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Formula E-Doppelschlag: Vorschau auf die ePrix in Monaco und Paris

von StefanTegethoff
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Endlich gibt die Formula E richtig Gas – oder Strom: Nachdem die Saison bisher vor allem von langen Pausen zwischen den vier bisher absolvierten Läufen geprägt war, geht es in den nächsten zwei Monaten Schlag auf Schlag. An den kommenden beiden Wochenende wird jeweils samstags in Monaco und Paris gefahren, danach stehen die drei Doubleheader in Berlin (Tempelhof), New York (Brooklyn) und Montreal an. Der Takt wäre noch etwas dichter, wenn der ePrix in Brüssel nicht weggefallen wäre, aber sei’s drum…

Der Mexico ePrix hat wieder Spannung in die Saison gebracht: Nachdem Sebastien Buemi zuvor mit drei Siegen in drei Rennen klar dominierte, erwischte er in Mexico City ein schwaches Wochenende, das er zudem mit Fehlern durchsetzte, sodass am Ende nur ein Punkt für die schnellste Runde auf seinem Konto landete. Lucas di Grassi dagegen holte 25 Zähler für den Sieg und ist nur auf fünf Punkte dran (76:71). Es scheint, als könnten wir auf einen ähnlich engen Meisterschaftskampf hoffen wie im Vorjahr – es sei denn, di Grassis Sieg erweist sich als Eintagsfliege.

Das wäre auch durchaus denkbar, denn zumindest Sebastien Buemi gab sich nach dem letzten Rennwochenende überzeugt, dass Renault e.dams auch in Mexico City das stärkste Paket hatte. Es sei lediglich Pech und ein Zusammenkommen ungünstiger Umstände gewesen, dass man daraus nicht die angemessene Zahl an Punkten habe holen können. In der Quali musste er in der ersten Gruppe auf ‚grüner‘, also Grip-armer Strecke antreten, und sein Boxenstopp wurde verlängert, weil Andretti seine Autos zu früh (in Relation zur vorgegebenen Minimalzeit) wieder in die Fast Lane schickte und es einen ‚unsafe release‘ zu vermeiden galt. Für seinen Dreher machte er ebenfalls Kollegen verantwortlich: Rosenqvist, den er überholen wollte, habe sich verbremst und ausgerechnet vor den beiden drehte sich Jose Maria Lopez. Ganz Unrecht hat Buemi nicht, aber etwas anmutiger kann man sich als (nach wie vor) Meisterschaftsführender schon geben…

Geht man nach den Ergebnissen der bisherigen FE-Rennen in Monaco und Paris, dürfte es spannend bleiben an der Tabellenspitze: Beim bisher einzigen Monaco ePrix 2015 (das Rennen wird dort abwechselnd mit dem historischen Grand Prix ausgetragen) gewann Sebastien Buemi und di Grassi wurde Zweiter; beim Debut des Paris ePrix im Vorjahr siegte der Brasilianer und sein Konkurrent aus der Schweiz landete auf Rang 3. Soweit die Statistiken, jetzt zu den einzelnen Läufen.

Monaco ePrix – 13. Mai, 16 Uhr

Gefahren wird in Monaco auf der aus dem Jahr 2015 bekannten Kurzvariante der berühmten Grand Prix-Strecke; der gesamte Teil hoch zum Casino, durch die Loews-Haarnadel wieder runter und ab durch den Tunnel wird ausgelassen. Start/Ziel ist mit 500 m Länge für die Formel 1 eine kurze Gerade, für die Formula E dagegen eine der längsten der gesamten Saison. Sainte-Devote ist eine deutlich engere Rechtskurve als bei der F1, der darauffolgende Linksknick führt auf eine knapp 300 m lange Bergab-Gerade zur Hafenschikane, die in diesem Fall zur 180°-Kehre und zur zweitbesten Überholmöglichkeit wird. Diese Kurzanbindung ist relativ eng – selbst für Monaco-Verhältnisse –, was 2015 (Highlight-Video hier) auch zu einem heftigen Unfall direkt nach dem Start führte.

Die Strecke zeichnet sich besonders durch hohen Grip aus, da hier für die Formel 1 stets ordentlicher Asphalt verlegt wird, anders als auf manch anderem Formula-E-Straßenkurs. Dadurch werden auch die G-Kräfte höher. Die aus der F1 bekannten Kurven Tabac und Eingang Schwimmbad am Hafenbecken sind zudem schnelle Kurven, wie sie die Formel E sonst kaum im Kalender hat, auch das macht die Strecke besonders. Allerdings konnte die Schwimmbad-Einfahrt beim Debut mit Vollgas durchfahren werden, was etwas schade ist. Zwar ist die Rennleistung der FE-Boliden inzwischen etwas höher, aber wahrscheinlich können die Fahrer diese Passage leider trotzdem ohne Lupfen durchfahren.

