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IMSA: Analyse – 12 Stunden von Sebring 2017

von Philipp Körner
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Auch der zweite US-amerikanische Sportwagenklassiker im noch jungen Jahr wurde zum Spielfeld der Favoriten. Während sich in der großen Prototypen-Klasse schon frühzeitig eine Wiederholung des Schlussduells aus Daytona andeutete, sollte in den GT-Klassen die Nacht zum Feind für einige Siegkandidaten werden.

Kräfteverhältnis in der Qualifikation

Die Botschaft des Prototypen-Klassements war eindeutig: die Balance of Performance-Anpassungen haben den drei Cadillac DPi-V.R. nicht sonderlich weggetan. Ihr größter Konkurrent in der Form des #13 Rebellion Racing ORECA 07 (Neel Jani-Sébastien Buemi-Nick Heidfeld) sicherte sich zwar mit einer eindrucksvollen Zeit von 1:48.178 Minuten die Pole, aber direkt dahinter lagen bereits beide Action Express Racing GM-Prototypen. Wayne Taylor Racing musste sich aufgrund mangelnder Trainingszeit nach einigen technischen Problemen mit Platz sechs zufriedengeben. Für Aufsehen sorgte der Brasilianer Luis Felipe Derani im #2 ESM Nissan Onroak DPi (Scott Sharp-Ryan Dalziel-Luis Felipe Derani), der nach zwei Wundersektorzeiten vorzeitig in die Boxengasse abbog. Dass der „Pipo“ genannte Jungstar zu vielem in der Lage ist, scheint zwar durchaus bekannt zu sein, aber selbst er kann sich nicht über Klassengrenzen hinwegsetzen. Der Grund für die irregulären Lila-Färbungen war ein Problem des Motors, der zu viel „Boost“ generierte.

In der PC-Division, zu deren Sebring-Abschied nur vier Fahrzeuge gemeldet waren, gewann die individuelle Klasse von Gustavo Yacamán die Pole-Position. Denn der Kolumbianer war mit Abstand der stärkste Fahrer im #26 BAR1 Motorsports ORECA FLM09 (Marc Drumwright-Chapman Ducote-Colin Thompson-Gustavo Yacamán) und wohl auch im Feld. Der zweitplatzierte #38 Performance Tech Motorsports ORECA FLM09 (Patricio O’Ward-Kyle Masson-James French) wurde hingegen ausschließlich von jungen Piloten mit Formel- bzw. Prototype Lites-Erfahrung gesteuert, was auf die Renndauer gesehen von Vorteil sein sollte.

Auch in Sebring waren die Ford GTs die Fahrzeuge, die es für einen GTLM-Klassensieg zu schlagen galt. IndyCar-Laufsieger Ryan Briscoe setzte den #67 Ford Chip Ganassi Racing GT (Ryan Briscoe-Richard Westbrook-Scott Dixon) dank einer Rekordrunde auf Startplatz eins. Sein deutscher Teamkollege Dirk Müller im #66 Ford Chip Ganassi Racing GT (Joey Hand-Dirk Müller-Sébastien Bourdais) ergänzte die erste GTLM-Startreihe. Die Konkurrenz aus Detroit, Stuttgart und Maranello war trotzdem in Schlagdistanz.

21 Nennungen, acht Marken und zig Dutzend GT3-Starfahrer: die GTD-Starterliste in Sebring.
Nach dem harten Klassenkampf auf den Steilkurven Daytonas hat man nur geringfügig an der BoP geschraubt. Das Fahrzeug mit der meisten diktierten „Anpassungsarbeit“ ist schlussendlich sogar der Mercedes AMG GT3 gewesen, der bei seinem IMSA SportsCar Championship-Debüt eigentlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Dass die technische Kommission scheinbar den richtigen Riecher hatte, bewies der #75 SunEnergy1 Racing Mercedes AMG GT3 (Kenny Habul-Tristan Vautier-Boris Said) auf der Pole-Position. Auf eine Runde gesehen war der #29 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Connor de Phillippi-Christopher Mies-Jules Gounon) der stärkste Verfolger. Durch die verbesserten Continental-Mischungen sind die GT3-Maschinen viel schneller im Vergleich zum Vorjahr gewesen.

