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NASCAR: Vorschau New Hampshire Juli 2011

von KristianStooss
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Im letzten Jahr war New Hampshire noch der Startschuss für das Race to the Chase, doch mit dem überarbeiteten 2011er-Kalender sind wir um die gleiche Zeit schon weiter im Rennen um die besten Plätze in den Playoffs. Acht Rennen verbleiben den Piloten ab diesem Wochenende noch, um die Teilnehmer der Titeljagd auszufahren.

Am Wochenende besuchen die beiden höchsten Rennklassen der NASCAR zum ersten Mal in diesem Jahr den New Hampshire Motor Speedway. Ich persönlich bin nicht so der Fan dieses recht langweiligen 1-Meilen-Ovals in Neuengland, welches eher den IndyCars in ein paar Wochen besser bekommen sollte. Die Cup-Wagen haben sowieso schon kaum Abtrieb, aber sie dann auch noch auf eine so gering überhöhte Bahn mit echt engen 180° Kurven zu schicken, na ich weiß ja nicht. Im Grunde genommen ist die Strecke in Loudon ja kein echter Shorttrack, zumindest nach Definition über die Länge des Ovals. Doch eigentlich lässt sich New Hampshire viel besser mit dem Paperclip in Martinsville vergleichen, als dessen großer Bruder der Speedway gerne bezeichnet wird – und der Shorttrack in Virginia hat immerhin noch ein paar Grad Kurvenüberhöhung mehr!

Und eben weil man New Hampshire so schön mit Martinsville vergleichen kann, stehen die absoluten Favoriten auch schon direkt fest: Denny Hamlin und Jimmie Johnson überzeugen seit Jahren mit wirklich richtig guten Auftritten auf diesem Speedway, ähnlich wie auf dem kleinen Zwillings-Shorttrack übrigens. Denny Hamlin fährt seit 2006 im Sprint Cup und beendete bisher keines seiner zehn Rennen in Loudon außerhalb der Top15! Bei vier Ausgaben gelang er in die Top5, darunter befindet sich auch ein Sieg. Momentan befindet sich Hamlin auf dem letzten regulären Chase-Platz und könnte auf dem Weg zum Meisterschaftsfinale eine ähnlich überzeugende Fahrt am Wochenende gut gebrauchen.

Dauermeister Jimmie Johnson steht Hamlin in New Hampshire aber in fast nichts nach, denn der Kalifornier rückte schon 2002 in den Sprint Cup auf, was ihm bis dato 18 Loudon-Ausgaben ermöglichte. Jetzt kommt der Clou: Johnson beendete dort ebenso wie Denny Hamlin eine Menge Rennen in den Top15, nämlich alle bis auf zwei! Insgesamt gehen aber nur sechs Top5-Resultate auf sein Konto, darunter befinden sich allerdings auch drei Siege. Den letzten Erfolg holte Johnson sich im Juni-Vorjahresrennen, während er beim ersten Chase-Rennen in New Hampshire seinen zweiten nicht-Top15-Ausreißer einsammelte.

Die beiden Spezialisten sind aber nicht die einzigen Piloten mit besten Chancen auf einen Sieg am Wochenende, denn ich habe außerdem noch Kurt Busch sowie Jeff Gordon auf der Rechnung. Kurt Busch fuhr in Loudon ebenfalls schon drei Mal in die Victory-Lane und holte seit 2008 nur ein winziges Mal keine Top6-Platzierung. Dieser Ausreißer war übrigens Platz 13 – jammern auf hohem Niveau also! In den letzten acht Saisonrennen fuhr Busch zudem immer in die Top14 und gewann ebenso das Rundkursrennen in Sonoma vor einigen Wochen. Beste Aussichten auf ein Bomben-Resultat also…

Für Jeff Gordon läuft es in diesem Jahr gar nicht so schlecht, er kam nur zu Beginn der Saison etwas zu selten in den Top10 an. In total unauffälliger Manier konnte er 2011 aber bis dato schon zwei Rennsiege einfahren, was man ja auch immer erstmal schaffen muss. Von den letzten vier Ausgaben in New Hampshire beendete er drei in den Top6 und auch die Top10s kamen in den vergangenen drei Saisonrennen konstant. Gordon könnte am Sonntag also gut und gerne in der Victory-Lane auftauchen, welche er in seinen erfolgreichen 90er-Jahren schon drei Mal besuchte.

Es folgen in der gebotenen Kürze die Kandidaten für ein Top5-Resultat:
Kyle Busch, Kevin Harvick, Dale Earnhardt Jr und Ryan Newman.

In der Top10-Liste stehen bei mir außerdem:
Carl Edwards, Matt Kenseth, Tony Stewart, Clint Bowyer, David Ragan, Joey Logano und Brad Keselowski.

Der erweiterte Kreis besteht aus:
Juan Pablo Montoya, Paul Menard und Mark Martin.

Generell vermute ich, dass am Wochenende eher ein Chevrolet die Nase vorne behalten wird, allerdings ist auch der Sieg eines Toyota oder eines Dodge nicht unwahrscheinlich. Sollte ein Ford gewinnen, reiche man mir bitte schon das Salz und den Senf für meinen Hut, mit denen rechne ich in New Hampshire nicht so wirklich. Wie gehabt sind alle Angaben aber wie immer ohne Gewähr, denn in der NASCAR kommt es erstens immer anders und zweitens als man denkt! Die Einschätzungen basieren nur auf den bisherigen Loudon-Ergebnissen sowie einem Mittel über die letzten Saisonrennen.

