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WEC/ALMS: Vorschau Fuji & Petit Le Mans 2013

von DonDahlmann
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Während die WEC noch drei Rennen in diesem Jahr fährt, geht die ALMS in die letzte Runde ihrer Geschichte. Wer beide Serien mag, hat ein langes Wochenende vor sich.

AUTO - WEC 6 HOURS OF AUSTIN 2013Die WEC macht ihren alljährlichen Halt in Japan. Gefahren wird mal wieder auf der Toyota-Hausstrecke in Fuji, ob das 6-Stunden-Rennen allerdings wie geplant über die Bühne gehen kann, ist noch etwas unsicher. Vor Japan hat sich ein Taifun gebildet, der in den nächsten Tagen anlanden soll. Für das Wochenende sind daher auch für Fuji jede Menge Regenschauer angesagt, die das Rennen gefährden könnten. Es ist kaum vorstellbar, dass man die Prototypen bei stehendem Wasser über die 1,5 Kilometer lange Gerade jagen wird. Sollte es wider Erwarten trocken bleiben, wird es auf jeden Fall ein interessantes Rennen, denn Toyota rückt ausnahmsweise mit zwei Wagen aus.

Den zweiten Wagen werden wie immer Wurz, Lapierre und Nakajima pilotieren und damit eröffnen sich für Toyota auch mehr Möglichkeiten in Sachen Strategie. Man kann einen Wagen auf schnelle Rundenzeiten setzen, damit er die Audi unter Druck setzen kann, während der andere Wagen seinen kleinen Verbrauchsvorteil ausnutzen kann. Aber Toyota wird es in Fuji schwer haben. Die Audi sind auf der Geraden schneller, die Strecke hat wenig enge Stellen, in denen der TS030 den Vorteil seines Hybridantriebs ausspielen kann. Die Audi sollten, gemessen an den Erfahrungen der bisherigen Saison, im Rennen einen Vorteil von rund einer Sekunde pro Runde haben. Zwar wird Toyota wie in Austin wieder versuchen, mit den Michelin Doppelstints zu fahren, aber dieser Vorteil alleine wird nicht reichen. In Le Mans konnte man sehen, dass die Toyota in Mischbedingungen schneller waren, allerdings auf einer komplett nassen Strecke wegen des angeblasenen Diffusor wieder Vorteile hatten. Aber ein Regenrennen ist immer unberechenbar, vor allem wegen der zu erwartenden Safety-Car-Phasen, die viele strategischen Möglichkeiten eröffnen. Ebenfalls dabei ist der Rebellion, dieses Wochenende aber mit der Besetzung Belicchi/Beche, da Heidfeld, Jani und Prost in der ALMS unterwegs sind.

LMP2

Die üblichen Verdächtigen, aber es gibt 1,5 neue Teams. Neu dabei ist die KCMG Mannschaft, die man aus der ELMS und der AsiaLMS kennt. Das in Hongkong basierte Team setzt auf einen Morgan-Nissan, der von OAK teilweise vorbereitet wird. Die Mannschaft sollte man nicht unterschätzen, da man mit Richard Bradley einen erfahrenen Mann an Bord hat. Nicht unterschätzen sollte man auch die Japaner: Hiroshi Koizumi ist der verlangte „Silver“-Pilot, aber Tsuigio Matsuda ist der Mann mit der Platinwertung. Man kennt ihn aus der SuperGT. Das „halbe“ neue Team heißt Gainer International. Dahinter steckt aber die bekannte Greaves Mannschaft, die für ihren Zytek für das Rennen in Fuji wohl einen Geldgeber gefunden haben. Am Steuer sitzt der normale Greaves-Mann Björn Wirdheim, dazu kommen Masayuki Ueda und Katsuyuki Hiranaka. Der Rest des Feldes ist bekannt. Man darf gespannt sein, ob die G-Drive-Mannschaft mit Rusinov, Martin, Conway ihre beeindruckende Siegesserie fortsetzen kann. Auf ihren Fersen werden die OAK mit Pla, Heinermeier-Hanson und Brundle (#24) und Baguette, Gonzales, Plowman (#35) sein. Beide Team haben in den letzten beiden Rennen bessere Ergebnisse weggeworfen, weil man sich schlicht und ergreifend in die Kiste gefahren ist. Vielleicht gelingt es OAK ja mal, beide Mannschaften etwas zu zügeln. Nicht vergessen darf man natürlich die Herren von Pecom, die zwar länger nicht mehr gewonnen haben, aber brav auf das Podium fahren.