Paris ePrix – 20. Mai, 16 Uhr

Auch in Paris ist die Streckenführung so belassen worden, wie sie im Vorjahr beim Debut zum Einsatz kam: Gefahren wird um das Hôtel des Invalides herum, mit dem Invalidendom einschließlich Napoleons Grab – eines der Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Entlang der beiden Längsseiten des riesigen Gebäudekomplexes gibt es je eine Gerade mit Überholmöglichkeit am Ende, während an den beiden Kopfseiten enge und kurvige Passagen durchfahren werden müssen. Unter diesen hat sich Turn 7 – eine spitzwinklige Rechtskurve nach einem Linksknick – im Vorjahr als geeigneter Platz für mutige Überraschungsangriffe herausgestellt.

Dieser zwiegespaltene Charakter erfordert einen Kompromiss beim Setup, damit man auf den Geraden nicht überholt wird, in den Kurven aber ausreichend aerodynamischen Grip hat. Im Vorjahr rutschten die Autos dort recht häufig, einige Piloten landeten in Training, Quali und Rennen auch in der Wand, darunter so erfahrene wie Nick Heidfeld.

Die DS-Virgin-Piloten Sam Bird und Jean-Eric Vergne kamen im Vorjahr gut zurecht in Paris, holten sich die Plätze 1 und 3 in der Quali und lagen auch im Rennen lange gut, bis Bird sich im Zweikampf mit Buemi drehte; der DS Virgin ist in diesem Jahr aufgrund des geänderten Motorkonzepts weniger fordernd zu den Reifen, hat aber auch seine Leistungsspitze in der Quali eingebüßt. Trotzdem sollte man hier Sam Bird wieder auf dem Schirm haben – und Vergne im Techeetah-Renault und mit deutlich verbesserter Renn-Performance ist auch nicht zu unterschätzen.

Neuigkeiten und Änderungen im Fahrerfeld

Vergne – der zuletzt zwei zweite Plätze einfuhr – soll wohl auch die treibende Kraft hinter einem gerüchtelten Wechsel zu DS Virgin als Lieferant des Antriebsstranges sein, wie Autosport berichtet; dies wäre allerdings erst zur Saison 2018/19 möglich, da man für die kommende Saison noch vertraglich an Renault gebunden ist. Vergne als Top-Fahrer (und möglicherweise Teilhaber) des chinesischen Teams ist unzufrieden mit den bisherigen Test-Möglichkeiten, denn die zusätzlichen Testtage, die ein Antriebskonstrukteur für die Belieferung eines Kundenteams bekommt, hat Renault mit dem eigenen e.dams-Team absolviert und nicht mit Techeetah. Vielleicht wird hier aber auch nur etwas Druck aufgebaut, um dies in Zukunft zu ändern…

Der zweite DS-Virgin-Pilot neben Sam Bird, José Maria Lopez, fällt leider voraussichtlich in Monaco aufgrund der Nachwirkungen seines Unfalls beim WEC-Lauf in Silverstone aus, bei dem er sich zwei Wirbel anknackste. Sein Ersatzmann ist der offizielle dritte Pilot des Teams, der 23-jährige Brite Alex Lynn. Stadtkurs-Erfahrung in Formelautos hat er allemal, Lynn siegte 2013 beim Macau Grand Prix. Beim Montreal ePrix zum Saisonende werden voraussichtlich Bird und Lopez ersetzt werden müssen, da sie WEC-Verpflichtungen haben; dann könnte die Stunde des Robert Kubica schlagen, der kürzlich einen Spark-Renault der Formula E in Donington Park getestet hat.

Bereits in Paris wird Maro Engel, der an dem Wochenende in der DTM antritt, durch Tom Dillmann ersetzt; der ist zwar inzwischen bereits 28 Jahre alt, hat aber im Vorjahr den Titel in der „Nachwuchsserie“ Formula V8 3.5 Series (ehemals Formula Renault 3.5) geholt – seinen ersten Titel seit der deutschen F3-Meisterschaft 2010. Dillmann wurde dem McLaren-Junior und F2-Piloten Nyck de Vries vorgezogen, der im FE-Spark-Boliden bereits als Testfahrer zahlreiche Runden gedreht hat.

Ebenfalls aufgrund der DTM-Terminkollision wird Loic Duval bei seinem Heimrennen durch Mike Conway vertreten. Conway kennt die Strecke in Paris bereits, weil er im Vorjahr nach dem ersten Saisondrittel als Ersatzmann für Jacques Villeneuve bei Venturi fuhr – nennenswerte Erfolge blieben für ihn allerdings aus.

Auf Abruf bereit steht in Monaco auch Alexander Sims als Ersatzmann für Andretti Autosport, da deren Stammpilot Robin Frijns sich beim Trainieren eine Knieverletzung zugezogen hat. Sims hat noch kein Formula E-Rennen bestritten, war vor anderthalb Jahren aber auch schon einmal Dritter beim Macau Grand Prix.

Wann und wo?

DMAX ist die neue deutsche Heimat der Formula E, beide Läufe werden live übertragen, jeweils ab 15:45 Uhr. Bei Eurosport gibt es am Abend des Rennens und unter der Woche zu verschiedenen Zeiten jeweils noch Highlights zu sehen, so am Abend des Monaco ePrix um 22 Uhr. Der britische Sender Channel 5 überträgt wie gewohnt live mit Vorberichten ab 15:30 deutscher Sommerzeit.

(Bilder: Formula E Media)

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