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NASCAR: Vorschau Dover September 2010

von KristianStooss
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Das zweite Chase-Rennen findet an diesem Wochenende in Dover statt und einige Fahrer haben viele Punkte gut zu machen. Einer davon ist ausgerechnet der New-Hampshire-Sieger Clint Bowyer. Ein massiver Punktabzug wegen eines Regelverstoßes warf ihn weit zurück.

Clint Bowyer gewann am vergangenen Sonntag das erste Rennen des Chase in New Hampshire und rückte dadurch auf Platz 2 in den Punkten direkt hinter Spitzenreiter Denny Hamlin vor. Ein Super-Start, der nun allerdings seitens NASCAR eingebremst wurde. Die Geschichte beginnt jedoch eine Woche vorher in Richmond: Nach dem dortigen Rennen nahmen die Offiziellen das Auto mit der #33 unter ihre Fittiche und brachten es nach Concord, North Carolina ins hauseigene R&D-Center zwecks genauerer Inspektion. Dabei stellte sich heraus, dass Richard Childress Racing ziemlich haarscharf an den durch die Templates vorgegebenen Maßen arbeitet. Der Wagen war zwar innerhalb gültiger Parameter was Maße und Abstände angeht, doch es reichte dafür, dass NASCAR eine Warnung an RCR aussprach, nicht die Linie zu überschreiten.

Da NASCAR nach jeden Rennen ausnahmslos immer auch das Auto des Siegers untersucht, wurde eine Woche später direkt der zweite Wagen von Bowyer nach Concord geschickt. Und dieses Mal war passiert, wovor die Offiziellen gewarnt hatten: Der linke, hintere Kotflügel wies einen zu großen Abstand vom Boden auf. Bestraft wurde dies mit jeweils 150 Punkten Abzug in Fahrer- und Owner-Wertung. Zusätzlich suspendierte NASCAR den Crew-Chief Shane Wilson und Car-Chief Chad Haney für die nächsten sechs Rennen, Wilson erhielt noch eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 US-Dollar. Für Clint Bowyer dürfte damit schon nach dem ersten Chase-Rennen die Meisterschaft in diesem Jahr gelaufen sein, denn wie soll er 185 Punkte in den verbleibenden neun Rennen aufholen?

Teamchef Richard Childress wusste direkt den Grund für den Regelverstoß zu berichten: Nachdem Bowyer der Sprit während der Sieger-Donuts ausging, musste er von einem Abschleppwagen in die „victory lane“ geschoben werden. NASCAR-üblich geschieht das durch sprichwörtliches Anschieben. Außerdem beglückwünschten einige andere Fahrer Bowyer direkt nach dem Rennen mittels einiger „bumps“ an die hintere Stoßstange. Laut Childress hätten diese Vorfälle dafür gesorgt, dass der Kotflügel eben ein Stück zu weit nach oben gedrückt wurde.

Da stellt sich für mich die Frage, ob NASCAR nicht Recht hatte und die #33 wirklich zu extrem die Grenzbereiche beim Chassisbau auslotet. Richard Childress hat derweil gegen die Entscheidung Protest eingelegt, wird aber vermutlich keine Chance auf Erfolg haben. Wann hat NASCAR denn mal eine ausgesprochene Strafe zurückgenommen? Ganz ehrlich, das ist auch richtig so! Immerhin funktioniert die Serie gerade wegen der harten Hand der NASCAR so gut und Lobbyisten haben anders als in der Formel 1 – und momentan ganz offensichtlich in der DTM – nie große Einflussmöglichkeiten gehabt. Der einzige negative Punkt, der mir da spontan einfällt, dürfte eine fehlende Fahrer-Gewerkschaft sein. Eigentlich eine nützliche Einrichtung, hat ein Streben in ihre Richtung schon mindestens einen Fahrer die Lizenz gekostet. So verlor beispielsweise Curtis Turner 1961 für fünf Jahre seine Rennerlaubnis.

Auf der anderen Seite steht nun NASCAR und ließ durch Robin Pemberton ausrichten, dass RCR besser auf sie gehört hätte, wie vor einem Jahr Hendrick Motorsports. Zwei Autos von Rick Hendrick wurden Ende 2009 ebenfalls für zu dicht am Reglement-Limit befunden und daraufhin später erneut untersucht. HMS hatte das Problem erkannt, hausintern nachgebessert und verschwand aus dem Fokus der Offiziellen. Ohne tiefgreifende Einsicht in die Aktenlage ist es natürlich schwierig zu entscheiden, wer nun tatsächlich Recht hat. In diesem Fall ist NASCAR aber im Recht, denn die Serie wird diktatorisch geführt und die Offiziellen haben auch einiges zu verlieren, wenn die eiserne Faust nicht regelmäßig geschwungen wird. Childress sollte also einfach die Strafe akzeptieren und in Zukunft besser aufpassen, bevor NASCAR noch laut darüber nachdenkt, ein weiteres Exempel zu statuieren. Jeremy Mayfield kennt sich mit sowas ja schon genügend aus…

