Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse GoPro Grand Prix of Sonoma – Das große Finale

IndyCar: Analyse GoPro Grand Prix of Sonoma – Das große Finale

von Rainer
2 Kommentare

Mit einem perfekten Wochenende für Team Penske endete die IndyCar-Saison. Josef Newgarden sicherte sich mit Platz 2 die Meisterschaft und Simon Pagenaud feierte den Rennsieg.

Schon das Ergebnis des Tests am Donnerstag deutete an, dass es für die Honda-Piloten schwer sein würde, die Chevrolets über den Speed zu schlagen. Dies zeigte auch die Startaufstellung für das Rennen. Josef Newgarden holte sich die Pole und den entsprechenden Extrapunkt. Direkt hinter ihm folgten seine Teamkollegen Will Power, Simon Pagenaud und Helio Castroneves. Den besten Honda stellte Takuma Sato auf Startplatz 5. Scott Dixon hatte mit Startplatz 6 ein ziemlich dickes Brett zu bohren. Für die Meisterschaft musste er, mit einem langsameren Wagen, an allen vier Penske-Chevrolet vorbei. Wie das funktioniert, hatte er zuletzt am 25. Juni gezeigt, als er den Kohler Grand Prix in Road America gewann. Außerdem ist das Chaos ein häufiger Begleiter der IndyCar-Series. Am Sonntag war klar, dass es für Scott Dixon sehr schwer werden würde, aber aussichtslos war sein Unterfangen nicht.

Direkt beim Start zeigte sich der Faktor Chaos zum ersten Mal. Die Penske-Chevrolets kamen ohne Probleme durch die ersten Kurven. Dahinter wurde aber gedrängelt und geschoben. Takuma Sato musste die Strecke verlassen und handelte sich dabei einen Reifenschaden ein. Gleiches wiederfuhr Tony Kanaan. Jack Harvey wurde von Zachary DeMelo angeschoben und James Hinchcliffe von Spencer Pigot getroffen. Alle Fahrer setzten ihre Fahrt fort. An der Spitze konnte Scott Dixon den Penskes gerade so folgen, während Helio Castroneves Druck auf Will Power ausübte.

Mit drei heißen Eisen im Feuer hatte man bei Team Penske die Strategie gesplittet. Newgarden, Power und Pagenaud waren auf den Prime-Tires gestartet, Castroneves auf den Option-Tires, die die klar schnelleren Reifen waren. Die Stintlänge von gut 20 Runden bei einer 3-Stopp-Strategie war aber grenzwertig für die Haltbarkeit der Option-Tires. Die Fahrer mussten also zwei längere Stints auf den Prime-Tires im leichten Benzinsparmodus absolvieren. Team Penske setzte aber eines ihrer heißen Eisen auf eine 4-Stopp-Strategie, um für den Fall unglücklich fallender Cautions eine weitere Option zu haben. In Runde 11 kam Simon Pagenaud in die Box und ließ Option-Tires aufziehen. So entwickelte sich wenigstens ein sehr spannendes Rennen um den Sieg.

Der Kampf um die Meisterschaft wurde nämlich nie wirklich spannend. Chip Ganassi Racing setzte Scott Dixon auf die konservative 3-Stopp-Strategie, aber bis zum letzten Stopp in Runde 61 hing er hinter Helio Castroneves fest. Da hatte er schon fast 15 Sekunden Rückstand auf Josef Newgarden. Bis ins Ziel konnte er den Rückstand zwar auf gut acht Sekunden verkürzen, aber Josef Newgarden und damit die Meisterschaft war nie in Reichweite. Das Gleiche galt natürlich auch für Helio Castroneves. Früher hatten sich auch schon Takuma Sato und Alexander Rossi aus dem Titelkampf verabschiedet. Sato musste seinen Wagen nach einem weiteren Ausritt abstellen. Das Rennen Rossis wurde durch einen elektrischen Defekt beendet. Simon Pagenaud war also Josef Newgardens letzter Kontrahent. Bei einem Sieg des Franzosen hätte dem US-Amerikaner aber immer noch Platz 3 zur Meisterschaft gereicht.

Gerne hätte Josef Newgarden sich die Meisterschaft mit dem Sieg in Sonoma gesichert. Doch Simon Pagenaud hatte etwas dagegen. Durch die unterschiedlichen Strategien konnte man das Duell lange nur im Live-Timing verfolgen. Auch die amerikanischen TV-Kommentatoren brauchten bis nach Runde 50, um zu sehen, dass Pagenaud auf dem Weg zum Sieg war. Der zusätzliche Stopp hatte Pagenaud rund 30 Sekunden gekostet. Nach seinem zweiten Reifenwechsel lag er auf Platz 10, aber nur 15 Sekunden hinter Newgarden. Kurz vor Newgardens zweitem Stopp in Runde 40 betrugt Pagenauds Rückstand keine zehn Sekunden mehr. Als Pagenaud zum dritten Mal aus der Box kam, sortierte er sich auf Platz 3 ein, 3,8 Sekunden hinter Will Power und 7,3 Sekunden hinter Newgarden. Mit brandneuen Option-Tires schloss er schnell die Lücke zu Power und überholte ihn in Runde 53. Dieses Manöver haben die Kameras von NBCSN nicht eingefangen. In Runde 58 hatte Pagenaud das Heck seines anderen Teamkollegen erreicht. Der zusätzliche Stopp war somit egalisiert. Während die Spitze aus Josef Newgarden und Will Power das Rennen benzinsparend auf den Prime-Tires kontrolliert hatte, ließ Simon Pagenaud seinen Chevrolet auf den Option-Tires regelrecht fliegen. Er setzte die Extraleistung des Push-to-Pass-Systems für optimale Rundenzeiten ein. Im Prinzip bestand sein Rennen nur aus Qualifikationsrunden. Zweimal übertrieb er es aber. Die Ausritte in Kurve 9A kosteten aber kaum Zeit.

