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NASCAR: Analyse Texas April / Vorschau Bristol April 2016

von KristianStooss
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Nach Martinsville blieb Kyle Busch auch im ersten Nachtrennen der Saison in Texas siegreich, allerdings setzte er sich dieses Mal spät in Szene und war erst zur Stelle, als es wirklich darauf ankam. Das Nachsehen hatten dabei Martin Truex Jr. und Carl Edwards, die trotz der meisten Führungsrunden komplett unter Wert geschlagen wurden.

Analyse Texas April 2016

TMS_NSCS_VL_040916An Kyle Busch führt derzeit offenbar kein Weg vorbei, denn der Erfolg im Cup-Rennen von Texas war bereits der vierte Sieg über alle drei nationalen NASCAR-Serien gesehen in Folge, da er zuletzt auch bei den Trucks und in der XFINITY-Series die Victory-Lane erobern konnte. Nach Martinsville packte Busch nun also auch im ersten Nachtrennen der Saison den Besen zum Fegen. Einen „Sweep“ an zwei aufeinanderfolgenden Rennwochenenden gab es übrigens zuletzt vor 25 Jahren, als Harry Gant 1991 in Richmond und Dover 14 Tage am Stück nicht zu schlagen gewesen war. Doch der Weg zum Texas-Sieg sollte für Busch kein leichter sein und das galt auch für uns Zuschauer, denn erst zwei Stunden nach dem geplanten Beginn hatte die stark dezimierte Air-Titan-Flotte die Strecke trocken genug gepustet, um die Piloten endlich auf die lange Reise zu schicken.

Fertig waren die Dame und die Herren dann um kurz nach sieben Uhr morgens unserer Zeit, wir Europäer aber vermutlich schon deutlich früher. Ich habe das Rennen irgendwie nur noch hinter einem dichten Nebelschleier in Erinnerung und dieses Mal lag es ausnahmsweise nicht am Alkohol. Nachdem die ersten drei Viertel des Rennens relativ zügig über die Bühne gingen und dank der nur drei Gelbphasen – den Start unter gelber/grüner Flagge zähle ich mal nicht mit – eher von regelmäßigen Green-Flag-Pitstops geprägt waren, fand NASCAR das übliche Debris, um die Spannung wiederherzustellen. Aus meiner Sicht hätte man sich diese Mystery-Caution – das Trümmerteil wurde natürlich nicht gezeigt – auch sparen können, da mit Martin Truex Jr. ein Fanfavorit extrem deutlich in Führung lag. Gute acht Sekunden Vorsprung wollten die Offiziellen zum Beginn der Go-Time 50 Runden vor Schluss aber wohl einfach nicht hinnehmen.

Zuvor hatte übrigens Matt Puccia, der Crew-Chief von Trevor Bayne, eine schöne Strategie-Variante ausgeheckt und als wohl einziger Entscheider in dieser Nacht seinen Fahrer mit stark benachteiligten Reifen über das komplette Benzinfenster geschickt, um einen Boxenstopp im Vergleich zur Konkurrenz einzusparen. Leider kam die Caution letztlich etwas zu spät und so finden sich die zwölf Führungsrunden der #6 nur noch in der Statistik wieder. Nun war es jedenfalls für das komplette Feld möglich, nach diesem Stopp das Rennen ohne weitere Tankkanne zu beenden und mit Martin Truex Jr. befand sich der Dominator (141 Führungsrunden) der zweiten Rennhälfte wieder an der Spitze. Den ersten Teil der Nacht bestimmte übrigens Carl Edwards (124), der wurde allerdings in Runde 212 von einem losen Reifen an seinem Toyota überrascht.

An dieser Stelle zeigte sich der Preis, den man für Boxenstopps unter elf Sekunden irgendwann zahlen muss. Der Topwert waren in Texas nach meiner Erinnerung satte 10,7 Sekunden und in dieser Zeit ist es oft einfach nicht möglich, alle fünf Radmuttern richtig festzuziehen. Nachdem die NASCAR sich Anfang 2015 dazu hinreißen ließ, nur noch weniger als drei ordnungsgemäß angebrachte Radmuttern zu bestrafen, purzelten die Rekorde förmlich das Banking herunter. Die größten Übertreibungen in diesem Kampf gegen die Sicherheit lieferte seither Joe Gibbs Racing. Aus meiner Sicht sollten die Offiziellen sich besinnen und zur alten, bewährten Regelung zurückkehren.

