Die ELMS geht in die zweite Runde und wird in Imola eine letzte Standortbestimmung vor dem Rennen in Le Mans vornehmen. Zu sehen gibt es auch die neuen Autos von SMP.
SMP gehört bekanntermaßen dem russischen Oligarchen Boris Rotenburg, dessen eigene Bank gleichzeitig der Hauptsponsor des Teams ist, was ja ungemein praktisch ist. Bisher war SMP mit dem Oreca 03 unterwegs, aber man hat sich entschlossen, ein eigenes LMP2-Chassis zu bauen. Dafür hat man sich keinen geringeren als Paulo Cantone ins Team geholt, der bei Peugeot für die Konstruktion der LMP1 zuständig war. Das Auto, BR01 genannt, hat SMP in Eigenregie entworfen, gebaut wurde es teilweise durch Zulieferer, die auch für die Formel Eins arbeiten. Eigentlich sollte der Wagen schon zum Prolog in Paul Ricard fertig sein, aber da schafft man nur einen kurzen Rollout. Auch in Silverstone setzte man noch auf den Oreca, aber in Imola werden gleich zwei BR01 an den Start gehen, die mit dem üblichen Motor von Nissan ausgestattet sind.
Das Design ist zumindest schon mal etwas anders ausgefallen als bei Oreca, Ligier, Gibson oder beim Strakka. Cantone hat allerdings auch den Luxus gehabt, dass er ein reines LMP2-Auto entwerfen durfte. Während die anderen neuen Autos ein Monocoque besitzen, das man auch in der LMP1 einsetzen könnte, hat sich SMP dagegen entschieden. Da ein Aufstieg in die P1 zur Zeit nicht geplant ist, konzentriert man sich nur auf die P2. 2015 soll dabei ein Lehrjahr für den BR01 sein, erst nächstes Jahr peilt man Siege und Meisterschaft hat. Ungetestet ist das Auto indes nicht. Man hat zwei 24-Stunden-Tests in Frankreich absolviert, um den Wagen haltbar zu machen.
Ein Kandidat für den Sieg ist der SMP trotz des Lineups mit Mediani, Markov, Minassian sicher nicht. Der zweite BR01 wird von Aleshin und den beiden Ladygin-Brüdern bewegt. Man wird vermutlich froh sein, wenn man die vier Stunden in Imola ohne technische Probleme überleben wird.
Wenn es um den Sieg geht, wird man erst einmal die Mannschaft von Jota besiegen müssen. Der Gibson-Nissan ist mit Albuquerque, Ticknell und Dolan top besetzt. Immerhin konnte die Mannschaft beim WEC-Rennen in Spa die hochfavorisierten G-Drive Ligier besiegen. Die Kombination aus einem bewährten Chassis und einer Top-Mannschaft wird schwer zu schlagen sein.
Am ehesten dürften Greaves und Thiriet für den Sieg in Frage kommen. Nachdem Greaves im letzten Jahr nicht so gut unterwegs war, sieht es in diesem Jahr etwas anders aus. In Silverstone konnte man den Sieg holen, allerdings nicht ganz ohne Kontroverse. Denn sechs Minuten vor Schluss kam es zu einer Berührung mit dem Oreca05 von Thiriet, der bis dahin in Führung gelegen hatte. Die Franzosen waren sauer, die Rennleitung sah aber nur einen Rennunfall. Greaves, die wie Jota auf ein Chassis von Gibson setzen, wird auch in Imola mit Wirdheim, Lancaster und Hirsch an den Start gehen.
Thiriet wird nach dem Vorfall in Silverstone mit einem ordentlichen Hals nach Imola reisen. Endlich hatte die Mannschaft den neuen Ligier im Griff und in die Nähe eines Sieges gebracht, doch dann kam halt Greaves. Gommedy, Badey und Thiriet selber werden den Sieg in Imola fest im Visier haben und dementsprechend unterwegs sein.
Zwei weitere Teams muss man noch im Blick haben. Zum einen unsere irischen Freunde von Murphy Prototypes, denen ihr Pech aus dem letzten Jahr auch dieses Jahr wieder an den Fingern klebt. Obwohl man weiter auf das zuverlässige Oreca 03R-Chassis setzt, fiel man in Silverstone aus. Berthon, Lyons und Patterson werden in Imola zumindest die Top 5 anpeilen. Ein gutes Ergebnis wäre für die Mannschaft wünschenswert.
Auch Tracy Krohn sollte man erwähnen, der zusammen mit Ozz Negri und Jonsson eine mittlerweile eingespielte Mannschaft bildet. Negri und Jonsson sind schnell genug, um mit dem Ligier das Podium anzupeilen, aber Krohn verliert bei seinen Stints einfach zu viel Zeit. Wenn man Krohn nur die Mindestzeit fahren lässt, könnte es für einen vorderen Platz reichen, aber der Amerikaner zahlt den Spaß ja und will dann auch verständlicherweise möglichst viel davon haben.
Ibanez, Eurasia und Pegasus werden mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun haben.
LMP3
Die wirklich hübschen LMP3 haben bisher noch nicht wie vom ACO gewünscht eingeschlagen. Bisher gibt es nur das Chassis von Ginetta, die das gesamte Feld aus sechs Autos ausrüsten. Onroak ist mit dem Ligier JS P3 bisher nicht fertig und soll, wenn überhaupt, erst Ende des Jahres kommen. Vom LAS Motorsport/Adess/Loeb LMP3 hat man schon länger nichts mehr gehört. Immerhin verbleiben die sechs Ginettas, die um den Sieg kämpfen werden. In Silverstone gewann die britische Rennrad-Legende Chris Hoy zusammen mit Charlie Robertston. Die restlichen Namen im Feld kennt man eher nicht, aber einen Blick ist die Kategorie schon wert. Die Klasse wird auf jeden Fall wachsen und bietet vor allem kleinen Teams einen idealen Einstieg ins Feld der Prototypen.
GTE/GTC
Herzlich willkommen zu den offenen Ferrari F458-Meisterschaften im Rahmen der ELMS. Von den 13 Autos in beiden Kategorien, kommen acht aus Maranello. In der GTE sind es dann von fünf von acht Startern. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Ferrari auch den Sieg holen müssen. In Silverstone gewann überraschend deutlich der Gulf-Porsche mit Wainwright, Carroll, Keen vor dem favorisierten JMW-Ferrari, der gleich eine ganze Runde aufgebrummt bekam. An der BoP sollte sich für Imola nichts verändert haben, jedenfalls war in den offiziellen Kanälen nichts zu finden. Imola sollte aber dem F458 besser liegen, von daher kann man sich sein Lieblingsteam aus der Entry-List (siehe unten) raussuchen. Die GTE ist fahrerisch sehr gut besetzt, es gibt auch ein Wiedersehen mit Andy Priaulx, der für Marc VDS am Steuer eines Z4 sitzen wird.
In der GTC gibt es nur fünf Entries. Favoriten sind hier zum einen der BMW Z4 mit Perrera, Lunardi, Dremont, die das letzte Rennen gewinnen konnten. Ebenfalls schnell sollte der Aston Martin mit Elgaard, Poulsen, Moller sein, wobei der Aston in der GTC-Variante nicht ganz so stark ist wie in der GTE.
Zu sehen gibt es das Rennen im Livestream bei der ELMS. Das Rennen läuft am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.
Bilder: ELMS/ACO