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NASCAR: Analyse Richmond April 2013

von KristianStooss
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Im spannenden Schlussduell um den Sieg hielt Juan Pablo Montoya einen besser bereiften Kevin Harvick auf Distanz und es schien, als ob er endlich seinen ersten Ovalsieg einfahren könnte. Vier Umläufe vor dem Ende drehte sich aber aufgrund einer späten Gelbphase noch einmal alles und Harvick gewann das Ding in nur zwei Runden der Verlängerung – von Platz 7 aus!

Kevin_Harvick_Post_NSCS_Victory_Lane_Richmond_042713_2Das Rennen in Richmond entwickelte sich erst spät zu einem Kracher – im wahrsten Sinne des Wortes. Die ersten knapp 300 von 400 Runden verliefen sehr gemächlich, da nur fünf Gelbphasen für kurze Unterbrechungen und ein wenig Veränderung an der Spitze sorgten. Polesitter Matt Kenseth hatte in den ersten 100 Umläufen das Heft fest in der Hand, obwohl noch immer das Damokles-Schwert in Form der heftigen Strafe wegen eines nicht regelkonformen Pleuels über dem Team und dem Berufungsantrag hängt. Das zweite Rennviertel bestimmte Clint Bowyer nach Belieben, bevor sich anschließend erst erneut Kenseth und später Kyle Busch für jeweils gut 50 Runden an die Spitze setzten. Das aufregendste Ereignis bis dahin war wohl die wild gewordene Sprinkleranlage auf dem Grünstreifen der Zielgerade. Diese schaltete sich im Verlauf des Abends mehrfach willkürlich ein und wieder aus. Travis Kvapil läutete dann mit einem Mauerkuss das letzte, turbulente Rennviertel ein:

Die Crew von Kurt Busch entschied den Kampf der Boxenmannschaften für sich und schickte ihren Fahrer als ersten wieder zurück auf die Strecke. Damit gab es zum Restart ein Bruderduell in der ersten Reihe, welches aber nicht lange währte. Der jüngere Spross verlor schnell Platz 2 an Carl Edwards, welcher danach auch Kurt unter Druck setzen konnte. Kurz darauf ging allerdings das ramponierte Auto von Kvapil endgültig in Flammen auf, was natürlich eine weitere Caution auslöste. Die Teams bekamen nun also die Chance – nur zehn Runden nach der vorherigen Gelbphase – das Benzinfenster bis zum Rennende zu schließen, was alle Piloten außer dem Führungsduo Kurt Busch und Edwards auch nutzten.

Bruder Kyle Busch entschied sich sehr spät für einen Pitstop und fuhr prompt an der – auf Shorttracks imaginären – Commitment-Cone (in diesem Falle einfach nur eine farbige Box auf dem Apron) vorbei. Nach einem Einspruch seitens des Crew-Chiefs sahen sich die NASCAR-Offiziellen mehrere Replays an und revidierten tatsächlich mal eine Strafe bzw. Tatsachenentscheidung. Diesen Moment sollten wir uns eigentlich rot im Kalender markieren, das erlebt man echt nicht oft. Busch berührte die Box mehr als knapp mit den zwei inneren Reifen, war somit regelkonform unterwegs und durfte seinen sechsten Platz behalten – ein wahrer Nervenkrieg!

Nach dem Restart ging es Schlag auf Schlag und drei Cautions folgten innerhalb von nur 20 Runden direkt aufeinander. Da die Gelbphasen auch verschiedentlich für Reifenwechsel genutzt wurden, brachten die unterschiedlichen Strategien etwas Verwirrung ins Spiel, also eins nach dem anderen:

  • Zuerst drehte sich Tony Stewart eingangs von Turn 2 und räumte dabei Jimmie Johnson ab, welcher seinerseits Kyle Busch auf dem Apron erwischte. Die Revision der Strafe war somit Makulatur. An die Box gingen vorne alle Fahrer außer Juan Pablo Montoya, Kevin Harvick, Martin Truex Jr., Mark Martin und Brad Keselowski. Dies spülte natürlich Montoya vor Harvick an die Spitze.
  • Danach krachten Mark Martin und Kasey Kahne zusammen und rissen dabei auch Brian Vickers mit ins Verderben. Dieser Vorfall legte wohl den Grundstein für die zuvor angerissene allerletzte Caution, aber dazu gleich mehr. Dieses Mal blieben Juan Pablo Montoya und Martin Truex Jr. erneut draußen, während Kevin Harvick sich mit ein paar weiteren Kollegen frische Reifen holte. Er fiel dabei jedoch bis auf Rang 12 zurück. Wie gut die neuen Pneus funktionierten, zeigte aber schon Matt Kenseth, der nun zum Restart als Dritter hinter dem Führungsgespann aus Montoya und Truex ansetzte.
  • Für Martin Truex Jr. hielt die Freude nicht lange, denn schon zwei Runden später ließ er Kurt Busch zu wenig Platz, welcher keine andere Chance hatte, als den Waltrip-Piloten abzuräumen. Den Restart nahm Busch daraufhin neben Juan Pablo Montoya in Angriff, der im Prinzip nun über die ältesten Reifen im Feld verfügte.

Es folgte die letzte lange Grünphase des Rennens über knapp 50 Runden, in denen Juan Pablo Montoya vorne das Geschehen deutlich bestimmte. Die Clean-Air tat seinem Wagen wirklich gut und konnte so die schwächeren Pneus relativ gut kompensieren. Von hinten näherte sich allerdings mit Riesenschritten ein extrem gut aufgelegter Kevin Harvick. Keine 30 Umläufe später war „Mr where did he come from“ dann auch schon Zweiter und setzte sich hinter Montoya fest. Bis Runde 394 sah alles nach Montoyas erstem Ovalsieg aus, da Harvick nur in Reichweite kam, sich aber nie neben die #42 setzen konnte. Auftritt Brian Vickers: Der ansonsten sehr starke Vertretungsfahrer erlebte einen bescheidenen Tag und nun platzte ihm auch noch so kurz vor Schluss der rechte Vorderreifen – wahrscheinlich eine Auswirkung der Kaltverformung beim Crash mit Mark Martin und Kasey Kahne.

