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WEC: Analyse Bahrain 2012

von DonDahlmann
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Audi zeigte sich zufrieden, Toyota war enttäuscht. Das Rennen in Bahrain war leider schon nach 2.5 Stunden mehr oder weniger durch.

Audi gab sich am Ende zufrieden. Ein Doppelsieg, Toyota aus dem Rennen. Was will man mehr? Doch ganz so klar war es mal wieder nicht da vorne. Zwar konnten die e-trons die beiden ersten Startplätze für sich verbuchen, doch schon beim Start schnappte sich Alex Wurz den Wagen von Fässler, Lotterer und Treluyer. Doch an McNish kam der Toyota zunächst nicht heran. Im Gegenteil, der Schotte konnte sich ein paar Wagenlängen absetzen. Das war dann im ersten Moment etwas überraschend, hatte man doch die Toyota in Bahrain klar im Vorteil gesehen. Doch die Freude von Audi wehrte nicht lange. Wie schon in den vergangenen Rennen spielten die Reifen mal wieder eine große Rolle. Nach dem ersten Drittel des ersten Stints dreht Toyota den Spieß um.

Wie schon oft in den Analysen und in unserem Podcast festgestellt, geht der Audi auf neuen Reifen etwas besser, als der Toyota. Doch spätestens ab Mitte des Stint brechen die Zeiten ein wenig ein, während auf der anderen Seite der Toyota etwas zulegen kann. Und so war es auch in Bahrain. Wurz schnappte sich McNish und war auf und davon. Am Ende des ersten Stints in Runde 24 waren es etwas mehr als 10 Sekunden. Das war schon recht eindeutig und die Sache lief für Toyota noch besser als klar wurde, dass die R18 auch nur 2 Runden mehr würden fahren können. Ein Reichweitenvorteil von 10 Kilometern. Allerdings waren die Standzeiten des Audi auch etwas kürzer. Logischerweise dauert es ein paar Sekunden weniger, den kleineren Tank zu befüllen. Im Schnitt stand der Audi 4 Sekunden kürzer.

Nach dem ersten Stopp war der Wagen von McNish/Kristensen auch schon fast aus dem Rennen. Eine der LED-Lampen vorne war ausgefallen, man tauschte die Haube und schaute gleichzeitig ins Heck, weil die Temperaturanzeige keine gesunden Werte berichteten. So verlor die #2 eine Runde und war raus aus dem Kampf um den Sieg. Aber die Sache mit den Frontleuchten war damit nicht ausgestanden. Bei der #2 wechselte man die gesamte Haube insgesamt dreimal, bei der #1 ebenfalls. Warum die Lampen bei Audi andauernd ausfielen war nicht klar, dass aber gleich sieben verwendete Fronthauben ein technisches Problem haben sollen, ist schon ungewöhnlich und vor allem unwahrscheinlich, zumal es auch immer nur die linke Seite betraf. Entweder war bei beiden Autos der Verbindungsstecker am Chassis hinüber, oder die ECU machte die Hitze zu schaffen.

Doch zunächst ging man in den zweiten Stint, und es bot sich das gleiche Bild, wie zu vor. Toyota stürmte vorne weg, der Vorsprung wuchs auf 30 Sekunden an. Bei dem Tempo sollte Audi auch mit einem Stopp weniger kaum eine Chance haben. Das Bild änderte sich allerdings nach dem zweiten Stopp. Toyota kam in Runde 49, Audi in Runde 53. Mittlerweile war die Sonne weg, die Nacht brach herein, was vor allem die Strecke etwas abkühlen ließ. Und plötzlich holte Audi auf. Nach dem Stop waren es 22 Sekunden Vorsprung, aber der schmolz dann auf teilweise 11 Sekunden ein. Wieder holte die R18 die Zeit auf den frischen Reifen, dieses Mal konnte Toyota aber nicht so recht gegenhalten.

Das Drama für Toyota begann dann mit dem dritten Stopp. Die Beleuchtung der Startnummer war ausgefallen, ein (siehe oben Audi) sehr ungewöhnlicher Defekt. Doch die Seitenpanele lassen sich nicht leicht austauschen, wie die Fronthaube und der Stopp kostete Toyota ganze vier Runden. Bei einer Restfahrzeit von rund 3 Stunden und 20 Minuten war der Sieg damit außer Reichweite. Patrick Vasselon von Toyota nahm es relativ gelassen auf und meinte im Interview, dass man halt was gefunden habe, was man verbessern müsse.

