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Super Formula: Erster Shakedown des neuen SF19-Boliden am Fuji Speedway erfolgreich absolviert

von geinou
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Trotz Starkregens absolvierte Tomoki Nojiri erfolgreich den ersten Shakedown des neuen SF19-Boliden von Dallara auf dem Fuji Speedway. Der ab 2019 in der japanischen Super Formula zum Einsatz kommende Wagen besticht mit einer tollen Optik und soll nochmals schneller als der derzeitige Einsatzwagen ausfallen. Für eine Überraschung sorgte der Test eines von Dragon Ball-inspirierten Head-up-Displays. Für die zweite Jahreshälfte ist zudem die Erprobung des Halo-Kopfschutzsystems geplant.

Es war ein mit Spannung erwarteter Moment. Unter den Augen der versammelten Presse sowie der angereisten Fans verließ der neue SF19-Bolide von Dallara um 9:30 Uhr Ortszeit erstmals mit tobenden Motorengebrüll die Boxengasse des Fuji Speedways. Die Premierenausfahrt auf japanischen Boden musste um eine halbe Stunde verschoben werden, da der durch die Auswüsche des Taifuns Prapiroon gebrachte Starkregen den Zeitplan etwas durcheinanderwirbelte. Die Super-Formula-Verantwortlichen ließen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Nicht nur von der Presse wurde der Shakedown heiß erwartet. Auch JRP-Präsident Akira Kurashita sowie Dallara-Projektleiter Fabio Grippa wohnten der ersten Ausfahrt am Fuße des japanischen Wahrzeichens bei. Entsprechend erleichtert dürften alle Beteiligten gewesen sein, als Tomoki Nojiri nach einer Installationsrunde ohne Probleme wieder für einen geplanten Checkup hereinkam.

Es waren nicht die ersten Runden des Japaners im SF19-Boliden. Bereits Mitte Juni hatte der Honda-Pilot die Ehre, auf dem italienischen Autodromo Riccardo Paletti die ersten Testkilometer zu absolvieren. Obgleich die JRP damals keine genauen Rundenzeiten veröffentlichte, wurde seine schnellste Zeit als „zwei Sekunden schneller“ als der bisherige Rundenrekord eines LMP1-Boliden markiert. Im März testete DragonSpeed ihren BR1-Wagen auf der Strecke nahe Varano. Ziel des Shakedowns auf japanischen Boden war natürlich nicht die maximale Leistung des SF19 zu erfahren. Stattdessen konzentrierten sich Honda sowie das Super-Formula-Team Docmo Team Dandelion, die seitens des Herstellers sowie der Japan Race Promotion für den Shakedown auserkoren worden, auf das Sammeln von Daten sowie der Erprobung des Fahrzeuges. Trotz des Starkregens spulte Tomoki Nojiri insgesamt 53 problemfreie Runde ab. Als schnellste Rundenzeit wurde eine 1:39.672 gemessen.

„Es ist für mich eine große Ehre, dass ich den Shakedown des SF19 ausführen darf“, erklärte der derzeitige Tabellendritte auf einer Pressekonferenz am Fuji Speedway. „Wegen des Regens ist es leider schwierig, einen direkten Vergleich mit dem SF14-Wagen zu ziehen. Beim Test in Varano konnte ich aber die teilweise höhere Downforce spüren. Möglicherweise wird der neue Wagen also noch schneller als das bisherige Modell sein.“ Nojiri gab sich nach seinen ersten Runden optimistisch. Obgleich es laut ihm schwierig sei, die richtige Downforce-Balance zu finden, sieht er sehr viel Potential im neuen Wagen. Lachend erklärte er zudem, dass man wegen des zusätzlichen Anpressdrucks vielleicht die flinke 100R-Kurve des Fuji Speedways zukünftig mit Vollgas fahren kann.

Bei der Entwicklung des SF19 führte Dallara das Konzept des Vorgängermodells, eines leichten und schnellen Boliden, fort. „Mit dem aggressiven Design des SF19 wollen wir den japanischen Geist sowie das Pure-Racing-Konzept des Landes ausdrücken“, erklärte Dallara-Projektleiter Fabio Grippa. Obgleich wegen der Sicherheitsbestimmungen der FIA das Gewicht des Wagens etwas schwerer ausfällt, soll dieser noch immer rund 80 kg leichter als ein aktueller Formel-1-Wagen sein. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde nicht nur die Fahrzeuglänge um 35 mm, sondern auch die Fahrzeugbreite um 10 mm verringert. Zusätzlich fällt der Radstand um 50 mm kürzer aus. Durch diese Änderungen soll der SF19 noch kurvenwendiger machen. Die Eckpfeiler der Entwicklungen waren laut JRP-Präsident Akira Kurashita eine Verbesserung der Überholmöglichkeiten, eine Anpassung an den Sicherheitsstandard der FIA von 2016 sowie die Kostenreduzierung.

Entsprechend der Bestimmungen des Weltmotorsportverbandes wurde die Nase des neuen Super-Formula-Autos gesenkt. Um den dadurch entstehenden Verlust an Downforce zu kompensieren, haben die Dallara-Ingenieure unter anderem das Monocoque dünner gestaltet. „Es war eine technische Herausforderung für uns, da alle mechanischen Teile nun in einen deutlich engeren Raum gepackt werden müssen“, erklärte Grippa. Zusätzlich wurde dem Frontflügel ein weiterer Flap hinzugefügt, ohne dabei jedoch den Luftwiderstand zu erhöhen. Gemäß dem Trend aus der Formel 1, nimmt auch der SF19, zumindest von oben betrachtet, ebenfalls die U-Form an. Diese Design-Philosophie erscheint nicht überraschend, schließlich ist der italienische Hersteller auch an der Herstellung desVF-18-Formel-1-Wagens von Haas beteiligt. Auffallend sind zudem die neuen Sidepots. Dem aktuellen Formel-1-Trend folgend, besitzen diese nun einen sogenannten Pod Wing. „Um die aerodynamische Effizienz sowie Performance zu steigern, nutzen wir einen Pod Wing, um die Luft besser von der Front zum Heckflügel zu strömen“, so Fabio Gippa. Besagter Heckflügel neigt sich nun etwas mehr nach hinten und ist, ähnlich der LMP1-Autos, mit roten LED-Lampen ausgestattet, um die Sichtbarkeit bei Regen zu verbessern.

