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Super Formula: Vorschau 18th JAF Grand Prix Suzuka

von geinou
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Das große Saisonfinale der Super Formula: Mit Naoki Yamamoto, Nick Cassidy, Alex Palou, Kenta Yamashita und Kamui Kobayashi gehen insgesamt fünf Kandidaten ins Titelrennen. Traditionell wird der finale Saisonlauf auf dem Suzuka Circuit ausgetragen. Mit dabei bei der Schlacht um die Krone des japanischen Formelsports: Die WTCR sowie TCR Japan Series.

An diesem Wochenende schließt sich der Kreis. Was im April auf dem Suzuka Circuit seinen Anfang nahm, endet Ende Oktober wieder an just der gleichen Stelle. Die Ausgangslage ist dabei ähnlich zum letzten Jahr. Erneut sind es Naoki Yamamoto sowie Nick Cassidy, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge, die abermals als Hauptfavoriten zum Saisonfinale reisen. Dieses Mal hat Titelverteidiger Naoki Yamamoto (29 Punkte) die Nase vorn, nachdem er vergangenen Monat in Okayama die Tabellenführung zurückeroberte. Nick Cassidy (28 Punkte), der beim vergangenen Rennen nach einem Unfall mit Kamui Kobayashi seinen bislang einzigen Nuller in dieser Saison schrieb, ist allerdings nur ein Pünktchen dahinter. In Lauerstellung befindet sich hingegen das aufstrebende Talent Alex Palou (25 Punkte), welcher der erste Rookie-Meister seit Ralf Schumacher im Jahr 1996 werden könnte. Okayama-Sieger Kenta Yamashita (21 Punkte) und Kamui Kobayashi (19 Punkte) sind derweil die mathematischen Außenseiter. Mit einem Sieg sowie gleichzeitigem Pech der Konkurrenten könnten sie am Ende allerdings die glücklichen Gewinner sein.

Diese Zutaten bilden somit die Rahmenbedingungen für die siebte und finale Saisonstation. 2014 trug erstmals seit 1986 ein Formelrennen in Japan wieder den Namen JAF Grand Prix. Dieser wurde 1969 als zweithöchstes Rennen hinter dem japanischen Grand Prix eingeführt. Der Standort wechselte zwischen dem Fuji Speedway und Suzuka; in den Jahren zwischen 1988 und 1990 wurde es als Gruppe-C-Event ausgetragen. Im Jahr 2010 erweckte der japanische Automobilverband zusammen mit der GT-Association (GTA) und Japan Race Promotion (JRP) den Event als „JAF Grand Prix Fuji Sprint Cup“ wieder zum Leben – bis 2013 Jahr diente es als großer, nicht zu den jeweiligen Meisterschaften zählender, Saisonabschluss für Super GT und Super Formula. Zugelassen waren jene Teams, die an mindestens fünf Wertungsläufen in ihrer jeweiligen Disziplin teilgenommen haben. Das Ganze diente als Spaßveranstaltung, bei der es aber auch viel Geld sowie sehr starken Kontakt zu allen Beteiligten gab. Zusätzlich griffen die Altherren des japanischen Motorsports ins Lenkrad, um im Legends Cup nochmals ihr Können unter Beweis zu stellen. Wohl hauptsächlich aus Kostengründen findet der Fuji Sprint Cup seit 2014 vorerst nicht mehr statt. Es ist unklar, ob es ein Revival des Events in der nahen Zukunft geben wird. Stattdessen sponsort der japanische Automobilverband seit nunmehr fünf Jahren das Saisonfinale der Super Formula, weshalb ein Sieg beim 18. JAF Grand Prix Suzuka gleichzeitig mit viel Prestige verbunden ist. Der letzte Sieger im alten Format dieses geschichtsträchtigen Rennens im Jahr 1986 war kein geringer als Kazuyoshi Hoshino. Neben ihm obsiegten in den Jahren zuvor ranghohe Namen des japanischen Motorsports wie Masahiro Hasemi, Satoru Nakajima und Kunimitsu Takahashi, aber auch weltbekannte Stars wie der dreifache Formel-1-Weltmeister Sir Jackie Stewart.

