Home NASCAR NASCAR: Vorschau Dover Mai 2011

NASCAR: Vorschau Dover Mai 2011

von KristianStooss
0 Kommentare

Am Wochenende fährt der Sprint Cup erstmals in diesem Jahr auf der Beton-Meile von Dover im US-Bundesstaat Delaware. Schaut man in die jüngere Vergangenheit, dann kommen eigentlich nur die Top3 der Meisterschaft für einen Sieg in Frage. Weil die Leistungsdichte 2011 aber äußerst hoch ist, muss man noch einige weitere Fahrer mit in die Rechnung einbeziehen.

Regan Smith bewies in der letzten Woche, was Trevor Bayne zum Jahresanfang in Daytona bereits angedeutet hatte: 2011 ist erstmals wieder ein Jahr, in dem so gut wie jeder Fahrer eine Chance auf den Sieg hat, zumindest wenn er sein Material von einem der Top-Teams bezieht. Solche Erfolge von Kundenteams hatten aber in der jüngeren Vergangenheit durchaus Seltenheitswert. An diesem Wochenende geht es auf dem Dover International Speedway hoffentlich ähnlich spannend wie zuletzt zur Sache. Der DIS ist ein Ein-Meilen-Oval mit mächtig Kurvenüberhöhung und einem Streckenbelag aus Beton, der sich oft als durchaus rutschig entpuppt. Das Banking von 24° macht hohe Kurvengeschwindigkeiten möglich und wechselt abrupt auf die 9° der beiden Geraden über. Der – laut Klassifikation – Shorttrack ist außerdem durchaus eng, man könnte ihn auch als den großen Bruder von Bristol bezeichnen. Wenn sich außerdem wieder einige Fahrer an waghalsigen Three-Wide-Situationen versuchen wollen, dann könnte der Fehden-Counter der NASCAR in die Höhe schnellen.

Alles in allem denke ich, dass am Wochenende wieder ordentlich Action bereitgehalten wird und das zum Glück auch wieder zu humaneren Uhrzeiten. Nach den beiden Nachtrennen von Richmond und Darlington, von denen ich leider nicht so viel mitbekommen habe, startet der Sprint Cup wieder am Sonntag um ca. 19:15 Uhr zur angenehmen Stunde. Im Folgenden werfe ich einen Blick auf das derzeitige Starterfeld und habe dabei die folgenden großen Siegkandidaten ausgemacht:

Wendet man die Erfahrungswerte aus Dover auch auf das Wochenende an, dann kann der logische Sieger eigentlich nur aus den aktuellen Top3 der Meisterschaft stammen. Jimmie Johnson hat dabei die allerbeste Statistik auf seiner Seite, denn der Dauermeister gewann in Dover gleich drei der letzten vier Rennen mit jeweils über 200 von 400 Führungsrunden. Die fehlende Ausgabe riss Kyle Busch sich unter den Nagel, nachdem – wer hätte es geahnt – Jimmie Johnson zuvor fast wieder 200 Umläufe dominiert hatte. Im Mai 2010 nahm sich Johnson aber selbst aus dem Rennen, weil er beim letzten Pitstop zu schnell in der Boxengasse erwischt wurde und dadurch nur Rang 16 holte.

Kyle Busch gewann auch eine weitere Frühjahrsausgabe in Dover, nämlich die von 2008, womit er ebenfalls zum Favoriten auf den Sieg avanciert. Seit seiner kleinen Begegnung der Harvickschen Art drehen übrigens beide Piloten die nächsten vier Wochen ihre Runden auf Bewährung. Die drei in dieser Aufzählung noch verbleibenden Dover-Rennen seit Einführung des CoT 2007 gewannen Carl Edwards (Herbst 2007), Greg Biffle (Herbst 2008) und Martin Truex Jr (Frühjahr 2007). Truex gewann damit das erste CoT-Rennen in Dover und außerdem sein erstes Cup-Rennen überhaupt. Eine Wiederholung ist zwar erwünscht, doch die Performance der letzten Wochen spricht da leider eine ganz andere Sprache.

