Home Formel Serien Formula Nippon: Koudai Tsukakoshi beschert Dandelion und Honda ersten Saisonsieg

Formula Nippon: Koudai Tsukakoshi beschert Dandelion und Honda ersten Saisonsieg

von geinou
0 Kommentare

Drei Rennen, drei verschiedene Sieger: In einem spannenden Rennen sicherte Koudai Tsukakoshi vor seinem Teamkollegen Takuya Izawa Docomo Team Dandelion Racing sowie Honda den ersten Saisonsieg, während alle drei Top-Favoriten (unglücklich) patzten.

Die Freude war dem gesamten Team von Docomo Team Dandelion Racing ins Gesicht geschrieben. In Suzuka streifte Tsukakoshi noch knapp am Sieg vorbei, in Autopolis hat es endlich für ihn sowie das Team gereicht – und dann auch noch mit einem Doppelsieg. Wohl auch weil die Top-Favoriten André Lotterer, Kazuki Nakajima sowie Joao Paulo de Oliveira etwas unglücklich patzten. Den Grundstein für seinen Sieg hatte Koudai Tsukakoshi bereits in der Knock-Out-Qualifikation gelegt, als er im dritten Segment wie auch bereits letztes Jahr die schnellste Zeit fuhr.

Mit 1:29.017 stellte Tsugio Matsuda seinen Impul-FN09 auf P2 in die erste Startreihe, was gleichzeitig die bisher beste Startplatzierung nach seinem Comeback in diesem Jahr bedeutete. Die Top 5 wurden von Kazuya Oshima (1:29.182), Takuya Izawa (1:29.380) sowie Loic Duval (1:29.625) komplettiert, der ähnlich Matsuda und Oshima heuer die bisher beste Startplatzierung herausfuhr. Nach Problemen mussten alle drei Top-Favoriten im Klassement gesucht werden. Kazuki Nakajima erwischte es dabei noch am besten, der mit 1:29.903 von P7 ins Rennen ging. Dahinter reihte sich Joao Paulo Oliveira (1:29.954) auf, der im Freien Training vor der Qualifikation einen Abflug hatte und aufgrund der benötigten Reparaturarbeiten erst sehr spät in die Qualifikation eingreifen konnte und entsprechend kaum Zeit hatte ein Setup zu erstellen geschweige sich auf den neu-asphaltierten Kurs einzuschießen. Völlig von der Rolle war André Lotterer. Der Titelverteidiger sprach nach der Qualifikation von Kommunikationsproblemen, die dazu führten, dass er nicht mehr genügend Zeit hatte, um seine Rundenzeit im zweiten Segment zu verbessern. Das Ergebnis: Lediglich Startplatz 12 mit 1:31.535. Eine Podiumsplatzierung ist von dieser Startposition, selbst mit einem guten Auto, nur sehr schwer möglich, dennoch versprachen die Startplätze der drei heißesten Meisterschaftsanwärter einiges an Spannung.

Der Rennsonntag sah einen strahlend blauen Himmel mit warmen 26 Grad Außen- und rund 50 Grad Asphalttemperatur. In der Spitzengruppe erwischten beide Docomo-Piloten die besten Starts: Tsukakoshi konnte sich vor seinen Verfolgern behaupten, während Takuya Izawa von Startplatz 4 nach nur einer Kurve auf P2 vorschoss. Einen katastrophalen Start erlebte hingegen Tsugio Matsuda. Beim Meister von 2007 und 2008 drehten beim Losfahren die Hinterreifen zu stark durch, womit er wertvolle Meter auf die Konkurrenz verlor. Völlig von der Rolle wurde der Japaner nach der ersten Runde bis auf Position 8 durchgereicht. Einen absoluten Raketenstart erwischte hingegen Naoki Yamamoto von Team Mugen, der nach einer technischen Unregelmäßigkeit alle seine Zeiten in der Qualifikation aberkannt bekam und von der letzten Position aus starten musste. Ungesehen von den TV-Kameras arbeitete er sich in lediglich einer Runde auf Position 6 vor – sehr zum überraschen aller beteiligten. Sein restliches Rennen verlief hingegen eher ruhig. Er konnte nach der Startphase nur bedingt den Speed der Top 6 mitgehen und beanspruchte in der zweiten Rennhälfte zudem noch seine Reifen zu stark. Am Ende kam er auf Position 9 ins Ziel, was gleichzeitig auch der Blechplatz ist. Punkte gibt es nämlich nur bis Position 8.