Der Suzuka Circuit selbst benötigt keine große Einführung. Zusammen mit dem Fuji Speedway stellt die Strecke den international bekanntesten Kurs Japans dar. Viele Fans und Fahrer bezeichnen die 5,807 km lange Strecke als eine der besten Rennbahnen der Welt. Die außergewöhnliche und einmalige Form einer Acht sowie die insgesamt 17 Kurven mit Namen wie Degner (benannt zu Ehren des 1983 verstorbenen Motorrad-Rennfahrers Ernst Degner, der just an dieser Stelle 1963 einen schlimmen Feuerunfall erlitt), Spoon, Dunlop, aber auch Hairpin sowie natürlich die schnelle 130R entzücken Fans sowie Fahrer gleichermaßen. Jene 130R ist es allerdings auch, die nicht nur als schnelle und gefährliche (Mut-)Kurve gilt, sondern über die Jahre auch mehrmals nach schweren Unfällen aus Sicherheitsgründen umgebaut wurde. Während die Kurve mit der vergrößerten, asphaltierten Auslaufzone für Autorennen sicherer wurde, verstarb beim MotoGP-Japan-Grand-Prix 2003 Daiijiro Kato, als er wegen eines technischen Defekts in der 130R die Kontrolle über seine Maschine verlor. Es war das letzte Suzuka-Rennen der Motorrad-Weltmeisterschaft, ehe man aus Gründen der Sicherheit auf den deutlich langsameren und für Motorräder wohl auch sichereren Straßenkurs des Twin Ring Motegi wechselte. Auf dem Suzuka Circuit kommt die hohe Kurvengeschwindigkeit der neuen Super-Formula-Boliden besonders zutragen. Lediglich in Suzuka sowie am Fuji Speedway beträgt die Benzinflussmenge 95 kg/h (von ursprünglich 100 kg/h). Auf allen anderen Strecken liegt diese bei 90 kg/h.

Suzuka ist auch jener Ort, an dem die NASCAR 1996 sowie 1997 ihre beiden NASCAR-Thunder-100-Einladungsrennen auf dem 2,3km langen Ostkurs austrug, auf dem auch die WTCR nach ihren Auftritten von 2011 bis 2013 ihre Rückkehr feiert. Während das Rennen 1997 aufgrund des erstmaligen Einsatzes von Regenreifen in die Geschichte des NASCAR Sprint Cup einging, verstarb im Jahr zuvor Pace-Car-Fahrer Elmo Langley auf tragische Weise, als er in den S-Kurven während einer Evaluierungsrunde einen Herzinfarkt erlitt.

Im Folgenden eine Onboard-Aufnahme von Tadasuke Makino aus diesem Jahr:

2018 schrieb Naoki Yamamoto japanische Motorsportgeschichte, indem er sich zum erst vierten Doppel-Champion kürte, der im gleichen Jahr sowohl die Super-Formula wie auch Super-GT-Meisterschaften gewann. Vor ihm gelang das lediglich Pedro de la Rosa (1997), Satoshi Motoyama (2003) sowie Richard Lyons (2004). Diese Leistung brachte den 31-jährigen Honda-Piloten aufs internationale Radar. Einer seiner größten Befürworter war kein geringer als Super-GT-Teamkollege Jenson Button. Auch Honda sowie Partner Red Bull erkannten seine Meisterleistung an. Nachdem lange darüber gemunkelt wurde, feierte der zweifache Familienvater beim japanischen Grand Prix in Suzuka sein Formel-1-Debüt, als er im ersten freien Training das Toro-Rosso-Cockpit seines ehemaligen Teamrivalen Pierre Gasly übernahm. Yamamoto beeindruckte sofort: Nicht nur war er vier Sekunden schneller als die Super-Formula-Pole im April. Er war auch auf Anhieb auf dem Niveau von Daniil Kwjat unterwegs, auch wenn dieser seine schnellste Zeit mit der härteren Reifenmischung fuhr. Die Suche nach dem nächsten japanischen Formel-1-Fahrer geht weiter. Es ist unklar, wie realistisch die Chancen Yamamotos stehen, zumal der Nachwuchs in Form von Yuki Tsunoda nicht schläft.

