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Best of 2010: Teil Sechs

von KristianStooss
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Am vierten Tag des neuen Jahres schließt der sechste Teil des „Best of 2010“ die vergangenen zwölf Monate ab. Dieses Mal mit V8-Sound, denn es gibt einen exklusiven Rückblick auf den NASCAR Sprint Cup. Zunächst aber wünsche ich allen Lesern und Kollegen ein frohes neues Jahr 2011 im RacingBlog.

Bestes Rennen
Weil im Sprint Cup der NASCAR pro Jahr immer 36 Saisonrennen auf die hartgesottenen Fans warten, fällt die Wahl hier nicht so leicht. Deswegen, und weil auch eine Top5-Platzierung meist wie ein Sieg gefeiert werden kann, habe ich mich für eine Liste der besten fünf Rennen entschieden (ohne Reihenfolge):
– Martinsville 1 mit Denny Hamlins Sieg direkt vor seiner Kreuzband-OP, als er in den letzten fünf Runden noch an neun Konkurrenten zum Sieg vorbeizog,
– beide Talladega-Rennen mit vielen Führungswechseln, Action und knappen Zieleinläufen,
– Texas 2 mit der Fehde Jeff Gordon vs. Jeff Burton sowie dem Stinkefinger bei Kyle Busch vs. NASCAR,
– Sonoma, wo es fast zum ersten Cup-Sieg von Marcos Ambrose kam und letztlich Jimmie Johnson sein erstes Rundkursrennen gewann.

Bestes Finish
Der Pokal für das beste Finish geht für mich ganz klar an das Chase-Rennen von Talladega, als für mehrere Minuten nicht feststand, ob denn nun Kevin Harvick oder Clint Bowyer gewonnen hatte. Die beiden Teamkollegen fuhren nach ihrem Paareinlauf zunächst mit den Fahrerfenstern aneinander, gaben sich die Hand und hielten einen Plausch, bis schließlich Bowyer die amtlichen Sieger-Donuts drehen durfte. Echter Wahnsinn, da kam nur das von meinen Kollegen vielzitierte Finish des Truck-Rennens am Vortag heran.

Bester Fahrer
Diese Kategorie geht an den nun fünfmaligen Meister in Folge: Jimmie Johnson. Auch wenn er es dieses Jahr wirklich schwerer hatte als zuvor, trotzte er einem starken Denny Hamlin und dem Meister der regular season und nach altem Punktesystem: Kevin Harvick. Johnson hat sich diesen Titel verdient, weil er wieder einmal den besten Chase aller Teilnehmer hinlegen konnte. Im nächsten Jahr wird er es vermutlich nicht noch einmal schaffen, aber das sagen wir ja alle schon seit vier Jahren.

Bestes Team
Während der Preis im letzten Jahr (2009) klar bei Hendrick Motorsports landete, schwächelte das Team von Rick Hendrick 2010. Man verpennte den Wechsel vom Heckflügel zum Spoiler und musste lange Zeit Joe Gibbs Racing den Vortritt lassen. Die Trophäe für das beste Team gebe ich daher gemeinsam an Richard Childress Racing und Earnhardt-Ganassi Racing, weil sie in diesem Jahr einfach das beste Motorenpaket auf die Beine stellten. Zudem überzeugte Jamie McMurray mit drei Saisonsiegen unter anderem in den beiden wichtigsten Rennen des Jahres: Daytona und Indianapolis! Zählt man noch Chip Ganassis Indy-500-Erfolg bei den IndyCars und die Meisterschaft von Dario Franchitti mit hinzu, dann ist das schon eine außergewöhnliche Leistung.

Überholmanöver des Jahres
Da die NASCAR mit Überholmanövern zum Glück nicht so knapp kalkuliert wie andere bekannte Rennserien, soll deshalb das Frühjahrsrennen in Talladega mit dem neuen Rekord an Führungswechseln stellvertretend die Auszeichnung bekommen. Auf dem Superspeedway jagten sich 29 Piloten sage und schreibe 88 Mal die Spitzenposition untereinander ab.

