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WEC: Vorschau 6h von Spa-Francorchamps

von StefanTegethoff
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Wieder einmal findet die Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans am ersten Mai-Wochenende auf der Traditionsbahn in den Ardennen statt. In der LMP1 gibt es viel neue Technik zu sehen.

WEC 6h Silverstone 2013Denn Audi bringt eine neue, speziell für Le Mans entwickelte Variante seines R18 an den Start: Der sogenannte R18 „Langheck“ hat eine um knapp 14cm verlängere Heckpartie, die nun bündig mit dem Heckflügel ist und das erlaubte Maximum für den Heck-Überhang ausnutzt. Neu ist diese Idee aber nicht, Toyota ging schon im Vorjahr an diese Grenze und die HPDs hatten schon 2012 einen langen Heck-Überhang. Rebellion hat ebenfalls schon in Silverstone nachgezogen. Und ob nun der Begriff „Langheck“ im Lichte der Geschichte von Rennwagen mit dieser Bezeichnung angebracht ist, darüber lässt sich Mike Fuller auf seiner Seite aus.

Der feine Unterschied zwischen dem R18 und den anderen „Langheck“-LMPs: Seit Silverstone hat sich herauskristallisiert, dass Audi vermutlich eine Art Exhaust-blown Diffusor verwendet. Die Grundidee kennt man aus der Formel 1 der vergangenen Jahre: Die heißen Abgabe werden in den Diffusor geleitet, um dort den Luftstrom zu beeinflussen und mehr Abtrieb zu erzeugen. Da auch das technische Reglement für Le-Mans-Prototypen eigentlich keine Löcher im Unterboden erlaubt, wird vermutet (vgl. Mulsanne’s Corner, Racercar Engineering), dass die Audi-Ingenieure auf die Idee gekommen sind, die Abgase durch Löcher in die Radkästen einzuleiten, von wo aus sie in den Diffusor gelangen können. Indizien hierfür sind das fehlende Auspuff-Endrohr am Heck, der deutlich veränderte Klang im Vergleich zum 2012er Modell (schon in Sebring) und der stark erhöhte Verbrauch in Silverstone, der darauf hindeutet, dass Audi auch dann Sprit verbrennt, wenn der Fahrer nicht voll auf dem Gas steht, um gerade in den Kurven den nötigen Abtrieb zu haben.

Das verlängerte Heck ist darum insofern interessant, als dass es auch den Diffusor um knapp 14cm verlängert und somit den Abtrieb weiter erhöht, ohne mehr Luftwiderstand zu erzeugen. So kann man die Heckflügel für die langen Geraden flach stellen, ohne den nötigen Anpressdruck für die Porsche-Kurven einzubüßen. In Spa setzt Audi eines dieser Fahrzeuge – die #3 mit di Grassi/Gené/Jarvis – neben zwei R18 in „Standard“-Konfiguration ein, die für Spa besser geeignet sind. Schließlich gilt es auch, die Meisterschaftsführung zu verteidigen, sowohl für Fässler/Lotterer/Treluyer in der Fahrerwertung, als auch im Kampf um den Hersteller-Pokal.

Toyota hatte in Silverstone keine Chance gegen die neuen Audi R18, immerhin fuhr man auch noch – zumindest was die Aerodynamik anbelangt – mit dem Vorjahresmodell. Außerdem war man in Silverstone zu Beginn vorsichtig und mutete seinen Michelins nur einen Stint zu, bevor man zu den Doppelstints überging, die Audi konsequent durchzog. In Spa tritt Toyota nun aber auch endlich mit der 2013er Variante des TS030 an, sodass die Zuschauer wirklich viel Neues und entsprechend viel Spannung geboten bekommen. Über die Updates gibt es bisher wenig Erkenntnisse – laut Toyota-PR wurde selbstverständlich die Aerodynamik verbessert, die Leistung erhöht und gleichzeitig Zuverlässigkeit und Wartbarkeit optimiert.

Was außerdem bleibt, ist der Vergleich der Hybrid-Systeme: Vorderrad-Antrieb mit Schwungrad-Speicher bei Audi, Hinterrad-Antrieb mit Superkondensator bei Toyota. Dabei scheint das Audi-System bisher defektanfälliger zu sein, hinzu kommt außerdem die Regel-Beschränkung für Audi, den „quattro“-Antrieb erst ab 120 km/h zuzuschalten, was sich besonders aus langsamen Ecken wie der ehemaligen Bus-Stop-Schikane und La Source bemerkbar macht.

