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NASCAR: Vorschau Martinsville April 2011

von KristianStooss
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An diesem Wochenende packt die NASCAR hoffentlich wieder einen ihrer Shorttrack-Klassiker aus, wenn auf dem Martinsville Speedway in Virginia gefahren wird. Wenn man die Statistik der letzten vier Jahre zugrunde legt, dann sehen wir am Sonntag entweder Denny Hamlin oder Jimmie Johnson in der Victory Lane: Seit Ende 2006 gelang das nämlich ansonsten niemandem.

Die halbe Meile des Martinsville Speedways, der wegen seiner Form auch als „Büroklammer“ bekannt wurde, ist wie gesagt das Wohnzimmer von Jimmie Johnson und Denny Hamlin. Was die beiden Piloten da seit dem Herbstrennen 2006 abgezogen haben, ist einfach unglaublich. Die neun Rennsiege hat man brüderlich aufgeteilt: Hamlin 4, Johnson 5! Außer den Dominatoren hat keiner in den letzten vier Jahren die Victory Lane von innen gesehen. Natürlich geht jede Serie irgendwann einmal zu Ende, aber gerade diese hält sich unfassbar hartnäckig.

Genau vor einem Jahr wäre es nämlich fast vorbei gewesen, als Jimmie Johnson gerade so die Top10 erreichte und Hamlins Crew Chief Mike Ford sich bei einer späten Caution absolut verpokerte – so dachte man zunächst. Auf frischen Reifen holte Hamlin sich mit einem wahren Husarenritt innerhalb von fünf Runden noch die kompletten Top10 wieder. Nicht ganz unschuldig waren dabei Jeff Gordon und Matt Kenseth, die sich in Front so sehr um den Sieg stritten, dass sich der Dritte Hamlin nicht nur sprichwörtlich freuen durfte. Das Finish war eine der besten Shorttrack-Final-Schlachten in den letzten Jahren. Im unter diesem Absatz verlinkten Video kann und sollte man sich das Ganze noch einmal ansehen.

Während Jimmie Johnson den Schnee der Winterpause in den letzten beiden Rennen mit Platz 3 und 2 endlich abgeklopft hat und die logische Nachfolge bei seinem Anspruch eigentlich nur ein Sieg in Martinsville sein kann, muss man ja gerade bei Denny Hamlin ein bisschen Angst bei der derzeitigen Performance bekommen. Nur ein Top10-Resultat aus Las Vegas steht bisher auf seinem Konto und das ist gleichbedeutend mit Platz 21 in der Meisterschaft. Dass die Toyotas von Joe Gibbs Racing schneller sind, konnte zuletzt Kyle Busch mehrfach beweisen, indem er quasi 1,5 Siege in Bristol und Fontana holte. Das Problem liegt aber eher in der Zuverlässigkeit der Motoren!

Sechs kaputte Aggregate aus fünf Rennen (davon hauchten einige im Training ihr Leben aus) stapeln sich nun schon im Hauptquartier des Teams und alle gaben aus einem unterschiedlichen Grund ihren Geist auf. Don schrieb in den Newshappen etwas von einer Änderung des Benzin-Luft-Gemischs, wodurch sich der Verbrauch zu Ungunsten der Lebenserwartung verbessern würde. Das könnte natürlich eine Lösung für das Problem sein, da man 2010 die Meisterschaft vermutlich wegen eines zu gefräßigen Motors verloren hat. Als letzte Konsequenz beschloss man bei Gibbs nun, Toyota Racing Development um Hilfe zu bitten. Dazu muss man folgendes wissen: Joe Gibbs Racing hat als einziges aller Toyota-Teams seine eigene Motorenschmiede. TRD beliefert den Rest des Hersteller-Feldes mit Aggregaten und wird sich nun vermutlich schon die Finger danach lecken, einen Siegermotor endlich ganz genau untersuchen zu dürfen.