Freunde des Jahres
Da sich 2010 auch die sonst so verbrüderten Teamkollegen Jimmie Johnson und Jeff Gordon einmal ins Gehege kamen und mir NASCAR-technisch eher die großen Rivalitäten in Erinnerung geblieben sind, werde ich die Kategorie mal ein wenig zweckentfremden und Kyle Petty sowie Rusty Wallace als größte Freunde beim Erzählen von Unsinn ehren. Was die beiden Ex-Piloten und selbsternannten Experten in dieser Saison wieder herausgelassen haben, war einmal mehr kein Genuss für beide Ohren.

Szene des Jahres
Der Sieg von Jamie McMurray beim Daytona 500 war für mich die Szene des Jahres. Der Mann wusste einen Monat vorher noch nicht einmal, wo er 2010 fahren würde und drückte dem Jahr durch seinen unerwarteten Erfolg den ersten Stempel auf. Die Freudentränen und der Kniefall auf dem Rasen des Tri-Ovals waren an Emotionalität kaum zu überbieten.

Schlagloch des Jahres
Damit komme ich nun zur ersten eigenen Kategorie, dessen Trophäe natürlich an das pothole des Daytona International Speedways beim großen 500-Meilen-Rennen geht. Dieses Schlagloch verlängerte den Saisonauftakt auf gute sechs Stunden und löste eine kostspielige Erneuerung des kompletten Asphaltbandes zwei Jahre eher als geplant aus.

Kostenpunkt des Jahres
Was mich dann auch gleich zum Kostenpunkt des Jahres bringt, denn die Neuasphaltierung von Daytona kostete ungefähr 20 Millionen US-Dollar. Das entspricht ungefähr dem Betrag, welchen man pro Jahr benötigt, um ein konkurrenzfähiges Cup-Auto auf die Straße zu bringen.

Schönster Moment des Jahres
Als schönsten Moment des Jahres empfand ich David Reutimanns ersten Sieg aus eigener Kraft auf dem Chicagoland Speedway. Reutimann gewann 2009 zwar schon das Coca-Cola 600 in Charlotte, jedoch kam dieser Erfolg nur dank einer Regenfront zu Stande. Mit diesem wichtigen Sieg belohnte er nicht nur sich selbst, sondern auch die mittlerweile recht starke Truppe von Michael Waltrip Racing, die an einem guten Tag auch mal den Siegkandidaten stellen können.

Überraschung des Jahres
Gegen Saisonende war häufiger ein offizieller Stream auf nascar.com zu finden und diese Tatsache ist schon eine sehr große Überraschung gewesen, konnte man sich doch zuvor nicht wirklich mit den TV-Sendern auf eine Internet-Übertragung einigen. FOX wird vermutlich weiterhin querschießen, wenn es sich nicht gerade um Events auf dem Tochtersender SPEED handelt. ESPN-Übertragungen könnten 2011 wieder auf der offiziellen Homepage erscheinen und mit Glück kostenlos sein. Bei TNT ist man den RaceBuddy im Sommer ja schon gewohnt, weil Turner ohnehin die NASCAR-Seite betreut. Sollten die Sender sich nicht auf eine Internet-Vermarktung einigen können, sieht es in Zukunft düster aus, denn neue TV-Verträge werden erst für 2015 abgeschlossen

Eine weitere Überraschung war sicherlich, dass Denny Hamlin direkt nach seiner Knie-Operation bereits wieder konkurrenzfähig sein konnte und sofort einige Siege einfuhr.

Enttäuschung des Jahres
Die Enttäuschung des Jahres musste Brian Vickers hinnehmen, der seit dem Rennen in Darlington wegen eines Blutgerinnsels in der Lunge in ärztlicher Behandlung war. Vickers musste den Rest der Saison aussetzen, weil blutverdünnende Medikamente eine sichere Teilnahme an Rennen nicht ermöglichte. Im Großen und Ganzen kann man Brian Vickers aber auch als Gewinner des Jahres sehen, weil eine lebensbedrohliche Krankheit rechtzeitig entdeckt und möglicherweise geheilt wurde. Im Juli musste er sich nämlich noch einer Herzoperation unterziehen, um die Ursache für die Blutgerinnsel zu beseitigen. Gemeinsam mit Kasey Kahne soll Vickers 2011 wieder in das Lenkrad eines Red-Bull-Toyotas greifen, dazu sei ihm an dieser Stelle noch weiterhin eine gute Besserung gewünscht.

