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NASCAR: Saisonrückblick 2009 – Teil 2

von KristianStooss
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Der zweite Teil des NASCAR-Saisonrückblicks führt Monat für Monat durch das abgelaufene Jahr 2009, von Matt Kenseths Sieg beim Daytona 500 bis zur Einführung der „double file restarts“ zur Saisonmitte.

kenseth_daytonaIm Januar meldeten sich, wie bereits angesprochen, viele kleine Teams für das Daytona 500. Allerdings war für das erste und größte Saisonrennen bei allen Mannschaften noch geplant, die komplette Renndistanz zu absolvieren. Bei vielen kleinen Teams wurde der Einsatz ab Fontana auf „start & park“ zurückgefahren. Vereinzelt konnte man erleben, dass außer Crew Chief und dem Fahrer kein weiteres Teammitglied an der Strecke war und der qualifizierte Wagen wegen eines fehlenden Spotters noch vor dem Schwenken der grünen Flagge mit einer „black flag“ an die Box geschickt wurde.

Außerdem sah dieser Monat eine weitere Änderung der Regeln für das Budweiser Shootout: Nach dem Sponsorenwechsel für die Pole Position von Budweiser zu Coors Light, wollte der Geldgeber des Shootouts nicht mehr die Pole-Gewinner des vergangenen Jahres antreten sehen. Daher wurde das Thema des Preisgeldrennens schon im August 2008 auf einen Kampf der Hersteller geändert. Die jeweils besten sechs Autos der vier Hersteller sollten in Daytona den Gewinner von 200.000 Dollar ausfahren. Im Januar wurde das Starterfeld dann noch um eine Wildcard für jeden Hersteller ergänzt, damit ein ehemaliger Champion außerhalb seiner jeweiligen Top6 doch noch antreten kann. Diese Änderung begünstigte Tony Stewart, der damit trotz seines neuen Teams noch am Shootout teilnehmen konnte. Bei Dodge, Ford und Toyota rückte der siebt-platzierte Fahrer nach.

Kevin Harvick gelang dann mit der Führung einer einzigen Runde der große Wurf, denn es war der allerletzte Umlauf, in dem er sich an die Spitze des Feldes setzte. Zuvor hatten Dale Earnhardt Jr, Jamie McMurray und Carl Edwards das Rennen dominiert und auch Tony Stewart zeigte schon, wofür sein eigener Chevrolet im Verlauf der Saison noch gut sein sollte. 2010 sieht dann nach dem Abschied vieler Dodge-Teams ein komplett neues Reglement, was die Auswahl der Teilnehmer angeht. Da nur noch drei Dodge-Fahrzeuge in die neue Saison gehen werden, konzentriert man sich beim Budweiser Shootout nun auf die Fahrer, welche bereits Erfolge auf dem Daytona International Speedway vorweisen können.

Matt Kenseth gewinnt zum ersten Mal das Daytona 500, verblasst aber nach Fontana

Mit dem Daytona 500 Anfang Februar begann dann auch die Punktejagd ganz offiziell. Die Qualifikation für den Saisonhöhepunkt verpassten 13 Autos, darunter auch die #71 von TRG Motorsports, hier noch mit Superspeedway-Spezialist Mike Wallace am Steuer. Für alle anderen 35 Punkterennen konnte sich das Team von Kevin Buckler dann allerdings dank David Gilliland, Bobby Labonte und Andy Lally (Watkins Glen) qualifizieren. Die überraschenden Qualifikanten waren für mich #36 Scott Riggs und #41 Jeremy Mayfield, der später in der Saison dann wegen dieser hässlichen Drogengeschichte vom Rennbetrieb ausgeschlossen wurde. Terry Labonte brachte die #66 von Phil Parsons mit Hilfe eines „champion’s provisional“ an den Start.