Das Rennen

Nach den heftigen Wolkenbrüchen im vergangenen Jahr zeigten sich die klimatischen Bedingungen in Zentralflorida von ihrer besseren Seite. Auch wenn die ersten Wettkampftage etwas kühl waren, sollte spätestens der Samstag von einem komplett blauen Himmel und sommerlichen Temperaturen geprägt sein. Dementsprechend gut war die Laune im Grid des wohl wichtigsten Sportwagenrennens Nordamerikas. Bei zwei Teams änderte sich dies gegen 10:30 Uhr Ortszeit jedoch schlagartig. Sowohl der GTLM-Pole-Sitter (#67 Chip Ganassi Racing Ford) als auch der GTD-Klassenbeste (#75 SunEnergy1 Racing Mercedes) kamen bei der Freigabe der Einführungsrunden nicht vom Fleck und mussten dementsprechend dem Feld nach einem außerplanmäßigen Besuch der Boxengasse hinter fahren. Außerdem sollten später beide Nennungen in diesem Zusammenhang Durchfahrtsstrafen antreten.

Pünktlich um 10:40 Uhr wehte dann die grüne Flagge im stetigen Wind unweit des Lake Istokpoga – die 65. Ausgabe war gestartet. Der Rennbeginn sollte ohne größere Probleme oder gar Unfälle ablaufen und sah einen pfeilschnellen, roten #31 Action Express Racing Cadillac DPi-V.R. (Dane Cameron-Eric Curran-Mike Conway), der seinen zweitplatzierten schwarz-weiß-goldenen Teamkollegen in der Form des #5 Action Express Racing Cadillac DPi-V.R. (João Barbosa-Filipe Albuquerque-Christian Fittipaldi) frühzeitig unter Druck setzte. Die Zeitenjagd von Dane Cameron im #31 AXR Cadillac endete aber bereits im Zuge der siebten Rennrunde, als die Führungsgruppe auf den ersten Verkehr traf, welcher von da an das Rennen bestimmen sollte. Dieser ließ zudem Rebellion-Startfahrer Neel Jani in die Hände der beiden AXR-Prototypen fallen. Nach nur zwölf Minuten musste Derani seinen #2 ESM Nissan DPi zum ersten Mal in der Pitlane abstellen. Ein katastrophales Rennen für beide Nissan-Renner fand dort seinen Anfang.

Dass die erste halbe Stunde verhältnismäßig gesittet ablief, bewies der Blick auf die Klassenführenden. Jani konnte nach anfänglichem Druck der Cadillacs ein paar Sekunden Vorsprung im zunehmenden Verkehr aufbauen. Yacamán hielt ebenfalls seinen BAR1 Motorsports-ORECA auf Platz eins. In der GTLM und in der GTD konnten zwar nicht die Pole Sitter den Ton vorgeben, aber diese Rolle erbten dafür die Zweitplatzierten. In der GTLM überzeugte Dirk Müller im #66 Ganassi Ford mit starken Rundenzeiten und im #29 Land Audi sitzend ließ Connor de Phillippi in der GTD nichts anbrennen. Wenige Minuten später begann die erste Boxenstoppphase der zwölf Stunden, welche zumindest bei den Prototypen große Folgen hatte.

Der Rebellion-ORECA wehrte sich nämlich gegen das Aufbocken und ein Fehler bei der Betankung sorgte zusätzlich für eine Durchfahrtsstrafe. Die Führung hat daraufhin der #31 AXR Cadillac übernommen. Nachdem der Rebellion seine Strafe über sich ergehen ließ, war die Top 3 fest in der Hand von Cadillac. Denn der #10 Wayne Taylor Racing Cadillac DPi-V.R. (Ricky Taylor-Jordan Taylor-Alex Lynn) konnte den zweiten ESM Nissan und den PR1/Mathiasen Motorsports Ligier dank guter Anfangspace schnell überholen und Position drei halten.

