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IndyCar: Analyse Grand Prix of St. Petersburg

von Rainer
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Wie im Vorjahr konnte sich Juan Pablo Montoya den Sieg beim Auftakt der IndyCar-Saison in den Straßen von St. Petersburg sichern. Mit ihm zusammen standen Simon Pagenaud und Ryan Hunter-Reay auf dem Podium.

04CJ7328ADas sehr gute Ergebnis für Team Penske rundete Helio Castroneves auf Platz 4 ab. Getrübt wurde das Wochenende aber durch die Probleme von Will Power. Im ersten Training verlor er im schnellen Linksknick direkt am Meer das Lenkrad aus den Händen, weil er gleichzeitig versuchte, die Bremsbalance zu verstellen. Er schlug in Folge sehr hart in die Mauer ein. Bei einer ersten Untersuchung wurden keine Verletzungen festgestellt. Am Samstag wachte er aber mit Kopfschmerzen und Übelkeit auf. Trotzdem absolvierte er das dritte freie Training und erreichte mit neuem Rundenrekord die Pole-Position. Auf der einen Seite ist das absolut verantwortungslos, da ein zweiter Einschlag nicht nur die Karriere hätten beenden können. Auf der anderen Seite war es auch eine wahnsinnige Leistung, trotz der Probleme solche Zeiten abzuliefern. Am Sonntag ging es ihm nicht besser, sodass Oriol Servia das Steuer der Nummer #12 übernehmen musste. Mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung unterzog sich Will Power genaueren medizinischen Untersuchungen.

04CJ6820AOhne Will Power startete Simon Pagenaud von der Pole Position. Hinter ihm folgten mit Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya zwei weitere Fahrer von Roger Penske. Beim Start konnte sich Pagenaud durchsetzen, sodass sich an der Spitze nichts änderte. Im Hinterfeld wurde es in der Passage durch Kurve 1 eng und Josef Newgarden schlitzte mit seinem Frontflügel den Hinterreifen von James Hinchcliffe auf. Auch Takuma Sato litt unter einem platten Hinterreifen. Hinchcliffe drehte sich und verlor beim Reifenwechsel eine Runde. Etwas mehr Glück hatten Newgarden und Sato, die beide beim Reparaturstopp keine Runde verloren.

Tony Kanaan war der nächste Fahrer mit Problemen. An seinem Chip Ganassi-Chevrolet überhitzten die Bremsen und in Runde 8 kam er an die Box für eine Änderung am Frontflügel, die mehr Luft in die Bremslüftung führen sollte. Ab Runde 10 verlor Helio Castroneves mit abbauenden Vorderreifen Zeit. Mehrfach rutschte er in der letzten Kurve zu weit nach außen und im Anschluss verlor er einen Platz nach dem anderen an Juan Pablo Montoya, Scott Dixon und Ryan Hunter-Reay in der ersten Kurve. In Runde 19 öffnete sich das Boxenfenster für drei reguläre Stopps, was Castroneves auch direkt nutzte. Im Laufe der ersten Stopps verlor Simon Pagenaud Zeit auf seine Verfolger, aber keine Plätze. Durch sehr frühe Stopps konnten sich Luca Filippi und Conor Daly auf die Plätze 4 und 5 verbessern.

Josef Newgarden litt derweil unter Zündaussetzern und musste in Runde 26 für einen Reboot an die Box. In Runde 47 musste er das Rennen aber mit dem Defekt ganz beenden. In Runde 45 löste Marco Andretti die erste Caution aus. Nach einigen Runden konnte Ryan Hunter-Reay endlich Luca Filippi in Kurve 1 überholen. Marco Andretti wollte dann in die nicht mehr vorhandene Lücke stoßen und wurde von Filippi gedreht. Beim Versuch sich wieder in Fahrtrichtung zu drehen, würgte Andretti den Motor ab. Die Gelbphase nutzte das Feld für den zweiten Boxenstopp. Conor Daly war aber schon in Runde 41 zum zweiten Mal an der Box und fand sich so an der Spitze des Feldes vor Tony Kanaan, der auf einer ganz anderen Strategie unterwegs war, wieder.

