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Joe Gibbs Racing wechselt zu Toyota

von DonDahlmann
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Die Gerüchte gab es schon seit Mitte der Saison, aber nun ist es endgültig raus. Laut einer AP Meldung hat Kyle Busch, der nächstes Jahr von Hendrick Motorsport zu JGR wechselt, bestätigt, dass man im nächsten Jahr mit Toyota Motoren an den Start gehen wird. Gleichzeitig hat JGR eine Pressekonferenz für Mittwoch angekündigt.

Das ist schon etwas überraschend, denn Gibbs war seit seinem Einstieg 1992 ein treuer Chevy Kunde. Und schlecht ist er in dieser Saison mit den Chevy Motoren sicher nicht gefahren, wie die drei Siege von Tony Stewart und der von Denny Hamlin beweisen. Im Chase ist man auf dem zweiten (Stewart) und dritten Platz (Hamlin). Viel besser kann es für ein Team, dass nur drei Wagen einsetzt, eigentlich nicht laufen. Stewart hat einen richtigen Lauf und bekanntermaßen ist er gegen Ende der Saison immer etwas besser drauf. Die Chancen, dieses Jahr den Titel nach 2002 und 2005 erneut zu sichern, stehen also nicht schlecht. Wenn man sich die Titel seit 1997 anschaut, sieht die Verteilung der Titel so aus:

Hendrick – Vier Titel (97, 98, 01 [alle Jeff Gordon], 06 [Jimmie Johnson])
Gibbs – Drei Titel (00 [Bobby Labonte], 02, 05 [Tony Stewart])
Roush – Zwei Titel (03 [Matt Kenseth], 04 [Kurt Busch])
Yates – Ein Titel (99 [Dale Jarrett])

Gibbs steht also richtig gut da und kann eigentlich ganz zufrieden sein. Dazu kommt, dass Toyota nach einem Jahr in der NASCAR schlecht da steht. Man konnte ein Rennen in Busch Serie gewinnen (O’Reilly Park), aber im Cup steht der beste Fahrer in der Teamwertung auf dem 35. Platz (Dave Blaney). Man hat ein paar Top Ten Ergebnisse einfahren können, aber das war es dann auch schon. Vor allem im Rennen fehlt es den Toyota offenbar an Motorleistung, was vor allem bei den CoTs extrem schlecht ist, da man an diesem Chassis aerodynamisch wenig verändern kann. Es gab nicht ein Rennen, bei dem man eine mögliche Leistung der Toyota ablesen konnte. Auf den Superspeedways sind sie ganz gut unterwegs, aber auf den kleinen Ovalen und den Rundstreckenrennen sieht man von den Toyotas nie etwas. Der Grund dafür: der Motor liefert zu wenig Drehmoment. Auf den Highspeed Ovalen braucht man das weniger, aber sobald man rausbeschleundigen muss, sieht die Sache anders aus. Es gibt nich viel, was für einen Wechsel zu Toyota spricht. Und warum macht Joe Gibbs das?

Zwei Gründe fallen mir ein. Zum einen könnte es am Geld liegen. Toyota dürfte bei weitem nicht so teuer sein, wie Chevy. Im Gegenteil. Manche spekulieren darüber, dass Toyota die Motoren an JGR zum Materialpreis verramscht. Die gesamte Weiterentwicklung soll dann bei JGR laufen. Das Geld, was man spart, kann in anderen Bereichen einsetzen. Vor allem im Bereich Simulationen, was in der Motorsportwelt ja gerade schwer angesagt ist. Dabei werden riesige Computeranlagen angeschafft, die alle denkbaren Situationen im Bereich Aerodynamik usw. durchspielen. Diese Anlagen kosten richtg Geld, da sie so komplex sind, dass sie ein komplettes Testteam ersetzen sollen können.
Ein weiterer Grund dürfte die Angst von JGR sein, bei den Chevy Teams demnächst nur noch die dritte Geige zu spielen. Hendrick ist klar der Lieblung von Chevy, Richard Childress Racing ung DEI. Inc. haben ihre Motorenentwicklung zusammengeworfen und bauen gerade ein komplett neues Entwicklungszentrum. Hendrick beliefert neben den eigenen vier Wagen noch zwei andere (#70 und #66 von Gene Haas). RCR/DEI ebenfalls sechs Autos. JGR dagegen nur die eigenen Wagen und weitere Teams, die ihre Motoren bei JGR einkaufen, sind nicht in Sicht. Man hat also weniger Motordaten zur Verfügung, als die Konkurrenz. Also ist der Gedanke, dass man mit Toyota Motoren a) genauso dran ist und b) dabei auch noch Geld spart, so abwegig nicht.

Wie der Wechsel allerdings bei den Fans ankommen wird, ist eine völlig andere Frage. Tony Stewart in einem Toyota? Für viele NASCAR Fans ist das schier unfassbar. Ganz so, als ob Junior zu Toyota wechseln würde. Stewart gehört zu den beliebtesten Fahrern im Feld und passt als klassischer „All American Boy“ zu Chevy wie die Faust aufs Auge. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ihm der Wechsel zu Toyota wirklich passt. Er ist einer, der es gewohnt ist zu siegen und ob ihm das mit Toyota im nächsten Jahr gelingen wird, wage ich mal stark zu bezweifeln. Sein Vertrag läuft noch bis 2009, aber ich bin mal gespannt ob eine erfolglose Toyota Saison durchstehen wird.

Für Toyota ist es natürlich ein ein großer Erfolg. Joe Gibbs ist ein Top Team, man hat im nächsten Jahr zumindest zu Beginn der Saison die Startplätze sicher und mit ein wenig Glück wird man sich in den Top 35 halten können. Sollte der Wechsel von JGR einigermaßen gut verlaufen, wird man vor allem bei den Dodge und Ford Teams offene Türen einrennen. Penske ist ein Team, von dem es hieß, dass man über einen Wechsel zu den Japanern nachdenkt. Schwierig wird es für die bisherigen Toyota Teams. Red Bull Racing hat schon laut darüber nachgedacht, den Hersteller zu wechseln, Michael Waltrip wird zumindest zunächst nichts anderes übrig bleiben, als bei Toyota zu bleiben.

Der Umbruch bei der NASCAR geht weiter. Und es ist noch nicht abzusehen, wohin die Reise noch gehen wird. Den „alten“ Fans werden die Änderungen schwer auf die Nerven gehen, aber man muss auch ehrlich sagen, dass man dagegen nichts wird unternehmen können. Man kann auch nicht in alle Ewigkeiten anderen Hersteller den Zugang zur Serie verbieten und Toyota wird nicht der letzte Hersteller sein, der versucht dort erfolgreich zu sein. Wenn man andere Hersteller nicht in der Serie haben will, bliebe einem nur ein Einheitsmotor.

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1 Kommentare

ethone 1 September, 2007 - 18:36

Kleine Ergänzung: Hall of Fame Racing (#96) ist ein Satelitten-Team von JGR, also waren es quasi vier JGR-Teams gegen die je sechs Hendrick/DEI-RCR-Teams.
Hall of Fame hat vor einiger Zeit mal gesagt, dass man von JGR für die nächste Saison „freigestellt“ wurde, um dann doch zu sagen dass man doch gedenkt mit JGR zu wechseln, falls sie denn wechseln. Berichtete damals Jayski.

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