Dafür an dieser Stelle noch etwas zu den Einspritzer-Tests in Kentucky, deren Ergebnisse von den Teams und Herstellern natürlich Top-Secret unter Verschluss gehalten werden. Jedoch äußerten sich danach einzelne Parteien: So standen zum einen zwei ranghohe NASCAR-Funktionäre auf einer Pressekonferenz für Fragen zur Verfügung und zum anderen gaben die großen Motorenbauer von Hendrick, Earnhardt-Childress, Roush-Yates und TRD in einzelnen Interviews einige interessante Antworten. Zwar kam nicht viel ans Tageslicht, aber wer die Transkripte der Interviews trotzdem gerne oder zusätzlich lesen möchte, der kann das unter diesem Link auf Jayski.com tun.

Für mich waren im Grunde genommen nur zwei Aussagen einigermaßen relevant: Zum Beispiel ergeben sich mit der elektronisch-gesteuerten Direkteinspritzung einige Eingriffsmöglichkeiten in den Verbrennungsvorgang, welche man in der traditionellen NASCAR eher nicht gewohnt ist. Bei Hendrick Motorsports und Richard Childress Racing spricht man sogar schon von verschiedenen Einspritzmappings/-konfigurationen/-profilen (oder wie auch immer) für unterschiedliche Fahrer und Fahrstile. Während man dies bei Hendrick eher nicht so gerne sehen würde, rechnet die Motorenabteilung von RCR fest damit.

Letztendlich stellt sich dann die Frage, wie viel NASCAR hier noch regulieren will oder vielmehr kann. Gerade aus diesem Grund hat sich die NASCAR ja in der Vergangenheit vor moderner Technologie gefürchtet wie der Teufel vor dem Weihwasser. Nun ergeben sich möglichweise wieder neue Gelegenheiten zum Schummeln und Tricksen und das auf einer Ebene, die man bei NASCAR vielleicht nicht mehr kontrollieren kann. Wenn die McLaren-Elektronik nicht zuverlässig überwachbar ist, hat man vielleicht die Büchse der Südstaaten-Pandora geöffnet.

Die zweite Information ist dagegen wohl nur nettes (oder eigentlich eher unschönes) Beiwerk: Mit der Einführung der Einspritzer-Technologie müssen wir zukünftig auf die hellen Flammen verzichten, welche aus dem Auspuff schlagen, wenn der Fahrer von Gas geht, da ohne Vergaser kein unverbrannter Sprit mehr in den Abgastrakt gelangen wird. Andersherum sinkt damit natürlich auch der Verbrauch, was wiederum relevantere Auswirkungen haben dürfte. Schade ist es natürlich trotzdem um die optischen Effekte, die vor allem das Flair der Nachtrennen immer sehr mitgetragen haben.

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende:

Der Sprint Cup wird in New Hampshire von der Nationwide Series unterstützt und beide Ligen bieten sowohl Freitag als auch Samstag jede Menge Programm für den Couch-Potato. Dazu kommt, dass nach einigen Nachtrennen endlich wieder früher losgefahren wird, damit wir dann auch mal etwas mehr Schlaf bekommen. Zusätzlich sind die Trucks in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Iowa für all jene Fans unterwegs, die trotzdem nicht genug von den Flutlichtrennen bekommen können. Ich habe unten mal nur das Rennen aufgelistet, Trainings und Qualifying werden eh nicht übertragen.

Achso, bevor ich es vergesse: Nach New Hampshire geht der Sprint Cup in sein letztes Off-Weekend für dieses Jahr und zwar weit früher als sonst. Zwar gab es vor dem Indianapolis-Ausflug schon länger ein freies Wochenende, doch im alten Kalender bot NASCAR den Teams auch nach Bristol kurz vor dem Ende des Race to the Chase noch eine Pause an. Das heißt dann, dass der Cup seine zweite Saisonhälfte fast vollständig in 17 Wochen am Stück durchzieht. Ganz schön heftig… Wer trotzdem nicht auf NASCAR verzichten kann oder will, holt sich am besten seine Dosis Racing in Nashville ab, denn dort sind Nationwide Series und die Trucks unterwegs – selbstverständlich nachts!

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 15.07.
16:30 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED

Samstag, 16.07.
15:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
16:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
17:45 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (New England 200), ESPN
02:00 Uhr, Truck Series Rennen (Coca-Cola 200 presented by Hy-Vee), SPEED

Sonntag, 17.07.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Lenox Industrial Tools 301), TNT / NASCAR.com RaceBuddy

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1 Kommentare

NASCARaddicted 16 Juli, 2011 - 21:10

auch wenn die Strecke eigentlich nichts dazu kann, aber: es gibt 2 Gründe, warum ich sie nicht leiden kann:

Kenny Irwin Jr. und Adam Petty. Beide starben dort im Jahr 2000, an fast der gleichen Stelle.

Wie gesagt, die Strecke kann nix dafür (soweit ich mich erinnere blieb bei beiden der Gaszug hängen) aber ein schlechter Beigeschmack bleibt immer (wobei, nach der Logik dürfte ich Daytona auch nicht gut leiden dürfen)

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