Sieger des regenverkürzten Daytona 500 wurde Matt Kenseth, der damit sein erstes und auch gleichzeitig das erste Daytona 500 für Roush-Fenway Racing gewinnen konnte. Zuvor sorgten Dale Earnhardt Jr und Brian Vickers für Aufregung: Junior schickte Vickers auf der Gegengeraden in einen Dreher, der im Pulk für einige Fahrer verhängnisvoll endete. Außer für die Busch-Brüder war auch für Jimmie Johnson das Rennen vorbei. Später kassierte Earnhardt einiges an Kritik für sein unnötiges Manöver, welches er hätte verhindern können, wäre er kurz vom Gas gegangen. Die Saison endete für Dale Earnhardt Jr, wie sie begann: Er erlebte sein schlechtestes NASCAR-Jahr überhaupt. Daytona-Sieger Kenseth gewann im Anschluss das Rennen in Fontana und bekam danach kein Bein mehr an Land, sogar die Chase-Qualifikation misslang. Im Gegensatz dazu erholte Johnson sich und dominierte wieder einmal zum Saisonende.

Die Top35 waren nach wenigen Saisonrennen festzementiert, keine Chance für Scott Speed

Der März stand dann ganz im Zeichen der Qualifikation für die neuen Top35, welche ab dem sechsten Saisonrennen in Martinsville volle Gültigkeit besitzen sollten. Nach vier Rennen befanden sich mit Mark Martin und Ryan Newman gleich zwei Fahrer unmittelbar am Abgrund, die später sogar noch am Chase teilnahmen. Auf der anderen Seite stieß die #71 von TRG Motorsports nach Atlanta in die Top35 vor und konnte sich auch zwei Rennen dort halten, was für die Sportwagenschmiede ein großer Erfolg war, an den man 2010 mit Bobby Labonte anknüpfen möchte. Aufgrund seiner sechs „champion’s provisionals“ ist das ein durchaus realistisches Ziel sollten genügend Sponsoren gefunden werden.

Nach dem fünften Rennen in Bristol standen die neuen Top35 dann fest und TRG war auch schon die einzige Überraschung. Tony Stewart konnte sein neues Team erwartungsgemäß hereinfahren, wofür er kein einziges garantiertes Startrecht benötigte. Ebenso war AJ Allmendinger in der Lage, die #44 in die Top35 zu befördern, während auf der anderen Seite Scott Speed seinen festen Startplatz in den ersten fünf Saisonrennen nicht in die neuen Owner Points retten konnte. Ebenso mussten sich #8 Aric Almirola und #98 Paul Menard aus den Top35 verabschieden. Für #28 Travis Kvapil war die Saison nach fünf Rennen beendet, da keine Sponsoren ein Auto ohne garantiertes Startrecht bezahlen wollten. Almirolas Team folgte bereits zwei Rennen später.

Die einzige signifikante Änderung in den Top35, über die Saison gesehen, folgte bereits nach Rennen 6 in Martinsville, als Paul Menard zu Ungunsten von David Gilliland den 35ten Platz übernahm. Bereits nach einem Drittel der Saison war die Owner-Wertung dann so ziemlich zementiert. Scott Speed kam zwar noch einige Male in die Reichweite eines garantierten Startplatzes, doch zu oft landete die #82 im Rennen hinter der #34 von John Andretti. Auch zum Saisonende gab es keine positive Tendenz zu beobachten, was den Formel-1-Wechsler 2010 durchaus in Schwierigkeiten bringen könnte. Drei Nichtqualifikationen stehen für den Kalifornier im Übrigen 2009 zu Buche.

In Talladega sorgte ein schwerer Unfall für viel Aufregung und einige Änderungen

Der April brachte den ersten Sieg von Mark Martin in der #5 für Hendrick Motorsports. Auf dem Phoenix International Raceway setzte er sich gegen Tony Stewart durch, der noch zwei weitere Monate auf seinen ersten Sieg mit dem eigenen Team warten musste. Zudem gab es auch für Juan Pablo Montoya eine Premiere: Der Kolumbianer gewann in Talladega seine erste Pole Position in der dreijährigen NASCAR-Karriere.

