Home Motorsport VASC: Analyse Sandown 500 2017

VASC: Analyse Sandown 500 2017

von ThomasB
0 Kommentare

Mit ihrem ersten Supercars-Sieg überhaupt krönten Cameron Waters und Richie Stanaway ein für sie perfektes Wochenende in Sandown. Scott McLaughlin und Alex Prémat wurden Zweite, was McLaughlin half, seinen Vorsprung auf Jamie Whincup in der Gesamtwertung auf 84 Zähler auszubauen, während Chaz Mostert und Steve Owen auf Platz drei Fords ersten Dreifachtriumph in Sandown seit 2004 sicherten. Red Bull Racing erlebten dagegen kein gutes Rennen, schafften es jedoch, den Schaden in Grenzen zu halten.

Das Wochenende begann äußerst dramatisch. Kurz vor Ende des ersten Qualifikationsrennens erlitt Todd Hazelwood einen schweren Unfall in Turn 6. Nach einem Kontakt mit Jonathon Webb bei rund 260 km/h flogen beide in die Reifenstapel ab. Doch während Webb einfach geradeaus in die Streckenbegrenzung rutschte, drehte sich Hazelwood um 180 Grad und schlug mit dem Heck voran und fast ungebremst in die Reifen ein. Der Wagen wurde zurückgeschleudert, drehte sich mehrmals in der Luft, schlug mit dem Dach auf dem Boden auf und kam schließlich auf der Fahrerseite zum Liegen. Hazelwood blieb erstaunlicherweise unverletzt und trat nur kurze Zeit später beim Super2-Lauf wieder an. Sein Auto wurde allerdings völlig zerstört und damit war sowohl für Hazelwood als auch für Tim Blanchard das Sandown 500 bereits vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte. Will Davison und Jono Webb konnten am zweiten Quali-Rennen nicht mehr teilnehmen und starteten das Hauptrennen somit von der letzten Position. Zudem muss Webb, der die Schuld an dem Unfall auf sich nahm, eine Strafe von knapp 10.000€ zahlen (davon 5.000€ auf Bewährung). Brad Jones Racing wird nun ein neues Chassis aufbauen müssen – nicht zum ersten Mal in dieser Saison.

Für das Hauptrennen hatten die Qualifikationsläufe folgende Startaufstellung ergeben: Waters/Stanaway starteten von der Pole, nachdem sie sich in den Heats von Platz sechs nach ganz vorne arbeiten konnten. McLaughlin/Prémat und David Reynolds/Luke Youlden folgten auf den Plätzen zwei und drei. Jamie Whincup/Paul Dumbrell gingen von Platz vier ins Rennen, vor Chaz Mostert/Steve Owen und Fabian Coulthard/Tony D’Alberto. Shane van Gisbergen/Matt Campbell im zweiten Red Bull mussten sich mit Startplatz 21 abfinden, was gleich mehrere Gründe hatte: In der Qualifikation drehte sich van Gisbergen kurz vor Schluss in Turn 4 und bekam keine schnelle Runde mehr hin, was Startplatz 16 für den ersten Quali-Heat zur Folge hatte. Dort hatte Campbell erst einen schlechten Start und wurde dann von Taz Douglas umgedreht. Im zweiten Quali-Heat musste van Gisbergen also von Platz 25 die Kohlen aus dem Feuer holen, konnte sich aber auch nur bis auf die 19. Position verbessern. Doch dann schritt die Rennleitung ein und entschied sich, van Gisbergen/Campbell auf Startplatz 21 zurückzuversetzen, weil er in der vierten Trainingssession mit Coulthard kollidiert war.

Leider ein weiterer Fall von Strafenlotterie bei den Supercars. Es kann einfach nicht sein, dass man für eine Kollision im Training die gleiche Strafe bekommt wie zum Beispiel Simona de Silvestro, die im Qualifying Jamie Whincup behinderte und ihn um eine Top-Fünf-Rundenzeit brachte. Von der Rennleitung muss endlich eine klare Linie gefahren werden, denn diese Inkonsistenz bei Strafen ist schon lange ein Problem in der Serie (wenn auch nicht exklusiv) und wurde hier auch schon mehrfach angesprochen. Wenn man so weiter macht, kann man Fahrer ihre Strafen auch einfach aus dem Hut ziehen lassen.