Der Beginn der zweiten Rennstunde lag nur wenige Minuten zurück, als sich der erste große Unfall ereignete. Der #70 Mazda Motorsports RT24-P (Tom Long-Joel Miller-Marino Franchitti) auf Multimatic/Riley Mk30-Basis verlor in der Anfahrt zur letzten Kurve namens ‘Sunset Bend‘ die Bremsen und torpedierte mit hoher Geschwindigkeit die Reifenstapel. Fahrer Joel Miller überstand diese beängstigende Situation glücklicherweise unverletzt und konnte nach dem Medizincheck in der Box verfolgen, wie sein Auto repariert wurde. Später entdeckte man nach einigen Evaluationsrunden zwar einen Riss in einem relevanten Bauteil, aber der Fakt, dass man Daten mit weiteren Runden sammeln konnte, spricht absolut für die Sicherheit der neuesten Prototypen-Generation. Trotz des stark beschädigten Reifenstapels waren die Arbeiten nach etwa 15 Minuten unter neutralisierten Bedingungen schon erledigt. In der Zwischenzeit wechselten die ersten Teams nach der Boxengassenöffnung ihre Piloten und variierten ihr Vorgehen teilweise (z.B. Setup-Änderung bei Wayne Taylor Racing). Außerdem konnte Rebellion Racing eine Entwarnung bezüglich der Aufbocken-Problematik kommunizieren und viel Rückstand aufholen.

Der Restart verlief unproblematisch und sollte in einen länger anhaltenden Rennrhythmus überleiten. Nach nicht mal 1,5 Stunden musste Corvette Racing die #4 Corvette C7.R (Oliver Gavin-Tommy Milner-Marcel Fässler) aufgrund von starken Kühlungsproblemen vorerst aus dem Rennen nehmen. Eine Stunde später erfolgte die Aufgabe. Ab diesem Zeitpunkt konzentrierte man sich geschlossen auf die #3 Corvette C7.R (Antonio García-Jan Magnussen-Mike Rockenfeller), was schnell Früchte tragen sollte.
Im Zuge der dritten Boxenstopps musste Rebellion Racing das nächste Problem beklagen. Man hatte wohl aus Gewohnheit den Motor abgestellt, der vom neu eingewechselten Sébastien Buemi nicht gestartet werden wollte. Dies kostete etliche Minuten und sollte der Beginn einer stundenlangen Aufholjagd sein. Bei Action Express Racing, wo Eric Curran mittlerweile in der Nummer 31 saß und Filipe Albuquerque Startfahrer Fittipaldi in der Nummer 5 abgelöst hatte, verlief alles nach Plan.

Dank eines ersten größeren Blicks auf die weiteren Klassen entdeckte man wesentliche Entwicklungen in zwei Klassenspitzen. In der PC-Division setzte sich wie erwartet die ausgeglichene Besatzung des #38 Performance Tech Motorsports ORECA durch, die mit dem #8 Starworks Motorsport ORECA FLM09 (Sean Rayhall-Garett Grist-Max Hanratty) nur noch einen halbwegs ernstzunehmenden Verfolger hatte. Auch hier drehten größtenteils junge, talentierte Fahrer am Volant. In der GTD konnte eine Nennung die Führung übernehmen, welche das Klassenrennen die nächsten zehn Stunden maßgeblich dominieren sollte: der #33 Riley Motorsports – Team AMG Mercedes AMG GT3 (Ben Keating-Jeroen Bleekemolen-Mario Farnbacher).

Die dritte Rennstunde begann mit einem teaminternen Führungswechsel bei Action Express Racing, welcher Filipe Albuquerque in der Nummer 5 zum neuen Führenden machte. Eric Curran im roten Schwesterboliden mit der Nummer 31 versuchte daraufhin den Anschluss zu halten und wurde zwanzig Minuten später zum Opfer eines Missverständnisses. Johannes van Overbeek im #22 ESM Nissan Onroak DPi (Ed Brown-Johannes van Overbeek-Bruno Senna-Brendon Hartley) bog vor seiner Nase in die Boxengasse ab und zwang Curran in einen Dreher. Der Whelen-Cadillac stand daraufhin regungslos ausgangs des ‘Sunset Bend‘ und provozierte somit eine zweite SC-Phase. Trotz etlicher Startbemühungen musste der Bolide schlussendlich in das Fahrerlager abgeschleppt werden, was die Unterbrechung circa 17 Minuten andauern ließ. Den zweiten Platz übernahm daraufhin der #85 JDC-Miller Motorsports ORECA 07 (Misha Goikhberg-Chris Miller-Stephen Simpson). Im Gegensatz zu den anderen LMP2-Meldungen kam er zwar problemlos bisher durch das Rennen, aber entsprach eher einem Pro-Am-Charakter.

