Home Formel EinsF1 Formel Eins: Vorschau Saison 2017 – Die Top Teams

Formel Eins: Vorschau Saison 2017 – Die Top Teams

von DonDahlmann
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Die Jagd auf Mercedes ist eröffnet. Die Deutschen würden gerne den vierten Titel in Folge feiern, aber dagegen hat vor allem Ferrari etwas.

Nach den Testfahrten von Barcelona ist zumindest schon mal eins klar: es bleibt bei den drei Teams, die seit Jahren um den WM-Titel kämpfen. Mercedes, Ferrari und Red Bull haben die größten Budgets und sie haben ihren Vorsprung auf das Mittelfeld nicht eingebüßt. Die Frage ist aber natürlich: Kann Mercedes erneut das Feld dominieren? Oder hat man auf Grund der neuen Regeln den Vorsprung aus den letzten Jahren verloren? Es ist nicht unüblich, dass ein Team, dass lange dominierte, nach einer Regeländerung plötzlich Probleme hat. Das ging Ferrari Mitte der 2000er so, das ging Red Bull so. Ist dieses Jahr Mercedes dran? Oder reicht die Leistung des Mercedes Motors doch wieder für einen erneuten WM-Titel?

Mercedes
Die Testfahrten für Mercedes verliefen gut. Technisch hatte man keine Probleme, aber in Sachen Aerodynamik und Setup war man wohl nicht zu 100% zufrieden. Zwar war das Auto aus dem Stand schnell, aber man kämpfte mit einem etwas zu hohem Reifenverschleiß. Die Stintzeiten zeigten unterschiedliches Verhalten, je nach dem, ob weich die verwendete Mischung war. Zu dem gab Mercedes zu, dass einige neue Aero-Teile nicht wie gewünscht funktionierten. Das kann aber auch ein Bluff sein. Denn von allen Autos war Mercedes wohl am schwersten unterwegs. Lewis Hamilton bestätigte den Eindruck in einem Interview. Und auch im letzten Jahr testete Mercedes mit sehr viel Benzin an Bord.

Mercedes scheint auch zum Saisonstart die Nase vorne zu haben, aber man hat über den Winter auch zwei personelle Schwächungen erlebt. Zum einen der Rücktritt von Nico Rosberg, der nur schwer zu ersetzen sein wird. Zum anderen der Weggang von Paddy Lowe. Faktisch wird die Rolle von Lowe nun durch zwei Personen ersetzt. Toto Wolff rutscht in die Rolle des Team Chefs, die technische Leitung wird aber von James Allison übernommen, der von Ferrari kommt. wie diese neue Struktur funktionieren wird, bleibt abzuwarten.

Ebenfalls abzuwarten bleibt die Rolle von Bottas. Der Finne hat die Chance seines Lebens, aber er tut sich, glaubt man den Worten von Niki Lauda, noch schwer. Lewis sei der klar schnellere Mann, so der Non-Executive CEO des Teams. Auch Bottas selber sprach in Interview sehr vorsichtig darüber, dass die Umstellung zu Mercedes schwieriger sei, als er gedacht habe. Normalerweise gibt man Fahrern ein paar Rennen Zeit, bis sie sich eingewöhnt haben, aber angesichts der vermutlichen engeren Saison, steht Bottas sofort unter Druck. Dazu kommt: er hat wohl tatsächlich nur einen Vertrag für ein Jahr, plus eine Option für 2018.

Zu sagen, dass Mercedes angeschlagen in die Saison geht, wäre übertrieben, aber durch die Umstrukturierung und den neuen Fahrer gibt es durchaus ein paar Dinge, die Mercedes schwächen könnten.

Ferrari
Nach dem katastrophalen letzten Jahr erwartet man von Ferrari in diesem Jahr auf jeden Fall eine Steigerung. Und die Testfahrten lassen den Schluss zu, dass die Italiener über die letzten Monate viel verändert und verbessert haben. Ferrari schien in Barcelona das einzige Team, dass die Pace von Mercedes halten konnte. Das kommt ein bisschen überraschend, denn die Umstrukturierungen im letzten Jahr gaben Anlass dazu skeptisch zu sein. Den Motoren-Mann Mattia Binotto zum technischen Leiter des Teams zu machen, war ein ungewöhnlicher Schritt. Normalerweise nimmt man eher jemanden, der sich auf der Seite er Aerodynamik gut auskennt. Allerdings hat man auch Alt-Meister Rory Burn wieder verstärkt eingebunden der den Chef-Designer Simone Resta unterstützt. Die Kombination scheint gut zu funktionieren.

Beobachter in Barcelona sprachen davon, dass der Ferrari außerordentlich gut und ruhig lag. Der Reifenverschleiß schien auch kein Problem darzustellen. Und dann die guten Rundenzeiten. Räikkönen gelang die schnellste Zeit des Test, was aber natürlich nichts heißt. Auf der anderen Seite: man muss halt so Zeiten auch erst mal fahren. So hat Ferrari offenbar eine gute Basis mit dem neuen Auto gefunden auf der man aufbauen kann.

Das Problem bei Ferrari war im letzten Jahr aber die Weiterentwicklung. Weil man im Frühsommer in eine falsche Richtung entwickelte, verlor man den Anschluss an Mercedes und wurde von Red Bull eingeholt. Das darf dieses Jahr nicht passieren.

