Home NASCAR NASCAR: Analyse Talladega Mai 2015 – Hendrick-Show in der Lostrommel

NASCAR: Analyse Talladega Mai 2015 – Hendrick-Show in der Lostrommel

von KristianStooss
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Und nun die Lotto-Zahlen: #88, #48, #27, #21, #78. Aber Spaß beiseite: Selten war ein Team ausgerechnet in einem Restrictor-Plate-Rennen so dominant wie Hendrick Motorsports am Sonntag in Talladega. Dale Earnhardt Jr. sicherte sich schließlich mit seinem emotionalen Sieg schon frühzeitig einen Platz im diesjährigen NASCAR-Chase.

Man kannte es in den letzten Jahren eigentlich nur von Richard Childress Racing, die mit ihren starken Motoren aus dem eigenen Hause öfter mal das Einzelzeitfahren auf den Superspeedways dominierten. Am Sonntag beeindruckte nun aber Hendrick Motorsports nach einem Top-5-Qualifying aller vier Piloten auch im eigentlichen Rennen derart stark, dass man insgesamt 167 der 188 Runden an der Spitze lag. Die 27 Führungswechsel unter 15 Fahrern zeigten dann ebenfalls für Restrictor-Plate-Verhältnisse in eine maue Richtung. Nichtsdestotrotz war es für Dale Earnhardt Jr. natürlich ein verdienter Sieg, der einige Emotionen freilegte, wie man in der Victory-Lane sehen konnte. Junior sicherte sich nur wenige Tage nach dem Geburtstag seines verstorbenen Vaters frühzeitig einen Platz im Chase und hat derzeit wohl so viel Spaß am Racing wie schon lange nicht mehr.

Der einzige Fahrer, der ihm am Ende noch hätte gefährlich werden können, kam wenig überraschend aus demselben Team und hört auf den Namen Jimmie Johnson. Die letzten 20 Runden wurden mehr oder weniger Single-File auf der oberen Linie runtergeklickt und es kam eindeutig viel zu spät die Bewegung ins Feld zurück. Hinter dem zwischenzeitlich sogar drittplatzierten Ryan Blaney (4.) schwenkten die Verfolger Paul Menard (3.) und Martin Truex Jr (5.) erst in der vorletzten Runde aus. Dale Earnhardt Jr. brauchte dann nur noch beide Linien zu blocken, die nie ersthaften Schwung bekamen. Johnson befand sich zudem in einer etwas unglücklichen Position, denn er konnte eigentlich nur auf die Konkurrenz reagieren. Wäre er zuerst auf die untere Spur gezogen, hätte das Feld ihn garantiert verhungern lassen.

Wie üblich konnten sich in Talladega auch ein paar kleinere Teams in die Top 20 schieben und dort etwas mehr Preisgeld als sonst abräumen. Josh Wise holte hinter Sam Hornish Jr. (6.), Ryan Newman (7.), Kevin Harvick (8.) und Denny Hamlin (9.) einen soliden zehnten Platz in der #98 für Phil Parsons Racing. Derzeit hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass Parsons sein Team an Jay Robinson (#62, #66) verkaufen möchte oder sogar bereits veräußert hätte. Auch Cole Whitt (Front Row Motorsports) und JJ Yeley (BK Racing) schenkten Ihren Teams zwei starke Ränge 13 und 14 hinter Jamie McMurray (11.) und Kurt Busch (12.), noch vor Aric Almirola (15.). Die Top 20 komplettierten Alex Bowman (16.), AJ Allmendinger (17.), Matt DiBenedetto (18.), Tony Stewart (19.) und David Gilliland (20.). Auch hier fand man also einige Überraschungen vor, namentlich Bowman und DiBenedetto.

Sobald man Außenseiter weiter vorne findet, müssen ja die Spitzenpiloten zwangsläufig irgendwo falsch abgebogen sein. Dieses Mal war der Big-One in Runde 48, den Trevor Bayne komplett unschuldig auslöste, das betreffende Element. Die #21 wurde außen recht zügig von Paul Menard überholt und Kurt Busch nahm dem Ford gleichzeitig innen komplett die Luft von der Hinterachse, was Bayne in einen astreinen Dreher durch das halbe Feld – 15 Fahrzeuge waren beteiligt – schickte. Hier zeigte sich wieder einmal, wie sensibel die Wagen mit Superspeedway-Aerodynamik in Form der niedrigen Heckspoiler reagieren, welche ja immerhin erfolgreich die Two-Car-Trains verhindern.

Für Trevor Bayne (41.) selbst und Kyle Larson (42.) war sofort Schluss, während Brendan Gaughan (40.), Landon Cassill (39.), David Ragan (38.), Greg Biffle (37.) und Kasey Kahne (34.) nach längerer Reparatur noch versuchten, Schadensbegrenzung zu betreiben. Zu den weiteren Piloten, welche nicht die komplette Renndistanz schafften, zählten Michael Waltrip (36.) und Brian Scott (43.) sowie Austin Dillon (35.). Waltrip kollidierte schon früh in Runde 20 mit Scott, dessen Motor sich verabschiedete und für einen Dreher auf dem Öl sorgte. Unter Dillons Haube hauchte ein weiteres ECR-Triebwerk sein Leben aus und verursachte dabei ein etwas größeres Feuer in Turn 1. Dies war in Umlauf 159 ursächlich für die letzte der insgesamt sehr knapp bemessenen sechs Cautions.

Das bringt mich gleich zu den zwei letzten Punkten dieses Artikels: Zum einen dürfte Richard Childress Racing beim Thema Feuer derzeit gehörig die Nase voll haben. Dem Feuerball beim Nachtanken von Brandon Gaughan im XFINITY-Rennen von Richmond legte Ryan Newman mit einem weiteren kleinen Feuer an der Tankkanne gleich in Talladega ein paar Kohlen nach – den eben erwähnten Austin Dillon und seinen kapitalen Motorschaden natürlich nicht zu vergessen.

Zum anderen sind Matt Kenseth (25.) und Carl Edwards (32.) ziemlich sauer auf die Entscheidung der NASCAR, beim Crash in der letzten Runde keine Gelbphase mehr ausgerufen zu haben. So seien die Piloten von Joe Gibbs Racing die einzigen Fahrer gewesen, die sicherheitshalber vom Gas gegangen wären, während die Konkurrenz sie mit 170 bis 180 mph besserer Ergebnisse beraubte. Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert: Sicher wollen die Fans ein Finish unter grüner Flagge sehen, aber hier haben schließlich die Offiziellen das letzte Wort und müssen in Sekundenbruchteilen erkennen, ob ein verunfallter Pilot sofort Hilfe benötigt oder man den Zieleinlauf abwarten kann. Wenn dann weiter hinten aber noch Fahrzeuge durchs Feld trudeln, sollte man als Fahrer mit etwas Verantwortungsbewusstsein nicht voll draufhalten und schlimme Verletzungen riskieren. Kenseth und Edwards haben zwar richtig gehandelt, wurden dafür aber quasi bestraft.

Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte.

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