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NASCAR: Vorschau Michigan Juni 2011

von KristianStooss
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Der Michigan International Speedway ist nach dem wenig spannenden Rennen in Pocono das nächste Ziel im Sprint Cup. Dabei kann allerdings nicht wirklich Vorfreude aufkommen, denn in Michigan sind meist auch höchstens die Schlussphasen spannend. Am Wochenende muss Roush-Fenway Racing nach zuletzt teilweise etwas schwächeren Ergebnissen auf der Hausstrecke an den großen Seen zurückschlagen.

Zum Michigan International Speedway gibt es an sich nicht so viel zu erzählen. Das Oval ist mit zwei Meilen Länge eines der größeren im Cup-Kalender, besitzt aber mit 18° Banking gerade einmal 4° mehr Kurvenüberhöhung als seine jüngere Schwester in Fontana. Zum Glück bietet Michigan im Vergleich spannendere Rennen, auch wenn die davon betroffene Schlussphase zunächst meist drei Viertel der Distanz auf sich warten lässt. Das Feld zieht sich nicht so sehr auseinander wie in Fontana oder Pocono, trotzdem ist auf dem Intermediate Oval genug Platz für alle. In Michigan kann man nämlich so ziemlich jede denkbare Linie fahren: oben an der Mauer entlang, in der Mitte oder die weiße Linie umarmend. Vielfach sieht man auch alles bunt gemischt, da der Wagen oft in den ersten beiden Turns anders liegt als in den zwei letzten Kurven und ein Fahrer dann sozusagen seinen Fahrstil auf die Strecke abstimmt und nicht das Auto auf die Rennbahn.

Eigentlich ist Michigan sowas wie Ford-Land, mal abgesehen davon, dass sich die Zentrale des Konzerns ebenso wie die von General Motors (Chevrolet) und Chrysler (Dodge) natürlich in der größten Stadt des Bundesstaates befindet. Auf das Renngeschehen bezogen bedeutet das nun aber, dass die Automarke mit dem blauen Oval in den 80er- und 90er-Jahren immer mindestens jedes zweite Rennen auf dem Michigan International Speedway gewinnen konnte. So siegten Ford-Piloten dort zwischen 1984 und 2007 insgesamt in 29 von 48 Rennen, was einer Quote von satten 60,4% entspricht! Mit der Einführung des Car of Tomorrow (in Michigan erstmals 2008 unterwegs) und in der dringenden Erwartung des neuen FR9-Motors ging diese erstaunliche Performance dann aber recht schnell unter: In bisher sechs CoT-Rennen sah nur 2008 Carl Edwards die Victory Lane von innen.

Bei Roush-Fenway Racing muss man nach den zuletzt etwas schwächeren Rennen in der aktuellen Saison wieder zu alter Form zurückfinden. Im Moment wechselt man sich stärke-technisch ja ca. im 4-Rennen-Turnus mit Hendrick Motorsports in der Victory-Lane ab. Die Haus- und Hof-Strecke sollte den Ford-Piloten da natürlich entgegen kommen, um den Rivalen das Lenkrad aus der Hand zu reißen. Was derzeit auch auffällt ist, dass bei Roush zunehmend Matt Kenseth ins Spiel kommt, während Carl Edwards eher dem Beginn der Saison seinen Stempel aufgedrückt hat. Edwards de-facto DNF in Pocono nach einem Motorschaden war der bisherige Tiefpunkt seines Jahres und kostete ihn fast die Tabellenführung. Derweil holte Kenseth fleißig Top10-Resultate und festigte seinen siebten Platz in der Meisterschaft damit.

Traditionell auch sehr stark sind in Michigan die Toyotas von Red Bull, für welche Brian Vickers im August 2009 den ersten Cup-Sieg holen konnte. Außerdem kennt auch Teamkollege Kasey Kahne die Victory Lane des Intermediate Ovals bereits, allerdings stammt sein Ausflug dorthin noch aus dem Jahr 2006 in einem Dodge von Evernham Motorsports (heute über mehrere Umwege Richard Petty Motorsports). Die Red Bulls sollte man am Wochenende also unbedingt im Auge behalten.

Interessant wird es zu sehen sein, was die Mannen von Rick Hendrick in Michigan auf die Beine stellen können. In Pocono und davor in Kansas überkam man ja zuletzt die kurze Schwächeperiode von knapp vier Rennen zwischen Richmond und dem Coca-Cola 600 – einzelne Ausreißer natürlich ausgenommen. Dazu gehört derzeit eindeutig Mark Martin, der 2011 erst ein Top5- und vier Top10-Ergebnisse einfahren konnte. Einen schlechteren, breit spekulierten, zweiten Abschied vom Vollzeitgeschehen hätte er so sicher fast nicht einleiten können. Mir tut es für den „ewigen Zweiten“ ein wenig Leid, immerhin hält er sich in seinem Alter noch fitter als so mancher Jungspund und/oder Juan Pablo Montoya bzw. Tony Stewart – wobei Smoke ja über den Winter doch einige Kilos abgespeckt hat.