Immerhin wehrte sich Chris Miller eindrucksvoll gegen eine Handvoll Attacken des Formelstars und Sebring-Debütanten Alex Lynn im Taylor-Cadillac und rettete damit die gute Position bis an das Ende der nächsten Boxenstoppphase. Im Zuge dessen machten die Boxenmannschaft von WTR und der eingewechselte Jordan Taylor jedoch Ernst und verdrängten den gelben ORECA auf Rang drei. Der Abschluss des ersten Renndrittels war relativ ruhig und endete mit diesen Klassenführenden:

P: #5 Action Express Racing Cadillac DPi-V.R. (João Barbosa-Filipe Albuquerque-Christian Fittipaldi)
PC: #38 Performance Tech Motorsports ORECA FLM09 (Patricio O’Ward-Kyle Masson-James French)
GTLM: #67 Ford Chip Ganassi Racing GT (Ryan Briscoe-Richard Westbrook-Scott Dixon)
GTD: #33 Riley Motorsports – Team AMG Mercedes AMG GT3 (Ben Keating-Jeroen Bleekemolen-Mario Farnbacher)

Zu beachten ist hier vor allem der #67 Ganassi Ford, der sich eindrucksvoll zurückgekämpft hatte. In der GTLM, die wie immer von vielen nicklichen Duellen geprägt war, ist Ford die stärkste Kraft am frühen Nachmittag gewesen. So wechselten sich mehrmals die Nummern 66 und 67 an der Spitze ab. Dahinter lauerte die #3 Corvette.

Die fünfte Rennstunde bot dank ausbleibender Unterbrechungen für alle Teilnehmer die Chance, ihr Rennprogramm ungestört abzuspulen. Nur der Aufhängungsschaden und der Husarenritt der darauffolgenden In-Lap des #50 Riley Motorsports – Team AMG Mercedes AMG GT3 (Cooper MacNeil-Gunnar Jeannette-Shane van Gisbergen) sorgten für Aufregung. Kurz vor der Stundengrenze musste außerdem der Rebellion-ORECA elektrische Probleme in der Boxengasse behandeln lassen, wodurch der Tag endgültig gelaufen war. Man kann nur hoffen, dass in der WEC ein glücklicherer Saisonstart folgen wird.

24 Minuten vor Rennhalbzeit beendete Nicky Catsburg im #24 BMW Team RLL M6 GTLM (John Edwards-Martin Tomczyk-Nicky Catsburg) diese ruhigere Phase mit einem größeren Knall. Sein M6 war mit hoher Geschwindigkeit in einen Reifenstapel gerutscht und musste innerhalb einer 16 minütigen SC-Unterbrechung geborgen werden. Während dieser dritten Neutralisierung legte die #3 Corvette einen Notstopp ein und sollte sich infolgedessen zurück ins Rennen kämpfen müssen.
Auch der dritte Restart hatte trotz des größeren Durcheinanders im Feld keine Unfälle zur Folge, was den disziplinierten Charakter des Rennens gut widerspiegelte. Selbst die PC-Nennungen mit Amateurpiloten oder die AM-Lamborghinis kämpften gegen ihren Ruf als Caution-Auslöser. Die nun angebrochene erste Stunde der zweiten Rennhalbzeit konnte den Rennrhythmus wieder aufgreifen und fiel höchstens durch kleinere Variationen in den Strategien auf. Wayne Taylor Racing übernahm stoppbedingt beispielsweise immer mal wieder für kurze Zeit die Führung, was durch einen kleinen Überhang im Spritbereich möglich wurde, welchen sie später clever nutzen sollten. Abseits von deren Duell mit der Nummer 5 war der Wettbewerb in der schnellsten Klasse immer mehr eingeschlafen. Der JDC-Miller ORECA war der letzte verbliebene LMP2 in der Top 30. Für Mazda Motorsports, ESM Nissan, Rebellion Racing, Visit Florida Racing und PR1/Mathiasen Motorsports wurden die 12 Stunden von Sebring zu einem technischen Trauma.