Der erste Restartversuch musste abgebrochen werden, da sich im Hinterfeld Spencer Pigot einen Teil seines Frontflügels abfuhr und Marco Andretti schon wieder seinen Motor abgewürgte. Beim zweiten Versuch konnten sich Juan Pablo Montoya gegen Simon Pagenaud im Kampf um Platz 3 und Helio Castroneves gegen Ryan Hunter-Reay um Platz 5 in Kurve 1 sauber durchsetzen. In Kurve 4 brach dann aber das Chaos aus.

04CJ7180ACarlos Munoz fuhr viel zu schnell in eine nicht vorhandene Lücke neben Graham Rahal, der sich nach Kontakt in die Wand drehte. Die Strecke war blockiert und die nachfolgenden Fahrer konnten nicht mehr ausweichen. Es gab eine Menge Carbon-Schrott. Rahal, James Hinchliffe, Sebastien Bourdais und Oriol Servia verloren eine Runde. Munoz, Jack Hawksworth, Takuma Sato, Charlie Kimball und Alexander Rossi mussten einen zusätzlichen Boxenstopp zur Reparatur einlegen. Alle konnten das Rennen erst einmal wieder aufnehmen und nur Bourdais musste es nach 87 Runden aufgrund der Beschädigungen beenden.

Beim Restart schnappte sich Juan Pablo Montoya Conor Daly. Die beiden Überholmanöver bei den Restarts gegen Pagenaud und Daly sicherten Montoya im Endeffekt den Sieg. Conor Daly konnte ohne größere Probleme das Tempo von Montoya und Pagenaud mitgehen und war so auf dem Weg auf das Podium. Beim Boxenstopp reagierte ein Mechaniker aber beim Verstellen des Heckflügels zu langsam und so verlor Daly gut drei Sekunden auf seine Konkurrenten. Im Verkehr mit Fahrern, die ihren letzten Stopp noch nicht absolviert hatten, beschädigte er sich auch noch den Frontflügel und musste einen weiteren Stopp zum Nasenwechsel einlegen. So blieb Conor Daly am Ende nur Platz 13. Da war für das kleine Team von Dale Coyne deutlich mehr möglich.

An der Spitze setzten sich Juan Pablo Montoya und Simon Pagenaud langsam von ihrem Teamkollegen Helio Castroneves ab. Der Brasilianer hatte früh im Rennen schon Probleme mit abbauenden Reifen und dies sollte ihm wieder zum Verhängnis werden. Er war im letzten Stint der einzige Fahrer auf den Prime-Tires und konnte sich gegen Ryan Hunter-Reay auf Option-Tires nur bedingt wehren. In Runde 107 schob sich Hunter-Reay dann auf das Podium. In den letzten Runden bekam Juan Pablo Montoya noch Probleme mit der Lenkung, die nicht mehr so reagierte, wie er es wollte. Trotzdem war ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen.

04CJ7071Ein sehr unauffälliges Rennen brachte Mikhail Aleshin Platz 5 ein. Der Russe war konstant schnell unterwegs, machte keine Fehler und war auch nicht in den Massencrash verwickelt. In Summe ein fast perfektes Comeback. Platz 6 ging an Takuma Sato. Er war somit der erste Fahrer mit zusätzlichen Boxenstopps. Erstaunlich, dass er trotz zweier Zwischenfälle so weit vorne ankam. Geschuldet war dies seinem Speed und den Problemen der anderen Teams.

JDC_STPETE_1322-ADie Fahrer von Chip Ganassi Racing litten das ganze Rennen über unter Temperaturproblemen. Bei Tony Kanaan überhitzten früh die Bremsscheiben und erst eine Modifikation am Frontflügel konnte dem entgegenwirken. Bei Scott Dixon, Charlie Kimball und auch Tony Kanaan stiegen die Wassertemperaturen zu stark an. Während den Boxenstopps wurden die Kühler aufwendig gereinigt. Da das Problem aber bei allen CGR-Chevrolets auftrat, ist es eher wahrscheinlich, dass man sich bei der Kühlung des Motors ein wenig verkalkuliert hatte. Dixon kam noch als Siebter ins Ziel. Kanaan und Kimball belegten die Plätze 9 und 10. Max Chilton war eigentlich nie im Bild und erreichte mit Rundenrückstand Platz 17.