Doch nun zum Rest vom Schützenfest: Denn was passiert, wenn die Serie an diesem Wochenende reißt? Wer hat dann die besten Chancen, Hamlins und Johnsons Nachfolge anzutreten? Für mich sind das logischerweise die Teamkollegen der beiden dominanten Fahrer. Ein gutes Beispiel dafür sind Jeff Gordon und Kyle Busch:

Bei Jeff Gordon muss man in der jüngeren Vergangenheit schon einige Zeit suchen, um kein Top5-Ergebnis in Martinsville zu finden. Seit 2005 gelang ihm das nämlich nur ein winziges Mal nicht und 2003 brachte er sogar beide Trophäen des Jahres für Rick Hendrick nach Hause. Im Chase der letzten Saison schwächelte er mit Platz 20 aber ein wenig, nachdem er im Frühjahr noch um den Sieg mitkämpfte. In diesem Jahr folgte außer einem Sieg in Phoenix nicht mehr so viel von Gordon, doch in Martinsville muss man ihn immer auf der Rechnung haben.

Ebenso auch Kyle Busch, der wahrscheinlich mehr vierte Plätze auf dem Shorttrack gesammelt hat wie kein anderer Fahrer. Wenn es denn seit 2007 mal in die Top5 ging, dann war es eben Platz 4, ansonsten ging er jenseits von Platz 20 komplett unter. Die neue besonnene Einstellung könnte Busch aber in diesem Jahr weiter nach vorne bringen, das haben sein Sieg in Bristol sowie der Beinahe-Erfolg von Fontana in den letzten beiden Wochen deutlich gezeigt.

Den restlichen Teil von Hendrick Motorsports und Joe Gibbs Racing sehe ich am Wochenende bestenfalls die Top10 entern, gerade Dale Earnhardt Jr ist im Moment ja mit vier Top12-Ergebnissen aus fünf Rennen auf einem guten Weg und in Martinsville hat er in den letzten Jahren durchaus solide Top10-Resultate abgeliefert. Mark Martin ist derzeit ähnlich konstant unterwegs, was aber trotzdem abseits des Möglichen rangiert. Über Joey Logano gibt es im Moment nicht viel Positives zu berichten, da stehen als beste Ergebnisse der Saison drei 23. Plätze zu Buche, was schon sehr enttäuschend ist. Er kann ja fahren und Martinsville brachte ihm 2010 Rang 2 und 6, vielleicht klappt es ja nun in dieser Woche mit dem Aufschwung.

Eher sollte man sein Augenmerk am Wochenende auf Stewart-Haas Racing richten, wo Ryan Newman und Tony Stewart derzeit so richtig auf die Pauke hauen. Ryan Newman hat in diesem Jahr mit drei fünften Plätzen und einem zehnten Rang wahnsinnig vorgelegt und das brachte ihn zu diesem Zeitpunkt schon auf den zweiten Tabellenplatz in der Fahrer-Meisterschaft. Tony Stewart steht auf Platz 6 etwas schlechter da, das liegt aber an seinen durchschnittlichen Ergebnissen außerhalb der Top10 in den letzten beiden Wochen. Das Team ist zurzeit gut in Form und die beiden Piloten zeigten in Martinsville bisher in relativer Regelmäßigkeit Top10-Resultate. Wiederholung wahrscheinlich…

Wirklich gespannt bin ich auf die Leistung von Tabellenführer Carl Edwards an diesem Wochenende! Martinsville ist nun nicht unbedingt eine Ford-Hochburg, doch ein Top10-Ergebnis sollte bei der derzeitigen Stärke von Edwards allemal drin sein. 2010 gelangen ihm zwei achte Plätze, das ist erstens ein guter Anfang und zweitens machen die Ergebnisse der ersten fünf Saisonrennen (2/28/1/2/6) Lust auf mehr. Sein Teamkollege Matt Kenseth überzeugte nach einem schwachen Start ins neue Jahr zuletzt mit zwei vierten Plätzen und für den einzigen weiteren Ford im Chase-Bereich ist Konstanz kein Fremdwort. Immerhin gewann Kenseth 2003 so die letzte Meisterschaft vor dem Chase mit nur einem Saisonsieg. An diesem Wochenende dürfte er aber wieder bestenfalls die Top10 anvisieren. Bei Greg Biffle bleibt zu hoffen, dass sein jüngster Aufschwung anhält.