Die Vorschau für das zweite Chase-Rennen auf dem Dover International Speedway fällt nun leider etwas kürzer aus, da meine Zeit in der zweiten Wochenhälfte begrenzt ist. Deswegen beschränke ich mich auf die Chancen der Playoff-Fahrer in diesem Rennen:

Jimmie Johnson hätte eigentlich das Frühlings-Rennen in Dover gewonnen, doch dann nahm er sich kurz vor Schluss mit einem Speeding in der Boxengasse selbst aus dem Rennen. Er führte die meisten Runden an und konnte auf den „long runs“ Kyle Busch das Wasser abgraben. Letztendlich gewann dann aber Kyle und auch sein Teamkollege Denny Hamlin wurde als Vierter mit einem guten Ergebnis belohnt. Das war übrigens inmitten der starken Serie von Joe Gibbs Racing nach dem Wechsel vom Flügel zum Spoiler. Da beide Fahrer auch in der letzten Woche auf dem Short-Track in New Hampshire gut unterwegs waren, dürften sie auf der Betonmeile zu den Siegkandidaten gehören.

Jimmie Johnson braucht nach seinem bescheidenen Finish vom vergangenen Wochenende dringend ein Top-Resultat und das könnte er in Dover auch holen. 2009 gewann er dort auf dem Weg zu seiner vierten Meisterschaft in Folge beide Rennen und die erste diesjährige Ausgabe wäre ja auch fast sein Rennen geworden.

Dieses Wochenende könnte aber der richtige Zeitpunkt für Ford sein, um ein Wörtchen um den Titel mitzureden. Matt Kenseth hat eine besonders gute Dover-Statistik und benötigt auch dringend Punkte in der Meisterschaft. In den letzten sieben Dover-Ausgaben (seit 2007) fuhr er sage und schreibe sechs (!) Mal in die Top5, ein Sieg blieb ihm dabei aber vergönnt. Ebenfalls gut aufgestellt sind seine Teamkollegen Carl Edwards und Greg Biffle: Edwards fuhr seit 2005 nur zwei Mal nicht in die Top8 und Biffle in derselben Zeit nur drei Mal nicht in die Top9. Hier sind also Top-Resultate für Ford in Dover möglich.

Die anderen sechs Chaser haben mit Ausnahme von Clint Bowyer gute Chancen auf Top5- oder Top10-Platzierungen. Bowyer dürfte die Strafe so ziemlich alles an Momentum gekostet haben, welches er benötigt, um seine Dover-Resultate aufzupolieren. Mehr als ein achter Platz war bisher nicht für ihn drin. Der „best of the rest“ wird von Jeff Gordon angeführt, der etwas bessere Ergebnisse in Dover aufweisen kann als Kevin Harvick, Kurt Busch, Tony Stewart und Jeff Burton. Bei Harvick gehe ich eigentlich fest von einem Top10-Resultat aus, seine Statistik ist 2010 einfach der helle Wahnsinn.

Als Geheimtipp außerhalb des Chase habe ich noch David Reutimann, der am letzten Wochenende Siebter wurde und das Dover-Frühlingsrennen auf dem fünften Platz beendete. Ryan Newman dürfte für die Top10 zu haben sein und bei Jamie McMurray bin ich gespannt, ob er nach seinem guten dritten Rang in New Hampshire wieder etwas zeigen kann. Juan Pablo Montoya wurde im letzten Dover-Chase-Rennen 2009 Vierter und hat hier ansonsten nur ein weiteres Top10-Ergebnis holen können. Am letzten Wochenende schwächelte er ja etwas, vielleicht ist dieses Mal wieder ein Top10-Resultat für den Kolumbianer drin.

Zum Schluss noch die Übersicht der bisherigen, noch aktiven Sieger auf dem Dover International Speedway und der Hinweis auf die Übertragungsdaten nach den Grafiken von NASCAR-Media. Die Meisterschaftsstände habe ich ja schon in der New-Hampshire-Analyse kommentiert.

1. Jeff Gordon, Mark Martin und Jimmie Johnson (je 4 Siege)
2. Ryan Newman (3 Siege)
3. Tony Stewart, Greg Biffle und Kyle Busch (je 2 Siege)
4. Dale Earnhardt Jr., Bobby Labonte, Jeff Burton, Carl Edwards, Matt Kenseth und Martin Truex Jr (je 1 Sieg)

Ausstrahlungsdaten

Nur Sprint Cup und Nationwide Series sind an diesem Wochenende in Dover unterwegs, die Truck Series fährt ein Nachtrennen in Las Vegas. Wegen der großen Entfernung sind keine Cup-Stars am Start, allerdings stehen Nelson Piquet Jr. und Narain Karthikeyan mal wieder auf der Entry List. Las Vegas ist ein sehr lukratives Rennen und in der Qualifikation werden sich 41 Fahrer um 36 Startplätze streiten. Von den Ex-Formel-1-Piloten ist dabei nur der Inder fest qualifiziert. In der Nationwide Series tritt an diesem Wochenende zudem Danica Patrick an.

Freitag, 24.09.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
19:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2

Samstag, 25.09.
16:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
21:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Dover 200), ESPN2
03:00 Uhr, Truck Series Rennen (Smith’s Food & Drug Stores 350), SPEED

Sonntag, 26.09.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AAA 400), ESPN

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