Mit noch 4,5 Stunden auf der Uhr nutzte Wayne Taylor Racing schlussendlich den erwähnten Überhang, um kürzer zu stoppen und die Führung zu übernehmen. Zusätzlich packte man Alex Lynn wieder ins Fahrzeug, der zwar kurzzeitig unter Druck von Fittipaldi geraten war, aber Platz eins hielt. Der Brite ist wie erwartet sehr schnell, aber hat natürlich noch Defizite im Verkehr.
Obwohl der südafrikanische Teambesitzer Wayne Taylor die Bedeutung dieser Entscheidung im Interview herunterspielte, hatte WTR hiermit etwas Rennentscheidendes erreicht. Denn ab diesem Zeitpunkt lag der Druck aufseiten von Action Express Racing, die historisch gesehen eher dafür bekannt sind, den Takt vorzugeben. Das zweite Renndrittel endete mit einem stehengebliebenen Lexus, der so ungünstig vor einer Kurve den Dienst aufgab, sodass zum vierten Mal die gesamte Strecke in gelbes Licht getaucht werden musste. Interessanterweise meinte es Sebring im Übrigen mit beiden asiatischen GTD-Marken nicht gut, da auch die Acura meist hinten um Anschluss kämpften. Somit gingen folgende Teams als Führende in den Schlussspurt:

P: #10 Wayne Taylor Racing Cadillac DPi-V.R. (Ricky Taylor-Jordan Taylor-Alex Lynn)
PC: #38 Performance Tech Motorsports ORECA FLM09 (Patricio O’Ward-Kyle Masson-James French)
GTLM: #911 Porsche GT Team 911 RSR (Patrick Pilet-Dirk Werner- Frédéric Makowiecki)
GTD: #33 Riley Motorsports – Team AMG Mercedes AMG GT3 (Ben Keating-Jeroen Bleekemolen-Mario Farnbacher)

Mittlerweile war die Nacht in Florida angekommen, die vor allem im Ford-Lager für Sorgenfalten sorgen sollte. Man wusste nämlich nicht so genau, wie sich das Auto verhalten würde. Der oben angeführte Porsche sollte eine strategische Anomalie gewesen sein, da sich eher Ferrari und die verbliebene Corvette als Herausforderer darstellen. Drei Stunden und 40 Minuten vor Rennende konnte Filipe Albuquerque seinen #5 AXR Cadillac noch einmal am schwarz-blauen Cadillac-Rivalen vorbeischieben, der im Gegensatz zu Daytona Platz ließ. Wieder war es Alex Lynn, welcher den Verkehr mit fast perfektionistischem Timing falsch einschätzte und plötzlich für wenige Sekunden gefangen war. Dies war der insgesamt 16. Führungswechsel in einem sehr zügig ablaufenden Rennen, was ein eindrucksvolles Statement für die Performance der GM-Boliden war. Für eine Stunde schien es plötzlich so, als ob das Rennen entschieden wäre. AXR war da, wo man sich am wohlsten fühlt, und die anderen Klassen hatten wieder ihre üblichen Dominierenden zu bieten. Doch etwa 2,5 Stunden vor Ende wendete sich das Blatt nochmal.

Zum einen hatte Jordan Taylor mit einem eindrucksvollen Stint die Lücke geschlossen und bereitete zielgenau einen Angriff vor, welcher gelingen sollte. Teammitglieder von AXR sollen später gesagt haben, dass WTR sie schlicht niedergekämpft habe. Zum anderen sorgte ein ausrollender Lamborghini für die vorletzte SC-Phase. Während dieser schaute ganz Sebring kollektiv in den Himmel, da im 130 Kilometer entfernten Cape Canaveral eine Delta IV-Rakete in die unendlichen Weiten des Weltraums aufbrach. Die Rennzeit betrug 2:12:10, als das noch etwa 40 Fahrzeuge starke Feld das Abenteuer der Endphase antrat.

Alle verbliebenen Teilnehmer zündeten erfolgreich ihre Triebwerke, aber viele direkte Duelle waren nicht mehr zu sehen, da teils schon Lichtjahre Boliden voneinander trennten im Klassement. So hoffte man auch beim #31 AXR Cadillac auf weitere Unterbrechungen, da man schon viel Zeit (und Platz drei) zurückgewonnen hatte. Aber die Lücke zum Siegeskampf war weiterhin zu groß. Der Traum eines Podiums für JDC-Miller schien hingegen verglüht zu sein, was jedoch auch keine Überraschung gewesen war. Einen Fleißstern hatte man sich trotzdem verdient.

