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24H von Le Mans 2019: Regeln und Betrug – Ein Kommentar

von DonDahlmann
2 Kommentare

Wieder wurde in Le Mans ein Klassensieger disqualifiziert. Teams, die die Regeln missachten betrügen vor allem die Fans.

Natürlich muss man über die Disqualifikation des Keating Ford sprechen. Die erste Strafe wegen der nicht eingehaltenen Tankzeit, war ok. Wie man aber auf eine Strafzeit von 55.2 Sekunden kommt, hat die FIA leider nicht erklärt. Das ist sehr intransparent und für den Fan nicht nachvollziehbar. Ich kann nicht verstehen, warum die FIA hier kein offenes, für alle einsehbares System hat.

Was die Disqualifikation angeht – Auch wenn es nur 0,1 Liter waren, die der Tank zu groß war, die Regel war gebrochen. Irgendwo muss man eine Grenze ziehen und die lautet eben 96 Liter und nicht 96,1 Liter. Man kann hier nicht mal 0,01 Liter durchgehen lassen. Die Frage ist, ob man hier nicht einen Spielraum bei den Strafen geben sollte. 0,1 Liter bringen keinen Vorteil. Hätte man hier mit einer Zeitstrafe arbeiten müssen? Möglich wäre, dass man pro 0,1 Liter eine Runde abzieht. Aber würde das am Ende dazu führen, dass die Teams dann damit rechnen und bei manchen Rennen eine Strafe einkalkulieren? Die Möglichkeit ist sicher gegeben, so unwahrscheinlich sie klingen mag.

Das „bescheissen“ gehört zum Motorsport seit dem es den Sport gibt. Die Liste der kreativen Einfälle ist lang. Legendär ist die Idee von Tom Walkinshaw in den 80ern, die Streben des Überrollbügels als Zusatztank zu benutzen. Die Regelhüter können nicht auf den Sportsgeist der Akteure hoffen.

Aber die komplizierten Regeln sind auch nicht immer nachvollziehbar. Der Rebellion #3 fing sich eine bizarre 3 Minuten Strafe ein, weil man die falsche Seriennummer eines Reifensatzes an die Rennleitung übermittelt hatte. Die Teams bekommen ja nur eine bestimmte Anzahl von Reifensätzen zur Verfügung gestellt, die Seriennummern der Reifen, die die Teams wählen, muss vorher an die Rennleitung kommuniziert werden. Die gleichen die Listen dann ab. Hintergrund: So soll niemand heimlich einen Satz mehr verwenden können.

So weit, so richtig. Aber so was kann man nun wirklich nachträglich auch überprüfen. Man kann zum Beispiel den Teamleiter zur Rennleitung zitieren, damit der nachweist, dass man keinen zusätzlichen Satz genutzt hat. Die Reifen haben zudem RFID-Chips, sind also leicht zu kontrollieren.

Abgesehen von derartig wirren Regeln – Es ist das dritte Jahr in Folge, das ein Wagen, der auf dem Podium war, in Le Mans nach dem Rennen disqualifiziert werden muss. 2017 erwischte es Rebellion. Die hatten ein Loch in die Motorhaube des LMP2 gebohrt um mittels eines Hammers und einer Eisenstange einen störrischen Anlasser in Gang zu setzen. War ein Verstoss gegen die Regeln, weil der Wagen nicht mit dem Loch abgenommen war.

2018 wurde der G-Drive disqualifiziert, weil man an der Tankanlage des Autos rumgefummelt hatte, damit man das Auto schneller betanken konnte. Das Team protestierte gegen die Entscheidung, hatte damit aber keinen Erfolg. Zwar hatte sich der G-Drive technisch nichts zu schulden kommen lassen, aber gegen den „Conduct of Sport“ verstossen. Eine weiche Regel, mit der man den Beschiss im Sport eindämmen will.

Nun also der Keating Ford. Auch viertplatzierte Ford aus der Pro wurde wegen eines zu großen Tanks (0,83 Liter) disqualifiziert. Das bei zwei Ford das gleiche Problem auftaucht kann schon nicht mehr mit Dummheit erklärt werden. Was genau da bei Ford passiert ist, würde die Fans sicher brennend interessieren.

Es ist schade, dass der Sport immer wieder solche Geschichten produziert. Und besonders unschön ist es in Le Mans. Es ist verständlich, dass man alles dafür tut, um dieses Rennen einmal im Leben zu gewinnen. Aber ist verdammenswert, wenn dafür die Regeln bricht. Ein bisschen biegen – ok. Das gehört dazu. Aber kein Betrug. Denn ist es auch ein Betrug an den Millionen Fans, denen Le Mans genauso wichtig ist, wie den Teams und jedem Fahrer.

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2 Kommentare

Dirk 20 Juni, 2019 - 08:52

Die 55,2 Sekunden ergeben sich aus der fehlenden Pitstop-Zeit (0,6s) multipliziert mit der Anzahl der Pitsops (23), was dann schonmal 13,8 Sekunden ergibt. Und damit es dann auch eine Strafe ist, wurde es nochmal mit 4 multipliziert, womit man dann auf die 55,2 Sekunden kommt.

Habe ich irgendwo gelesen, wo genau, weiß ich nicht mehr.

DonDahlmann 20 Juni, 2019 - 16:40

Ah, vielen Dank für die Aufklärung.

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