Mit der legendären Strecke in Form einer acht konnte sich Naoki Yamamoto keinen besseren Ort für sein Formel-1-Debüt aussuchen, schließlich erzielte der „Suzuka-Meister“ an just jenem Ort vier seiner bisher fünf Super-Formula-Siege. Zuletzt beim Saisonfinale im vergangenen Jahr, als er sich in einem hochspannenden Thriller hauchdünn gegen Nick Cassidy durchsetze. Heuer wechselte der zweifache Meister von Team Mugen zu Docomo Team Dandelion Racing. Das neue Arbeitsumfeld schien im gut getan zu haben. Nach zwei Silberplätzen in den ersten beiden Rennen folgte im Sportsland SUGO sein erster Sieg außerhalb von Suzuka. Es war der erste Sieg für das Team seit Stoffel Vandoorne im Jahr 2016. In der zweiten Saisonhälfte fiel er jedoch abermals in just jenes Loch, aus dem er eigentlich mit dem Teamwechsel entkommen wollte. Es folgten zwei Nullrunden am Fuji sowie in Motegi, ehe er dank eines strategischen Kniffs in Okayama zwei Pünktchen rettete. Genug, um erneut die Tabellenführung zu übernehmen. Sein größter Kritiker ist Yamamoto selbst. Gegenüber der japanischen Presse erklärte er, dass er auch auf anderen Strecken eine bessere Leistung zeigen muss, um Meister zu werden. Trotz der beiden Nullrunden gilt der Suzuka-Spezialist wegen seiner Erfolge in der Vergangenheit als größter Favorit an diesem Wochenende. Er wäre der erste Fahrer seit Tsugio Matsuda (2007 und 2008), der dem Titelverteidigung erfolgreich gelingen würde. Mit drei Meisterschaftsgewinnen würde Yamamoto zudem an die Seite von Legenden wie Kazuyoshi Hoshino, Satoru Nakajima sowie Satoshi Motoyama rücken, die allesamt mindestens drei Titel in Japans höchster Formelkategorie gewannen.

„Ich habe mehr Hoffnungen die Super-GT als die Super-Formula-Meisterschaft zu gewinnen“, erklärte uns Nick Cassidy vor drei Wochen in Hockenheim. Damit spielt der letztjährige Vizemeister nicht nur auf die Stärke von Naoki Yamamoto in Suzuka an, sondern insbesondere auch Hondas Turbo-Motor. Hinkte dieser jenem von Toyota vor einigen Jahren noch hinterher, scheinen die Ingenieure von HRT Sakura mittlerweile mehr Leistung auf die Straße zu zaubern. Das macht sich insbesondere im Qualifying bemerkbar. So verzeichnete Honda gleich vier von bislang sechs Pole-Positionen dieses Jahr. Die Zeitenjagd ist gleichzeitig auch die große Achillesferse von Cassidy (mehr dazu in unserem großen Interview mit ihm). Pech wie auch Abstimmungsprobleme sorgten dafür, dass er häufig vom Mittelfeld starten musste. Die Renn-Pace des 25-jährigen Neuseeländers fiel dafür umso besser aus. Beim Saisonstart in Suzuka düste er mit einer guten Strategie vom zwölften Startplatz aus zu seinem zweiten Karriereerfolg. Es folgten zwei weitere Podiumsresultate am Fuji, jenem Ort wo er 2017 seinen ersten Sieg feierte, sowie in Motegi. Hinzu gesellte sich ein vierter Platz im Sportsland SUGO sowie der achte Rang in der Autopolis. Seinen einzigen Nuller schrieb er in Okayama, als er auf Podiumskurz kurz vor Schluss mit Kamui Kobayashi kollidierte – seine erste Nullrunde seit dem Saisonfinale im Jahr 2017. Das Malheur bedeutet zwar den Verlust der Tabellenführung. Mit lediglich einem Pünktchen Rückstand hat Cassidy das Zepter an diesem Wochenende aber abermals selbst in der Hand. Hierfür muss es jedoch auch auf organisatorischer Seite klappen. Ein Punkt, bei dem Team TOM’s in diesem Jahr häufiger patzte. Zu viele Fehler schlichen sich ein, beispielsweise als man bei der Regenschlacht von Fuji zu spät bemerkte, dass das Rennen nicht über die komplette Distanz gehen würde. Entsprechend sparte Cassidy zu viel Benzin – und verlor so den Anschluss an die Spitze. Sollte ihm das Kunststück des ersten Titelgewinns gelingen, so wäre er nicht nur der erste neuseeländische Champion. Er könnte gleichzeitig auch die Nachfolge von Naoki Yamamoto als Doppel-Meister der beiden wichtigsten Rennserien Japans antreten, da er sich auch in der Super GT im Titelrennen befindet.

