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Formula E: Berlin I EPrix 2020

von Jonas Brinkmann
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Im großen Formel E Finale in Berlin sind nach zwei der sechs Rennen die ersten wegweisenden Vorentscheidungen gefallen. Der Meisterschaftsführende Antonio Felix da Costa zeigte zweimal eine fabelhafte Leistung und gilt spätestens jetzt als absoluter Titelfavorit.

Rennen 1 – 05.08.20 – Mittwoch

Im ersten der drei „Berlin Double Header“ wurde die bekannte Streckenführung der letzten Jahre rückwärts befahren. Da Costa kam mit dieser Variante offensichtlich bestens klar: Im Gruppenqualifying markierte er die absolut schnellste Zeit, obwohl er in der benachteiligten Quali-Gruppe 1 der Meisterschaftsführenden starten musste. In der Superpole setzte er dann noch einen drauf und verwies die Konkurrenz mit über drei Zehnteln auf die hinteren Plätze. In der Formel E ist das ein riesiger Vorsprung. Zum Vergleich: P2 (Jean-Eric Vergne) und P6 (Jerome d’Ambrosio) trennten im Superpole Shootout gerade einmal 2,5 Zehntel. DS Techeetah hat wohl wieder das schnellste Auto entwickelt, was der zweite Platz des Teamkollegen sowie die Führung in der Team-Gesamtwertung unterstreichen. Dennoch bewegt da Costa den Techeetah aktuell auf einem anderen Niveau als Vergne, der sich in der Serie als einziger Doppelchampion schon mehrfach bewiesen hat. Die Plätze drei bis fünf gingen an Andre Lotterer, Sebastian Buemi, sowie Nyck de Vries. Die ärgsten Meisterschaftskonkurrenten mit Mitch Evans (P9), Maximilian Günther (P13) oder Stoffel Vandoorne (P16) konnten sich nur für das (hintere) Mittelfeld qualifizieren.

Beim Start kam es unter den Top 6 zu keiner Positionsverschiebung. Jedoch wurde der überlegene Speed des Techeetah schnell deutlich, da sich da Costa und Vergne im Parallelflug vom Rest des Feldes absetzen konnten. Nach 10 Minuten hatten sie schon einen 8,5 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Dieser wurde jedoch prompt durch das Safety Car zunichte gemacht. Ursache dafür war Robin Frijns, der nach einem Zweikampf mit Maxi Günther in die Mauer krachte und auf der Strecke liegen blieb. Nach Wiederaufnahme des Rennens wurden die ersten Attack Modes gezündet, was zu einigen Positionsverschiebungen führte. Elf Minuten vor Rennende rief die Rennleitung eine Full-Course-Yellow aus, da sich Felipe Massa verbremst hatte und mit seinem Venturi in die Mauer gerutscht war. In der Schlussphase lag der Großteil des Fahrerfeldes nah beieinander. Vergne musste der hohen Anfangspace Tribut zollen und geriet plötzlich unter Druck von Sam Bird sowie Andre Lotterer. Beide Piloten konnten den Champion passieren, der in der Folge weiter nach hinten durchgereicht wurde. Antonio Felix da Costa fuhr an der Spitze letztlich einen ungefährdeten Sieg ein. Zweiter wurde Lotterer, weil Bird auf den letzten Metern, die Energie ausging. Der Brite musste sich mit dem dritten Rang zufrieden geben, vor de Vries und d’Ambrosio. Während die Konkurrenz größtenteils leer ausging oder einstellig punktete, holte da Costa mit 30 Zählern die Maximalpunktzahl (Sieg 25, Pole Position 3, Schnellster im Gruppenqualifying 1, Schnellste Rennrunde 1).

Rennen 2 – 06.08.20 – Donnerstag

Im zweiten Berlin Rennen am Donnerstagabend knüpfte Antonio Felix Da Costa genau da an, wo er am Vortag aufgehört hatte. Mit einer unfassbaren Quali-Runde sicherte er sich erneut die Pole und fuhr einen ungefährdeten Rennsieg ein. In dieser Form scheint ihm die Meisterschaft vier Rennen vor dem Ende nicht mehr zu nehmen. In der Superpole deklassierte er die Konkurrenz mit über vier Zehntelsekunden Abstand. Sebastian Buemi fuhr die zweitschnellste Zeit vor Alexander Lynn, der in seinem zweiten Qualifying für Mahindra eine ordentliche Leistung ablieferte. Nyck de Vries schaffte es diesmal auf P4 vor Robin Frijns und Lucas di Grassi. Jean-Eric Vergne konnte weiterhin nicht an die Leistung seines Teamkollegen anknüpfen und setzte seinen Techeetah nur auf P8.