Schon eher im Kreis der Favoriten zu finden ist Carl Edwards, welcher trotz nur eines einzelnen Sieges in Dover eine viel beeindruckendere Statistik aufweist. Lässt man seine vier Eingewöhnungsrennen zwischen 2004 und 2006 mal weg (und selbst die waren immer innerhalb der Top18), dann offenbart sich ein elfter Platz als schlechtestes Ergebnis für „Concrete Carl“! Zwischen Ende 2006 und 2008 fuhr Edwards sogar fünf Mal in Folge in die Top3. Danach folgten die Ränge 7, 11, 8 und 5 während der allgemein bekannten Ford-Schwächeperiode.

Jimmie Johnson, Kyle Busch und Carl Edwards sollte man deshalb am Wochenende ganz massiv im Auge behalten, auch wenn bei Hendrick Motorsports seit zwei Rennen ein wenig der Haussegen schief hängt. So holte einzig Johnson in Richmond das letzte Top10-Ergebnis für die erfolgsverwöhnte Truppe und in Darlington musste Dale Earnhardt Jr von einer besseren Platzierung Abstand nehmen, weil er wie in eigentlich längst überwunden geglaubten Zeiten wieder seinen Boxenplatz verpasste. Hendrick ist 2011 plötzlich nicht mehr das Maß aller Dinge und gerät häufiger in Schwierigkeiten als in den Jahren zuvor. Gerade in Dover muss sich nicht unbedingt etwas daran ändern, denn außer Johnsons Statistik war der Rest vom Team in den letzten Ausgaben dort nicht immer Top10-Material!

Bitterer sieht es bei den Top-Teams neben Hendrick Motorsports nur bei Richard Childress Racing aus, die nach der erneuten Erweiterung auf vier Fahrzeuge wieder mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie schon 2009. Während sich Kevin Harvick und Clint Bowyer anders als damals aber immerhin im Chase-Umfeld aufhalten können, sieht es beispielsweise für Jeff Burton recht düster aus. Gerade von Letzterem muss nun endlich etwas kommen, hat er 2011 doch bisher noch kein einziges Top10-Ergebnis einfahren können. Es wäre möglich, dass zumindest bei ihm am Wochenende ein besseres Resultat drin ist, denn im letzten Jahr fuhr er in beiden Dover-Ausgaben auf den zweiten Rang. Das ist bei weitem mehr als das, was seine beiden Teamkollegen innerhalb der Playoff-Positionen je in Dover rausgefahren haben. Mit Paul Menard muss man unterdessen etwas Mitleid haben, denn nachdem seine Saison weit vorne begann, befindet er sich jetzt nur noch auf Platz 18 in der Meisterschaft.

Immer noch in den Top10 der Meisterschaft hockt für Penske Racing einsam und alleine Kurt Busch, obwohl seine Leistung in den letzten Wochen wirklich massiv abgefallen ist! In Richmond und Darlington waren so zuletzt nicht mal mehr Top20-Ergebnisse realisierbar. Immerhin sind jetzt Konsequenzen gezogen worden, denn nach lauterem Wettern über den Boxenfunk seitens Busch in Richmond hat Penske nun den Technischen Direktor Tom German entlassen. Am letzten Wochenende konnte aber ausgerechnet sein Teamkollege Brad Keselowski mit einem starken dritten Platz nach dem Reifenpoker auf sich aufmerksam machen. Vielleicht geht es ja an dieser anderen Baustelle ab jetzt wieder bergauf.

Da sich 2011 als ein sehr wettbewerbsfähiges Jahr herausgestellt hat, sollte man auch folgende Piloten nicht außer Acht lassen:

– Die Piloten von Roush-Fenway Racing im Allgemeinen. Begründung: Matt Kenseth ist z.B. seit 2008 mit nur einer Ausnahme im letztjährigen Chase-Rennen immer in die Top4 gefahren und Greg Biffle holte seit 2006 in zehn Ausgaben wahnsinnige acht Top8-Resultate! Nur bei David Ragan muss der Funke wie immer noch etwas überspringen, dabei zeigte er in dieser Saison – wie zuletzt in Richmond mit Platz 4 – aber schon einige Male was möglich ist. Für Kenseth und Biffle gilt es nun, Top-Ergebnisse zu holen. Vor allem Kenseth muss nach drei Resultaten außerhalb der Top20 um die Chase-Qualifikation kämpfen, welche für Biffle auf Platz 12 zum Greifen nahe ist.