Eines der größte Probleme des SF14 war die beim dicht hinterherfahren entstehende Dirty Air. Um diese zu verringern und dem Wunsch der JRP nachzugehen, Überholmanöver einfacher zu gestalten, hat Dallara den kompletten Unterboden des Fahrzeuges neugestaltet. „Anstatt die Downforce von oben zu verbessern, steigern wir diese nun vom Unterboden aus.“ Um mehr Überholaction zu generieren, hat Serienausstatter Yokohama zudem die Breite der Vorderreifen um ganze 20 mm erweitert. Zugleich bestätigte der Hersteller, dass man auch 2019 mit den Softs sowie Mediums zwei unterschiedliche Reifenmischungen an die Teams liefern wird. Um die Kosten zu senken, übernimmt der SF19 viele Teile aus seinem Vorgängermodell. Zugleich bestätigte die JRP, dass ab 2019 alle Teams nur noch jeweils einen anstatt der bisherigen zwei Motoren pro Saison verwenden dürfen.

Für einen ungewöhnlichen Anblick sorgte ein von Tomoki Nojiri auf seinem Helm montiertes Head-Up-Display, das für viele Diskussionen im Pressezentrum sowie in den sozialen Medien sorgte. An den sogenannten Scouter aus der populären Manga- und Anime-Serie Dragon Ball von Akira Toriyama erinnernd, zeigt der sich noch früh in der Entwicklung befindliche Prototyp just die gleichen Daten wie der kleine Monitor auf dem Lenkrad an – ohne, dass der Fahrer jedoch seinen Blick von der Straße wenden muss. Neben Informationen wie der aktuellen Rundenzeit oder dem Reifendruck wurde so auch der Puls von Tomoki Nojiri dargestellt. Interessanterweise handelt es sich nicht um eine Entwicklung seitens der JRP oder Honda, sondern um eine Kollaboration zwischen Dandelion Racing und ihrem Hauptsponsor Docomo. Der größte Mobilfunkanbieter Japans ist stark in der Entwicklung neuer Technologien involviert, wollte nach der positiv verlaufenden Testfahrt allerdings keine weiteren Informationen bezüglich des Geräts verraten. Tomoki Nojiri scherzte jedenfalls, dass er sich bei der Fahrt wie der Dragon-Ball-Charakter Vegeta fühlte. In der wohl popkulturell bekanntesten Szene des Klassikers von Akira Toriyama misst Vegeta mit Hilfe des Scouters die Stärke seines Rivalen Son Goku. Lachend erklärte Nojiri: „Wenn man solch eine Technologie in der Super Formula einsetzen kann, könnte sie wohl auch im Straßenverkehr verwendet werden. Vielleicht können wir ja bald ebenfalls die Stärke unserer Gegner messen.“

Obgleich der reale Einsatz des Scouters deutlich friedlicheren Absichten folgt, könnte diese Innovation in naher Zukunft tatsächlich Anwendung finden. Der bislang einzige offensichtliche Nachteil ist die Größe des Geräts, welches etwas unvorteilhaft von außen auf dem Helm montiert werden muss und entsprechend einen aerodynamischen Nachteil oder gar Vibrationen erzeugen könnte. Es erscheint deshalb sinnig, den Scouter in einer späteren Entwicklungsstufe in den Helm zu integrieren. Die wohl größte Herausforderung dürfte allerdings darin liegen, die Informationen so darzustellen, dass sie nicht die Sicht des Fahrers behindern. Für diesen Fall wurden am Fuji fünf verschiedene Farben erprobt: lila, türkis, blau, orange und rot.

Für den Donnerstag sind noch zwei weitere Test-Sessions mit dem SF19 geplant, der auch an diesem Super-Formula-Wochenende am Fuji Speedway ausgestellt sowie Demorunden absolvieren wird. Die Wettervorhersage ist wegen der Auswüchse des Taifuns Prapiroon jedoch ähnlich schlecht wie am Mittwoch. Selbstredend wird der neue Bolide bei insgesamt vier weiteren Herstellertests auf Herz- und Nieren erprobt werden. Dann auch mit Toyota, deren Entwicklungswagen bereits am Fuji Speedway ausgestellt ist. Als erstes steht die Strecke am Fuße des japanischen Wahrzeichens am 31. Juli sowie 1. August auf dem Programm. Rund vier Wochen später, vom 30. bis 31. August gastieren Honda und Toyota auf dem Twin Ring Motegi, gefolgt vom Sportsland SUGO am 20. wie auch 21. September. Den Abschluss der offiziellen Herstellerfahrten bildet der Suzuka Circuit vom 29. bis 30. Oktober. Für mindestens eine dieser Testfahrten ist auch eine Erprobung des aus der Formel 1 bekannten Halo geplant. Zwar wurde noch keine Entscheidung über die Einführung des viel diskutierten Kopfschutzes in der Super Formula getroffen. Der bevorstehende Test sowie das Feedback der Piloten soll laut Fabio Grippa jedoch einen starken Einfluss auf diese nehmen. Die letztliche Auslieferung des neuen Boliden an die Teams ist für Januar 2019 geplant.

Copyright Photos: Japan Race Promotion

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