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IMSA: Analyse 24h von Daytona 2017

von DonDahlmann
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Es war ein verregnetes Rennen in Daytona, das viele Unterbrechungen hatte. Aber Ende setzen sich in fast allen Klassen die Favoriten durch.

Dass es für die IMSA vor dem ersten Rennen keine leichte Aufgabe sein würde, die BoP in der Prototypen-Klasse hinzubekommen, war vorher schon klar. Zwar hatte man die Motoren im Herbst homologiert, sodass alle auf einem Leistungsniveau waren, aber mit den unterschiedlichen Bodykits tat man sich mangels Daten etwas schwer. Es war klar, dass es Unterschiede geben musste, und diese Unterschiede stellten sich im Rennen auch deutlich heraus.

Die DPi von Cadillac hatten schon in der Quali den Ton angegeben, aber nicht mit so viel Abstand, wie einige befürchtet hattet. Dass Action Express und Wayne Taylor Racing in Daytona mit dem 6.2 Liter V8 einen kleinen Vorteil haben würden, war klar. Vor allem das Drehmoment des V8 sorgte für eine bessere Beschleunigung auf den langen Geraden. Aber das Bodykit des Cadillac bot einen weiteren Vorteil: Auf wenig Abtrieb ausgelegt lag der Topspeed der DPi rund 10 km/h über dem der Konkurrenz. Überholen war also schwierig.

Und so setzten sich die drei Cadillac auch gleich zu Beginn des Rennens an die Spitze, gefolgt zunächst vom Rebellion. Der hatte aber gleich zu Beginn technische Probleme mit dem elektronischen Gaspedal und fiel etliche Runden zurück. In der Verfolgung blieben dann nur die erstaunlich schnellen ESM Nissan DPi. Die LMP2 fielen nach und nach zurück.

Das Bild änderte sich, als der große Regen einsetzte. Der Wettervorhersage hatte den Regen angekündigt, aber es kam dann doch mehr Wasser runter, als man dachte. Insgesamt regnete es knapp zehn Stunden, was zu etlichen Unterbrechungen führte. Am Morgen war man kurz davor das Rennen zu unterbrechen, beließ es aber dann doch bei einer knapp 80-minütigen Gelbphase.

Die auf wenig Abtrieb gebauten Cadillac verloren ihre Dominanz und die ESM Nissan drängten an die Spitze. Vor allem die #22 mit Brandon Hartley am Steuer zeigte beeindruckende Rundenzeiten und konnte so in der Nacht P1 übernehmen. Aber das Glück sollte ESM nicht hold sein.

In der IMSA gibt es keine Reifenwärmer, die Temperaturen in Daytona lagen unter 10 Grad. Das galt natürlich auch für die Asphalttemperatur. Die kalten Regenreifen auf der kalten, nassen Strecke wurden einigen Piloten in den ersten Runden zum Verhängnis. Während die meisten Fahrer es bei kleineren Ausflügen in die Wiese beließen, erwischte es Hartley dann richtig. Mit einem rutschenden Nissan berührte er einen Porsche in der Steilkurve und zerstörte sich dabei die vordere rechte Aufhängung.

Damit rutschten die Cadillac wieder an die Spitze. Die #5 mit Barbosa/Fittipaldi und die WRT Mannschaft lagen vorne. Der zweite Action Express war mit kleineren technischen Problemen zurückgefallen. Gestört wurde das Duo dann etwas überraschend durch den „Visit Florida“ Riley LMP2. Ein praktisch ungetestetes Auto, allerdings mit einem blendend aufgelegten Rene Rast am Steuer. Seine Stints in der Nacht brachten den Riley tatsächlich an die Spitze.

Doch mit nachlassenden Regen und abtrocknender Piste konnten die Cadillac wieder Druck machen und die Spitze übernehmen. Zwar versuchte man bei „Visit Florida“ mit einer anderen Strategie noch, den Sieg zu holen, aber das klappte auch nicht. Am Ende verlor man sogar eine ganze Runde, wurde aber immerhin Dritter.

Der Sieg wurde also zwischen der #5 und #10 ausgefahren. Und da gab es dann natürlich Ärger. Zwei Gelbphasen in der letzten Stunde sorgten dafür, dass das Feld eng zusammenrutschte. In der vorletzten Gelbphase blockierte der zweite, längst überrundete Action Express-Wagen den Restart der Taylor-Mannschaft, was ein bisschen unschön war.