Hoffentlich findet Martin bis zum Saisonende noch zu seiner alten Form zurück und gewinnt zum möglichen Vollzeit-Abschied ein weiteres Cup-Rennen, wenn er denn schon wohl nie den Meistertitel holen wird! Die Vorarbeit bei Hendrick Motorsports leisten derweil die anderen Piloten und da wird man am Wochenende sehen, ob der jüngste Aufwärtstrend weiter geht. Jeff Gordon schnuppert nach seinem Sieg in Pocono nicht mehr nur an den Playoffs, sondern ist derzeit der aussichtsreichste Wildcard-Pilot. Mit solchen Sonderregeln brauchen sich Jimmie Johnson und Dale Earnhardt Jr im Moment nicht herumzuschlagen, denn beide Piloten liegen doch recht komfortabel in den Top3 der Meisterschaft. Ein Chase mit Junior ist in diesem Jahr wahrscheinlicher denn je. Sein ehemals enttäuschender Crew-Chief betreut momentan übrigens das Team von Mark Martin – Zufall?

Das spannende Thema am Wochenende wird also der Kampf zwischen Roush-Fenway Racing und Hendrick Motorsports sein, wobei die Fords dringend eine gute Antwort auf die jüngste Stärke der Chevrolet-Truppe finden müssen! Aber wie heißt es so schön: Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte… und das könnte in diesem Fall sogar Red Bull Racing sein. Das Juni-Rennen im Vorjahr gewann übrigens Denny Hamlin in überlegener Manier, weshalb man Joe Gibbs Racing zwar nicht ganz außer Acht lassen darf, doch die letzten Ergebnisse 2011 sprechen eher gegen einen Erfolg in Michigan. Kyle Buschs bisherige Resultate auf dem Intermediate Oval (nur drei Top10s in zwölf Rennen!) machen sie Sache auch nicht besser.

Da glaube ich schon eher an einen (weiteren Abstauber-)Sieg von Kevin Harvick, der zuletzt wieder in seiner alten Top10-am-laufen-Band-Form ist und außerdem das August-Rennen 2010 in Michigan für sich entscheiden konnte. „Damals“ machte ihn sein dritter Saisonsieg zum größten Herausforderer für Jimmie Johnson neben Denny Hamlin. Nicht vergessen sollte man auch Kurt Busch, der zuletzt drei Top10-Ergebnisse in Folge hinlegte und dabei in Pocono fast den Sieg holte. Unterdessen benötigt Juan Pablo Montoya nach seinem siebten Rang im letzten Rennen dringend ein weiteres Top10-Resultat, doch in Michigan gelang dem Kolumbianer dies nur zwei Mal in acht Ausgaben – sicherlich ausbaufähig… Weiterhin erwarte ich jetzt jedes Rennen den wirklichen Beginn der Sommer-Serie von Tony Stewart!

Noch kurz zum Rennen, wobei ein Wort aus diesem Satz besonders dazu passt: „kurz“! So sind die Veranstaltungen in Michigan meist, da nämlich „nur“ 400 Meilen gefahren werden. Die 200 Runden sind oft schon nach gut 2,5 bis 2,75 Stunden abgespult, wobei sich die ersten ca. 150 Umläufe häufig gefühlt in die Länge ziehen. Die letzte halbe bis dreiviertel Stunde sollte man sich aber in jedem Fall anschauen, weil es da immer recht spannend wird. Vielleicht erleben wir ja sogar nach Charlotte und Kansas einen weiteren Spritpoker, ähnlich wie 2008, als Dale Earnhardt Jr bei so einem Rennen seine sieglose Durststrecke beendete. Gute Vorzeichen also für Junior?

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende. Zusätzlich zum Sprint Cup ist auch die Nationwide Series in Michigan unterwegs, während die Trucks gut einen Monat pausieren. Letztere sind dann erst am zweiten Juli-Wochenende wieder mit von der Partie, wenn der Cup sein Debüt-Rennen in Kentucky veranstaltet. Bei der Premiere sind übrigens alle drei nationalen Rennserien anwesend. Doch bis dahin ist natürlich noch etwas Zeit, vorher kommt ja zunächst der erste Rundkursabstecher und das Sommerrennen in Daytona!

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 17.06.
17:30 Uhr, Nationwide Series Practice, SPEED
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
20:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED

Samstag, 18.06.
17:00 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (Alliance Truck Parts 250), ABC

Sonntag, 19.06.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Heluva Good! Sour Cream Dips 400), TNT / NASCAR.com RaceBuddy

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