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Rallye: Paris-Dakar – Ein Nachbericht (Teil 2)

von DonDahlmann
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Im zweiten Teil der Betrachtungen über die Paris-Dakar geht es um die Motorräder, die Unfälle und einen Vorschau auf 2011.

Ein Gastbeitrag von xeniC (www.insidesport.de), der die Rallye per Twitter und hier im Chat begleitet hatte.

Motorräder: Änderungen im Reglement passen KTM nicht

Auch die Zweiräder blieben nicht ohne Werksausstieg. KTM gab den Ausstieg als Werksteam nach Unstimmigkeiten über das Reglement der ASO für die diesjährige Dakar bekannt. Den Österreichern passte die Limitierung auf 450-Kubikzentimetern nicht, zumindest nicht ohne Vorwarnung.

Die ASO kam mit der Entscheidung erst Mitte des Jahres raus. KTM stellt seit Jahren für das halbe Feld Motorräder her. Bei den Österreichern dauerte es keine fünf Tage, nach Bekanntgabe der Änderung, bis die Entscheidung über den Ausstieg viel.


Eine Rallye ohne KTM Werkspilot, gar ohne KTMs im Feld wäre fatal für die ganze Veranstaltung gewesen. Das Schlimmste konnte abgewendet werden, weil KTM die „Privatfahrer“ mit den 690er noch in diesem Jahr ausstatten durfte. Die beiden Favoriten Cyril Despres und Marc Coma haben unter ihrem Gesäß wohl sogar 740-Kubikzentimeter. KTMs Racheakt gegen die ASO.

Motorräder: Reifen entscheiden die Dakar

Ein Sieg auf 2-Rädern konnte nur über die Favoriten Cyril Despres und Marc Coma gehen. Der Franzose und der Spanier sind seit Jahren eine eigene Klasse bei der Dakar. In diesem Jahr gab es jedoch einen gravierenden Unterschied zwischen den beiden. Während Despres von Michelin mit den Werksreifen ausgestattet wurde, bekam Coma nur die Kundenreifen. Unterschied zwischen Werks- und Kundenreifen lag in der Belastbarkeit. Ein Faktor, der die Rallye entschied.

Coma wird den Start der Dakar sicherlich schnell vergessen wollen. Bereits auf der ersten Verbindungsetappe hatte der Spanier bei einer Ortsdurchfahrt, die von der ASO zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten. Die ASO hat bereits in den letzten Jahren kräftig die Zeitstrafen raus gehauen, wer sich an die Geschwindigkeiten nicht hält. Während der 2. Etappe bekam Coma +22 Minuten auf gebrummt.

Es ging alles andere als gut weiter für Coma. Auf der 3. Etappe hatte der Vorjahressieger mit dem Motor zu kämpfen und verlor weitere 20 Minuten auf Despres. Der Rückstand war zwar dementsprechend hoch, aber einen Coma abschreiben zu diesem Zeitpunkt wäre durch aus zu früh gewesen.

Die ersten Reifenprobleme beim Spanier kamen auch nur zwei Etappen später. Dort half ihm noch Manca Luca, der einen Tag später schwer stürzte. Coma verlor trotzdem noch eine knappe halbe Stunde, der Rückstand vergrößerte sich deutlich. Ab sofort ging es nur noch über den Willen und die Risikobereitschaft.

Die erste große Entscheidung fiel am Ruhetag zwischen der 1. und 2. Woche. Auf der 7. Etappe soll Coma einen unerlaubten Reifen, von einem Zuschauer, angenommen haben und unter sein Motorrad geschraubt. Die ASO bestrafte Coma mit einer Zeitstrafte von 6 Stunden. Start in die zweite Woche von Coma fiel nur unter Protest aus und sein einziges Ziel waren Etappensiege.