Doch zurück zur entscheidenden Phase: Eine weitere Caution ließ nach dem Restart nicht lange auf sich warten, denn nur fünf Runden später schob Kasey Kahne einen unschuldigen Greg Biffle in die Mauer. Dass dieser Turn-Right-Move nicht fast frontal in der SAFER-Barrier endete, darf Biffle einem Lastwechsel im letzten Moment verdanken. Für Kahne war das nach der streitbaren Situation mit Danica Patrick vor drei Wochen in Fontana nun schon die zweite eher fragwürdige Aktion innerhalb kurzer Zeit. Für Martin Truex Jr. begann nun der Moment der Wahrheit, denn als Führender kann man an dieser Stelle nur die falsche Entscheidung treffen. Crew-Chief Cole Pearn verzichtete auf einen Boxenstopp für die #78, was natürlich das Verfolgerfeld nahezu geschlossen dazu veranlasste, sich neue Reifen für das Finale abzuholen.

Den folgenden Restart konnte Martin Truex Jr. zwar noch für sich entscheiden, doch schon nach drei Runden riss Austin Dillon gut zwölf andere Teams ins Verderben, indem er ausgangs von Turn 2 einen Dreher hinlegte und damit schließlich einen Big-One auslöste. Nach der soliden Leistung in Martinsville nahm Dillon die komplette Mannschaft von Richard Childress Racing unter Beschuss, da auch Paul Menard und Ryan Newman in diesen Zwischenfall verwickelt waren. Unterdessen drehte die Uhr ein weiteres Mal den großen Zeiger durch und es war verdammt spät geworden, alle Zuschauer warteten nach über drei Stunden auf das wohlverdiente Finale und das sollte Kyle Busch beim Restart eröffnen.

Die #18 zog sofort an der #78 vorbei und auf alten Reifen hatte Martin Truex Jr. keine Chance gegen Kyle Busch, der in den ausstehenden 33 Runden einsam und alleine noch einen Vorsprung von 3,9 Sekunden herausfuhr. Damit verdiente er sich den Sieg dank einer soliden Strategie und einem souveränen Auftritt in dem Moment, als es wirklich darauf ankam. Truex musste unterdessen noch Dale Earnhardt Jr., Joey Logano, Jimmie Johnson und Chase Elliott ziehen lassen. Elliott lieferte erneut eine starke Vorstellung ab, da er nach einem Getriebewechsel vor dem Rennen zum Start ans Ende des Feldes beordert wurde und eine tolle Aufholjagd auf den Asphalt legte. Hinter Truex komplettierten Carl Edwards, Kasey Kahne, Kurt Busch und Kevin Harvick die Top-10 – ein Punktetag also für Hendrick Motorsports in Texas.

Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte, die Bildergalerie befindet sich am Ende des Artikels.

Vorschau Bristol April 2016

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Am nächsten Wochenende geht es auf dem Bristol Motor Speedway weiter, einer echten Ausnahmestrecke oder auch „Steilwandfahren auf der Halbmeile“, wie ich es nenne. Der Shorttrack beeindruckt mit seinem variablen Banking von 24 bis 30 Grad, was allerdings das Überholen auch nicht einfacher macht. Zum einen sorgte die Verlängerung der SAFER-Barrier auf den Geraden für weniger Platz beim Herausbeschleunigen aus den Turns. Zum anderen wurde die oberste Fahrspur im Sommer 2012 nach Fanprotesten wieder abgehobelt und man bekommt nur noch auf der unteren Linie den besten Schwung für die beiden 180-Grad-Kurven. Nach Martinsville vor zwei Wochen ist also wieder Bump-&-Run-Aktion angesagt und das glücklicherweise auch wieder an einem normalen Sonntagabend.

In den vergangenen drei Jahren standen in der Frühjahrsausgabe von Bristol die unterschiedlichsten Fahrer, Teams und Hersteller in der Victory-Lane, so sah man Kasey Kahne (2013 / HMS-Chevolet), Carl Edwards (2014 / RFR-Ford) und Matt Kenseth (2015 / JGR-Toyota) vorne. Im Spätsommer behielten ebenfalls Matt Kenseth (2013 / JGR-Toyota) sowie Joey Logano (2014 & 2015 / Penske-Ford) die Oberhand, was schon eine etwas deutlichere Sprache spricht. Einen Sieger vorherzusagen fällt dieses Mal echt schwer, ich möchte aber einen Tipp wagen und „Concrete“ Carl Edwards auf der Betonbahn in Tennessee nominieren. Noch kurz und knapp zum Teilnehmerfeld: Es sind erneut 40 Fahrzeuge vertreten, was bedeutet, dass am Sonntag alle gemeldeten Fahrzeuge auch an den Start gehen dürfen. Ty Dillon übernimmt wieder die #14 von Brian Vickers, dafür ersetzt ihn Michael McDowell in der #95 bei Leavine Family Racing.

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Entry-List sowie ein Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.

Freitag, 15.04.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
18:30 Uhr, XFINITY Series Practice, FS1
21:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, FS1
22:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, FS1

Samstag, 16.04.
14:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FS1
15:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, FS1
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FS1
18:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (Fitzgerald Glider Kits 300), FS1 ab 18 Uhr

Sonntag, 17.04.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Food City 500), FOX & Motorvision TV ab 18:30 Uhr

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