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GP2 Asia: Start in eine kurze Saison

von Vorsicht
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Mit Rennen in Abu Dhabi und Bahrain eröffnet die GP2 Asia an den nächten beiden Wochenenden (Achtung: jeweils Freitag und Samstag!) die Monoposto-Saison 2011. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Danach sind zwei Drittel der Saison schon wieder vorbei.

Im Grunde ist das, was uns am Wochenende bevorsteht eine erweiterte Testfahrt. In Abu Dhabi, und danach bei zwei Veranstaltungen in Bahrain soll der GP2/11 aus dem Hause Dallara schon mal zeigen, was er unter Rennbedingungen so kann. Im Vorfeld war zu hören, dass der Bolide die Aerodynamik der GP2 wieder näher an die moderne Formel 1 heranführen soll. Das ist in gewisser Weise wohl auch geglückt: Der Wagen sieht dem ebenfalls von Dallara gebauten HRT des vergangenen Jahres ziemich ähnlich. Und ist wahrscheinlich auch nicht viel langsamer. Auch neu sind die Reifen von Pirelli. Die sollten übrigens in diesem Jahr baugleich mit jenen aus der Formel 1 sein – man wird also auch in der Königsklasse ein Auge auf die GP2 Asia Rennen werfen. Das könnte sich auch aus einem anderen Grund lohnen: Von den bisher drei Meistern der Serie sind zwei in der Formel 1 gelandet. Der dritte, Vorjahreschamp Valsecchi steht angeblich 2011 bei HRT vor der Tür.

In dieser Saison könnte das Reservoir an Toppiloten allerdings etwas dünner ausfallen. Meister Maldonado und sein Vize Sergio Perez sind in die Formel 1 aufgestiegen – und auch im vergangenen Jahr waren ja schon nicht so viele Talente unterwegs, wie in vergangenen Saisons. Einige haben dann aber doch Potenzial. Eine kurze Einschätzung der einzelnen Teams.

iSport International

Das Meisterteam aus dem vergangenen Jahr setzt 2011 auf zwei Piloten mit Formel 1-Erfahrung – interessanterweise beide im Team von Mercedes. Marcus Ericsson konnte 2009 beim Young Driver Test mit soliden Rundenzeiten beeindrucken, Sam Bird war vergangenen November schnellster Verfolger von Red Bull Junior Daniel Ricciardo. In der GP2 konnten beide im letzten Jahr nicht auf der vollen Linie überzeugen: Ericsson hat zwar den Sprint in Valencia gewonnen, hat aber sonst nur zweimal Punkte eingefahren. Sam Bird war ein paarmal auf dem Podest, hat ein paar waghalsige Überholmanöver gezeigt, und das Hauptrennen in Monza gewonnen. Letztlich wurde er aber von seinem Teamkollegen Jules Bianchi trotz dessen verletzungsbedingten Ausfalls geschlagen. Trotzdem: Beide haben gewiss Potenzial – bei den Testfahrten am vergangenen Wochenende war das Team vorne dabei.

Arden International

Schwerer einzuschätzen ist da schon die Fahrerpaarung bei Arden Racing. Josef Kral war schon in der vergangenen Saison dabei, konnte aber nicht restlos überzeugen. Und musste nach seinem heftigen Crash in Valencia die halbe Saison aussetzen. Formel 2 Vizemeister Jolyon Palmer ist noch schwerer einzuschätzen: In seiner ersten Saison war er meist im hinteren Mittelfeld unterwegs, als er vergangenes Jahr dann um den Titel kämpfte, wies so mancher Neider darauf hin, dass die Serie von seinem Vater Jonathan geführt wird. In der GP2 kann er sich – und damit auch die Qualität der Formel 2 – nun beweisen. Bei den Testfahrten hat Kral eine Session gewonnen, und war auch sonst meist der schnellere der beiden – insgesamt war das Team aber eher im Mittelfeld unterwegs.

