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NASCAR: Vorschau Bristol März 2010

von KristianStooss
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Mit dem fünften Saisonrennen ist der erste große Meilenstein der neuen NASCAR-Saison erreicht – nach dem Daytona 500 natürlich – denn in Bristol kommen das letzte Mal in diesem Jahr die Owner Points der vergangenen Saison zur Anwendung; und es ist eng in den aktuellen Top35!

Zum ersten Mal 2010 ist es „short track time“ und dazu noch in Bristol, dem Kolosseum mit progressivem Banking zwischen 24 und 30°. Eine Woche Pause haben wir hinter uns, welche auf NASCAR-Seite gut genutzt wurde: 24 Teams fanden sich in Talladega ein, um den neuen Spoiler unter Drafting-Bedingungen zu testen. Außerdem war das gleichzeitig auch ein Goodyear-Reifentest für das Dega-Rennen im April. NASCAR brachte gleich ein paar neue „restrictor plates“ mit, die zum ersten Mal Löcher aufwiesen, die größer als ein Inch (2,54 cm) waren. Das provozierte in Kombination mit dem Spoiler Geschwindigkeiten von bis zu 213mph, was den Offiziellen dann doch ein wenig zu schnell war. Die letztendliche Größe der vier Durchlässe wird jetzt 31/32 Inch betragen (gut für mittlere 190er mph) und außerdem wurde der Spoiler um knapp 5cm verkleinert, sowie die höheren Kanten an den Seiten beseitigt. Ob dieses Design endgültig ist, kann man aber nicht genau sagen, da in der nächsten Woche noch die abschließenden Tests in Charlotte anstehen, zu denen über 50 Cup-Autos erwartet werden. Die notwendigen Veränderungen an den von den Teams selbst mitgebrachten provisorischen Spoilern wurden übrigens ganz fach- und NASCAR-gerecht mit der Stichsäge durchgeführt. Außerdem wird die Finne auf der linken Seite des Kofferraumdeckels, die wir schon aus Daytona kennen, genauso wie der Spoiler ab Martinsville auf allen Strecken zum Einsatz kommen. Das knapp 9 cm hohe Teil verringert den Unterdruck über dem Heck der Autos bei einem Dreher und soll ein Abheben der Wagen verhindern.

Keselowski und Edwards müssen unter NASCAR-Aufsicht noch einmal zusammenkommen

Das größte Thema der vergangenen Wochen dürfte aber wohl die Fehde zwischen Carl Edwards und Brad Keselowski gewesen sein. Dass Edwards nach seinem Revanchefoul an „Crashalotski“ (Twitter-Zitat von Denny Hamlin) nur für drei Rennen auf Bewährung unterwegs ist, hat viele unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Tatsache ist, dass es früher für kleinere Scharmützel mal gut und gerne eine Bewährung bis zum Ende der Saison setzte. NASCAR scheint da also konsequent die neue Richtlinie beizubehalten, die man zu Beginn des Jahres bekannt gab. Das ist auf der einen Seite sicherlich erfreulich und konsequent, da die Fahrer wissen woran sie sind. Auf der anderen Seite war das Manöver natürlich höchst gefährlich und absolut unnötig, das müsste gerade ein frischgebackener Vater Carl Edwards wissen. Es hätte durchaus gereicht, Kegelowski nach dem Rennen in der Auslaufrunde umzudrehen, das wäre Warnung genug gewesen. Interessant ist, dass beide neben dem Cup-Rennen natürlich auch im Nationwide-Rennen an den Start gehen. Vorher treffen sich die beiden Duellanten aber in Begleitung ihrer Owner unter NASCAR-Beobachtung zu einem Meeting. Die Gemüter sollten sich abgekühlt haben, doch trotzdem bleibt es spannend…

Das „Food City 500“ ist das mittlerweile 99te Cup-Rennen auf dem Bristol Motor Speedway, Ausgabe 100 folgt dann im Herbst kurz vor dem Chase. Wer ein wenig mehr über die Strecke und ihre Geschichte erfahren möchte, dem empfehle ich eine meiner Vorschauen aus dem letzten Jahr. Vielleicht wäre es für die Zukunft was, eine FAQ für die NASCAR-Strecken anzulegen, damit diese gesammelten Informationen über die Speedways nicht mit der Zeit untergehen und ich nicht immer zitieren muss. :o) In diesem Jahr kann man aber möglicherweise die legendäre Serie streichen, denn es sind noch Tickets für das Rennen am Sonntag zu haben; eigentlich eine Seltenheit in Bristol. Außerdem hat man die SAFER-Barrier in beiden Kurvenausgängen in die Geraden hinein verlängert. Bei der Neuasphaltierung für 2007 wurde der Apron verkleinert und die Strecke verbreitert. Nach Ansicht vieler ist die Betonpiste damit zu breit geworden und die Rennaction habe nachgelassen. Die erweiterten SAFER-Walls machen die Strecke damit nun wieder schmaler und als netten Nebeneffekt auch sicherer. Mal schauen, ob es da wieder mehr Zusammenstöße deswegen gibt.