Ebenfalls unbeobachtet von den Kameras war Joao Paulo de Oliveira nach drei Kurven in einem Crash mit Koki Saga sowie Ryo Orime verwickelt, die beim Startgewusel aneinandergerieten und allesamt im Kies gen Reifenstapel abflogen. Für alle drei Fahrer war das Rennen somit nach der ersten Runde beendet, wobei man den Frust bei de Oliveira sowie seinem Teamchef am meisten ansehen konnte, zumal Matsuda nach seiner starken Qualifikationen einen schlechten Start erwischte. Es sollte der Tag der „Anderen“ werden. Auch André Lotterer konnte seine Fähigkeiten beim Start nicht umsetzen, rutschte an der Unfallstelle der drei eben genannten Fahrer zudem leicht ins Kies und fand sich nach der ersten Runde lediglich auf P13 wider. Bis Runde 12 hing der Deutsche hinter der Kampfgruppe Yuji Kunimoto sowie Hironobu Yasuda fest, die sich beide ein nettes Duell lieferten. Beim Anbremsen auf die Haarnadelkurve blockierten allerdings die Reifen Lotterers, der ins Aus rutschte und dort für ein paar Sekunden stehen blieb. Was bei seiner humpelnden, langsamen Fahrt zurück an die Box zunächst noch wie Reifenschaden hinten links wirkte, stellte sich in der Box als Aufhängungsschaden heraus, was gleichzeitig das Aus für den Titelverteidiger bedeutete. Nach dem Rennen kommunizierte Petronas Team Tom’s Ratlosigkeit über den Schaden, da nach eigener Aussage so etwas bislang noch nie passiert sei.

Nach 12 Runden waren zwei der heißesten Meisterschaftsanwärter somit raus. Der letztjährige Sieger in Autopolis, Kazuki Nakajima, eröffnete bereits in Runde 15 die Boxenstopps. Ursprünglich plante Tom’s eine Zweistoppstrategie bei Nakajima, entschied sich relativ früh aber auf lediglich einen Besuch beim Service um, nachdem der Ex-Williams-Pilot in den ersten Runden hinter Naoki Yamamoto festhing. Interessanterweise wechselte das Team lediglich die Hinterreifen an Nakajimas Wagen, was zwar mit 11,9 Sekunden eine deutlich schnellere Stoppzeit als bei der Konkurrenz ermöglichte, gleichzeitig aber auch bedeutete, dass er ganze 39 Runden mit alten Vorderreifen bewältigen musste – und das auf einer Strecke, die als Reifen-mördernd gilt. Möglich wurde diese gewagte Strategie, die Nakajima weiter nach vorne spülen sollte, aufgrund der Neuasphaltierung der Strecke in diesem Jahr. Der frische Belag sorgte für rund drei Sekunden schnellere Rundenzeiten, gleichzeitig fiel der noch immer hohe Verschleiß ein wenig geringer als noch in den Jahren zuvor aus.

Die Strategie von Tom’s, die sowieso für ihre Ideen am Kommandostand bekannt sind, ging auf, auch wenn Nakajima um Position 5 stärker kämpfen musste, als ursprünglich vom Team intendiert wurde. In Runde 17 fuhr Kazuya Oshima zum Service, der sich zu diesem Zeitpunkt auf Position 3 befand, allerdings zu viel Zeit auf das Führungsduo verlor. Nach vier frischen Pneus sowie einer neuen Füllung im Tank kam der Team-LeMans-Faher knapp zwei Sekunden vor Kazuki Nakajima wieder auf die Strecke zurück. Eine Runde später steuerte Naoki Yamamoto die Mugen-Box an, fiel nach seinem Stopp aber hinter Oshima sowie seinen direkten Konkurrenten Nakajima zurück.

An der Spitze verhielt es sich das gesamte Rennen hingegen ruhig. Tsukakoshi kontrollierte seinen Abstand von rund sechs Sekunden auf seinen Teamkollegen Izawa, der wiederum nach dem Stopp von Oshima einen stellenweise leicht schnelleren und starken Loic Duval hinter sich hatte. Bedingt durch die Stopps der Vordermänner konnten sich Kohei Hirate sowie Tsugio Matsuda in Runde 24 auf die Plätze 4 und 5 vorarbeiten. Im 26ten Umlauf kam dann der verbleibende Impul-Fahrer zum Service, der nach einem schnellen Stopp sich zwischen Oshima und Nakajima quetschen konnte. Währenddessen entbrannte um Position 10 ein spannender Zweikampf zwischen Kogue und Yasuda. Letzterer konnte deutlich schneller und krallte sich in der 36ten Runde in der Haarnadel, ohne die Hilfe des Overtake-Buttons, den Nakajima-Racing-Fahrer. Die Mühe war am Ende allerdings vergebens: Bei seinem Boxenstopp überschritt Yasuda das Pit Limit, was ihm eine Durchfahrtsstrafe einhandelte. Sicherlich gefrustet über den eigenen Fehler, brannte er in Runde 43 mit 1:29.994 die schnellste Zeit in den Asphalt, am Ende blieb mit Platz 13 aber nur der letzte Platz der noch fahrenden Autos übrig.

