Home NASCAR NASCAR: Analyse Daytona Juli 2011

NASCAR: Analyse Daytona Juli 2011

von KristianStooss
4 Kommentare

David Ragan gelang in der Nacht von Samstag auf Sonntag der große Wurf, als er sich auf dem Daytona International Speedway endlich seinen ersten Sieg im Sprint Cup sichern konnte. Nach einem ruhigen Rennen meisterte er die turbulente Schlussphase konsequent an der Spitze des Feldes und ließ sich von Matt Kenseth über die Linie schieben.

Wirklich viel los war in Daytona unterdessen nicht: Ich bin nach wenigen Runden eingeschlafen und fünf Umläufe vor dem regulären Ende wieder aufgewacht. Damit habe ich dann auch alles gesehen, was für den Rennausgang relevant war. Geschaut habe ich den Stream auf der Homepage von ServusTV, welcher wir in der kurzen Zeit inkl. der Vorberichte echt gut gefiel, vor allem die Bildqualität war schon echt scharf! Schade, dass der Red-Bull-Sender wohl nur einen One Night Stand hingelegt hat, denn die Berichterstattung von Andreas Gröbl und Christian Kuhn wusste mit Kompetenz und Abwechslung zu überzeugen – zumindest in dem Teil, welchen ich bei vollem Bewusstsein verfolgen konnte. Eure Meinung dazu ist natürlich in der Kommentarsektion ebenfalls gefragt. Wie habt ihr das Rennen auf ServusTV erlebt?

Das Rennen selbst war recht fix vorbei, insgesamt bewegte sich die Meute trotz zweier Verlängerungen nur 2 Stunden und knappe 40 Minuten auf der Strecke. Die Punkte für die meisten Führungskilometer konnte sich dabei Ryan Newman gutschreiben lassen, obwohl er nur 25 Umläufe an der Spitze des Rennens verbrachte. Neben Newman befanden sich dort über die gesamte Distanz nämlich noch insgesamt 24 weitere Fahrer, wobei die Spitzenposition 57 Mal den Besitzer wechselte. Den Löwenanteil der Führungsrunden sackten dann die späteren Top7 ein, wobei aber auch Mark Martin und Martin Truex Jr jeweils gut 15 Runden dazu beitrugen, in der Schlussphase jedoch ein Opfer der Big-One-Orgie wurden.

Eigentlich war Daytona ein typisches Restrictor-Plate-Rennen, wobei lediglich die lange Grünphase in der Mitte des Rennens etwas überraschend war. Dieses eher ruhige Segment wurde dann von der chaotischen Schlussphase mehr als ausgeglichen, wobei wohl nicht mehr als zehn Autos ohne größeren Schaden ins Ziel kamen. Dale Earnhardt Jr regte sich im Nachgang des Rennens dann auch massiv über die neue Form des Bump-Draftings auf: So ist er der Meinung, dass das Fahren im Two-Car-Train einem Fahrer nicht so viel Möglichkeiten gäbe, sein Rennen nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Im großen Drafting-Feld hätte man früher mehr Freiheiten gehabt, so Earnhardt dazu.

Auch andere Piloten dürften einer ähnlichen Meinung sein, wie zum Beispiel Mark Martin, der bis zur Schlussphase und seinem Unfall immerhin 15 Runden anführen konnte und zumindest ein Anwärter auf ein Top5-Ergebnis war. Einen Fahrer stört das aber vermutlich nicht im Geringsten: David Ragan gelang in Daytona der ganz große Durchbruch, denn er konnte am Samstagabend sein allererstes Cup-Rennen gewinnen. Dieser Sieg war für ihn persönlich mehr als überfällig, zumal viele Kollegen, welche mit Ragan gemeinsam in den Cup eingestiegen waren, schon mindestens eine Fahrt in die Victory Lane auf ihrem Konto haben. Juan Pablo Montoya gewann zunächst 2007 den Rookie-of-the-Year-Titel gegen David Ragan und 2007 und 2010 jeweils ein Cup-Rennen auf den NASCAR-Rundstrecken von Sonoma und Watkins Glen.

Regan Smith, dessen Debüt 2008 an der Seite von Mark Martin erfolgte, siegte zwar auch erst in diesem Jahr das erste Mal, doch dafür mit wesentlich unterlegenerem Material als David Ragan. Ein Platz in einem Ford von Jack Roush sollte normalerweise mehr Erfolge hervorbringen als die zehn Top5-Resultate, welche Ragan in jetzt dreieinhalb Jahren bei Roush-Fenway Racing gesammelt hat. Immerhin erbte er die #6 von Mark Martin, der mit einigen Vize-Meisterschaften das Potential des Autos deutlich vorstellen konnte.