GTEPro

Neuigkeiten gibt es aus der GTEPro. Die FIA hat einen der drölfzig Waiver, mit denen Aston Martin unterwegs ist, eingeschränkt. Die bisher dominierenden Aston haben einen kleineren Tank bekommen, was sie arg schmerzen wird. Damit dürften sie auf die Stintlänge der Ferrari kommen, die ja schon seit einiger Zeit mit einem kleineren Tank unterwegs sein müssen. Profitieren wird Porsche, die als Einzige ungerupft in das Rennen gehen. Ob der Topspeed der Manthey-Porsche aber reichen wird? In Le Mans gehörten sie zu den schnellsten auf der Geraden, in Austin sah man nicht so gut aus. Die Änderungen der BoP könnten aber insgesamt dazu führen, dass die Rennen in dieser Klasse noch enger werden.

GTEAm

Auch hier gibt es Neuigkeiten, dieses Mal für alle Teams. Man darf nicht mehr beliebig gute Fahrer einsetzen, sondern muss mehr Richtung Silberfahrer agieren. Das ist allerdings, mehr oder weniger, ein Witz. Wenn man sich die Entrylist der AM anschaut, liest sich diese wie ein „Best of“ der GT. Die Namen haben jetzt nicht mehr viel mit „Amateur“ zu tun. Der einzige Bronze-Fahrer ist der Südafrikaner Jack Gerber, der nur deswegen Bronze ist, weil er selten in Europa unterwegs ist. Gleichzeitig sind Vollprofis wie Markus Paltalla, Maurizio Mediani, Raymond Narac, Vicente Potolicchio, Christoffer Nygaard, Kristian Poulsen oder Stuart Hall als „Silber“ eingestuft. Auf der anderen Seite hat man sich lange über die angeblich gefährlichen „Gentleman“-Fahrer und deren Unfallhäufigkeit aufgeregt, vor allem bei Überrundungen. Das sollte mit der Besetzung eher nicht passieren.

Das Rennen am Sonntagmorgen zu der eher unchristlichen Zeit 04:00 Uhr. Dauert aber bekanntermaßen sechs Stunden, man hat also ein schönes Frühstücksfernsehen. Oder man macht durch, weil kurz vor dem Start der WEC die ALMS ihr Petit Le Mans beendet. Dazu hat der Kollege Stefan etwas mehr:

ALMS – Vorschau auf das 16. Petit Le Mans

Die Geschichte der ALMS begann mit dem Petit Le Mans – und nun endet sie mit eben diesem Rennen. 1998 kam Don Panoz auf die Idee, ein Langestreckenrennen für Le-Mans-Prototypen und GTs auf der Road Atlanta zu veranstalten, im Jahr darauf entwickelte sich aus diesem Einzel-Event eine ganze Serie. Diese American Le Mans Series war daraufhin die wichtigste Serie für Sportprototypen – weltweit! Eine Weltmeisterschaft gab es seit dem Ende der Gruppe C-Ära nicht, das europäische Pendant (E)LMS wurde erst einige Jahre später nach dem Vorbild der ALMS gegründet.

Einige der besten Sportwagen-Hersteller, Teams und Fahrer kämpften in der ALMS und beim Petit Le Mans Jahr für Jahr um Siege und Titel – wie in Le Mans war natürlich in den 2000er Jahren auch hier Audi prägend, oft im Duell gegen die Porsche RS Spyder-LMP2-Boliden, die die IMSA geschickt anglich, um spannende Duelle an der Spitze zu ermöglichen. Auch Peugeot gesellte sich schließlich dazu, das Petit Le Mans ist ein Rennen, das mir stets im Gedächtnis bleiben wird: Zwar sehe ich eigentlich keine Rennens, die ständig durch Gelbphasen unterbrochen werden, doch wie damals Pierro/McNish/Capello nach einem Warm-up-Crash mit zwei Runden Rückstand starteten und am Ende siegten, wird für mich trotz hilfreicher Cautions stets eine der besten Performances jenes Jahrzehnts sein.

Ab 2009 ging es dann bergab – die Weltwirtschaftskrise traf die ALMS härter als viele andere Serien: Audi und Porsche zogen sich zurück und so blieben an der Spitze zunächst die Honda/Acura-Teams unter sich, die jedoch auch weniger wurden. Die stark geschrumpften Starterfelder wurden mit der Einführung der Challenge-Klassen kompensiert. Ohne diese wäre auch das Feld des diesjährigen Petit Le Mans keine 20 Autos groß. Das zeigt, dass sich die ALMS nie von dem Schock 2009 erholt hat. Dennoch waren viele Rennen in den Jahren 2009 bis 2013 spannend, die Privat-Teams an der Spitze sympathisch, und die GT-Klasse wurde im Gegensatz zu den Prototypen-Klasse eher stärker als schwächer und das ist in den letzten Jahren das Aushängeschild der Serie gewesen – nicht umsonst wird sie unverändert in die United Sports Car Championship übernommen.