Kyle Busch kommt nach zwei Siegen 2009 langsam in die Nähe seines Bruders und Jeff Gordon

Kommen wir zur obligatorischen Liste der bisherigen Sieger:

1. Jeff Gordon, Kurt Busch (je 5)
2. Kyle Busch (3)
3. Mark Martin, Matt Kenseth, Carl Edwards (je 2)
4. Tony Stewart, Dale Earnhardt Jr., Kevin Harvick, Jeff Burton, Elliott Sadler (je 1)

Vor allem ein Name fehlt auf dieser Liste: Jimmie Johnson. Der Dauermeister konnte in Bristol bisher noch nicht gewinnen, ebenso in Michigan, Sonoma, Chicagoland, Watkins Glen und Homestead. Im Gegensatz dazu konnte Jeff Gordon bereits fünf Mal in die Victory Lane fahren und die Hendrick-Fahrer muss man immer auf dem Radar haben. Dieses Mal trifft das sogar besonders auf Dale Earnhardt Jr. zu, auch wenn das jetzt erstmal fies klingt. Junior ist in Bristol seit 2002 nur drei Mal nicht in die Top11 gefahren, da könnte also was gehen. Für Tony Stewart ist diese Strecke nicht die erste Wahl, für die Top10 sollte es aber reichen. Ein ähnliches Ergebnis muss Ryan Newman (29.) anpeilen, um den Anschluss an die Spitze nicht total zu verlieren. Ein weiteres Ass im Chevy-Ärmel ist Juan Pablo Montoya, der in Atlanta zeigte wie gut sein Auto funktioniert, wenn es denn funktioniert. In Bristol steht ein neunter Platz im Frühjahrsrennen 2009 für Montoya in den Büchern und eigentlich braucht er noch ein richtig gutes Top5-Resultat, um von Platz 21 weiter nach vorne zu rutschen. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, was er an diesem Wochenende zu leisten im Stande ist.

Der Saisonstart wurde eindeutig von Chevrolet dominiert und überraschenderweise waren das die Chevys von Richard Childress Racing, die zwar keinen Sieg einfuhren, aber mit großer Konstanz punkteten. Kevin Harvick spülte das an den ersten Platz in der Meisterschaftstabelle und auch Clint Bowyer (5.) und Jeff Burton (6.) sind auf Chase-Kurs. Nun verlief das Rennen in Atlanta aber nicht ganz nach den Wünschen von RCR, nur Harvick kam knapp in die Top10. Ganz sicher kann das kein generelles Problem auf den Intermediate Ovalen sein, da man in Las Vegas eine Woche zuvor noch geschlossen in die Top11 fuhr. Bristol ist eine Strecke, wo man bis 2009 richtig gut aussah, immer landete mindestens ein Wagen in den Top5. Unvergessen ist sicherlich das Frühjahrsrennen 2008, wo RCR die ersten drei Plätze belegte. Dieser Shorttrack ist also das Pflaster, wo ich die drei Fahrer am ehesten wieder zurück an der Spitze erwarte. Leider kennen wir die allgemeine Shorttrack-Performance 2010 noch nicht, was eine Prognose schwieriger macht.

Toyota und Ford konnten in dieser Saison noch kein Rennen gewinnen / Scott Speed im Aufwind

Ganz klar im Aufwind ist Penske Racing, was man vor allem Kurt Busch zu verdanken hat, aber auch Brad Keselowski und Sam Hornish Jr. waren in Atlanta über weite Strecken in den Top10 unterwegs. Die fünf Bristol-Siege von Busch machen ihn zu einem Top-Anwärter auf den Sieg. Keselowski war dagegen noch nie im Cup auf dem Bristol Motor Speedway unterwegs. Das war dann klein aber fein das Dodge-Camp…

Kyle Busch gewann 2007 noch in Diensten von HMS das erste CoT-Rennen, sowie – dann im Toyota – beide Meisterschaftsläufe des Vorjahres, was ihn zu einem ernsthaften Siegkandidaten macht. Dazu müssen die Toyotas aber endlich in Form kommen, denn zusammen mit Ford ist man 2010 bisher sieglos geblieben. Da habe ich wenn es denn klappt auch noch ein paar ganz außergewöhnliche Kandidaten auf der Uhr: Wer ist derzeit bester Toyota in der Gesamtwertung? Richtig, Scott Speed! Wait, what? Ja, genau der Scott Speed, welcher Ende letzten Jahres nicht den Einzug in die Top35 schaffte, liegt jetzt auf einem Platz für den Chase. Ob er am Ende der Saison auch dort ist, wage ich mal zu bezweifeln, aber immerhin ist er konstant auf Top20-Kurs. Noch ein kleiner Geheimtipp für das Wochenende gefällig: Marcos Ambrose! Schlecht in die Saison gestartet, dann mit zwei Top15-Resultaten auf sich aufmerksam gemacht. Im letzten Jahr belegte er außerdem die Plätze 10 und 3 in Bristol, also aufgepasst. Schwer enttäuschen tut dagegen weiterhin Denny Hamlin, vor der Saison als Meisterschaftsanwärter verschrien, gurkt er nun zwischen Platz 17 und 29 herum. Vielleicht ist das auf seine Knieprobleme zurückzuführen.