Für David Ragan kam der erste Cup-Sieg zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt, denn sein Sponsoren-Vertrag für 2012 ist noch längst nicht unterschrieben. Der Fahrer ist zwar bis einschließlich 2014 verpflichtet, doch ohne Geldgeber nützt ihm das recht wenig. Ein weiteres Problem ist dabei die allgemeine Sponsoren- und Vertragssituation von Roush-Fenway Racing, denn außer Greg Biffle und 3M ist beim #1-Ford-Team noch rein gar nichts für 2012 in trockenen Tüchern. Matt Kenseth verlor vor einer Woche die weitere Unterstützung von Crown Royal über das Saisonende hinaus und weder Carl Edwards noch Sponsor Aflac haben bisher ihre auslaufenden Verträge verlängert.

Die Gerüchteküche sieht derzeit einen Wechsel von Edwards zu Joe Gibbs Racing, wo er das Home Depot-Sponsoring von Joey Logano abgreifen könnte, sollte Coach Gibbs keinen neuen Geldgeber an Land ziehen können. UPS steht außerdem gerüchteweise vor einem teaminternen Abgang zur #17 von Kenseth, dessen Vertragsstatus mir leider nicht bekannt ist. Düstere Zeiten also für die etablierten „Rookies“, denn hinter David Ragan warten unterdessen hoffnungsvolle junge Piloten wie Trevor Bayne oder Ricky Stenhouse Jr darauf, das beinahe ewige Talent in der #6 abzulösen. Und wie schwierig das Akquirieren von Sponsoren sein kann, zeigte im letzten Jahr bekanntlich der Fall von Jeff Gordon!

Immerhin sicherte sich David Ragan mit seinem Sieg einen ganz großen Trumpf in der Hinterhand, denn er ist derzeit gemeinsam mit Denny Hamlin der einzige Fahrer, welcher zwischen Platz 11 und 20 einen Erfolg in der Meisterschaftstabelle vorweisen kann. Das bringt ihn derzeit ebenso wie Hamlin in den Genuss der neuen Wildcard für eine Chase-Teilnahme nach Rennsiegen. Diese Situation ist aber keinesfalls sicher, denn sobald Tony Stewart oder Greg Biffle nächste Woche in Kentucky gewinnen, haben sie wegen ihrer momentan besseren Tabellenplatzierung ein Anrecht auf einen Playoff-Platz. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen beispielsweise Hochkaräter wie Kyle Busch (4 Siege 2009), Matt Kenseth (2 Siege 2009) oder Jamie McMurray (3 Siege 2010) knapp den Chase verpassten, wirkt das diesjährige Race to the Chase um die Wildcards wie ein Lottospiel der Hinterbänkler.

Zum Rennverlauf kann ich wie gesagt nicht so viel Stellung nehmen. In Erinnerung ist mir lediglich, dass Carl Edwards und Trevor Bayne ähnlich viel Pech wie Mark Martin hinnehmen mussten, im Gegensatz zu ihm aber schon am Anfang des Rennens von der Bildfläche der Führungsrunde verschwanden. Die Big Ones veränderten dann am Ende noch einmal alles, wobei aber die Top10 im gesamten Rennverlauf immer mal wieder an der Spitze zu finden waren, was das Ergebnis ja jetzt nicht zu ungerecht ausfallen lässt. Pech und blöde Verstrickungen in Massenkarambolagen gehörten halt auch schon immer zum Restrictor-Plate-Racing und das nicht erst seit der Ankunft der Two-Car-Efforts!

Hier gibts die Schlussphase noch einmal bei YouTube:

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern (welche Kevin Harvick nun erstmals vor Carl Edwards anführt) und in der Owner-Wertung. Am nächsten Wochenende steht die Cup-Premiere in Kentucky auf dem Programm, welche ein Triple-Header ist. Somit sind außer Sprint Cup also auch Nationwide Series und die Trucks vor Ort!

Das könnte Dir auch gefallen

4 Kommentare

couchracer 5 Juli, 2011 - 10:27

Zu ServusTv: Das mit der Tonregie üben wir noch gell? Ansonsten kann ich wenig über die zwei Kommentatoren sagen, kann mich nichtmal an die Namen erinnern ;), weil ich O-Ton bzw Boxenfunk via Racebuddy gehört hab. Das Bild war klasse wenn auch durch die „Wide Open Coverage“ ein Drittel des Bildes mit nutzlosen Informationen und Werbung vollgestopft war.

