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NASCAR: Analyse Bristol April / Vorschau Richmond April 2016 / Update Stewart

von KristianStooss
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Obwohl ein Fünftel der Renndistanz unter Gelb stattfand, konnte das 500-Runden-Monster in Bristol nach nur drei Stunden und 15 Minuten in die Geschichtsbücher eingetragen werden. In die Victory-Lane fuhr mein erwarteter Favorit Carl Edwards, allerdings nicht zuletzt, weil die Konkurrenz geschlossen mit Problemen kämpfte.

Zunächst jedoch eine kurze Meinung zur Geldstrafe für Tony Stewart und zum Thema Regeln & Radmuttern:

Tony Stewart machte sich direkt zu seiner Rückkehr (dazu weiter unten in der Vorschau mehr) extrem bei der NASCAR beliebt und kritisierte die – in meinen Augen komplett unsinnige – Regel, dass die Anzahl der festgezogenen Radmuttern allein den Teams obliegt. Wie ich bereits schrieb, ist dies die Ursache für die turboschnellen Boxenstopps in letzter Zeit, doch kompromittieren die Offiziellen hier die Sicherheit von Fans, Teams und Fahrern in einem nicht hinnehmbaren Umfang. Lose Räder waren in den vergangenen Jahren für einige Todesfälle im Motorsport verantwortlich und wer jetzt die NASCAR mit ihren geschlossenen Fahrzeugen ausnehmen möchte, sollte nicht vergessen, dass ein Reifen von Brian Vickers beim letztjährigen Coca-Cola 600 auf dem Grill von Campern im Infield landete. Die Strafe für Stewart in Höhe von 35.000 US-Dollar erachte ich als völlig überzogen und die Fahrervereinigung im Übrigen auch. Ich denke, die Offiziellen wollen sich einfach nicht eingestehen, dass ihr tolles, neues, teures und automatisches Pit-Road-Überwachungssystem gar nicht die Anzahl der festgezogenen Radmuttern prüfen kann.

Analyse Bristol April 2016

BMS_041716_11Etwas mehr als ein halbes Jahr dauerte es, bis wir wieder einen gekonnten Rückwärtssalto vom Fensterrahmen der #19 erleben durften. Carl Edwards sicherte sich in Bristol nach 276 von 500 möglichen Führungsrunden seinen ersten Saisonsieg und darf damit auch fast sicher in den Chase einziehen. Da Edwards zudem von der Pole-Position gestartet war, kann man hier auf einem Shorttrack fast von einem Start-Ziel-Sieg sprechen. Er verlor zwischendrin nur selten seine Führung und wenn, dann war das nahezu ausnahmslos den unterschiedlichen Strategien der Konkurrenz geschuldet. Am Ende war irgendwie immer die #19 wieder ganz vorne, daran konnten auch 15 Cautions nichts ändern, und das Finale über die letzten 100 Runden bestimmte Edwards komplett alleine.

Einzig Matt Kenseth konnte seinem Teamkollegen früh zu nahe treten und sich dabei insgesamt 142 Umläufe an der Spitze sichern, doch dann schlug das Pech bei der #20 zu: Zwei Reifenschäden bedeuteten auf der kurzen Strecke in Bristol letztlich nicht mehr als Platz 36. Auch die restlichen Fahrer von Joe Gibbs Racing bekamen massive Probleme mit den Pneus, so musste z.B. Kyle Busch ebenfalls gleich zweimal einen Gummi abschreiben und wurde zudem des Speedings in der Boxengasse überführt – ein Dreher in Turn zwei bedeutete schließlich Rang 38. Einzig Denny Hamlin konnte trotz Reifenproblemen noch knapp in die Top-20 fahren. Dass Carl Edwards aus der Nummer heil rauskam, grenzt für mich an ein Wunder, denn offensichtlich war man teamübergreifend mit fragwürdigen Reifendrücken unterwegs.