Der ehemalige Tabellenführer Kurt Busch musste in Fontana erstmals ein Ergebnis außerhalb der Top10 hinnehmen und verlor so die Spitzenposition an Edwards – Platz 17 klingt dabei aber eher nach Schadensbegrenzung. Für Martinsville sollte Busch ein ähnliches Ziel anstreben, denn in 21 Rennen holte er dort nur vier Top10-Ergebnisse. Immerhin war 2002 ein Sieg dabei, der aber auch schon lange Zeit zurückliegt. Der zweite Penske-Pilot Brad Keselowski hat in seinem zweiten vollen Cup-Jahr ordentlich zu kämpfen: Nur zwei Mal konnte er in dieser Saison in die Top20(!) vorstoßen, seine Martinsville-Resultate von 2010 (Platz 12 und 10) machen aber Hoffnung auf mehr.

Bevor ich zur roten Laterne der Meisterschaftswertung komme, noch ein Blick auf einen sehr interessantes Dreierpack: Paul Menard (7.), Juan Pablo Montoya (8.) und Kevin Harvick (9.). Menard ist derzeit überraschenderweise der erfolgreichste Pilot von Richard Childress Racing und brachte sich mit einer Menge Konstanz und einem Top10- sowie einem Top10-Ergebnis in Chase-Gefilde noch vor seinem Teamkollegen Harvick, der 2011 schon drei Mal in die Top6 fuhr. Ohne seinen Motorschaden in Daytona würde Harvick wesentlich weiter vorne stehen. Für die Top5 muss man ihn am Wochenende also durchaus auf dem Zettel haben, während Menard eher die Top10 anvisieren dürfte. Dazwischen zeigt Montoya im Moment Berg- und Talfahrten, als nächstes müsste dann wieder ein miserables Ergebnis an der Reihe sein. In seiner Karriere ist er in Martinsville aber nur einmal nicht in die Top20 gekommen und Top10-Erfahrung hat er mit Platz 3 und 8 dort schon gesammelt. Hier bleibt es spannend.

Sehr gut für die normale Leistung des Teams sind derzeit auch die Resultate, welche Kasey Kahne für Red Bull Racing eingefahren hat. Drei Top10-Ergebnisse in fünf Rennen sprechen für sich, doch in Martinsville tippe ich nicht auf eine Wiederholung, denn das ist einfach nicht Kahnes Strecke. Brian Vickers kommt nach seinem achten Platz in Fontana nun so langsam in Schwung, doch es ist bekannt, dass dem Kalifornier im Red Bull eher die großen Ovale liegen. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen…

Ganz weit hinten in den Punkten befindet sich im Moment die drei absoluten Pechvögel der noch jungen Saison: Jeff Burton (25.), David Reutimann (27.) und Jamie McMurray (28.); Joey Logano folgt übrigens direkt danach. Die Mehrheit ihrer Rennergebnisse bewegt sich in diesem Jahr weit außerhalb der Top20 und nur Burton traue ich als Mitglied eines wirklich starken Teams wöchentlich eine grundlegende Verbesserung zu.

Damit kommen wir so langsam aber sicher in Reichweite der Top35-Grenze, die ab Martinsville das erste Mal nach den Owner-Punkten der neuen Saison greift. Das bedeutet eine feste Qualifikation unter anderem für Landon Cassill (#09-Phoenix Racing), Trevor Bayne (#21-Wood Brothers), Ken Schrader (#32-Frank Stoddard) und ganz knapp auch Casey Mears (#13-Germain Racing), obwohl er mit dem Daytona 500 ein Rennen verpasst hatte. Raus sind derzeit, wenn auch nur knapp mit mindestens sechs Zählern, Andy Lally (#71-TRG Motorsports, wird an diesem Wochenende von Shorttrack- und Martinsville-Experte Hermie Sadler ersetzt), Dave Blaney (#36-Tommy Baldwin Racing) und zwei Wagen von Front Row Motorsports (#37 und #38), wo die Fahrer ja wöchentlich die Cockpits tauschen.

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende. Die Nationwide Series macht einige Tage Pause und ist erst in der nächsten Woche in Texas wieder mit von der Partie. Dafür fahren in Martinsville am Samstag die Trucks als Unterstützung.

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 01.04.
17:00 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
20:00 Uhr, Truck Series Final Practice, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED

Samstag, 02.04.
16:30 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
20:00 Uhr, Truck Series Rennen (Kroger 250), SPEED

Sonntag, 03.04.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Goody’s Fast Relief 500), FOX

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