Zu TNT: Wide Open Coverage ist nett und auch das man alle 5min ein Fenster reinhoovert in dem dann ein normaler Werbespot läuft ist ok, nimmt weniger Platz weg als normale Splitscreenwerbung, aber diese Bauchbinde ist sowas von schwachsinnig wenn wie gesagt sowieso ein Fenster reinfährt, die Schriftzüge der Sponsoren links waren durch die Größe jetzt nicht wirklich einprägsamer als wenn sie oben in normaler Größe im Ticker stehen. Auch ganz schlimm ist das man 10min vor eigentlichem Sendeschluss raus ist, ein paar Interviews und raus ist man. Immerhin konnte man im Racebuddy noch ein paar Minuten eine Art Nachberichterstattng mit Czerniak und Larry Mac sehen, die bestand aber mehr oder weniger daraus das man Twitterfragen vorgelesen (Czerniak) um sie dann nicht wirklich zu beantworten (Larry)….
Über Petty sag ich einfach nix, da ist jede Aufregung umsonst.

Zum Rennen: War halt ein Restrictor Plate Rennen die auch durch die 2CarTangos jetzt nicht wirklich besser oder unterhaltsamer werden. 4/5 des Rennens hält sich fast das ganze Feld zurück und dann legen alle den Schalter um und fahren sich über den Haufen weils halt bei 3-wide irgendwann eng wird. Dazu kommt noch das bei dieser Art des Bumpdraftings der Vordermann gerne abgeräumt wird wenn er ausweichen oder gar vom Gas gehen muss. Eine Lotterie bleiben die Restrictor Plate Rennen aber weiterhin und daher ist der sportliche Wert imho eher gering.

Das bessere Rennen hat übrigens, mal wieder, die Nationwide Serie am Freitag abend abgeliefert. Nach all der Häme muss ich mal Danica Patrick ausdrücklich loben, das war eine sehr gute Leistung. Vor allem ihre Fähigkeit beim ranfahren an 2er Gruppen den Hintermann zu dirigieren (direkt über Funk von Wagen zu Wagen) hat mir sehr imponiert, sie hat dazu sehr detailliert gesagt wann sie den Draft der anderen Autos spürt, sogar Sidedraft. Denke da zahlt sich die Ovalerfahrung in den aerodynamisch weitaus sensibleren Indycars dann doch mal aus.

hwk 5 Juli, 2011 - 11:22

zu ServusTV: Gratulation. Ich konnte das Rennen wir Satelit in HD schauen, was ein genuss war. Die angesprochene Bauchbinde war etwas nervig, aber dafür kann Servus ja nix. Die Kommentatoren waren sehr infomiert, gut bei Klaus Kuhn nicht anders zu erwarten, bei Herrn Göbel konnte man aber auch nicht meckern. Generell fand ich es toll, nach Jahren mal wieder ein Live-Race im (HD)TV zu sehen, und Daytona ist ja sowieso klasse.

Ich hätte nichts dagegen, wenn ServusTV/RedBull das öfters bringen könnten. Die Einschaltquoten werden sicherlich nicht so besonders gewesen sein bei 1:20Uhr Sendebeginn, aber die restlichen Rennen sind/würden ja in der Regel zur besten Sendezeit laufen.

Das Paarlaufen fand ich jetzt leider auch nicht so prickelnd, zumal es ja auch extrem gefährlich ist. Einmal falsch erwischt oder zu doll angedockt, schon gibts ein Massencrash. Da hilft auch die Vasilne nix mehr :-)

Oliver Rüssel 5 Juli, 2011 - 11:32

Bei uns im KabelBW-Land wird ServusTV ja schon seit langem in HD ins Kabel eingespeist. Daher habe ich die Gust der Stunde genutzt und natürlich gleich mal das Rennen angeschaut.

Ich fand die Übertragung super und auch jederzeit informativ. Christian Kuhn ist halt echt vom Fach und versteht das „Handwerk“, so nenne ich das jetzt einfach einmal, NASCAR einfach perfekt.

Ich würde mir ebenfalls wünschen, dass es weitere Übertragungen geben wird. Ich gehe aber davon aus, dass NASCAR auf ServusTV ab kommender Saison wieder verschwinden wird, wenn die Redbull-Teams aufgelöst werden. Daher war das wohl leider eine einmalige Sache :-(

nona 5 Juli, 2011 - 18:16

Die Tatsache dass es übertragen wurde fand ich grandios, und dann auch noch werbefrei und mit optionalem O-Ton. Das Bild war tatsächlich sehr gut, allerdings kann man das heutzutage auch erwarten. Davon gerne mehr. Da übersehe ich dann auch die in der Tat doch etwas nervige weil absurd grosse und weitgehend sinnfreie Bauchbinde unten im Bild.

Comments are closed.