Lotus ART

Jetzt bitte nicht verwirren lassen: Das Team tritt zwar in den gleichen grünen Farben wie Tony Fernandes „Team Lotus“ an, wird aber in Wahrheit von der „Group Lotus“ unterstützt – den Partnern des schwarz-goldenen Renault F1-Teams. Fahrerisch sollten die französischen Seriensieger mit Jules Bianchi und Esteban Gutierrez gut aufgestellt sein. Der einst als riesiges Talent gehandelte Bianchi muss allerdings in seiner zweiten Saison zeigen, dass er mit dem Druck umgehen kann, der auf seinen Schultern lastet. GP3 Meister Gutierrez kann dagegen in seiner ersten Saison noch etwas ungezwungener an die Sache herangehen. Bei den Tests war man meistens vorne mit dabei – wobei Routinier Bianchi den den Rookie Gutierrez deutlich im Griff hatte.

Super Nova Racing

Mit einer internationalen Mischung geht Super Nova Racing in die neue Saison: Johnny Cecotto, Jr. bringt venezoelanisches Erdöl-Flair (und -geld) ins Team, Fairuz Fauzy malaysische Proton-Ringgit. Das Talent der beiden Piloten ist etwas umstritten: Cecotto hat in der Vergangenheit ein paar recht gute Leistungen gezeigt, vor allem bei Regenrennen. Einsatz ist jedenfalls zu erwarten: Als einer von ganz wenigen Piloten hat er mit seinem Team noch keinen Vertrag für die Europa-Saison. Fauzy hat in zwei Jahren GP2 nicht besonders beeindruckt, allerdings in der GP2 Asia 2008 einen Sieg eingefahren, und in der A1GP und der Formel Renault 3.5 konstant gute Leistungen gezeigt. Ob es für ganz vorne reicht, belibt abzuwarten – die Testzeiten waren allerdings nicht besonders vielversprechend.

DAMS

Und noch ein Team mit einer Lotus-Renault Connection: DAMS rettet als Renault-Junior Team die schicke gelbe F1-Lackierung aus dem vergangenen Jahr in die Saison 2011. Auch fahrerisch hat man einiges zu bieten: Romain Grosjean kehrt nach guten Leistungen bei sporadischen Einsätzen 2010 wieder als Vollzeit-Pilot in die GP2 zurück (außer, er wird von Renault als Kubica-Ersatz engagiert). Der Franzose hat nach mittelmäßgien Fahrten in der Formel 1 einen schlechten Ruf – ich halte ihn aber im richtigen Auto und mit passabler Vorbereitung durchaus für einen sehr schnellen Piloten. An seiner Seite greift der Norweger Pål Varhaug ins Lenkrad. Der hat 2009 in der seligen Formula Master ein paar schöne Rennen gezeigt – allerdings gegen mäßige Konkurrenz. In der GP3 ist er 2010 nach einem Auftaktsieg in Barcelona im Mittelfeld verschwunden. Grosjean hat eine Testsession gewonnen, sonst war DAMS aber eher im hinteren Mittelfeld zu finden.

Scuderia Coloni

Das italienische Traditionsteam geht mit zwei Fahrern an den Start, die ich schwer einschätzen kann. Der Rumäne Michael Herck galt lange Zeit in der GP2 als klassisches Beispiel für einen Pay-Driver. Im vergangenen Jahr hat er aber dann plötzlich ein paar Leistungen gezeigt, die auf das Vorhandensein versteckter Talente schließen lassen. Sein Teamkollege ist James Jakes. Der Brite ist in der GP2 Asia ein alter Bekannter, und hat in den vergangenen Saisons schon ein zwei Podestplätze eingefahren. In der europäischen GP2 war er dagegen erst einmal am Start – mit mitterlmäßigem Erfolg. Bei den Testfahrten war erstaunlicherweise Herck meist der schnellere der beiden.