Die Entry-List bietet außer dem dritten Audi und einem weiteren GTE-Pro-Aston-Martin wenig Überraschungen: Gulf Racing Middle East ist nun wieder in der LMP2 am Start (mit Frederic Fatien, Fabien Giroix und Keiko Ihara). Außerdem gibt es mit Jota einen starken Gaststarter aus der ELMS: Oliver Turvey und Simon Dolan gewannen deren wegen Regen abgebrochenen Saisonauftakt, sind aber auch sonst stark einzuschätzen und könnten die Klasse ein wenig durcheinanderwirbeln.

Ansonsten bleibt in der LMP2 alles beim Alten und auch die Favoriten dürften wieder dieselben sein wie jene, die in Silverstone ihre Favoritenrolle bestätigten: Oak Racing, v.a. mit der #24 mit Brundle/Heinemeier-Hansson/Pla, aber auch mit der #35 (Baguette/Gonzalez/Plowman), Delta-ADR mit Graves/Pizzonia/Walker und Pecom mit Perez-Companc/Kaffer/Minassian. Das chinesische KCMG-Team, das in England ein tolles Debüt zeigte, lässt Spa leider aus und für Lotus wird es hauptsächlich darum gehen, die beiden Lotus T128 ins Ziel zu bringen und den Rückstand, der in Spa um die 3 Sekunden betrug, zu verringern.

Das GTE-Pro-Feld wird durch den dritten, auch für Le Mans gemeldeten Werks-Aston-Martin Vantage ergänzt. Dieser wird von Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Richie Stanaway pilotiert. Der 22-jährige Neuseeländer Stanaway gewann 2011 den deutschen Formel-3-Cup, konnte 2012 in den ersten Rennen der Formel Renault 3.5 nicht wirklich Fuß fassen und zog sich schließlich bei einem Unfall auf nasser Strecke eine Wirbelsäulen-Verletzung zu, sodass er den Rest der Saison auslassen musste. Man darf gespannt sein, wie er sich in einem GT-Fahrzeug schlägt. Stanaway wird 2013 auch den Porsche Supercup bestreiten, der eine Woche nach Spa in Barcelona beginnt. Paul Dalla Lanas Platz an der Seite von Senna und Makowiecki übernimmt der erfahrene Brite Rob Bell.

Da die Begünstigten in der Balance of Performance trotz der dominanten Vorstellung in Silverstone zunächst bestehen bleiben, dürfte Aston Martin wieder Favorit in der Klasse sein. Doch der kleinste Fehler wird ausreichen, damit die AF-Corse-Ferraris und Manthey-Porsches ihre Chance wittern.

Keinerlei Neuigkeiten gibt es in der GTE-Am. Auch hier siegte in Silverstone Aston Martin Racing mit Nygaard/Poulsen/Simonsen, und zwar mit einem massiven Vorsprung von drei Runden. Spa war im Vorjahr allerdings auch ein gutes Pflaster für Porsche, sodass auch mit Proton Competition (Ried/Roda/Ruberti) und IMSA Performance Matmut (Narac/Bourret/Vernay) zu rechnen sein dürfte.

Das Rennwochenende der WEC ist stark komprimiert: Da man als Support-Rennserie nur den Benelux-Porsche-Cup hat gewinnen können, finden alle Sessions am Freitag und Samstag statt: So startet die Quali – die auch gestreamt wird – am Freitag um 19 Uhr, und das Rennen am Samstag um 14:30, Zieleinlauf ist folglich um 20:30. MotorsTV zeigt ab 14 Uhr den Großteil des Laufs live, nur für das zweite Rennen der Formel-3-EM unterbricht man die WEC-Übertragung für eine gute halbe Stunde (15:55-16:30 Uhr). Eurosport beschränkt sich auf die letzte Stunde, ab 19:30 Uhr ist der Hauptsender live drauf. Außerdem gibt es 30-minütige Highlights am Dienstag um 22:30 Uhr. Komplett live kann man das Rennen also nur im Stream schauen, der – ebenso wie das Timing – unter live.fiawec.com zu finden sein wird. Andy Blackmores Spotter Guide zum Rennen gibt es hier.

(Bildquelle: Audi)

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 02.05.2013 › "Auto .. geil" 3 Mai, 2013 - 05:21

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