Bleibt also noch das Ford-Lager, wo ich vor allem an Matt Kenseth (2.) und Greg Biffle (3.) glaube, die 2010 bisher ganz ordentlich unterwegs waren und auch in Bristol Top5-Ergebnisse vorweisen können. Dazu kommen als Anwärter für die Top5 Kasey Kahne und „concrete“-Carl Edwards, der wie Kenseth hier schon zwei Mal in der Victory-Lane stand. Das große „dark horse“ dürfte Paul Menard sein: In dieser Saison stark unterwegs (13/18/17/5), was sich durch einen neunten Platz in der Meisterschaft ausdrückt. In Bristol ist er zwar noch nicht groß in Erscheinung getreten, aber bei den Ergebnissen muss man wieder mit Menard rechnen. Ebenso würde ich mir wünschen, dass AJ Allmendinger seinen jüngsten Aufwärtstrend weiter fortsetzen kann.

Der Kampf um die Top35 spitzt sich zu und nach Bristol gelten die neuen Owner Points

Das Beste kommt nun wie immer ganz zum Schluss: Der Kampf um die Top35 findet in Bristol einen vorläufigen Höhepunkt. Nach diesem Rennen werden dann endlich die neuen Owner Points für die Startplatzvergabe herangezogen. Grundsätzlich gibt es hier wenige Überraschungen, aber die Abstände sind nach wie vor ziemlich eng. Scott Speed und Bobby Labonte sind die großen Gewinner, denn sie können vermutlich neu in die Top35 aufsteigen. Ebenso konnte sich Furniture Row Racing vielversprechend platzieren und wird wohl das garantierte Startrecht behalten, das ehemals der #07 von RCR gehörte. David Gillilands #38 von Front Row Motorsports könnte mit 318 Punkten (+42) knapp durch sein, sicher drin sind allerdings erst alle ab Platz 19. Akut gefährdet sind derzeit Brad Keselowski (Vielleicht gibt ihm das mal zu denken, seine Fahrweise ein wenig mehr auf das Ankommen zu ändern.) und Robby Gordon. Hier also die aktuellen Top35 an der Grenze:

32. David Gilliland (#38), 318 Punkte (+42)
33. Brad Keselowski (#12), 295 Punkte (+19)
34. Travis Kvapil (#34), 286 Punkte (+10)
35. Mike Bliss (#36), 276 Punkte
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36. Kevin Conway (#37), 276 Punkte
37. Boris Said (#26), 252 Punkte (-24)
38. Robby Gordon (#7), 249 Punkte (-27)
39. Max Papis (#13), 247 Punkte (-29)

Dahinter kommen dann schon die Wood Brothers, die erst zwei Rennen bestritten haben und in Bristol nicht dabei sind, sowie die Start&Park-Teams. Mal schauen, was Max Papis am Sonntag reißen kann, ihm wäre ein Top35-Platz sicherlich zu wünschen. Zwei Änderungen ergeben sich noch für das Rennen: Zum einen wird Boris Said durch David Stremme ersetzt, da er noch nie in Bristol gefahren ist. Hier wird es interessant werden, denn dann kann man die Stärke des Latitude43-Teams ein wenig besser einschätzen. Said ist ja bisher total hinterher gefahren, obwohl man technische Unterstützung von Roush-Fenway Racing erhält. Nun werden wir sehen, ob es nicht vielleicht doch an Boris Said liegt, der ja doch eher die road courses als sein Zuhause ansieht. Zum anderen wird Michael Waltrip am Steuer der #55 von Phil Parsons und Randy Humphrey sitzen, um das Team vor seinem Talladega-Auftritt schon einmal kennen zu lernen. Bristol wird vermutlich ein Start&Park-Auftritt, während NAPA in Talladega als Sponsor mit an Bord ist.

In dieser Saison haben wir zwar einheitliche Startzeiten, aber trotzdem bleiben wir nicht unbeeinflusst von der Umstellung auf die Sommerzeit: Die Amerikaner haben das Umstellen der Uhren bereits am vergangenen Sonntag hinter sich gebracht und wir müssen noch bis zum Sonntag nach Bristol warten. Somit brauchen wir momentan nur fünf Stunden zurückrechnen, um auf die Ostküstenzeit zu kommen. Das gilt auch in der nächste Woche für Martinsville mit Ausnahme des Cup-Rennens am Sonntag. Somit startet das Cup-Rennen in Bristol schon um ca. 18:15 Uhr, die Vorberichterstattung auf ABC beginnt um 17 Uhr. Das Qualifying findet am Freitag ab 20:30 Uhr statt und wird auf SPEED übertragen. Die Nationwide Series ist am Samstagabend dran und ABC geht um 19 Uhr auf Sendung. Die Trucks machen eine Woche Pause, bevor sie in Martinsville wieder mit von der Partie sind.

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