Die letzten Boxenstopps, einschließlich der Reifenwahl, sollten die Entscheidung bringen. In Runde 62 kam Josef Newgarden an die Box und ließ neue Option-Tires aufziehen. Er hatte damit die schnelleren Reifen, musste diese aber auch über 20 Runden ins Ziel tragen. Er konnte also auch nicht voll attackieren. Simon Pagenaud folgte zwei Runden später und setzte auf neue Prime-Tires. Bei der Boxenausfahrt konnte er sich ganz knapp vor Newgarden setzten. Dieser versuchte bis Kurve 7, einen Angriff zu starten, aber Pagenaud verteidigte sich sehr geschickt. Danach gab er sich geschlagen und fuhr mit Platz 2 den Meistertitel nach Hause. Das war natürlich die komplett richtige Entscheidung. Ein Unfall zwischen Josef Newgarden und Simon Pagenaud hätte am Ende nur Scott Dixon noch die Meisterschaft geschenkt. Will Power komplettierte mit Platz 3 das perfekte Wochenende für Team Penske.

Abseits von der Spitze hat NBCSN das Rennen leider kaum verfolgt. So ist unklar, warum Helio Castroneves im Ziel fast 15 Sekunden Rückstand auf Scott Dixon hatte. Vor dem Stopp in Runde 61 lag er ja noch vor ihm. Mit Platz 6 bestätigte Graham Rahal seine tolle Form in der zweiten Saisonhälfte. Ohne den schlechten Saisonstart mit einigen Platzierungen außerhalb der Top-10 hätte er ein ernsthaftes Wort im Meisterschaftskampf mitsprechen können. Marco Andretti, Ryan Hunter-Reay und Sebastien Bourdais komplettierten die Top-10 in Sonoma. Mit Platz 19 sicherte sich Ed Jones den Titel als Rookie des Jahres. Das war aber auch nicht schwer, da er der einzige Rookie war, der alle Rennen bestritten hat.

Das ganze Ergebnis (PDF) kann man auf der Seite der IndyCar-Series nachlesen.

Josef Newgarden ist klar der verdiente Meister. Vier Siege und weitere fünf Podestplätze in der sehr engen IndyCar-Series sind schon eine tolle Leistung. Bis auf das Rennen in Watkins Glen war er auch komplett fehlerfrei unterwegs. Noch konstanter war Simon Pagenaud. In 17 Rennen erreichte er 13 Mal die Top-5. Seine schlechteste Platzierung war Platz 16 in Detroit. Am Ende fehlten ihm 14 Punkte zur Titelverteidigung. Wenn wir uns an den 26. August erinnern, fällt uns dieses Überholmanöver ein:

Dieses Manöver brachte Newgarden zehn weitere Punkte ein, wohingegen es Pagenaud 15 Punkte kostete. Das war also ohne Frage einer der entscheidenden Aktionen in dieser Saison.

Mit dem Rennen in Sonoma endete nicht nur die IndyCar-Saison, sondern auch eine ganze Ära im US-Formel-Sport. Damit meine ich nicht die Aero-Kits von Honda und Chevrolet, die jetzt eingemottet werden. Helio Castroneves verliert sein Vollzeitcockpit bei Team Penske. Seit 2000 fährt er für den Captain. In der Zeit holte er drei Siege beim Indy 500, für die Meisterschaft hat es aber nie gereicht. Wahrscheinlich sehen wir ihn aber im Mai zum nächsten Indy 500 wieder. Das Ganze ist aber noch nicht offiziell bestätigt. Bestätigt ist hingegen, dass Tony Kanaan seinen Platz bei Chip Ganassi Racing räumen muss. Er ist genauso lange in der IndyCar-Series (bzw. CART und Champ Car) wie sein guter Freund Castroneves. Vielleicht ergibt sich für Kanaan aber die Chance, seine Karriere bei A.J. Foyt Enterprises fortzusetzen. Das wäre wichtig, da es schwer würde, zwei so beliebte Fahrer zu ersetzten. Mit Josef Newgarden hat man nun aber einen jungen US-Amerikaner, der diese Lücke für die nächste Ära füllen kann.

Die Ära der Racingblog IndyCar Series in der Fantasy Challenge dominiert derweil Firo. Er konnte seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Herzlichen Glückwunsch! Weltweit belegt er mit 2704 Punkten Platz 18. Tolle Leistung! Die Ehre des Racingblogs verteidigten ThomasB und Yankee auf den Plätzen 2 und 3. Über meine Endplatzierung lege ich den Mantel des Schweigens. Danke fürs Mitspielen vom gesamten Racingblog-Team.

Der Kalender der neuen Saison wird wahrscheinlich erst in ein oder zwei Wochen vorgestellt. Der Auftakt wird aber wohl spätestens Anfang März in St. Petersburg stattfinden. Genaueres werdet Ihr sicherlich hier im Blog, genauso wie die Entwicklungen der Silly-Season, erfahren. Bis dahin verabschiede ich mich in die Winterpause und gehe direkt Mal Lebkuchen und Spekulatius kaufen. Immerhin steht Weihnachten fast vor der Haustür.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Shawn Gritzmacher, Joe Skibinski

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2 Kommentare

nona 19 September, 2017 - 14:02

Äh… „Vorschau“…?

crusher75 19 September, 2017 - 15:01

Das war natürlich Absicht, um die Aufmerksamkeit der Leser zu testen. Es hatte sicherlich nichts damit zu tun, dass der Autor mit Copy-Paste und anderen Neulanddingen überfordert ist. Danke für den Hinweis.

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