In den GT-Klassen schien derweil ein Krieg ausgebrochen zu sein. In der GTLM haben die Fords im Zuge der Nacht massiv an Boden verloren und mussten etragen, wie die furchteinflößenden Scheinwerferkegel der #3 Corvette und des #62 Risi Competizione Ferrari 488 GTE (Toni Vilander-Giancarlo Fisichella-James Calado) immer näher rückten. Bei den GT3 war die Top 5 innerhalb von 10 Sekunden. Doch bevor sich größere Änderungen ergaben, musste die Rennleitung noch einmal ins Geschehen eingreifen. Schon wieder war ein GT3-Renner, dieses Mal ein Porsche, stehengeblieben, der geborgen werden musste. Somit sollten die 12 Stunden mit einem 50 minütigen Sprintrennen entschieden werden.

Während der Cadillac DPi von Wayne Taylor Racing in den Händen von Ricky schnell entkam und somit den zweiten Saisonsieg holte und Performance Tech Motorsports in der PC eh keine Konkurrenz mehr hatte, sollte der Fokus passenderweise auf den GT-Klassen liegen. Dieses Memo schien jedoch die Regie nicht bekommen zu haben, sodass der Blick gespannt auf dem Live Timing verharrte. Dieses offenbarte, wie Bleekemolen die GTD-Führung zurückholte und Tristan Vautier auf Platz drei vorfahren konnte. Der Land Audi war aus der Top 3 bereits herausgefallen. GTD-Platz zwei ging an den #63 Scuderia Corsa Ferrari 488 GT3 (Christina Nielsen-Alessandro Balzan-Matteo Cressoni).
In der GTLM hatte sich die #3 Corvette dank des außerirdisch starken Antonio Gracía tatsächlich auf Platz eins vorgeschoben und den #66 Ford GT auf Platz zwei verdrängt. In der letzten Runde erbte der #62 Ferrari sogar noch den zweiten Platz nach einem Fehler des #67 Fords. Die wahrscheinlich beste letzte Runde, die man je nicht gesehen hat! So sieht das Abschlussklassement aus und dies sind die Klassensieger in der Übersicht:

P: #10 Wayne Taylor Racing Cadillac DPi-V.R. (Ricky Taylor-Jordan Taylor-Alex Lynn)
PC: #38 Performance Tech Motorsports ORECA FLM09 (Patricio O’Ward-Kyle Masson-James French)
GTLM: #3 Corvette Racing C7.R (Antonio García-Jan Magnussen-Mike Rockenfeller)
GTD: #33 Riley Motorsports – Team AMG Mercedes AMG GT3 (Ben Keating-Jeroen Bleekemolen-Mario Farnbacher)

Was bleibt

Auch der zweite Saisonlauf wurde maßgeblich von dominierenden Cadillacs (1-2-3) geprägt, die auch abseits der BoP-Diskussionen schlicht den besten Job gemacht haben. Nicht umsonst haben die Taylors die „36 Stunden von Florida“ jeweils kurz vor Ende gewonnen. Die Leistungen der „Standard“-LMP2 sowie der beiden DPi-Konkurrenten waren hingegen Besorgnis erregend schlecht. Die PC-Division hielt sich zum Abschied ausnahmsweise zurück und bewies, warum diese Autos nie eine richtige Heimat für Amateure hätten sein dürfen. In der GTLM hat Corvette Racing dank der riesigen Erfahrung die Ford-Mannschaften geschlagen. Man sollte nicht vergessen, dass es erst das zweite Jahr für das blaue Oval im GTE-Bereich ist. Trotz des unschlagbaren Riley AMG GT3 an der Spitze, der von einem grandiosen Jeroen Bleekemolen pilotiert wurde, bot die Klasse wieder sehr sehenswertes Racing.

Nächstes IMSA SportsCar Championship-Rennen:
07. – 08. April 2017:
Long Beach Grand Prix Circuit (P, GTLM und GTD; 100 Minuten)

Bilderquelle / Copyright: IMSA

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