Vettel und Räikkönen haben jedenfalls keine schlechte Ausgangsposition und werden zumindest wieder regelmäßig ein Podium anvisieren. Ob es für Siege reicht wird man dann nach den ersten drei Rennen sehen. Aber angesichts der guten Form in Barcelona könnte Ferrari zumindest in den ersten Rennen Mercedes das Leben schwer machen. Vielleicht sogar schwerer, als sie selber erwarten.

Red Bull
Von den drei Top Teams ist Red Bull am aller wenigsten einzuschätzen. Im Vergleich zu allen (!) anderen Teams, hat Red Bull eine komplett eigene Variante der neue Aerodynamik gewählt. Statt komplexer Barge Boards und unzähligen Turning Vanes, hat sich Adrian Newey für eine fast nackte Variante entschieden. Das überraschte alle Beobachter und eigentlich ging man davon aus, dass da noch was kommt in Sachen Aero. Aber es kam nichts mehr und ungeteste, komplexe Aero-Teile wird man kaum in Australien ans Auto schrauben. Es gibt am Red Bull also etwas anderes, was den Wagen schnell machen soll.

Ein kleiner Hinweis ist das Loch vorne in der Nase. Das dient der Cockpit Belüftung und Beobachter gehen davon aus, dass Newey versucht, die am Cockpit vorbei strömende Luft zu beruhigen, so dass sie ungestört am Heck ankommt. Dafür sprechen auch die stark eingezogenen und sehr kleinen Seitenkästen. Von allen Autos hat Red Bull hier die engste Bauweise. Aber warum ist da nur Newey auf die Idee gekommen? Eine geniale Idee oder ein Schlag ins Wasser?

Red Bull blieb bei den Tests unterhalb des Radars. Erst am Ende fuhr am ein, zwei schnelle Zeiten, war aber gut 1 Sekunde von Mercedes und Ferrari entfernt. Der Abstand wird sich vermutlich verringern, aber das Red Bull in Australien plötzlich vorne ist, kann man nicht erwarten. Dazu kamen bei bei den Tests auch etliche Probleme mit dem neuen Motor von Renault. Die Franzosen sollen aber in Sachen Leistung einen Sprung gemacht haben.

Dennoch blieb der Eindruck, dass sich Red Bull schwer tut und eher aufpassen muss, dass Williams von hinten nicht nachrückt.

Williams
Nach dem es die letzten zwei Jahre eher bergab ging, scheint sich Williams in diesem Jahr wieder gefangen zu haben. Vom ersten Moment an ging er neue FW40 sehr gut und lieferte auch gute Zeiten auf den Long Runs. Auch der Williams machte auf der Strecke einen stabilen und schnellen Eindruck, der Reifenverschleiß lag im Rahmen dessen, was man erwartet hatte. Offenbar haben die Umstrukturierungen der letzten Jahre nun langsam gefruchtet. Tatsächlich hat sich Williams da ein sehr starkes Team zusammen gekauft.

Rob Smedley ist jetzt der Chefingenieur, der ehemalige Ferrari Aerodynamiker und James Allison Schüler Dirk de Beer ist für das Design verantwortlich. Allerdings offiziell zwar erst seit diesem Jahr, aber vermutlich hat er im Hintergrund sein Wissen schon etwas früher Williams zur Verfügung gestellt. Und arbeitet bei Williams seit dem 1. März der Ex-Mercedes Teamchef Paddy Lowe. Der Brite war ja früher schon mal bei Williams und ist in seiner neuen Rolle auch Teilhaber des Teams. Man sieht – Williams hat keine Lust mehr auf Dauer nur „Best of the Rest“ zu sein.

Ob man in dieser Saison schon zu den Top 3 aufschliessen kann? Die Testfahrten ließen zumindest den Eindruck zu. Und mit Lowe und de Beer hat man zwei Leute im Team, die die Achillesferse des Rennstalls angehen können: die Weiterentwicklung in der Saison. Gerade Paddy Lowe wird seine von Mercedes gewohnte Arbeitsweise bei Williams implementieren und somit Williams neue Möglichkeiten eröffnen.

Es gibt allerdings auch ein paar Dinge, die Williams nicht zwingend zu einem Top-Team machen. Neben dem deutlich kleineren Budget sind da vor allem die Fahrer zu nennen. Felipe Massa darf noch mal eine Runde in der Formel Eins drehen. Wie man weiß, kann Massa an guten Tagen mit den Top-Piloten der Formel Eins mithalten. Aber die diese guten Tagen sind halt nicht an jedem Wochenende, was schon immer ein Problem von Massa war. Das er überhaupt im Team ist liegt daran, dass Williams im Winter nach dem Weggang von Bottas niemanden anderen mehr ansprechen konnte.

Lance Stroll ist für Williams eine Bürde. Zwar bringt der gerade mal 18-jährige viel Geld ins Team, aber er zerlegte bei den Tests auch gleich zweimal den Einsatzwagen. Stroll ist mir Sicherheit kein Verstappen, der in die Serie kommt und alle überrascht. Viel mehr hatte man den Eindruck, dass der Kanadier leicht überfordert war. Das wird sich im Laufe der Saison sicher geben, aber die ersten Rennen dürften haarig werden.

Würden im FW40 in diesem Jahr zwei Fahrer wie Hülkenberg und Perez sitzen, würde ich Williams zutrauen, dass man die großen Drei mehrfach ärgern kann. Sollte sich die schwache Form von Red Bull bestätigen, dann wären sogar Podien drin. Aber mit der Kombination wird es schwer. Dennoch gehe ich aber davon aus, dass sich Williams vom Mittelfeld wird absetzen können und in einer Puffer-Zone zwischen den Top 3 und dem Rest des Feldes unterwegs sein wird.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams

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