Das erste Norisring-Rennen der DTM wurde vor allem von einem starken Regenschauer kurz vor Rennstart geprägt. Die Fahrer mussten danach mit der abtrocknenden Strecke und teilweise auch mit sich selbst kämpfen. Wir haben mit Mattias Ekström, Nico Müller, Robert Wickens und Maro Engel gesprochen.
Mattias Ekström
Für Ekström verlief der Samstag ausgesprochen gut. Der drittplatzierte Schwede war der einzige Herausforderer für die dominanten BMW und lieferte sich ein spannendes Duell mit dem Belgier Martin. Da sein DRS-Kontingent relativ früh aufgebraucht war, gingen ihm zum Ende hin die Optionen aus. Im Gespräch sagte er, dass das frühe Aufbrauchen eine bewusste Entscheidung gewesen sei und dass man mit Platz drei sehr zufrieden sein kann. Vor allem weil er dadurch auf Rang eins in der Fahrerwertung sprang. Dies zeigt zudem, dass es wohl die richtige Entscheidung gewesen sein dürfte, sich auf die DTM zu konzentrieren. Sein Rallycross-Team EKS muss dementsprechend auf seine Dienste verzichten. Auf die Frage, wie oft er wegen der WRX sein Handy gezückt hätte, antwortete er: „Bislang nur einmal!“ Geht ja noch!
Nico Müller
Der 25 Jahre alte Schweizer war am vergangenen Wochenende bei den 1000 Kilometer von Paul Ricard und fuhr zusammen mit Antonio García und DTM-Kollege René Rast einen achtbaren dritten Gesamtrang heraus. Die Basis für diesen Erfolg habe man bereits im Zuge der Neutralisierungen gelegt: „Es hat alles eigentlich von der Strategie her perfekt gepasst und das war schlussendlich der Schlüssel, um ganz vorne mit dabei zu sein. Sonst wäre es schwer geworden, weil die pure Pace schon ein bisschen gefehlt hat.“ Diese sei dann mit der Nacht zumindest teilweise gekommen, was vor allem darauf zurückzuführen sei, dass der Audi R8 LMS bei den heißen Temperaturen vorher nicht optimal funktionierte. Neben dem guten Ergebnis hat man weitere wichtige Erkenntnisse gesammelt: „Für uns war es vor allem wichtig zu sehen, dass die Fahrerpaarung so gut funktioniert. Es war eine gute Einstimmung für Spa.“ Im Anschluss an das DTM-Wochenende wird er dort den Testtag (04. Juli) in Angriff nehmen.
Den ersten DTM-Lauf beendete er auf Platz neun. „Das Quali war schlussendlich ausschlaggebend. Das war nicht gut genug. Ich hatte keinen sauberen Run auf dem zweiten Satz Reifen und konnte mich nicht genügend verbessern.“ Im Rennen hing er die längste Zeit hinter seinem Markenkollegen Jamie Green, was mehr Zurückhaltung erforderte. Im Zuge der Boxenstopps konnte zudem Edoardo Mortara an ihm vorbeigehen: „Der Mercedes geht anscheinend sehr, sehr gut auf den Geraden – auf jeden Fall hatte ich da nie so wirklich die Chance anzugreifen.“ Die guten Trainingsresultate stimmen ihn aber positiv hinsichtlich des Sonntagsrennens.
Robert Wickens
Da der Pilot aus Toronto unfallbedingt nicht mal eine Runde absolvieren konnte, sprach er lieber über sein IndyCar-Erlebnis am vergangenen Freitag. „Erst am Donnerstag wurde ich angerufen und gefragt, ob ich zur Road America kommen könne. Es hat sehr viel Spaß gemacht, aber natürlich war es auch ein bisschen schade, das Rennen dann nicht bestreiten zu können.“ Da er Mikhail Aleshin jedoch seit seiner Zeit bei Red Bull gut kennt, gönnte er dem Russen eine fixe Lösung hinsichtlich der Einreiseprobleme. Im Übrigen scheint er auch schon Erfahrungen mit solchen Problematiken gemacht zu haben: „Als international agierender Fahrer ist es tatsächlich manchmal nicht so einfach hinsichtlich der Einreise. Natürlich wollte ich auch das Rennen fahren, aber als er schlussendlich an der Strecke ankam, war mir klar, dass er von da an fahren würde – auch wenn ich ja den kompletten Freitag fuhr. Für einen kurzen Moment gab es sogar die Chance, dass ich trotzdem das Wochenende komplett bestreiten hätte können, weil ich ja dank der Freitagstrainings besser für die Qualifikation vorbereitet war. Aber am Ende des Tages fuhr er ja und machte einen guten Job.“ Der Kanadier hat seitdem Lust auf mehr: „Es hätte bestimmt sehr viel Spaß gemacht. Ich war wirklich gespannt darauf, was da auf mich zugekommen wäre – vor allem da der Freitag so spaßig war. Die weichere Mischung für Quali und Rennen hat mich echt neugierig gemacht, weil sie, wie ich meine, nochmal gute 1,5 Sekunden pro Runde auf dem Kurs herausgeholt hätte. Das wäre richtig unterhaltsam gewesen!“
