Wer rastet, der rostet. Das hat sich offenbar Rick Hendrick nach dem Gewinn des fünften Fahrertitels in Folge gedacht und krempelt seinen ganzen Laden um.
Die Meldung schlug gestern Abend im NASCAR-Land wie eine Bombe ein. Rick Hendrick schüttelt seine vier Teams einmal komplett durch und stellt sie neu auf. Die Teams von Mark Martin, Jeff Gordon und Dale Earnhardt jr. werden getauscht, die Crew Chiefs ausgewechselt. Die Aufstellung des Teams sieht jetzt so aus:
#5 Mark Martin bekommt den nun ehemaligen Crew Chief von Junior, Lance McGrew, zu geteilt
#24 Jeff Gordon darf dafür im nächsten Jahr mit Alan Gustafson, der zu vor bei Martin war, arbeiten.
#88 Junior bekommt Steve Letarte und, was vielleicht viel wichtiger ist, er zieht in den Shop von Jimmie Johnson, bekommt also jenen Garagenplatz, den bisher Jeff Gordon hat, während Gordon zu Martin zieht.
Nur bei Jimmie Johnson bleibt alles unberührt, was aber nicht weiter überrascht. Aber die Veränderungen, die Hendrick seinen Teams verordnet, sind schon sehr tiefgreifend. Und einen Verlierer gibt es auch.
In dem ganzen Geschiebe ist wohl Mark Martin derjenige, der am meisten zu knabbern hat. Martin und Gustafson waren ein gutes Team, auch wenn es dieses Jahr nicht gerade grandios lief. Die Frage ist auch, wie der bisher recht erfolglose, aber als sehr autoritär geltende Lance McGrew mit Martin klar kommen wird. Zumindest wird McGrew seine Calls nicht mehr so leicht durchsetzen können, denn auch wenn Mark Martin ein guter Teamplayer ist, weiß er doch auf Grund seiner Erfahrung oft etwas besser Bescheid. Für McGrew ist es vermutlich auch die letzte Chance bei Hendrick als Crew Chief. Wenn Kasey Kahne nächstes Jahr die #5 übernimmt, bringt er vermutlich seinen Mann, Kenny Francis, mit, der 2011 ebenfalls zu Red Bull wechselt und dort Jimmy Elledge ablösen wird, der vermutlich dann zu Scott Speed wechselt. Es kann also gut sein, dass Hendrick mit dem Move auch schon den Wechsel vorbereitet, den alle erwarten, nämlich das Martin 2012 bei Red Bull andocken wird.
Der überraschendste Wechsel ist wohl, dass Steve Letarte zu Earnhardt wechselt. Das Junior und McGrew nicht gerade eine Wellenlänge haben, war schon im letzten Jahr klar, die Spannungen ließen sich in diesem Jahr auch nur schwer kaschieren. Gleichzeitig spekulierte man schon länger, dass Gordon und Letarte auch so ihre Probleme haben, allerdings rechnete man eher mit einem Wechsel zwischen Knaus und Letarte, die sich in Sachen genialer Strategie wenig geben. Dass Gordon nun Gustafson bekommt muss kein Nachteil sein. Der Tenor in den USA ist sogar, dass Gordon in der ganzen Rochache der große Gewinner ist. Der Umzug in den anderen Shop zu Martin nimmt ihm den Druck von den Schultern. Gordon und Johnson fahren mit identischem Material, und Johnson hat ihn in den letzten Jahren regelmäßig geschlagen. Zwar muss Gordon sein Team quasi neu aufbauen, doch das bietet eben auch die Chance, frischen Wind in die Sache zu bringen. Gleichzeitig gilt Gustafson, der mit 35 Jahren auch noch recht jung ist, als einer besten Crew Chiefs im Nachwuchsbereich. Man darf gespannt sein, was Gordon und Gustafson im nächsten Jahr auf die Beine stellen können, aber die Kombination sollte man nicht unterschätzen.
Ebenfalls besser steht Junior da. Steve Letarte hat einen guten Ruf, dazu kommt, dass Earnhardt nun mit Material ausgestattet wird, das auch Jimmie Johnson zur Verfügung hat. Die beiden Teams werden eng zusammenarbeiten, was Abstimmung usw. angeht. Junior profitiert massiv von der etablierten Kommunikation zwischen Letarte und Knaus. Die Probleme, die sich für Junior daraus ergeben können, sind aber auf den ersten Blick klar. Wenn er 2011 nicht mindestens auf dem Niveau unterwegs ist, dass Gordon in diesem Jahr gezeigt hat, dann dürfte sein Leben bei Hendrick sehr schwer werden. Letarte gilt, als ehemaliger Car Chief, als guter Mann, aber man sollte auch nicht vergessen, dass er zusammen mit Gordon keine Meisterschaft hat holen können. Auch die lange Durststrecke ohne Sieg (47 Rennen) geht auch auf seine Kappe. Ehrlicherweise muss man allerdings auch erwähnen, dass Gordon teilweise vom Pech verfolgt war. Klar ist aber: Junior wird spätestens ab Saisonmitte Ergebnisse liefern müssen und den Earnhardt Fans, die teilweise die „schlechte“ Behandlung ihrer Fahrers bei Hendrick beklagten, dürften auch nicht mehr meckern. Für Junior geht es mit der Umbestzung ums Ganze.
