehn Autos am Start erwartet, eine deutliche Steigerung zum Vorjahr. Nicht mit dabei ist der aktuelle LMP2-IMSA-Champion Patrick Kelly, der dieses Mal nicht von PR1 Mathiasen ins Rennen geschickt werden wird. Der Grund ist nicht bekannt, aber Kelly plant weiterhin in Le Mans für das Team zu fahren. Das Championship-Team setzt auf das Quartett Ben Keating, Mikkel Jensen, Nicolas Lapierre und Scott Huffaker. Keating wird zum fünften Mal ein Doppelprogramm abspulen und damit mindestens neun Stunden in einem Auto verbringen. Er fährt außerdem in der GTD-Kategorie für TF Sport einen Aston Martin.

Die See und der Zoll waren zu Beginn des Roar Before the 24 die größten Hürden für das favorisierte Racing Team Nederland. Die Seefracht hatte Verspätung und wurde im Hafen erst einmal einbehalten. Pünktlich zum Freitagstraining wurde das Auto dann auf das Banking des Daytona International Speedways geschickt. Mit Frits van Eerd, Giedo van der Garde, Job van Uitert und Charles Milesi hat das Team eine schlagkräftige Truppe auf die Beine gestellt.

Ferdinand Habsburg und Robert Kubica bilden die Speerspitze bei High Class Racing in der LMP2-Kategorie. Obwohl das Duo über relativ wenig Langstreckenerfahrung verfügt, könnte alleine die geballte Power der beiden Topracer für ein Ergebnis auf dem Podium reichen. Kubica, der bereits an den 24h von Dubai teilgenommen hat, spricht von seiner ersten echten Langstreckenherausforderung. Auch das erfahrene WEC- und ELMS-Team wird sein Daytona-Debüt feiern.

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RWR-Eurasia musste kurzfristig sein Line-up ändern, da Mathieu Jaminet positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Der Deutsche Sven Müller wird seinen Platz neben Cody Ware, Salih Yoluc und NASCAR-Fahrer Austin Dillon einnehmen. Dillon, der für Richard Childress Racing Stockcar-Rennen bestreitet, war anfangs etwas überfordert, da es viele Knöpfe an einem LMP2-Lenkrad gibt. Das ist etwas, das in der NASCAR-Welt so nicht vorkommt. Dillon schaffte es aber schnell, sich an das neue Umfeld zu gewöhnen.

GT3-Ass Christopher Mies wird für DragonSpeed in der Startnummer 82 sein erstes 24h von Daytona in einem LMP2 bestreiten. Der Audi-Dauerbrenner hat große Pläne, denn er würde gerne mehr Prototypenrennen fahren. Der 31-Jährige hofft sogar, eine Rolle im geplanten LMDh-Projekt von Audi spielen zu dürfen. Er teilt sich das Auto mit Eric Lux, Devlin Defrancesco und Fabian Schiller. Das zweite DragonSpeed-Auto fahren Rob Hodes, Garett Grist, Rinus Veekay und Ben Hanley.

In der neu geschaffenen fünften Klasse, der LMP3-Kategorie haben sich insgesamt sieben Teams gemeldet. Mit Moritz Kranz, Laurents Hörr, Kenton Koch und Stevan McAleer wollen die Belgier von Mühlner Motorsport alles auf Sieg setzen. Riley Motorsports wird gleich zwei Fahrzeuge ins Rennen schicken. Das ehemalige GTD-Team setzt dabei auf Gar Robinson, Spencer Pigot, Scott Andrews und Oliver Askew in der Startnummer 74 und auf Jim Cox, Dylan Murry, Austin McCusker und Jeroen Bleekemolen in der Startnummer 91.

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CORE Motorsport ist zurück in der Prototypen-Klasse. Vergangenes Jahr hat die Truppe rund um Teamchef Jonathan Bennett noch den GTLM-Einsatz von Porsche betreut. Bei den 24h von Daytona wird der Strippenzieher nun wieder selbst ins Steuer seines LMP3-Boliden mit der Startnummer 53 greifen. Er teilt sich das Auto mit George Kurtz, Colin Braun und GTD-Champion Matt McMurry. Bennett hat in Zukunft Großes vor, denn er wünscht sich, dass sein Team in der neuen LMDh-Ära ab 2023 einen Werkseinsatz in der höchsten IMSA-Kategorie übernehmen darf.

Die 24h von Daytona bringen sowohl in der LMP2- als auch LMP3-Kategorie keine Punkte für die Gesamtwertung. Der Langstreckenklassiker ist für diese Klassen einzig und allein Teil des Michelin Endurance Cups, in dem alle sechs Stunden Punkte verteilt werden. Die DPi und GT-Klassen werden hingegen Punkte für die IMSA-Gesamtwertung 2021 bekommen. Die 24h von Daytona starten am Samstag, den 30. Januar, um 21:40 Uhr deutscher Zeit. Das Rennen wird in Deutschland live und in voller Länge auf MotorvisionTV übertragen. An den Mikrofonen erwarten euch Pete Fink, Lenz Leberkern, ein Überraschungsgast und meine Wenigkeit, André Wiegold.

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IMSA: 24 Stunden von Daytona 2021 – GT-Klassen-Vorschau – Racingblog 30 Januar, 2021 - 10:10

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