Schön anzusehen war in Bristol das Racing, welches sich ganz anders als zuletzt in Martinsville darstellte. Zwar gab es erneut nur eine gute Linie, allerdings führte diese fast an der Außenmauer entlang und nicht an der gelben Linie. Begründen lässt sich diese Tatsache mit dem progressiven Banking, denn oben herum konnte man einfach mehr Schwung mit durch die Kurven nehmen. Überholmanöver mussten die Fahrer mit Hilfe der eher von den Dirt-Tracks bekannten „Slidejob“-Technik anbringen, also unten vorbeifahren und noch in der Kurve dem Gegner oben vor den Kühlergrill rutschen. Das neue Aero-Paket konnte sich ja nun auf dieser Strecke verständlicherweise nicht sonderlich hervortun, doch die Streckenkonfiguration glich dieses Manko vollständig aus.

Als sehr auffällig empfand ich die gehäufte Anzahl an Speeding-Penalties, da haben die Fahrer wohl mit viel Risiko noch das letzte Quäntchen Track-Position herausholen wollen. Gefühlt war jeder zweite Pilot im Feld betroffen, so fing sich z.B. Joey Logano zwischenzeitlich drei Runden Rückstand ein. Dale Earnhardt Jr. lieferte eine sensationelle Aufholjagd ab, nachdem ihn bereits beim Rennstart der Defektteufel erwischte. Er kam überhaupt nicht in Schwung, weil ihm beim Anwärmen der Bremsen der Motor abstarb. Dies hat mit einem Schutzsystem zu tun, dass den Fahrer vor den Folgen eines steckengebliebenen Gaspedals bewahren soll. Ein zu heftiger Tritt auf das mittlere Pedal und schon verabschiedet sich der Vortrieb. Anschließend musste Junior in der Boxengasse seine Motorkontrolleinheit (ECU) resetten und mit zwei Runden Rückstand ins Rennen gehen. Günstig fallende Cautions luden die #88 dann glücklicherweise zum Ausnutzen diverser Wave-Arounds ein.

Hinter Carl Edwards belegte schließlich der eben erwähnte Dale Earnhardt Jr. noch Rang zwei vor Kurt Busch, Chase Elliott und Trevor Bayne. Alle Fahrer in den Top-5 hinter Edwards mussten große Anstrengungen unternehmen, um am Ende dort zu landen. Vor allem vor der Leistung von Elliott und Bayne sollte man an dieser Stelle den Hut ziehen. Die Top-10 komplettierten Matt DiBenedetto, Kevin Harvick, Clint Bowyer, Ryan Newman und Joey Logano. DiBenedetto lieferte für das unterfinanzierte Team von BK Racing auf einer regulären Strecke ohne Restrictor-Plates ein Traumergebnis ab, weil er bei den letzten Restarts auf der Außenbahn startend viele Gegner abfangen konnte. Dann aber beim Kampf gegen einen Harvick die Nerven zu behalten, verlangt direkt ein weiteres Ziehen meines imaginären Hutes. Auf den zweiten Blick überrascht hier der Name Bowyer, der bei HScott Motorsports nicht mit aktuellem Material von Hendrick Motorsports oder Stewart-Haas Racing unterwegs ist, wie vor kurzem bekannt wurde.

Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte, die Bildergalerie befindet sich am Ende des Artikels.

Vorschau Richmond April 2016

317757Am nächsten Wochenende bleiben wir auf den Shorttracks, allerdings geht es einen Bundesstaat weiter von Tennessee nach Virginia auf den Richmond International Raceway. Wer sich jetzt auf ein Nachtrennen freut, der wird dieses Mal enttäuscht oder genau andersherum, je nachdem wie man so tickt. Ab 2016 wurde nämlich das Frühjahrsrennen wieder auf den Sonntagnachmittag geschoben, nachdem die NASCAR dort seit 1998 unter Flutlicht am Samstagabend unterwegs war. Die Vor-Chase-Ausgabe findet übrigens bereits seit 1991 unter Kunstlicht statt, also direkt nach Installation der Beleuchtungsanlage.