Am hinteren Ende des Grids bekamen van Gisbergen/Campbell übrigens Gesellschaft von weiteren Favoriten. Craig Lowndes und Steven Richards starteten von Platz 23, nachdem Lowndes im zweiten Quali-Heat seinen Wagen mit einem Defekt an der Servolenkung in der Garage abstellen musste. Um sich wieder nach vorne arbeiten zu können, entschied man sich, van Gisbergen und Lowndes im Rennen den Startstint zu lassen, während der Rest des Feldes die Co-Driver beginnen ließ.

Der Start zum Sandown 500 war fast eine Kopie zum letzten Jahr, inklusive einer langen Unterbrechung: Stanaway konnte sich vor Prémat behaupten, der zwar einen sehr guten Start hatte, es aber trotzdem nicht am Neuseeländer vorbei schaffte. Ihnen folgten Dumbrell, Youlden und Owen. Im Hinterfeld wurde erst Dean Canto von Jack Perkins umgedreht und nur wenige Augenblicke später machte Taz Douglas das gleiche mit Ash Walsh. Douglas beschädigte sich dabei den rechten Vorderreifen, der daraufhin den Belastungen in der berüchtigten Kurve 6 nicht mehr standhalten konnte. Douglas krachte heftig in die Reifenstapel – fast genau wie James Golding im letzten Jahr. Das Rennen wurde für eine Stunde unterbrochen, um den entstandenen Schaden an der Streckenbegrenzung zu reparieren, und die Renndistanz wurde auf 125 Runden verkürzt. Douglas blieb zum Glück unverletzt.

Als sich das Feld hinter dem Safety Car wieder in Bewegung setzte, kam Lowndes zum ersten Pitstop und gab das Steuer an Richards weiter. Lowndes hatte sich in der Startphase von P23 auf P17 nach vorne arbeiten können. Noch besser lief es für van Gisbergen, der in der Startphase ganze acht Positionen gutmachen konnte.

In Runde sechs fiel dann endlich wieder die grüne Flagge und van Gisbergen setzte seine Aufholjagd fort. Bereits drei Runden später lag er wieder in den Top 10. An der Spitze blieb es derweil spannend, denn Stanaway hatte Schwierigkeiten, sich von seinen Verfolgern Prémat und Dumbrell abzusetzen, auch wenn die beiden selber ständig um den Platz hinter Stanaway kämpften.

Dumbrell konnte schließlich noch vor den ersten Stopps Prémat überholen und lag nach den Pitstops sogar virtuell in Führung. Auf der Strecke führte zwar Ash Walsh, doch der war aufgrund eines frühen Stopps gleich zu Beginn in einer anderen Stopp-Sequenz unterwegs. Auf dem fünften Platz folgte bereits Matt Campbell, der bei den Stopps das Steuer von van Gisbergen übernommen hatte und nun sogar Druck auf Prémat ausüben konnte.

An der Spitze blieb Dumbrell jedoch nur kurz, denn nachdem er ausgangs Turn 1 über eine scharfe Kante hinter dem Kerb fuhr, kam es bei ihm zu einem Reifenschaden und er fiel nach einem weiteren Pitstop auf Rang 23 zurück. Er und Whincup konnten sich nach einer tollen Aufholjagd bis zum Schluss zwar noch auf P6 verbessern, doch die Chancen auf den Sieg und die Tabellenführung waren dahin.

Nachdem Walsh seinen Stopp nachgeholt hatte, lag Stanaway wieder in Führung und die Lage an der Spitze beruhigte sich etwas. Dahinter wurde aber bis zu den zweiten Pitstops hart um die Positionen gekämpft. Sehenswert war vor allem der Fight um die neunte Position: Luke Youlden hatte Dean Canto im Nacken, der wiederum Druck von Warren Luff bekam. Luff fackelte im Gegensatz zum Prodrive-Piloten nicht lange und schnappte sich sowohl Canto als auch Youlden in einer Aktion. Wenig später nutzte Jack Perkins im zweiten HSV-Racing-Commodore eine weitere Rangelei zwischen Canto und Youlden, um ebenfalls an beiden vorbei zu gehen.

Nachdem ab Runde 54 alle zum Fahrerwechsel an die Box kamen, schlug die Stunde von Matt Campbell. Er war nach den Stopps der einzig verbliebene Co-Driver an der Spitze und lag hinter Waters und McLaughlin an dritter Position. Er konnte den Speed der etablierten Fahrer lange mitgehen, auch wenn er gegen Ende seines Stints zurückfiel.