Seine Laune wurde allerdings noch deutlich schlechter. Knapp 90 Minuten vor Schluss, der Toyota war mittlerweile wieder auf P3 gelandet, versuchte Lapierre am Strakka HPD vorbei zu gehen. Der hatte ihn entweder nicht gesehen, oder Lapierre war etwas optimistisch in die Lücke gestossen, so genau gaben die TV-Bilder keine Auskunft. Man kollidierte und drei Kurven später stand der Toyota mit einer gebrochenen linken Vorradaufhängung im Kies.

Damit war Audi der Sieg nicht mehr zu nehmen, da störten auch die Haubenwechsel nicht weiter. Die aber immerhin dafür sorgten, dass der sonst so ruhige Ralf Jüttner einen mittleren Tobsuchtsanfall bekam.

Um P3 stritten sich der #12 Rebellion und der Strakka HPD. Einen Lola hatte Rebellion schon in der Quali verloren, und er musste ohne Zeit von hinten starten. Der JRM glänzte mal wieder mit größeren Problemen und fuhr stundenlang überhaupt nicht. Zwischen der #12 und dem Strakka ging es allerdings richtig heiss her. Sah es zunächst so aus, als ob der Strakka die Zeiten des Lola nicht halten konnte, änderte sich das Bild in der Nacht. Der Lola konnte allerdings etwas länger fahren als der HPD, so dass sich das Bild immer wieder verschob. Entschieden wurde das Rennen dann allerdings durch einen Plattfuss, den sich der Rebellion zugezogen hatte. So musste er in den letzten zwei Stunden einen Extra-Stopp einlegen, der die Strategie zerstörte und Strakka den dritten Platz brachte.

LMP2

In der LMP2 ging wie immer sehr abwechslungsreich zu. Der OAK Nissan-Morgan mit Pla, Lahaye, Nicolet übernahmen die Führung, dahinter bahnte sich nach einer Stunde Fahrzeit allerdings eine Überraschung an. Der Kolles-Lotus mit Weeda, Rossiter, Liuzzi tauchte nach den Stopps wegen einer etwas anderen Strategie auf P1 auf. Ein Kolles-Lotus? Die bisher nie was zu melden hatten? Die Strategie von Kolles war allerdings nicht ganz freiwillig. Man hatte Rossiter auf einen Doppelstint geschickt, doch der Fahrer hielt die enorme Belastung in der Wüstensonne nicht aus. Das war wohl eher nicht ihm anzulasten, kein Team setzte in der prallen Sonne der ersten Rennstunden auf einen Doppelstint. Nach 20 Minuten in seinem zweiten Stint kam er wieder rein, wurde mehr oder weniger aus dem Auto gehoben und war erst in den Abendstunden wieder einsetzbar. Immerhin gelang es allerdings Luizzi mit extrem schnellen Runden das Potential des Autos aufzuzeigen, zwei harmlose Safety-Car Phasen halfen dem Team auch in der Nähe des Podiums zu bleiben.

Vorne waren die üblichen Verdächtigen. Starworks, Pecom, Signatech. Der ADR-Delta hatte in der Anfangsphase schon technische Probleme, ebenso der Greaves Motorsport Zytek. Bei letzterem hatte sich ein Teil der Aufhängung verabschiedet, aber das Team gab nicht auf. Man fuhr mehr oder weniger eine Quali-Runde nach der anderen und kam, auch dank der vielen Probleme der Konkurrenz, am Ende auf P5.