Die Strecke weist mit ihrer D-Form bei 0,75 Meilen Länge und 14 Grad Kurvenüberhöhung eine sehr interessante Konfiguration auf. Die Bremsen sind wieder besonders gefordert und leuchten zumindest in der Nacht bei jedem Tritt auf das mittlere Pedal tiefrot auf. Auch die Reifen machen gerne mal schlapp, wenn man sich den Fuelrun nicht gut einteilt. Dann kommt der Eingang in Turn 3 und der Ausgang aus Turn 2 aus der bzw. auf die Gegengerade sehr plötzlich. Die andere Streckenhälfte in den Kurven 4 und 1 ist durch die D-Form dagegen eher weitläufig gestaltet. Überholen gleicht in Richmond eher der Martinsville-Variante, da es prinzipiell nur eine innere Spur und in den Turns wenig Platz gibt, das Stichwort lautet daher „Bump & Run“.

Möchte man auf einen Sieger tippen, bietet sich Kyle Busch an, der zwischen 2009 und 2012 vier Rennen in Folge gewinnen konnte. Danach zeigte sich eine gewisse Ausgeglichenheit zwischen den Teams und Herstellern, denn ab 2013 stand in Richmond jedes große Team mal in der Victory-Lane – mit Ausnahme von Hendrick Motorsports übrigens, die gewannen 2008 zuletzt mit Jimmie Johnson. Die letzten sechs Sieger (Frühjahr und Herbst) sind Kevin Harvick (Stewart-Haas Racing), Carl Edwards (Roush-Fenway Racing), Joey Logano (Team Penske), Brad Keselowski (Team Penske), Kurt Busch (Stewart-Haas Racing) und Matt Kenseth (Joe Gibbs Racing).

Die Entry-List weist dieses Mal sogar 41 Piloten auf, da bei BK Racing für Ryan Ellis ein weiterer Toyota mit der Startnummer #93 an den Start gebracht wird. Außerdem bestreitet Jeffrey Earnhardt ein weiteres Rennen in der #32 von GO FAS Racing. Durch die Qualifikationsmühle müssen neben Ellis auch Ryan Blaney (#21 – Wood Brothers), Josh Wise (#30 – The Motorsports Group), Reed Sorenson (#55 – Premium Motosports) und Cole Whitt (#98 – Premium Motorsports). In der #14 kehrt an diesem Wochenende Tony Stewart zurück und wir wollen hoffen, dass sein Comeback nach der schweren Rückenverletzung nicht etwas verfrüht stattfindet. Die Woche drauf in Talladega wird Smoke daher auch nur zum Rennstart im Auto sitzen und anschließend seinen Wagen an einen noch zu benennenden Ersatzmann abgeben, um später die Punkte erhalten zu können.

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Entry-List sowie ein Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.

Freitag, 22.04.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
18:30 Uhr, XFINITY Series Practice, FS1
21:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FS1
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FS1

Samstag, 23.04.
14:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
15:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FS1
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FS1
18:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (ToyotaCare 250), FS1 ab 18 Uhr

Sonntag, 24.04.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Toyota Owners 400), FOX & Motorvision TV ab 18:30 Uhr

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4 Kommentare

R. Kurz 22 April, 2016 - 07:45

„In der #14 sitzt wieder Brian Vickers“

gestern wurde bekannt gegeben, dass Stewart am Sonntag wieder im Auto sitzen wird!

http://www.jayski.com/cupnews.htm#20160421h
oder
http://www.nascar.com/en_us/news-media/articles/2016/4/21/tony-stewart-return-richmond-back-injury-number-14.html

KristianStooss 22 April, 2016 - 09:59

@ R. Kurz:
Vielen Dank für deinen Kommentar, ich habe den Artikel entsprechend angepasst und ergänzt. Am Mittwochabend, als der Artikel geschrieben wurde, war diese Tatsache leider noch nicht bekannt.

Montoya12 22 April, 2016 - 17:17

@Kristian

Richmond ist nicht im Chase und Ty Dillon wird Smoke in Dega ablösen.

KristianStooss 22 April, 2016 - 18:15

@ Montoya12:
Danke, die Chase-Geschichte habe ich korrigiert, für Ty Dillon habe ich jetzt ad hoc keine Quelle parat.

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