Das Hendrick seinen Laden komplett auf den Kopf stellt, bedeutet auch ein Risiko. Derartige massive Umbauten in einem eigentlich gut funktionierendem Team (abgesehen von der #88) sind extrem selten. Beständigkeit ist meist ein Schlüssel für Erfolg in der NASCAR, gleich drei Teams durch zu rütteln birgt die Gefahr, dass die erste Saisonhälfte von Pleiten, Pech und Pannen begleitet werden kann, bis sich alles eingespielt hat. Dazu kommt, dass er 2012 die #5 noch einmal umkrempeln wird, wenn Kasey Kahne sein Engagement im Team beginnt. Hendrick risikiert viel für 2011, erhöht den Druck auf Earnhardt und in gewisser Weise auch auf Gordon. Man darf gespannt sein, wie sich das auswirkt. Generell muss man aber sagen, dass ein Crew Chief Wechsel einem Team schon gut tun kann, vor allem, wenn sich Fahrer und Chef gut leiden können. Das könnte bei Earnhardt und Letarte der Fall sein, denn angeblich wollte Junior 2005 Letarte schon mal ins Team holen, als er noch für seine Stiefmutter unterwegs war.
5 Kommentare
Mutig, mutig, aber auch nötig. Gordon war zwar aggressiv (oder gefrustet?) aber an frühere Ergebnisse kam er nicht mehr ran, ein Quasineustart ist da vielleicht genau das richtige Rezept. Für Martin kanns auch nur aufwärts gehen, bis auf ein paar gute Ergebnisse in der 2. Hälfte der Saison fuhr er ja fast schon auf Jr.-Niveau rum dieses Jahr.
Gespannt darf man sein was Jr. aus der neuen Situation macht, ich denke dieser Wechsel ist der letzte Strohhalm für Jr., verbunden mit mehr Druck als bisher. Entweder er hält dem stand und zeigt sein Talent mal wieder oder er wird ewig „Sohn von“ bleiben. Er wird zwar weiter seine T-Shirts verkaufen aber für Hendrick zählen Ergebnisse auf der Strecke und da sah es dieses Jahr so aus als ob man gleich Danica Patrick ins Auto von Jr. setzen hätte können und es wär nicht recht viel schlechter geworden…
Was ich mir gar nicht vorstellen kann ist Mark Martin in einem Red Bull Auto, das passt so gar nicht zum Auftreten des Teams bei Veranstaltungen, das passt so gar nicht zu Red Bull. Ein ledriger alter Mann als Werbeträger? Ich weiß nicht…
Bin auch mal gespannt. Wie du schon sagtest Couch, könnte ein guter Neuanfang für Gordon sein, obwohl ich eigentlich glaube, dass es bei ihm vielmehr daran liegt, dass die Luft mehr oder weniger komplett raus ist, was ich sehr schade finde/fände. Hoffen wir das Beste.
Interessant ist allerdings die Geschichte mit Mark Martin und Red Bull. Das ist schon vollkommen richtig, dass es nicht ganz in das Konzept von Red Bull passt. Junge dynamische Leute wie Vettel sind da natürlich schon eher was. Aber vielleicht kommt ja neben Mark Martin noch ein weiterer junger Fahrer ins Team, dann könnte man davon ausgehen, dass man mit Mark Martin versuchen würde die ältere Zielgruppe anzusprechen ;)
Red Bull fehlen erfahrene Leute. Man kann in der NASCAR nur was werden, wenn man die Serie wirklich richtig kennt. Das Konzept, einfach einen Mann durch die ARCA/NW zu ziehen um ihn dann im Cup einzusetzen, funktioniert nicht, wie in Europa. Kahne ist schon mal eine Hausnummer, Martin wäre es noch mehr. Dazu kommt, dass RB ja schon länger überlegt, einen dritten Wagen einzusetzen, weil man so an mehr Daten kommt. 2er Teams sind mittlerweile zu klein. Roush, RCR und Hendrick haben da den Takt vorgegeben.
also Mark Martin und Red Bull ist auch für mich schwer vorstellbar. Wenn ich dran denke: Mark Martin fuhr mal mit Viagra Werbung. Ohne ihm zu nahe treten zu wollen, aber: der Sponsor hat besser zu ihm gepaßt.
Was den Crew-Chief Wechsel angeht … naja, sicher ist es ein Risiko. Aber wenn man sich (nur) das aktuelle Jahr anguckt … Gordon hat seit April 2009 nicht mehr gewonnen. Und in 2008 hat er auch keinen Sieg.
Mark Martin hatte 2009 immerhin 5 Siege, aber der letzte ist auch schon vom September.
Und zu Earnhardts Leistung muß man ja leider auch nicht mehr viel sagen.
Also viel schlechter kann es doch eigentlich für keinen der 3 laufen, oder? O.k. wie gesagt, Mark Martins 5 Siege im letzten Jahr waren schon eindrucksvoll und er könnte unter Umständen auch wirklich derjenige sein, der jetzt einen Nachteil hat. Aber wer weiß, vielleicht geht Hendricks Plan ja auch auf. Stellt euch mal vor, wenn die Hendrick Fahrer nächstes Jahr Platz 1-4 in der Meisterschaft belegen würden …
Auf jeden Fall bin ich jetzt noch mehr gespannt, auf die nächste Season.
[…] Lance McGrew bekommt Mark Martin zugeteilt, welcher Alan Gustafson an Jeff Gordon abgeben muss. Don hat in einem Artikel 2010 schon die wichtigsten Veränderungen aufgezeigt, die sich aus dem Tausch […]
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