Beim letzten Restart lag die #5, in der Albuquerque saß, wieder vorne, hatte aber die #10 mit Ricky Taylor im Genick. Der entschloss sich dann fünf Minuten vor Schluss, in Turn 1 eine Lücke zu suchen, die eigentlich nicht da war. Taylor war zu keiner Zeit neben Albuquerque, der mit dem Angriff so nicht gerechnet hatte.

Die Folge waren eine Berührung und ein Dreher der #5. Zwar kam Albuquerque mit Wut im Bauch am Ende noch an Ricky Taylor ran, konnte diesen aber nicht mehr abfangen. Und nachdem die Rennleitung das Manöver durchgehen ließ, war der Sieg für die Wayne Taylor-Mannschaft durch. Ein bisschen kontrovers am Ende, aber durchaus verdient.

Erstaunlich war, wie problemlos die Cadillac durchhielten, wohin gegen die LMP2 fast alle Probleme hatten. Die Nissan wurden ebenso von technischen Problemen geplagt, wie die Mazda. Hier war es vor allem wieder einmal der unzuverlässige Motor, der nervte. Und das, obwohl man vor dem Rennen vorsorglich die Leistung runtergedreht hatte.

Fast alle LMP2 landeten so irgendwo im Feld, mit zweistelligen Rundenrückstand. Lichtblick waren tatsächlich die ESM-Mannschaft und durchaus auch der Rebellion. Hätte der nicht am Anfang und noch einmal im Rennen die Probleme mit dem Gaspedal gehabt, der Oreca hätte vermutlich vor allem im Regen deutliche Vorteile gehabt.

Man kann aber generell davon ausgehen, dass die IMSA die BoP für Sebring anpassen wird, um den Vorteil der Cadillac etwas zu beschneiden.

GTLM

In der GTE gab es das übliche Hickhack der Marken, aber auch hier ließen sich interessante Beobachtungen machen. Zum einen: BMW hat auch dieses Jahr auf Strecken, auf denen Topspeed gefragt ist, nichts zu melden. Die M6 mussten aufpassen, dass sie am Ende der Geraden an den GT3s vorbeikamen. Zwar rettete man sich mit „nur“ einer Runde Rückstand auf die Konkurrenz ins Ziel, aber in einer Klasse, in der es um Tausendstel geht, ist das schon zu viel.

Von Anfang war klar, dass Ford einen Großangriff auf den Sieg in Daytona starten würde. Mit vier Autos gab es gar keine andere Interpretation. Dagegen stemmten sich der Risi F488, beide Corvette und beide brandneuen Porsche. Ford übernahm auch gleich die Spitze, teilweise mit einer Dreifach-Führung. Die Porsche hielten sich zurück und kämpften beide mit kleineren Problemen. Bei den Corvette konnte man erkennen, dass die BoP ein winziges bisschen zu scharf eingestellt war, da es ihnen an Topspeed fehlte.

Mit dem Regen veränderte sich aber auch in dieser Klasse das Bild. Die Ford haben weniger Abtrieb als der gut ausbalancierte Ferrari und die beiden Porsche. Obwohl der Motor im 911er jetzt ja leicht vor der Hinterachse liegt, hat der Porsche weiter einen Vorteil im Regen. Und so setzten sich plötzlich beide Porsche an die Spitze, was schon eine kleine Überraschung war. Derweil zerbröselte die Ford-Mannschaft. Die #67 stand Ewigkeiten in der Garage, die #68 und die #69 verloren zwischendurch eine Runde, konnten diese aber durch die „Wave arounds“ bei den vielen Cautions wieder aufholen. Nur die #66, unter anderem mit Dirk Müller am Steuer, lief wie ein Uhrwerk.

Zwei Stunden vor Schluss machte es den Eindruck, dass der Ferrari das leicht schnellere Auto sei. Tatsächlich übernahm der Risi auf der Strecke die Führung, nachdem er den Ford GT über den Topspeed niedergerungen hatte. Aber ein schlechter Boxenstopp warf den Ferrari wieder zurück.

Nach der letzten Caution gab es dann noch drei Wagen an der Spitze. Die #66 mit Dirk Werner, die #62 mit James Calado und der Porsche #911 mit Patrick Pilet. Letzterer quetschte sich erst am Ferrari vorbei und dann hätte er fast auch noch den Ford gepackt. Aber nur fast. Müller konnte die wilden Angriffe gerade so abwehren.