Nun also steht das letzte Hurra dieser einst großen Serie bevor, das 16. Petit Le Mans auf der spektakulären Road Atlanta. 1000 Meilen oder zehn Stunden, in die Dunkelheit hinein – bisher wurde stets die erste Marke zuerst erreicht (ausgenommen 2009, als das Rennen wegen extremer Regenfälle abgebrochen werden musste). 35 Fahrzeuge sind gemeldet, und auch in der LMP1 dürfte es dank des Gaststarts von Rebellion Racing (die mit ihrem anderen Chassis in Fuji antreten) noch einmal spannend werden. Dyson Racing hat den Muscle Milk-Jungs um Greg Pickett selten die Stirn bieten können, doch gegen Heidfeld/Jani/Prost dürften Luhr/Graf/Dumas auf Augenhöhe stehen. Wenn beide Wagen halten, sollte es lange spannend bleiben. Ihren Titel haben Muscle Milk und Graf/Luhr längst erfolgreich verteidigt.

Vier HPDs sind auch wieder in der LMP2 am Start: Sharp/Lazzaro/Brabham und Brown/van Overbeek/Bell greifen für Extreme Speed Motorsports ins Steuer, mit David Brabham und Rob Bell hat sich das Team für dieses Event auf der Fahrerseite enorm verstärkt. Es geht allerdings „nur“ um den Rennsieg, denn der Titel ist Scott Tuckers Level 5-Team bereits nicht mehr zu nehmen. Johnny Kane und Peter Dumbreck unterstützen Guy Cosmo in der #552, Tucker/Briscoe/Franchitti steuern die #551. Die letzten fünf Rennen gewann Level 5 – doch die Verstärkung bei ESM dürfte es diesmal noch einmal spannend machen.

In der GT-Klasse ist auch die Teamwertung bereits entschieden, und zwar zugunsten von Corvette Racing. In der Fahrerwertung hat Dirk Müller allerdings noch eine kleine Chance: 16 Punkte Rückstand hat er auf Garcia/Magnussen (Corvette), 24 gibt es beim Petit Le Mans für den Klassensieg. Müller wird in seinem BMW Z3 unterstützt von John Edwards und Bill Auberlen, das Schwesterauto pilotieren Jörg Müller, Uwe Alzen und Maxime Martin. Die Form der SRT Vipers schwankte zuletzte stark, dagegen konnte jedoch Risi in Virginia erstmals seit dem Comeback siegen (Beretta/Malucelli/Liddell), gefolgt von Core Autosports (Long/Braun/Christensen). Sollten die beiden in Georgia auch noch einmal die Spitzengruppe aufmischen können, dürfte es ein abwechslungsreiches Rennen werden. Über die Distanz sind jedoch meist die Favoriten-Teams konstanter und stärker. Weitere Gaststarter in der Klasse sind Nick Tandy (Team Falken Tire), Johnny Mowlem (Team West/AJR) und Emmanuel Collard (Paul Miller Racing) sowie Richard Westbrook und Jordan Taylor in den beiden Corvettes.

In der GTC wird ein Stammpilot schmerzlich vermisst: der jüngst verstorbene Sean Edwards. Für NGT trat er in diesem Jahr bei sieben der bisherigen neun Rennen an und lag trotzdem auf einem starken vierten Meisterschaftsrang. Fahrer, Teams, Organisatoren und Fans werden Edwards mit Aufklebern auf allen Fahrzeugen gedenken. Dennoch gilt es eine spannende Meisterschaftsentscheidung auszufahren: In der Teamwertung liegt Flying Lizard Motorsport zwei Zähler vor Alex Job Racing, im Gegensatz zu Flying Lizard tritt AJR allerdings nur mit einem Porsche (mit Cooper MacNeil und den beiden Bleekemolens) an. Jeroen Bleekemolen und MacNeil führen die Fahrerwertung sogar etwas deutlicher an, 15 Punkte beträgt der Vorsprung auf Canache/Pumpelly. Henrique Cisneros wäre sogar zwei Zähler näher dran, fehlt jedoch auf der Entry List für das Petit Le Mans.

Auch in der Prototype Challenge-Klasse wird noch gekämpft: Mike Guasch (PR1 Mathiasen) liegt allein an der Spitze, mit elf bis 18 Zählern Rückstand haben allerdings noch fünf weitere Fahrer Titelchancen. In der Teamwertung liegen PR1 Mathiasen und Titelverteidiger CORE sogar gleichauf, knapp gefolgt von BAR1 Motorsports. In dieser Klasse wird es also einen hochspannenden Titelkampf zu bestaunen geben.

Das Rennen startet am Samstag um 17:30 deutscher Zeit und wird voraussichtlich ca. 9,5 Stunden dauern. MotorsTV überträgt durchgehend live, für alle anderen wird es das Rennen auch wieder im offiziellen Stream auf alms.com zu sehen geben. Dort gibt es auch die vollständige Entry List, den Spotter Guide und das Live Timing. So ausgestattet sollten Sportwagen-Fans das allerletzte Rennen einer tollen Serie genießen.

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