Auf die Frage, ob er wie Alonso mal einen Gaststart absolvieren wolle, antwortete er ohne großes Zögern: „Klar, das wäre super! Hinsichtlich der Medien war ich diesbezüglich auch nie zurückhaltend. Ich mag die IndyCar und schaue mir gerne die Rennen an. Zudem habe ich viele Freunde dort. Das ist definitiv etwas, das ich gerne machen würde. Ein Gaststart wäre ein Traum, weil es ja auch beiden Serien hilft. Die DTM bekommt mehr Aufmerksamkeit in Nordamerika und die IndyCar dafür in Europa. Es ist gut, wenn etwas mehr Bewegung bei den Fahrern herrscht. Man denke nur an die Old-School-Zeiten, als Fahrer jedes Wochenende etwas anderes fuhren.“ Trotzdem blickt er sehr skeptisch auf seinen Wunsch: „Wahrscheinlich wird sowas nicht passieren. Ziemlich sicher sogar! Aber wenn ich daran denke, dass in zwei Wochen das IndyCar-Wochenende in Toronto ansteht und es keine Terminkollision gibt, wäre es genial, mein Heimrennen zu bestreiten. Dafür muss aber auch ein Sitz verfügbar sein.“
„Als ich aufwuchs, wollte ich nur Formel 1 fahren. In meinem ersten Rennfahrerjahr sah ich, wie Jacques Villeneuve die Weltmeisterschaft gewann. Das wollte ich auch! Aber wie meistens sieht die Realität etwas anders aus. Ich war immerhin nahe dran – war Testfahrer samt Freitagseinsätzen. Mehr wurde daraus nicht und ich erhielt die riesige Chance in der Form der DTM. Offen gesagt habe ich fast meine gesamte Karriere in Europa verbracht, wodurch sich hinsichtlich der IndyCar keine Möglichkeiten ergaben.“
„Ich würde mich ganz klar als Fan bezeichnen. Alle diesjährigen Rennen, die ich schauen konnte, habe ich auch mitgenommen. Natürlich ist das auch mal schwierig, wenn ich bei einem DTM-Wochenende bin. Seit dem Autotausch feuere ich die Jungs von Schmidt Peterson Motorsports an, die echt super drauf sind. Natürlich bin ich für meinen Freund James Hinchcliffe, mit dem ich mich unter der Woche immer über die Rennwochenenden austausche.“
Maro Engel
Auch Maro Engel hatte einen eher unschönen Samstagslauf, den er schlussendlich auf Platz 14 abschloss. Im Gegensatz zu den 1000 Kilometern von Paul Ricard kam er aber immerhin ins Ziel. In Südfrankreich trat nach einer starken Startphase ein technischer Defekt im Bereich der Aufhängung auf, der ein Abstellen des AMG GT3 erzwang. „In der Top 10 waren wir ziemlich sicher unterwegs – vielleicht sogar Top 5. Es war eigentlich ein gutes Rennen. Zwar sind zwei Boxenstopps nicht ganz glatt gelaufen, aber ansonsten war es in Paul Ricard ein gutes Rennen vom Team und von allen drei Fahrern. Deswegen war es schade, dass wir das Ergebnis nicht heimbringen konnten.“
Bei den 24 Stunden von Spa wird er nicht teilnehmen, da er zeitgleich Formel E in Montreal fährt, aber er ist optimistisch bezüglich Mercedes: „Hinter den Kulissen, beim Team, wird sehr, sehr hart gearbeitet und man sieht, dass die Autos von der Performance her gut sind. Auch letztes Jahr waren sie von der Performance in Spa gut. Von dem her glaube ich, dass wir uns einiges ausrechnen können und hoffentlich bringen die Jungs das gut über die 24 Stunden — und dann ist die Chance auf jeden Fall gegeben, um den Sieg zu fahren.“
Über seine bisherige Formel E-Zeit sagte er Folgendes: „Es war natürlich eine große Lernkurve in der Formel E – es ist schon einiges, was da anders ist. Ich hab mich aber sehr gut da eingefunden und stetig konnten wir uns Stück für Stück weiter steigern.“ Bezüglich seines Heimrennens in Berlin zeigte er sich etwas enttäuscht: „Wir hatten mehr erwartet, nachdem wir in Monaco und Mexico sehr, sehr stark unterwegs und immer in der Superpole waren. Wir hatten gehofft, diesen Trend nach Berlin mitnehmen zu können. Da war es nicht ganz so der Fall – wir waren eher im vorderen Mittelfeld.“ In Nordamerika möchte man jedoch wieder das Momentum zurückgewinnen. Hinsichtlich der Leistung sollte man aber auch im Hinterkopf behalten, dass sein Einsatzteam kein klassisches Werksteam ist: „Natürlich ist es so, dass wir bei Venturi nicht mit den gleichen Mitteln arbeiten wie die großen Werke. Dafür schlagen wir uns sehr, sehr beachtlich. Wir wissen aber, dass auch noch mehr möglich ist und wir haben eine sehr gute, talentierte Gruppe an Leuten im Team.“ Dementsprechend resümiert er: „Ich denke schon, dass wir noch für die eine oder andere Überraschung gut sind.“ Hoffen wir für ihn, dass dies bereits heute gilt.
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