In den letzten Runden fiel Pilet dann etwas ab. Nach dem Rennen gab er an, dass seine Reifen abgebaut hätten. Offenbar hat Porsche da noch Arbeit vor sich, denn der Verschleiß sollte in Le Mans deutlich unter dem liegen, was man in Daytona gesehen hat.

Es siegte dann also doch der Ford, vor dem Porsche und dem Ferrari. Aber man darf sich schon jetzt auf Sebring freuen, da sollten Porsche und Ferrari Vorteile haben.

GTD

Die Menge an Führungswechseln in der GTD zu zählen, ist schier unmöglich. Die Klasse war derartig eng, dass man ein wenig den Überblick verlieren musste. Die Neuzugänge in der Klasse schlugen sich sehr unterschiedlich.

Am schlechtesten lief es für die Lexus. Schon in der Quali fehlte etwas überraschend der Speed. Im Rennen sah es nicht besser aus. Ein Unfall beendete das Rennen des einen Lexus, der andere schleppte sich mit technischen Problem und zwei weiteren kleinen Unfällen irgendwie durchs Rennen. Da wartet noch viel Arbeit auf das Team.

Deutlich besser lief es für die Acura NSX. Das Ergebnis in der Quali war vielversprechend, im Rennen lief es dann richtig gut. Zwar fiel ein NSX aus, aber der zweite Wagen mit Egal, Negri, Dyer, Engel und Morris kam am Ende auf P5. In der gleichen Runde wie die Spitze. Das kann man für einen ersten Einsatz schon als Erfolg werten.

Die Mercedes AMG GT3 waren ja so gesehen nicht neu, aber es war ihr erster Einsatz in der IMSA. In der Quali lief es gar nicht, dafür im Rennen um so besser. Vor allem die lange Regenphase half den AMG, denen es etwas an Topspeed auf den langen Geraden mangelte. Den Nachteil machte man mit dem Drehmoment des 6.2 Liter V8 wieder wett. Zeitweilig konnte man sogar die Spitze einnehmen.

Auch die Audi zeigten ihr Potenzial, vor allem der Land-Motorsport R8 mit de Philippi, Mies, Gounon und Schmidt. Trotz eines leichten Heckschadens lag der Wagen fast über die gesamte Zeit in der Spitzengruppe.

Ebenfalls gut dabei waren die Vorjahres-Meister der Scuderia Corsa mit dem Ferrari. Ein später Motorschaden zerstörte aber alle Hoffnungen auf den Sieg. Der zweite F488, der von AF Corse unter dem Namen „Spirit of Race“ eingesetzt wurde, verabschiedete sich schon sehr früh im Rennen.

Am Ende gab es dann allerdings eine faustdicke Überraschung durch den Sieg des Porsche von Allegra Motorsport. Die hatten sich während des gesamten Rennens aus allen Scharmützeln rausgehalten, die verregnete Nacht überstanden und waren plötzlich in der Spitzengruppe. Obwohl mit den Fahrern Lawrence DeGeorge, Cedric Sbirrazzuoli jetzt nominell nicht übermäßig stark besetzt, konnte man dank der restlichen Besetzung mit Paulo Ruberti, Luca Persiani und vor allem durch den Werksfahrer Michael Christensen die Spitze im Blick halten.

Den letzten Stint übernahm dann Christensen und zur Überraschung der Konkurrenz konnte er sich an der Spitze halten und das Rennen gewinnen. Unterstützt wurde der Sieg durch den harten Zweikampf, den sich Mies mit Bleekemolen im AMG in den letzten Runden lieferte. Aber der Sieg des Allegra-Porsche war dann doch eine echte Überraschung.

Es war ein etwas zerfahrenes Rennen in Daytona, an dem der viele Regen schuld war. Die vielen, teilweise langen Unterbrechungen forderten viel Geduld von den Fans. Immerhin blieb das Rennen von schweren Unfällen verschont, was angesichts des schlechten Wetters auch schon ein kleines Wunder war.

Der Stream der IMSA lief in diesem Jahr wie ein Uhrwerk, es gab (zumindest bei mir) keine Unterbrechungen. Auch der Kommentar von der Radio Le Mans-Mannschaft war immer gut, humorvoll und interessant.

Die IMSA macht jetzt bis Mitte März eine Pause und kehrt dann mit den 12 Stunden von Sebring wieder zurück.

 

 

Bilder: IMSA

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