Eine der Sensationen in diesem Jahr ist eindeutig Alex Palou. Aus der japanischen Formel-3-Meisterschaft kommend, ergatterte er nach mehreren Wintertests endlich ein Vollzeit-Cockpit bei Nakajima Racing. Zusammen mit Tadasuke Makino, der nach einer minder erfolgreichen Zeit in Europa zurück in die Heimat kehrte, starteten beide aus der ersten Startreihe in die neue Saison. Das Glück sollte allerdings nicht lange währen, da beide Piloten aufgrund von technischen Defekten ausschieden. Palou ließ sich davon jedoch nicht entmutigen. Er kämpfte sich zurück und zauberte bei schwierigen Bedingungen ein perfektes Wochenende am Fuji Speedway in den Asphalt: Pole-Position, schnellste Rennrunde und Sieg. Beim Heimspiel von Honda in Motegi startete er abermals vom vordersten Platz, fiel im Rennen jedoch auf Platz vier zurück. Den schwierig zu verstehenden Einheitsreifen von Yokohama hat er dabei im Griff. Zugleich ist seine Teilnahme im Titelduell eine Bestätigung für den gewaltigen Sprung, den Nakajima Racing leistete. Einst eines der Top-Teams, versank die Mannschaft rund um die japanische Motorsportlegende Satoru Nakajima Anfang des Jahrzehnts im Mittelfeld. Mit der Einführung des neuen SF19-Boliden von Dallara stieg das Team jedoch wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche hervor. Dass Teamkollege Tadasuke Makino (Tabellenrang 16) da nicht ganz mithalten konnte, ist vor allem auch dem Pech geschuldet, da er häufiger in irgendwelche Techtelmechtel verwickelt war. Egal wie Naoki Yamamoto abschneidet: Ein Sieg würde Alex Palou den Titel bescheren. Damit wäre er der erste Rookie-Champion seit Ralf Schumacher im Jahr 1996.

Auf das Pech der Anderen müsste Kenta Yamashita hoffen. Acht Punkte hinter dem Tabellenführer auf Platz vier liegend, benötigt der 24-jährige Japaner mindestens den Silberrang. Ähnlich Nakajima Racing erlebte auch Kondo Racing einen fantastischen Aufstieg letzte Saison, als Yamashita sowie Nick Cassidy zusammen das Team zur ersten Team-Meisterschaft führten. Anfang des Jahres wechselte letzterer zu TOM’s. An die Seite von Yamashita wechselte hingegen der ehemalige Cerumo-Pilot Yuji Kunimoto. Obgleich Yamashita sowohl am Fuji wie auch in Motegi gleich zwei Nullrunden schrieb, konnte er sich mit seinem allerersten Karriereerfolg in Okayama wieder ins Titelrennen begeben. Dass ihm der Suzuka Circuit liegt, bewies er beim Saisonauftakt, als er den Bronzerang einfuhr. Neben seinem ehemaligen Stallgefährten Nick Cassidy ist Kenta Yamashita der zweite Pilot dieses Jahr, der sich als Doppel-Champion in die Geschichtsbücher des japanischen Motorsports eintragen könnte. Anders als in der Super Formula geht er als GT500-Tabellenführer jedoch mit einer deutlich günstigeren Ausgangslage ins Saisonfinale Anfang November.

Letzter der mathematischen Titelanwärter ist Kamui Kobayashi. Anders als seine Rivalen reist der ehemalige Formel-1-Pilot allerdings ohne Sieg auf dem Konto nach Suzuka. Dass er den oftmals so schön von Norbert Haug zitierten „Speed“ hatte, bewies er gleich mehrfach in diesem Jahr. Zuletzt in Motegi sowie im Sportsland SUGO, als er beide Male wegen Safety-Car-Pech oder einem Fehler beim Boxenstopp auf dem Silberrang die oberste Stufe des Podiums nur knapp verpasste. Auch in Okayama war der KCMG-Pilot auf Podiumskurs. Nach der Karambolage mit Nick Cassidy berührte er sich allerdings auch mit Alex Palou – und flog ausgerechnet in der allerletzten Runde von der Strecke. Das Ergebnis: Zum dritten Mal keine Punkte in dieser Saison. Entsprechend muss Kobayashi auf Glück hoffen. Denn neben seinem sowie KCMGs allerersten Super-Formula-Erfolg überhaupt dürften seine Konkurrenten ohne Bonuspunkt für die Pole-Position nicht über den sechsten (Yamamoto, Cassidy) respektive dritten Platz (Alex Palou) hinauskommen. Eine schier unmögliche Aufgabe, die angesichts des wilden Jahrs mit bislang sechs unterschiedlichen Siegern allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen werden darf.