Ocean Racing

Das Team von WTCC-Pilot Tiago Monteiro besticht auch in diesem Jahr wieder mit einer sehr ansehnlichen himmelblauen Lackierung. Immerhin das, möchte man sagen. Denn mit sportlichen Erfolgen war es in der Vergangenheit ja nicht so weit her. Ob sich das heuer ändern wird, ist ungewiss. Zumindest hat man mit Oliver Turvey einen Piloten engagiert, der 2009 in der Formel Renault 3.5 ziemlich konkurrenzfähig war, und sich im vergangenen Jahr auch in der GP2 als verlässlicher Punktesammler erwiesen hat. Im zweiten Wagen sitzt mit Andrea Caldarelli ein (für mich) eher unbeschriebenes Blatt. Im vergangenen Jahr war er dritter in der italienischen F3, was auf ein gewisses Maß an Talent hinweisen sollte. Erstaunlicherweise hat Caldarelli schon zweimal einen F1-Wagen getestet – 2008 einen Toyota, und 2010 als Belohnung für die F3-Platzierung einen Ferrari. Besonderheit bei Ocean Racing: Beide Fahrer sind nur für die GP2 Asia und nicht für die Europa-Saison verpflichtet.

Barwa-Addax

Zwei GP2-Rennsieger hat das ehemalige Campos-Team im Aufgebot: Charles Pic und Guido van der Garde. Leider haben beide Piloten auch gewisse Probleme mit der Konstanz. Vor allem für van der Garde geht es in der kommenden Sason wohl darum, endlich auch in der Formel 1 Eindruck zu hinterlassen. Schon vor ein paar Jahren war der Formel Renault 3.5-Champion 2008 als Testfahrer für Spyker und Force India unterwegs – machte sich aber nach Vertragsstreitigkeiten mit Super Aguri nicht überall Freunde. Heuer hat er sich bei Virgin und HRT ins Gespräch gebracht, bisher allerdings ohne Erfolg. Pic kam ebenfalls nach guten Resultaten in der Formel Renault 3.5 in die GP2, und hat dort recht anständige Leistungen gezeigt. Wenn er sich wirklich empfehlen will, muss er aber noch etwas mehr zeigen.

Trident Racing

Das Team mit dem Zahnpasta-Namen geht mit dem Monegassen Stefano Coletti und mit Rodolfo Gonzalez an den Start. Coletti konnte in der F3 Euroseries und bei seinen (wenigen) Einsätzen in der Formel Renault 3.5 überzeugen. Gonzalez hat sich dagegen in den vergangenen einenhalb Jahren GP2-Tätigkeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Auch das Team schien sich in Punkto Performance in jüngster Zeit eher im Rückwärtsgang zu befinden. Die Tests sind allerdings gar nicht so schlecht gelaufen, am ersten Tag fuhr Coletti sogar Bestzeit. An den anderen drei Tagen war allerdings erstaunlicherweise Gonzalez der schnellere der beiden Piloten.

Rapax

Fabio Leimer und Julian Leal heißen in dieser Saison die Piloten des nach einer römischen Legion benannten ehemaligen Piquet-Teams. Formula Master (2009) Champion Leimer war im vergangenen Jahr glänzend unterwegs – zumindest am ersten Saisonwochenende in Barcelona, wo er die Saison mit einem Sieg im Sprintrennen denkbar positiv begann. Von da an ging es allerdings abwärts, kein einziges Mal landete der Schweizer in den folgenden Rennen in den Punkten. Der plötzliche Leistungsabfall ist doch ziemlich erstaunlich – vor allem, weil der Schweizer über recht ordentliches Talent zu verfügen scheint. Das selbe kann leider nicht über Teamkollege Leal gesagt weden: Nach dem Meistertitel in der italienischen Formel 3000 im Jahr 2008 konnte er sich weder in der Formel Renault 3.5 noch in der AutoGP besonders empfehlen. Das sieht man wohl auch bei Rapax so, wo man den Kolumbianer bisher nur für die Asien-Saison unter Vertrag genommen hat. Geht man von den Testzeiten aus, dann sollte man beide Rapax-Piloten im Mittelfeld wiederfinden.