In Runde 86 war van Gisbergen während der dritten und letzten Pitstops wieder ins Auto gestiegen und es sah so aus, als ob er den dritten Platz würde nach Hause fahren können, und das nach Startplatz 21. Doch 20 Runden vor Schluss erlitt auch van Gisbergen einen Reifenschaden und konnte bis zum Ende nur Platz 16 retten. Teamchef Roland Dane nahm die Schuld an dem Reifenschaden auf sich, da man es anscheinend etwas mit dem Setup übertrieben hatte. Für van Gisbergen ist dies doppelt bitter, denn er hat in der Meisterschaft nun einiges an Boden verloren.

Während der dritten Stopps spielte sich auch im Kampf um den Sieg die entscheidende Szene ab: Als McLaughlin wieder auf die Strecke fuhr, hing er hinter Rick Kelly fest. Waters kam auf der Start-Ziel-Geraden angeflogen und setzte sich neben McLaughlin, sodass er nicht rausziehen und Kelly überholen konnte. Für Waters war somit der Weg frei und er holte sich den ersten Platz zurück.

Die Schlussphase war geprägt vom Duell zwischen Waters und McLaughlin, die kaum eine Sekunde trennte. Waters konnte McLaughlin aber hinter sich halten und belohnte sich und Stanaway nach einer brillanten Leistung mit dem mehr als verdienten Sieg und 300 Punkten für den Enduro Cup. Dritte wurden Chaz Mostert und Steve Owen, die vom Reifenschaden bei van Gisbergen profitierten. Garth Tander und James Golding fuhren einen starken vierten Platz ein, nachdem Tander noch in der letzten Runde Fabian Coulthard überholen konnte. Whincup/Dumbrell wurden wie bereits erwähnt Sechste und konnten so immerhin verhindern, dass McLaughlins Vorsprung vor Whincup in der Gesamtwertung allzu groß wurde.

Zu erwähnen wären noch die starken Leistungen von James Moffat/Richard Muscat und Lee Holdsworth/Karl Reindler. Moffat/Muscat waren nur von P16 gestartet, konnten sich aber heimlich still und leise Platz sieben erarbeiten, während Holdsworth/Reindler nach P12 beim Start immerhin als Achte das Ziel sahen.

Auf Platz neun landeten zwar Tim Slade/Ash Walsh, doch weil Slade nicht auf die Mindestdistanz von 54 Runden kam, wurde das Duo nachträglich disqualifiziert. Dadurch rückten Winterbottom/Canto auf P9 und Courtney/Perkins auf P10 vor.

Auch bei Erebus wird man mit dem Rennen nicht zufrieden sein. Reynolds/Youlden waren vom dritten Platz gestartet, hatten dann aber von Beginn an Schwierigkeiten, vorne mitzuhalten. Ein Reifenschaden machte dann einen Platz unter den ersten Zehn endgültig unmöglich und die beiden mussten sich mit Platz 17 abfinden.
Im zweiten Auto hatten Dale Wood und Chris Pither ähnliche Probleme. Von P7 gestartet zwang ein Reifenschaden Pither zu einem frühen Stopp, sodass schließlich Rang zwölf das Maximum war.

Highlights Sandown 500
Ergebnis Sandown 500

In der Meisterschaft konnte Scott McLaughlin die Führung verteidigen und liegt nun mit insgesamt 2334 Punkten vorn. Ihm folgen Jamie Whincup (2250), Fabian Coulthard (2173) und Chaz Mostert (2052). Shane van Gisbergen kam der Setup-Fehler seines Teams teuer zu stehen, er hat nun 414 Zähler Rückstand und liegt mit insgesamt 1920 Punkten auf Rang fünf.

Als nächstes steht mit dem Bathurst 1000 der Saison-Höhepunkt auf dem Programm, das am Wochenende vom 6. bis 8. Oktober stattfinden wird. Leider finden am gleichen Wochenende sowohl der GP von Japan in Suzuka als auch das Petit Le Mans in Road Atlanta statt. Zum Schluss gibt es noch die Links zur Fahrer- und Teamwertung, zum Stand im Enduro Cup und zur Stewards Summary (PDF) der Supercars.

Das könnte Dir auch gefallen