Die Spitze hatte gesehen, was mit neuen Reifen möglich war und so entschieden sich bis auf Jeff Burton, AJ Allmendinger und Jamie McMurray alle Piloten für einen finalen Boxenstopp. Das machte auch durchaus Sinn, immerhin hatten die meisten Gummis fast einen kompletten Fuelrun auf dem Buckel. Es war klar, dass die Top3 ziemlich schnell gefressen werden würden. Als ob das nicht schon genug Anlass für ein Chaos an der Spitze geschaffen hätte, nahmen zwischen diesem Spitzentrio und dem Siegerduell Montoya/Harvick noch Carl Edwards und Tony Stewart Platz, welche sich für nur zwei neue Pneus entschieden hatten. Dies war also die Konstellation für die folgende Green-White-Checkered-Verlängerung über zwei Runden.

Juan Pablo Montoya hatte auf der Außenbahn schlechte Karten und verlor zunächst an Momentum, kämpfte sich aber in Runde 2 noch etwas nach vorne. Besser machte es innen Kevin Harvick, der innerhalb eines Umlaufs die Top2 knackte und nach der weißen Flagge seinen Teamkollegen Jeff Burton schnappte. Der wurde nicht mal mehr Zweiter und fiel auf den alten Reifen sogar noch weiter zurück. Dahinter brach das Chaos los, weil alle Three-Wide gingen, um sich noch für Platz 2 hinter Harvick zu bewerben. Kurt Busch legte sich mit Matt Kenseth an und gleich danach mit Tony Stewart, welcher ihn nach dem Rennen in der Garage zur Rede stellte. Die Rempeleien in der Auslaufrunde blieben aber ohne Folgen, Kurt agierte sogar äußerst souverän vor den TV-Kameras.

Kevin Harvick hat sich diesen ersten Saisonsieg absolut verdient, wenn man gesehen hat, wie lange er schon ohne greifbares Resultat um die Top10 herumgedümpelt ist. Zudem muss man erstmal so eine Wahnsinnsfahrt auf den letzten zwei Runden hinlegen, um sich den Erfolg noch zu holen. Das war schon atemberaubend. Natürlich habe ich Juan Pablo Montoya den Sieg auch gegönnt, denn bei Earnhardt-Ganassi Racing lief ja nicht erst seit gestern alles schief, was schiefgehen kann. Da hat er endlich mal ein solides Rennen in den Top5, kein technisches Problem und dann passt es aufgrund der späten Gelbphase wieder nicht. Hoffentlich bringt das Top5-Resultat wenigstens etwas Schwung ins Team.

Auf die Plätze – fertig – los:

  • Clint Bowyer rettete nach einer guten Anfangsphase immerhin noch Platz 2 vor Joey Logano, den man bis zur Schlussphase gar nicht gesehen hatte. Juan Pablo Montoya und Jeff Burton komplettierten die Top5.
  • Carl Edwards belegte Rang 6 vor dem Punktgewinner für die meisten Führungsrunden – Matt Kenseth – und einem erneut unauffälligen, aber sehr starken Aric Almirola. Die Top10 beschlossen Kurt Busch und Dale Earnhardt Jr.. Ähnlich wie Logano hatte man sich bei Junior gefragt, ob er das Rennen überhaupt mitgefahren ist. Sein zehnter Platz spricht aber eindeutig für seine neu gewonnene Konstanz auch an „schlechten“ Tagen. Busch überzeugte wieder einmal im RCR-Satellitenteam und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis er für Furniture Row Racing den zweiten NASCAR-Sieg nach Regan Smith in Darlington einfahren wird.
  • Knapp außerhalb der Top10 kamen Jeff Gordon (11.) und Jimmie Johnson (12.) ins Ziel, während Teamkollege Kasey Kahne (21.) nach seinem Crash abgeschlagen war.
  • Double-Duty-Fahrer AJ Allmendinger wurde in den letzten beiden Runden mit alten Reifen noch von Platz 2 bis auf Rang 14 durchgereicht.
  • Die Kurt-Busch-Opfer Martin Truex Jr. (17.) und Tony Stewart (18.) mussten ebenfalls wichtige Punkte liegenlassen.
  • Kyle Busch (24.), Brian Vickers (35.) und Mark Martin (38.) konnten sich von ihren Feindkontakten nicht mehr erholen.
  • Champion Brad Keselowski (33.) erwischte einen wirklich üblen Tag und wurde nach mehreren Scherereien auf der Strecke von den NASCAR-Offiziellen geparkt, da er kurz vor Schluss mit nur noch sieben Zylindern nicht mehr auf den minimal geforderten Speed kam.

Weiter geht in der nächsten Woche auf dem Superspeedway von Talladega, wenn wieder eine dieser absolut wahnsinnigen Restrictor-Plate-Schlachten ansteht. Ich freue mich schon darauf, vor allem weil es kein Nachtrennen ist und Motorvision TV auch wieder auf Sendung geht. Außerdem sehen wir vielleicht wieder ein Überraschungsresultat von Danica Patrick. Ebenso könnte Juan Pablo Montoya in Talladega, wo er 2008 einen der zahlreichen zweiten Plätze eingefahren hat, seinen Aufwärtstrend bestätigen.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 30.04.2013 › "Auto .. geil" 1 Mai, 2013 - 04:13

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