Racing Engineering

Racing Engineering ist auch in diesem Jahr wieder das Team von Chrisitan Vietoris. Allerdings nicht in der GP2 Asia, wo man statt dem Deutschen Nathanael Berthon verpflichtet hat. Berthon scheint durchaus talentiert zu sein, als gleichwertigen Ersatz für Vietoris würde ich ihn allerdings nicht sehen. In der Formel Renault 3.5 hat er sich immerhin als solider Podiumskandidat erwiesen. Etwas höher schätze ich da Dani Clos ein, der sowohl in der Asien- als auch in der Europameisterschaft für das Team ins Lenkrad greifen wird. Der Spanier war bereits im vergangenen Jahr eine der großen Überraschungen der Saison, heuer könnte er womöglich den Durchbruch schaffen. Bei den Tests hatte Clos Berthon meist im Griff, riesig schnell waren sie aber beide nicht.

Carlin

Nach zahlreichen Erfolgsjahren in der britischen Formel 3 geht das Carlin Team in diesem Jahr erstmals auch in der GP2 an den Start. Als Fahrer haben sich die Briten die Dienste von Max Chilton und Formel Renault 3.5 Meister Mikhail Aleshin gesichert. Beide Namen versprechen Qualität – und in beiden Fällen bin ich mir nicht so ganz sicher, ob sie dieses Versprechen auch halten können. Der einer britischen Rennfahrerfamilie entstammende Chilton hat sich zwar schon in vielen Serien versucht – in kaum einer allerdings besonders erfolgreich. Das gilt auch für die GP2, wo er im vergangenen Jahr eher im hinteren Mittelfeld beheimatet war. Aleshin ist vermutlich der bessere der beiten Piloten: In der F2 war er gut unterwegs, und ganz grundlos wird man auch nicht Meister in der Formel Renault 3.5. Ob er das ganz große Talent ist, wird sich wohl noch zeigen müssen – bei den Tests war Chilton schneller.

Team AirAsia

Und jetzt wird es nochmal etwas kompliziert: Team Air Asia ist gewissermaßen das dritte Lotus-Juniorteam. Anders als ART und DAMS hat man aber keine Kontakte zur Group Lotus, sondern zum Team Lotus von Tony Fernandes (dem auch die Air Asia, Namensgeber und Titelsponsor des Teams gehört). Auf eine weitere Lotus-Lackierung (Camel schwarz-gelb wäre ja noch frei) hat man verzichtet, stattdessen tritt das Team in den etwas einfallslosen rot-weißen Airline-Farben an. Die Piloten heißen in der Premierensaison Luis Razia und Davide Valsecchi – sofern letzterer nicht doch noch bei HRT unterkommt. Das ist eine gute, pragmatische Wahl – beide bringen Geld in die Kassen, und sind fahrerisch besser als ihr Ruf. In den vergangenen Jahren waren sie in der Europa-Saison konstante Punktelieferanten. Ob Valsecchi aber seinen Asia-Titel aus dem vergangenen Jahre verteidigen kann, bleibt abzuwarten.

TV

Die GP2 Asia wird auch in diesem Jahr wieder auf Eurosport 2 übertragen, allerdings nicht immer live. Gut sieht es für die Saisoneröffnung am Freitag aus: Eurosport überträgt live ab 14:00Uhr. Das zweite Rennen vom Samstag gibt es dann um 15:00Uhr aus der Konserve – und vermutlich auch gekürzt, im Programmplan sind nur 30 Minuten vorgesehen. Nächste Woche siehts leider nicht viel besser aus: Die beiden Rennen aus Bahrain werden nach heutigem Stand ebenfalls nur als Aufzeichnung gezeigt.

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3 Kommentare

German F1 10 Februar, 2011 - 13:05

Wir freue uns schon jetzt auf den Saisonstart… Viele neue Talente und technische Neuheiten…

Xander 10 Februar, 2011 - 20:07

Rai Sport 2 auf Hotbird 13°Ost zeigt offenbar beide Läufe live.

Wobei man vom Rennen oftmals wenig mitbekommt, zumindest wenn man wie ich kein Italienisch versteht.

Vorsicht 10 Februar, 2011 - 20:58

Stimmt – steht in deren Programm. Und jetzt auch in unserer TV-Vorschau. Danke für den Hinweis!

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