Der zweite OAK mit Brundle, Kraihammer, Baguette, war schon nach einer Stunde draussen, weil ebenfalls eine Aufhängung gebrochen war. Bei Pecom lief es zunächst nur zäh, die Rundenzeiten im Hellen stimmten nicht, dafür aber als es Nacht wurde. Relativ Problemlos war der Signatech Nissan mit Tresson, Lombard und Mailleux unterwegs, der zeitweise die Spitze übernahm. Als der zweite OAK auch technische Probleme bekam, übernahm dann mal wieder das siegverwöhnte Starworks Team die Spitze und verteidigte sie souverän. Aber auch nicht bis zum Schluss. Beim letzten Stopp lief alles wie gewohnt, doch dann sprang der Wagen nicht mehr an. Das kostete Startworks ganze zwei Runden und man lag auf P3, als man wieder auf die Strecke ging. In einer sehenswerten Aufholjagd pulverisierte Stephane Sarrazzin einen Rückstand von 16 Sekunden auf dem vor ihm liegenden Signatech Nissan und die letzten Runden waren extrem spannend. Doch Mallieux gelang es, den drängenden Sarrazzin hinter sich zu halten, dem dann am Ende auch noch die Reifen ausgingen. Lotus verpasste den Sprung aufs Treppchen nur um 30 Sekunden. Und das, trotz eines Stopps mehr.

GTE-Pro
Bei vier Autos passiert in einer Klasse nicht viel, aber der Sieg von AF Corse mit Fisichella/Vilander war gar nicht so klar. Die 5 Liter weniger, die der F458 nun tanken darf, machten sich in den Stints durchaus bemerkbar und der Aston Martin war ein echter Gegner. Denn der konnte tatsächlich länger fahren und war in Sachen Speed nicht weniger schnell. Entscheiden wurde das Rennen dann allerdings an der Box. Beim zweiten Stopp stand der Aston wegen einer Kleinigkeit 30 Sekunden länger als geplant, zu dem dauerten die Stopps generell länger als bei AF Corse. Das reichte dem Ferrari am Ende dann zu einem dann überlegenen Sieg. Wenig ausrichten konnte der Felbermayr-Porsche. In den ersten Runden war man an der Spitze dran, fiel aber dann nach und nach zurück. P3 war das Maximum und dabei leistet sich das Team nicht mal einen Fehler und die Stopps waren alle richtig gut. Der Porsche ist im Moment einfach nicht schnell genug. Zumindest bei den Profis.

GTE-Am
Bei den Amateuren lief es für Porsche deutlich besser. Hier kämpfte der 911 die meiste Zeit mit dem AF-Waltrip Ferrari, der mit Kaufman, Aguas und Vickers auch sehr gut besetzt war. Dem Felbermayr Fahrern Ried, Roda, Ruberti fiel es schwer, sich abzusetzen, was aber schließlich wegen der konstanteren Rundenzeiten gelang. Keine Chance hatten die Corvette. Die erste Corvette hatte in der ersten Stunde einen Unfall und handelte sich 10 Runden Rückstand ein. Die zweite kämpfte mit technischen Problemen und einem Reifenplatzer, der das Team zurück warf.

Es war kein brillantes Rennen, was man sehen konnte. Nach dem Pech von Toyota war die Luft raus und vor allem hat die nicht funktionierende Seitenbeleuchtung uns leider die Entwicklung der Strategie genommen. Es sah durchaus so aus, als seien die Audi bei abkühlenden Asphalt etwas schneller und in der Lage, den Sieg aus eigener Kraft zu holen. Toyota war nicht so stark, wie man es erwartet hatte, sieht man mal von der ersten Rennstunde ab. Dennoch wurde klar, dass beide Teams im Moment auf Augenhöhe unterwegs sind. Die restlichen Rennen dürften also spannend werden.

Am Rande des Rennens wurde auch der Kalender für 2013 bekannt gegeben, der nun so aussieht:

14 April – 6 Hours of Silverstone
04 Mai – 6 Hours of Spa-Francorchamps
22/23 Juni – 24 Heures du Mans
24 August – 6 Hours of Sao Paulo
22 September – 6 Hours of Austin
20 Oktober – 6 Hours of Fuji
10 November – 6 Hours of Shanghai
30 November – 6 Hours of Bahrain

Es fehlt das Rennen in Sebring. Zwar fährt man dafür das Rennen in Austin, das aber nur halb so lang ist. Der Auftakt in Europa hat allerdings auch seine Vorteile, vor allem für die LMP2 Teams, die nicht direkt zum Start der Saison ihr Reisebudget verballern müssen. Das Saisonfinale, in dem es ja durchaus um die WM-Entscheidung gehen könnte, nach Bahrain zu verlegen, hat auch zwei Seiten. Einerseits nett, dass man an die hiesige Zeitzone denkt, andererseits hat mich der Kurs in Bahrain für die Prototypen nicht so überzeugt.

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

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