Beim Start konnte sich de Vries in Kurve 1 außen an Lynn vorbeizwängen und den dritten Platz einnehmen. Der Mahindra schien von Anfang an nicht ganz die Pace mitgehen zu können und wurde langsam aus den Top 10 verdrängt. Wie in den meisten Formel E Rennen entwickelte sich eine ruhige Anfangsphase mit wenigen Überholmanövern und geringen Abständen zwischen den Fahrern. Nur da Costa und Buemi konnten sich eine kleine Lücke erarbeiten. Nach acht Minuten überholte Frijns den Drittplatzierten de Vries. Zeitgleich handelte sich Maximilian Günther, der sich schon auf den achten Platz vorgearbeitet hatte, einen Plattfuß ein und musste einen Pitstop einlegen. Er hatte auch Teile der Karosserie auf der Strecke verteilt, weshalb eine Full-Course-Yellow ausgerufen wurde. De Vries verpasste den Restart und wurde von di Grassi geschnupft. Bei 30 verbleibenden Minuten wurden im Mittelfeld die ersten Attack Modes gezündet. Den Mercedes Piloten de Vries ereilte wenig später ein technisches Problem, weshalb er seinen Wagen auf der Strecke abstellen musste und die nächste Gelbphase ausgerufen wurde. In Folge dieser Zwischenfälle hatte sich das Feld etwas auseinandergezogen. Da Costa führte mit etwas Abstand vor der Dreiergruppe Buemi, di Grassi und Frijns, die beinahe 5 Sekunden Vorsprung vor den Verfolgern hatten. Nach einem Angriff in Kurve 1 von Sam Bird auf den Fünftplatzierten Oliver Rowland, nutzte Stoffel Vandoorne die Gunst der Stunde und zog mit Attack Mode an beiden Kontrahenten vorbei. Ein sehenswertes Manöver des Belgiers, der in der Folge auch mächtig auf die Dreiergruppe vor ihm aufholte. Lucas di Grassi auf P3 war hier der Bremsklotz. Er ließ Buemi ziehen und verteidigte sich mehrere Runden hart gegen Frijns, während Vandoorne und Bird ebenfalls Plätze gut machen wollten. Letztendlich rettete di Grassi aber die Podiumsplatzierung ins Ziel. Vergne hatte in der Schlussphase Probleme, da seine Hinterreifen abgenutzt waren, und schaffte es nur auf Platz 10 über die Ziellinie. Antonio Felix da Costa setzte mit dem Sieg seine unglaubliche Serie fort. Nach dem glücklosen Double Header in Saudi-Arabien zu Saisonbeginn (3 Punkte), wurde er zweimal Zweiter und nun dreimal in Folge von der Pole Erster. Eine solche Dominanz hat es in der Formel E noch nie gegeben. Nach sieben Saisonrennen hat da Costa schon 125 Punkte auf dem Konto. Jean-Eric Vergne reichten letzte Saison 137 Punkte für die Meisterschaft. Bei 13 Rennen wohlgemerkt. Die Konkurrenz liegt weit zurück. Di Grassi und Vandoorne mit jeweils 57 Punkten sind die ersten Verfolger. Evans (56), Bird (52) und Buemi (52) folgen danach. Für die Formel E der letzten Jahre sind das völlig ungewohnte Abstände. Schon beim nächsten Double Header kann da Costa den Titel perfekt machen. In der Teamwertung sieht es noch etwas knapper aus. Techeetah führt das Feld mit 157 Punkten an. BMW (92), Nissan (88) und Mercedes (87) folgen auf den Plätzen zwei bis vier. Weiter geht es schon am Wochenende mit dem nächsten Double Header am Samstag und Sonntag.

(Bilder: Formula E Media)

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