Wie gehabt wird der Sieger des JAF Grand Prix Suzuka mit drei Bonuspunkten belohnt. Zusammen mit dem Extrazähler für die Pole-Position stehen somit 14 Punkte auf dem Spiel. Im Fallen eines Gleichstands wird die Anzahl der meisten höchsten Positionen verglichen. Sollte diese gleich ausfallen, wird die errungene Punktzahl beim Saisonfinale, allerdings ohne Pole-Position-Bonuszähler, herangezogen. Gibt es auch hier keine eindeutige Entscheidung, erhält der Fahrer die höhere Position, der beim vorangegangenen Event die meisten Punkte erzielte. Dies wird solange fortgeführt, bis es eine eindeutige Entscheidung gibt. Da bis auf Kamui Kobayashi alle Titelanwärter jeweils einen Sieg einfuhren, könnte eventuell die zweite Tie-Breaker-Regel Anwendung finden. Zur besseren Übersichtlichkeit haben wir eine handliche Tabelle erstellt, die aufgezeigt, wer wie und wo ins Ziel kommen muss, um die Meisterschaft zu gewinnen.

Neben den fünf Titelaspiranten gibt es natürlich noch 15 weitere Fahrer, die das Jahr mit einem guten Ergebnis abschließen möchten. Erstmals dabei: Jüri Vips, der Patricio O’Ward im Red Bull gesponsorten Mugen-Cockpit ersetzt. O’Ward war seinerseits bereits ein Ersatz für Daniel Ticktum, der aus dem Juniorprogramm des österreichischen Energy-Drink-Herstellers flog, nachdem er in den ersten drei Saisonrennen nicht die von Dr. Helmut Marko geforderten Leistungen brachte. Sein größter Vergleichspunkt war dabei Lucas Auer, der im ebenfalls in den Farben des Brauseherstellers erleuchtenden Wagens bei B-Max Racing with motorpark in SUGO einen sensationellen Bronzerang einfuhr. Der Weggang von O’Ward kam überraschend, da er just in Okayama seine ersten Meisterschaftszähler einfuhr. Nun wird er als einer der Piloten für McLarens IndyCar-Programm gemunkelt. Vips steht hingegen die Mammutaufgabe bevor, sich ohne Vorbereitungsphase auf einen neuen Wagen einzustellen. Es erscheint dabei sinnig, dass der Este nächstes Jahr als Vollzeitpilot nach Japan wechselt und an diesem Wochenende somit erste wertvolle Testkilometer sammeln kann.

Ungewiss ist hingegen, ob Lucas Auer im Land der aufgehenden Sonne verweilen wird. Aus der Gerüchteküche brodelt es, dass der Österreicher, der auf Tabellenrang sechs liegend zum Saisonfinale reist, möglicherweise in die Formel 2 wechseln könnte. Auch eine Rückkehr in die DTM wäre nicht ganz unrealistisch. Im Duell um den „Titel“ des zweitstärksten Rookies hat hingegen Sho Tsuboi ein Wörtchen mitzureden, der lediglich zwei Zähler hinter dem Tiroler auf Platz acht liegt. Damit hatte der letztjährige japanische Formel-3-Rekordsieger auch seinen Teamkollegen sowie zweifachen Super-Formula-Champion Hiroaki Ishiura klar im Griff, dessen bestes Ergebnis heuer ein sechster Platz in Okayama war. Nachdem ihn Yuichi Nakayama bereits beim vorletzten Saisonlauf ersetzt hatte, wird Artem Markelov auch nicht am Jahresabschluss in Suzuka teilnehmen. Es war ein durchwachsenes Jahr für den Russen, der nach technischen wie auch fahrerischen Missgeschicken Japan ohne einen einzelnen Zähler verlässt. Einigen kritischen Stimmen aus dem Paddock zufolge war die Situation zwischen ihm sowie Team LeMans sehr angespannt, was durchaus nicht weitergeholfen haben dürfte.