– Denny Hamlin holte in Richmond und Darlington Rang 2 bzw. 6 und robbte damit weiter an die Top10 in der Meisterschaft heran. Bis zu den Playoff-Plätzen ist es noch etwas hin, doch Hamlin ist auf einem guten Weg. Gerade in Richmond war offensichtlich, dass die Gibbs-Toyotas nur sich selbst schlagen konnten, weil Hamlin sich am Ende lediglich seinem eigenen Teamkollegen Kyle Busch beugen musste. Joey Logano, der dritte Fahrer im Gibbs-Bunde, kämpft ähnlich wie Jeff Burton weiterhin ums Überleben, könnte aber in Dover an seine zwei Top10-Resultate aus dem vorigen Jahr anknüpfen. Hamlin hat übrigens ebenfalls zwei solcher Ergebnisse aus 2010 zu Buche stehen.

Hier noch der erweiterte Kreis:

– Tony Stewart startet langsam in seinen traditionellen Sommerlauf und verbesserte seinen neunten Rang aus Richmond in Darlington noch einmal um zwei Plätze. Auch Dover hat Smoke in recht guter Erinnerung, immerhin kam er hier in den letzten vier Rennen bis auf eine Ausnahme immer in den Top11 ins Ziel, darunter Platz 2 vor ziemlich genau zwei Jahren.

– Kasey Kahne legte in den letzten beiden Wochen einen ebensolchen Run wie Stewart auf den Asphalt und holte sich Platz 3 und 4 in den oben erwähnten Rennen. In Darlington war er dabei sogar ein Mitfavorit auf den Sieg. Dover betreffend war lediglich 2009 für Kahne eine Ausnahmesaison und selbst dort reicht es mit Rang 6 und 8 nur für durchschnittliche Top10-Ergebnisse. Es bleibt interessant bei Kasey Kahne!

Zu Regan Smith noch ein kurzes Kuriosum: Seinen ersten Sieg im Sprint Cup holte der Fahrer von Furniture Row Racing in dieser Saison ausgerechnet nach seiner bisher schlechtesten Startplatzierung 2011. Das Southern 500 war sein erster Rennbeginn außerhalb der Top20, was seinen Super-Schnitt etwas auf Rang 8,7 abschwächt. An dieser Stelle bin ich gespannt, ob Smith in diesem Jahr erneut in Erscheinung treten kann. Damit meine ich natürlich keine weitere Fahrt in die Victory Lane, eher sowas wie ein Top10-Resultat.

Vertauschte Rollen sieht man im Moment bei Earnhardt-Ganassi Racing, denn während Juan Pablo Montoya seit drei Wochen das Pech und manchmal auch seine eigene Hitzköpfigkeit an den Hacken hängen, blüht Jamie McMurray langsam wieder auf. Das Team hat nach wie vor eine ganze Menge Arbeit vor sich, auf konstantem Top-Niveau ist man noch lange nicht angekommen, auch wenn man das aus eigenem Munde oftmals verlautbart. Dover ist jedenfalls keine Super-Strecke für EGR, ein Top10-Resultat wird schon großes Glück sein. Am Wochenende ist also Punkte sammeln und Schadensbegrenzung angesagt. Wie immer gilt: Wenn ich sowas sage, dann gewinnt am Ende einer der beiden Fahrer!

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende. Zur Unterstützung des Sprint Cups sind Nationwide Series und Trucks in Dover mit dabei, wobei die Trucks ihre beiden Practice Sessions schon am gestrigen Donnerstag absolviert haben. Im TV wurde allerdings nichts davon übertragen.

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 13.05.
16:00 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
18:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, nicht im TV
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
22:45 Uhr, Truck Series Rennen (Lucas Oil 200), SPEED (TV um 02:30 Uhr!)

Samstag, 14.05.
16:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
20:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (5-Hour Energy 200), ESPN

Sonntag, 15.05.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (FedEx 400 benefiting Autism Speaks), FOX

Das könnte Dir auch gefallen