Die größte Geschichte des Monats schrieben allerdings Brad Keselowski und Carl Edwards in Talladega. Aufgrund der Regel, dass man auf einem Superspeedway nicht unterhalb der gelben Linie überholen darf, kam es im Sprint zur Zielgeraden zu einem folgenschweren Unfall. Edwards wollte seine Führungsposition gegen Keselowski verteidigen und versuchte, diesen unter die gelbe Linie zu drücken. „The Kez“ gab allerdings nicht nach und schickte die #99 in einem Dreher. Unterluft brachte den Ford zum Abheben und eine weitere Kollision mit der #39 von Ryan Newman warf Edwards‘ Wagen in den Fangzaun auf der Start- und Zielgeraden. Dabei wurden mehrere Zuschauer durch Trümmerteile verletzt, der Zaun hielt jedoch. Außerdem gewann Brad Keselowski sein erstes Sprint Cup-Rennen. Im Nachgang dieses Unfalls wurden die Zäune in Daytona und Talladega merklich erhöht.

Im Mai war für Mayfield alles vorbei, während Reutimann sein erstes Rennen gewann

Alles neu macht der Mai und das zweite Saisonviertel sah dann auch einen Crew-Chief-Tausch bei Dale Earnhardt Jr. Sein Cousin Tony Eury Jr musste wegen schlechter Resultate an den Teilzeitwagen mit der #25 wechseln, von wo aus Lance McGrew die #88 übernahm. Zwar waren vereinzelte Aufwärtstendenzen erkennbar, doch die Saison endete genauso mies, wie sie angefangen hatte: Die Chase-Qualifikation wurde verpasst, während die #48, #5 und #24 die Top3 der Punktetabelle bildeten. Ebenfalls im Mai fand das All-Star-Rennen statt, welches Tony Stewart um eine Million Dollar reicher machte. Der erste Sieg in einem Punkterennen folgte im Juni in Pocono. Die erfolgreiche Chase-Qualifikation hatten einige Experten für möglich gehalten, jedoch nicht als selbstverständlich vorausgesetzt. Stewart ging sogar als Tabellenführer in die Meisterschaftsentscheidung, wäre aber auch nach dem alten Punktesystem von Jimmie Johnson besiegt worden.

Ein weiterer Premierensieger war 2009 David Reutimann, der das legendäre Coca-Cola 600 mit einer taktischen Finesse gewann. Nachdem das längste Rennen des Jahres wegen Regens zunächst auf den Montag verschoben werden musste, konnte auch dieser Termin keine volle Renndistanz garantieren. Nach mehr als 60 Minuten Wartezeit im Regen und 227/400 Runden wurde das Rennen schließlich abgebrochen. Dieser Sieg markiert im dritten Jahr von Michael Waltrip Racing zugleich den ersten Sieg des noch jungen Teams. Außer Reutimann konnte auch Marcos Ambrose überzeugen, denn beide Fahrer landeten am Jahresende in den Top20, während Teambesitzer Waltrip nach einem schlechten Jahr und Platz 33 für Martin Truex Jr Platz machen muss, um Sponsor NAPA zu halten.

Neben diesen zwei erfreulichen Geschichten hatte der Mai aber auch den Start einer großen Schlammschlacht zu bieten: Jeremy Mayfield wurde des Drogenkonsums überführt, den er aber nach wie vor bestreitet. Seiner Meinung nach resultierte das positive Testergebnis auf Methamphetamin aus einer Kombination von verschiedenen legalen Medikamenten. Er sieht sich weiterhin als Opfer der NASCAR, die ein Exempel an ihm statuieren wollen, um den Ablauf der „drug policy“ zu demonstrieren. Zwar gibt es für beide Seiten der Geschichte ausreichend Zeugen, deren Aussagen sind aber zum Teil umstritten. Da Mayfield keinen weiteren Drogentest anstrebt, wird der Drogenmissbrauch zunehmend wahrscheinlicher, da er einen Test ohnehin nicht bestehen würde. Außerdem dürfte seine Karriere durch die geschädigte Reputation sowieso vorbei sein. Sein eigenes Team hat er ja bereits verkaufen müssen, um seinen Anwalt bezahlen zu können.