Parallel zum Kogure-Yasuda-Duell profitierte Matsuda von seinen frischen Bridgestone-Reifen und lieferte sich ein packendes Duell mit Kazuya Oshima, welches mehrere Angriffsversuche Matsudas auf der Zielgeraden eingangs Kurve 1 sah, die Oshima aber durch ein besseres Beschleunigen aus der letzten Kurve auf die Zielgeraden zu verteidigen wusste. Matsuda brauchte bei diesem Duell alle fünf Aufladungen des Zusatz-Boosts auf, konnte in Runde 38 in der ersten Kurve aber letztlich das entscheidende Manöver setzen und eroberte somit wenigstens noch den vierten Platz. Großer Profiteur des Zweikampfes war der direkt dahinter fahrende Kazuki Nakajima, der unter normalen Umständen mit Oshima und Matsuda nicht hätte mithalten können. Bei dem Duell beanspruchte Oshima allerdings seine Reifen zu stark, weshalb sich kurz nach Matsudas Manöver der Tom’s-Fahrer anmeldete, Oshima zu überholen. Die Spitze kam davon selbstredend natürlich nichts mit. Von den ersten drei kam Izawa in der 37. Runde zuerst an die Box, einen Umlauf später folgte der Franzose Duval, der zu diesem Zeitpunkt schneller als Izawa war und eventuell den Japaner hätte weiter unter Druck setzen können, wenn es beim Reifenwechsel vorne rechts nicht geklemmt hätte. In Runde 39 kam dann letztlich der führende Tsukakoshi zum Service, der durch den späteren Stopp den Platz an der Sonne zu keiner Sekunde abgeben musste.

Nachdem sich Nakajima wie auch sein Teamkollege André Lotterer in Suzuka die Zähne an Kazuya Oshima in einem mehr als nur ansehnlichen Duell ausbiss, gelang ihm acht Runden vor Schluss das entscheidende Manöver. Ausschlaggebend war ein leichter Rutscher seitens Oshima, der so nicht genügend Schwung auf die Start-/Zielgeraden mitnehmen konnte. Nakajima setzte sich neben ihn, aktivierte die Fünfsekunden andauernde Zusatzleistung und überholte überragend von außen den Kampflinien-fahrenden Oshima. Letzterer war nach diesem Überholmanöver vollkommen von der Rolle, weshalb sich zwei Runden später auch noch Kohei Hirate anstellte, den Team-LeMans-Fahrer zu überholen. Oshima rettete den sechsten Platz aber noch über die Ziellinie, wobei er mit dem Ergebnis – der dritte oder vierte Platz wäre möglich gewesen – nicht zufrieden sein dürfte.

Kazuki Nakajima konnte aufgrund der sehr gewagten Strategie sowie einem tollen Überholmanöver auf Position 5 immerhin ein wenig Schadensbegrenzung betreiben, während Lotterer und de Oliveira nach einem verkorksten Samstag am Rennsonntag vom Pech verfolgt wurden und patzten. Gefeiert haben letzten Sonntag die „Anderen“. Loic Duval war nach seinem ersten Podium in diesem Jahr sichtlich zufrieden – es scheint als könne er Team Kygnus Sunoco den erhofften Aufschwung bringen –, während Tsukakoshi sowie Izawa nach dem souveränen Doppelsieg endlich den guten Quali-Speed ins Rennen übertragen konnten. Bereits vor der Saison sowie in Suzuka sprach ich davon, dass man Docomo Team Dandelion Racing nicht aus dem Auge verlieren sollte, zumal lediglich jener letzter Schritt im Rennen bislang gefehlt hatte. Freilich profitierte man vom Patzen der drei Hauptkonkurrenten, selbst begann man allerdings keine Fehler – und das ist letztlich das, was am Ende des Tages zählt. Tsukakoshis Sieg hat dazu geführt, dass er die Meisterschaft mit 23 Punkten vor Kazuki Nakajima (20 Punkte) anführt. Bereits an dritter Stelle folgt Takuya Izawa mit 17 Punkten; erst auf vierter respektiver fünfter Stelle sind derzeit André Lotterer (15 Punkte) sowie Joao Paulo de Oliveira (14 Punkte) zu finden. Die Meisterschaft ist somit mehr als nur offen.

Die Formula Nippon geht nun nach zwei Rennen im Mai in eine größere Pause: das nächste Rennen findet am 15. Juli auf dem Fuji Speedway statt. Dann möchte man auch den neuen Namen vorstellen, den die Serie ab 2013 tragen soll. Ursprünglich war bereits eine Verkündigung des Namens,  der durch Vorschläge der Fans über ein Japan-exklusives Gewinnspiel ausgesucht wird, bereits in Autopolis geplant. Aufgrund von Trademark-Anmeldungen sowie dem Abhaken der FIA werden allerdings noch wenige, weitere Wochen benötigt.

Rennergebnis Round 3 Autopolis

Aktueller Meisterschaftsstand

Das könnte Dir auch gefallen