Despres ging mit einem Vorsprung von 80 Minuten in die 2. Woche. Seine Konkurrenz hieß ab soforttt Pal Anders Ullevalseter, Helder Rodrigues und Francisco Lopez Contardo. Die genannten Piloten mussten aber auf Probleme von Despres hoffen, die sich eher in Grenzen hielten. Es entwickelte sich ein Kampf um die Plätze dahinter.
Despres hat sich seinen 3. Dakar Gesamtsieg in diesem Jahr gesichert. Dahinter konnten sich Ullevalseter und Lopez Contardo klassieren. Coma ist mit seinen 6 Stunden 22 Minuten Zeitstrafe auf Platz 15 gelandet, mit einem Rückstand von 6 Stunden 32 Minuten.

Trucks und Quads

Auch die Lastwagen und die Quads sollen erwähnt werden. Beide Klassen sind alles andere als die großen Spannungsbringer. Bei den bis zu 1000 PS starken Lastwagen sind die KAMAZ-Trucks aus Russland eine Macht für sich. Vladimir Chagin hat die Dakar vor seinem Landsmann und Markenkollege Firdaus Kabirov deutlich gewonnen. Auf den 3. Rang kam der Niederländer Marcel van Vliet mit einem GINAF-Truck und über 10 Stunden Rückstand. Die Trucks brauchen dringend ein stärkeres Feld, die KAMAZ sind einfach zu überlegen.

Bei den Quads gibt es auch ein deutliches Bild. Die argentinischen Patronelli Brüder Marcos und Alejandro haben sich den Sieg untereinander „ausgefahren“. Kann man bei einem Vorsprung von über 2 Stunden von Marcos auf Alejandro wirklich von „ausgefahren“ sprechen?

Beide Wertungen garantieren nicht wirklich für Spannung und vielleicht sollte die ASO etwas probieren, die Serien ausgeglichener zu gestalten und für die Quads wären mehr Teilnehmer auch ein Plus.

Schattenseiten der Dakar

Leider blieb die Dakar auch in diesem Jahr nicht ohne Zwischenfall. Bereits auf der ersten Etappe ist ein Auto mit einer Zuschauermenge zusammengestoßen. Dabei ist eine 28 Jahre junge Frau schwer verletzt worden und im Krankenhaus verstorben. Die Zuschauermenge stand in einem, von der Rennorganisation, abgesperrten Bereich.
Südamerika scheint kein Land für Journalisten zu sein. Wenn ich mich nicht täusche, ist bereits im letzten Jahr ein Hubschrauber mit einigen Personen von der Presse abgestürzt. In diesem grüßte das Murmeltier erneut. Ähnlich wie letztes Jahr ist auch in diesem Jahr nichts Schlimmes passiert.
Schwerster Unfall ohne Zuschauerbeteiligung ereilte Luca Manca. Der italienische Motorradpilot lag mehrere Tage im künstlichen Koma im Krankenhaus. Vor wenigen Tagen gab die ASO Entwarnung und mittlerweile ist Manca aus dem Koma erwacht.

Ausblick 2011

Drehen wir die Zeit einmal gute 12 Monate vor. Was erwartet uns im nächsten Jahr? Schwer zu sagen, die ASO überlegt noch, ob es zurück nach Afrika geht oder ob die Dakar weiterhin in Südamerika ausgetragen wird. Auf dem afrikanischen Kontinent gelten Tunesien, Ägypten und Libyen als Favoriten für die neue Ausgabe.
Feste Zusagen von Volkswagen und BMW gibt es noch nicht. Bei den Motorrädern muss auf eine Einigung zwischen ASO und KTM gehofft werden. Das Motorrad-Feld würde sich sicherlich nicht halbieren, aber ein gewisser Anteil würde definitiv fehlen. Im nächsten Jahr wird es keine „Privatfahrer“-Klausel für die KTM-Bikes geben. Alles Weitere werden die nächsten Monate zeigen.

Anmerkung: Danke an xeniC für den ausführliche Bericht. Ich hätte gerne auch noch ein paar Fotos dazu besorgt, aber das war auf die Schnelle leider nicht möglich.

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Dakar: Rückblick – Teil II - Motorsport - insideSPORT 19 Januar, 2010 - 10:04

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