Die anderen Rookies Alexander Rossi, Conor Daly und Spencer Pigot belegten geschlossen die Plätze 12 bis 14 im Ziel. Dahinter folgten noch die im Massencrash betroffenen Marco Andretti und Graham Rahal. Für Oriol Servia reichte es im vierten Penske nur zu Platz 18. In Anbetracht der Umstände (spontaner Einsatz, wenige Minuten Training, fremder Wagen) war die Leistung aber durchaus beachtlich. Vor dem Massenunfall hatte er sich vom letzten Startplatz bis auf Platz 11 vorgearbeitet.

Das ganze Ergebnis gibt es als PDF.

Welche Lehren können wir aus dem Saisonauftakt ziehen?

– Team Penske ist weiterhin mit allen vier Fahrern das Maß der Dinge
– Scott Dixon und Ryan Hunter-Reay sind die ersten Verfolger
– Der Abstand zwischen Honda und Chevrolet ist insgesamt viel geringer als im Vorjahr

Die null Punkte zu Saisonbeginn sind natürlich ein Rückschlag für Will Power hinsichtlich der IndyCar-Meisterschaft. Mut sollte ihm aber machen, dass es zwei Fahrern schon gelungen ist, mit einem Rennen weniger Meister zu werden. Al Unser und Rick Mears gelang dieses Kunststück jeweils ihm Dienst von Roger Penske. Für Power ist also noch nicht alles verloren.

Zum Abschluss noch ein paar Sätze zur Übertragung. Sport1 US muss den World-Feed nutzen, der von ESPN produziert wird. Der ist eine einzige Katastrophe. Von Trailern oder Einspielern wird häufig nur der Ton übernommen und nicht das Bild. Dazu kamen die antiquierten Inserts, die seit Jahren verwendet werden. Für einen kurzen Moment durften wir einen Blick auf die modernen Inserts von ABC/ESPN werfen. Es kann doch nicht so schwer sein, neben dem Feed für ABC auch einen vernünftigen für die restliche Welt bereitzustellen. Technisch ist es auf jeden Fall möglich. Es scheint nur niemanden in der IndyCar Series zu interessieren.

Das nächste Rennen ist die Rückkehr auf den Phoenix International Raceway am 02. April.

(c) Photos: IndyCar Media; John Cote, Chris Jones, Chris Owens

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2 Kommentare

nona 15 März, 2016 - 15:48

Eine „einzige Katastrophe“ würde ich den World Feed nicht nennen. Er ist insgesamt ordentlich, mit Luft nach oben. Die Nichtübernahme von Einspielern (die man ehrlich gesagt allermeistens eh nicht braucht…) bedeutet unter Umständen auch, dass die Werbepausen nicht übernommen werden müssen, sondern das Bild dabeibleibt. Und das finde ich schonmal äusserst begrüssenswert.

Katastrophal im Vergleich dazu ist die „Qualität“ der Trainings und Quali-Sessions via offiziellem Indycar-Channel live auf Youtube. Die Bildqualität an sich ist selbst auf 720p ziemlich übel und weit unter dem, was man von Youtube gewohnt ist (und das obwohl der Stream konstant bei weit über 2kbps läuft). Und inhaltlich ist es Radiokommentar unter Abwesenheit von jeglichen Einblendungen. Man sieht also irgendwelche Autos fahren, deren Farben man entweder kennt oder nicht, und kann sich Zeiten, Abstände und ähnliches dazuphantasieren. Ziemlich unbrauchbar.

j82 15 März, 2016 - 18:25

Oriol Servia wurde übrigens in der Fantasy-Challenge für Power gewertet.

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