Wie bereits im Sportsland SUGO sowie in Okayama wird der erste Teil des Qualifyings auch beim JAF Grand Prix Suzuka in zwei Gruppen mit jeweils zehn Piloten unterteilt. Dieses Mal entschied allerdings keine Lotterie über die Zuordnung. Stattdessen wurde der aktuelle Tabellenstand verwendet. Die ungeraden Plätze starten in Gruppe A, die geraden Ränge in Gruppe B. Somit werden Naoki Yamamoto und Nick Cassidy zumindest in Q1 nicht aufeinandertreffen. Die jeweils schnellsten sechs Fahrer ziehen in den zweiten Qualifying-Teil ein. Auch an der Regelung des vorgeschriebenen Boxenstoppfensters hält die JRP für das Saisonfinale fest. In Okayama eingeführt, unterband man die in der ersten Jahreshälfte häufigen Boxenstopps kurz nach Rennstart. Stattdessen zählt der verpflichtende Reifenwechsel in Suzuka erst ab der siebten Runde (in Okayama öffnete sich das Boxenstoppfenster in Runde 10. Die Änderung ist der unterschiedlichen Streckenlänge geschuldet). In Motegi dehnte Yuhi Sekiguchi das Reglement weit auseinander, nachdem ihn Impul erst zum Ende der allerletzten Runde zum Reifenwechsel hineinholten. Obgleich der Japaner in der Boxenstraße abgewunken wurde und somit keine einzelne Runde mit der mittleren Reifenmischung fuhr, zählte der Coup. Grund war die Ziellinie, die erst hinter dem Boxenplatz des Teams lag. Aus diesem Grund besserte die JRP nach. So schließt das Boxenstoppfenster nun, sobald der führende Fahrer in die letzte Rennrunde einbiegt.

Die Vorschrift eines festen Boxenstoppfensters wurde mit geteilter Meinung aufgenommen. Während Alex Palou sich über die Änderung freute, wurde diese unter anderem von Nick Cassidy sowie Kamui Kobayashi stark kritisiert. Die Änderung schränkt den strategischen Freiraum der Teams stark ein. Andererseits wurden so die Boxenstopps nach er Eröffnungsrunde unterbunden. Im persönlichen Gespräch erklärte uns Motegi-Sieger Ryo Hirakawa, dass der Unterschied zwischen dem weichen und mittleren Reifen lediglich am Grip liegen. Die Haltbarkeit sei nahezu identisch, weshalb die Teams so wenige Runden wie nur möglich mit dem Medium drehen wollten. Wer auf diesem startete, kam deshalb häufig innerhalb der ersten Runden zum Gummitausch herein. Nebeneffekt war jedoch, dass sie über einen gewissen Zeitraum im Rennen Spritsparen mussten, da man sich wegen des vorgezogenen Stopps außerhalb des Spritfensters befand. Dies führte zu einer Debatte zwischen Toyota und Honda, nachdem sich letztere darüber beklagten, einen angeblich höheren Verbrauch zu haben. In Okayama setzte derweil Kamui Kobayashi auf eine interessante Zwei-Stopp-Strategie, indem er noch vor dem Boxenstoppfenster hereinkam, um sich einen zweiten Satz Soft-Reifen aufzuziehen. Den Pflichtwechsel erledigte er dann im letzten Drittel. Sowohl er wie auch Nick Cassidy befürchteten, dass den Rennen mit der neuen Regel ein Spannungselement entzogen wird. In Okayama blieb die Frage blieb unbeantwortet, da das Safety Car für eine wilde wie auch etwas durchgewürfelte zweite Hälfte sorgte. Umso spannender wird also zu beobachten sein, wie sich die neue Regel auf den Rennverlauf in Suzuka auswirken wird.


TV-Zeiten 18th JAF Grand Prix Suzuka

Früh aufstehen ist angesagt. Der japanische Pay-TV-Sender J SPORTS 3 überträgt die Qualifikation am Samstag ab 5:15 Uhr live. Die Übertragung des Finales am Sonntag beginnt wegen der Winterzeitumstellung bereits um 5:30 Uhr. Der Rennstart erfolgt eine halbe Stunde um 6:00 Uhr deutscher Zeit. Außerhalb Japans wird das Rennen kostenfrei, mitsamt englischem Kommentar, sowohl auf dem YouTube-Kanal von LetsGoRacing sowie auf der Premium-Streaming-Plattform von Motorsport TV zu sehen sein. Die Regengefahr ist mit 20-30% relativ gering. Stattdessen werden sonnige Bedingungen mit Temperaturen um die 21 Grad erwartet.

Copyright Photos: Japan Race Promotion (JRP)

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