Juan Pablo Montoya und Joey Logano setzen zum ersten Mal in der Saison 2009 Akzente

Im Juni wurde der Bankrott der großen Automobilhersteller General Motors (Chevrolet) und Chrysler (Dodge) bekanntgegeben. Zwar war schon länger klar, dass es der Branche nicht gut ging, aber die letztendliche Ankündigung des Konkurses schlug dann doch wie eine Bombe ein. Zu den Auswirkungen hatte ich ja schon im ersten Teil des Rückblicks einige Zeilen geschrieben.

Nachfolgend komme ich zu den erfreulicheren Themen zum Ende der ersten Saisonhälfte: Montoya landete nach dem ersten Rundkurs-Rennen in Sonoma zum ersten Mal 2009 in den Top12 der Meisterschaftswertung. Seine Position konnte er zum Ende der „regular season“ noch weiter verbessern und qualifizierte sich mit seiner konstanten Fahrweise tatsächlich für den Chase in diesem Jahr. Für 2010 kann ich nur hoffen, dass sich seine Leistungen noch weiter steigern, um international noch mehr Aufmerksamkeit in Richtung NASCAR zu lenken. Im Juni folgte dann ein weiterer Premierensieger mit Joey Logano, der als Rookie ein Rennen gewann. Wieder war es allerdings ein Erfolg unter schwierigen Wetterbedingungen, da das Rennen in New Hampshire nach 273/301 Runden abgebrochen wurde. Ich denke aber, dass Joey Logano 2010 an seine guten Leistungen anknüpfen kann, und als erster der drei Premierensieger von 2009 einen weiteren Erfolg feiern wird. Erstaunlich ist auch, dass Logano 2008 keine komplette Nationwide-Saison gefahren war und sein frühes Sprint Cup-Debüt auch nur durch den Wechsel von Tony Stewart zu Stande gekommen ist.

Abschließend für den zweiten Teil des Jahresrückblicks steht die Einführung der „double file restarts“ auch in den Punkterennen. Das Konzept bewährte sich bei den Preisgeldrennen und wurde auf Vorschlag der Fahrer und der Fans nach einigen Testläufen in der Nationwide Series auch für den Cup übernommen. Das großartige Konzept, dass bei jedem Restart zwei Kolonnen mit Führungsfahrzeugen nebeneinander starten und erst dahinter die überrundeten Fahrer den „lucky dog“ auskämpfen, kam allerdings bei den Fans besser an als bei einigen Fahrern. Speziell in Führung liegende Autos haben es so schwerer, ihre Führungsposition zu nutzen. Deshalb darf der Leader seitdem die Seite wählen, auf der er starten möchte. Auch wurde die Überrundungsregel geändert, sodass überrundete Fahrzeuge am Pace Car vorbeigewinkt werden können, wenn sie sich zwischen Pace Par und Führendem befinden. Somit ist es leichter, eine Runde zurück zu gewinnen, wenn man während einer Gelbphase nicht an die Boxen fährt und gleichzeitig alle Fahrzeuge in der Führungsrunde zum Stopp kommen.

Der dritte und letzte Teil des Saisonrückblicks 2009, in dem die zweite Hälfte des Jahres behandelt wird, erscheint hoffentlich noch vor Neujahr. Momentan genieße ich die vorlesungsfreie Zeit dann doch lieber mit der Familie und Freunden.

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