Langweiligstes Rennen
Ebenso wie bei den besten Rennen „ehre“ ich hier fünf Saisonläufe mit der Goldenen Himbeere im Bereich Spannung. Weil es um Langeweile geht, liste ich diese fünf Rennen auch nur auf:
– Auto Club 1
– Dover 1
– Pocono 1
– Michigan 1
– New Hampshire 1
Wer grenzenlose Langeweile hat, kann sich ja in den Weiten des Internets oder mittels der Analysen bei uns informieren, warum ich gerade diese Rennen ausgewählt habe.

Racecontrol-Moment des Jahres
Wenn die NASCAR-Offiziellen einmal eingreifen, dann auch verdammt konsequent und mit harter Hand. Die beste Story dafür lieferte 2010 Kyle Busch mit seinem Stinkefinger gegen einen NASCAR-Verantwortlichen, der ihn wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse festhielt, wodurch Busch seine dadurch gewonnene Runde wieder verlieren sollte. Für diese Aktion gab es dann gleich noch zwei Runden Rückstand aufgebrummt.

Nicht vergessen sollte man aber auch die zahllosen debris cautions ohne debris, welche NASCAR gerne einmal nutzte, um wieder Spannung ins Rennen zu bringen oder das Feld für eine spannende Schlussphase noch einmal zusammenzuführen. Einen Seitenhieb auf Dale Earnhardt Jr. erspare ich mir und allen Fans an dieser Stelle, denn der Mann hat 2010 sicherlich genug gelitten.

Glückspilz des Jahres
Den Titel des größten Glückspilzes teile ich ebenfalls auf, denn außer Brian Vickers haben 2010 gerade Elliott Sadler in Pocono und außerdem Jack Roush bei seinem Flugzeugabsturz eine Menge Dusel gehabt. Eingefügt habe ich an dieser Stelle mal ein Video von Sadlers Unfall, der laut NASCAR-Aufzeichnungen der härteste aufgezeichnete Einschlag in der 60-jährigen Geschichte war. Ein wirklich übles Ding…

Wünsche für 2011
Für das neue Jahr wünsche ich mir in Anbetracht der genannten Glückspilze eine sichere Saison 2011 für alle Motorsportserien auf der ganzen Welt. Dazu kommt natürlich der Wunsch, dass Jimmie Johnson vielleicht freiwillig auf einen weiteren Titel verzichtet! :o)

Feinde/Duell des Jahres
Feinde des Jahres sind 2010 mit Sicherheit Brad Keselowski und Carl Edwards gewesen. Nach dem Talladega-Zwischenfall ein Jahr davor krachte es in Atlanta erneut. Wieder nahm Keselowski Edwards auf die Hörner, welcher sich prompt mit einem brutalen Abschuss rächte und daraufhin drei Wochen Bewährung aufgebrummt bekam. Auch in dieser Situation hätte einiges schief gehen können. Die beiden Piloten kamen sich später in der Nationwide Series in Gateway noch ein letztes Mal ins Gehege, woraufhin NASCAR die Notbremse zog und beide Fahrer bis zum Ende der Saison auf Bewährung fahren ließ.

Das Duell des Jahres lieferten sich Jeff Burton und Jeff Gordon in Texas, passend zur klischeehaften Geschichte des US-Bundesstaates. Für die Fans ein netter Anblick und ein Zeichen dafür, dass das medienkonforme Auftreten der NASCAR-Stars auch mal durch Menschlichkeit unterbrochen werden kann, wenn denn die Gemüter überhitzen.

Kuriosum des Jahres
Eine weitere Kategorie möchte ich an der letzten Stelle noch selbst einführen und zwar das Kuriosum des Jahres. Diesen Titel darf sich die Signalanlage auf dem Las Vegas Motor Speedway einstecken, welche zu Beginn der Saison einfach mal die NASCAR-Offiziellen überging und von selbst nach Gutdünken Gelbphasen auslöste.

Abschließend bedanke ich mich für eure Treue im abgelaufenen Jahr und würde mich freuen, 2011 alle wieder in alter Frische zum Start der neuen NASCAR-Saison begrüßen zu dürfen.

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