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Formel Eins: Vorschau GP von England 2014

von DonDahlmann
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Die nächste Runde bringt die Formel Eins auf eine der interessanteren Strecken im Kalender. Silverstone ist ein schneller Kurs, verlangt aber auch viel aerodynamischen Abtrieb. Das sollte wieder eine Sache für die Mercedes werden.

britishNachdem der GP von Österreich dann am Ende doch etwas enger war, als man vorher dachte, sollte Silverstone wieder etwas deutlicher werden. Die Strecke in Northamptonshire, rund 90 Minuten von London entfernt, ist das Mekka des britischen Motorsports. Fast alle Teams sitzen im nahen Umkreis von Silverstone, Force India und Williams können ihre Autos quasi hinschieben. Seit dem gelungenen Umbau im Jahr 2010 hat Silverstone eine Länge von knapp 6 Kilometern und gehört damit zu den längsten Kursen im Kalender. Es ist also alles gerichtet für ein schönes, spannendes Rennen, gäbe es da nicht im Hintergrund einige Dinge, die das Rennen ein wenig überschatten.

Hauptsächlich geht es im Moment um eine neue Regel, die die F1-Fans auf die Barrikaden treibt. Wie letzte Woche schon mal berichtet, möchte die FIA gerne im nächsten Jahr nach einer SC-Phase einen stehenden Start einführen. Nicht nur wir, auch viele Fans empfinden diese Idee als völligen Blödsinn. Man fragt sich, was das soll, ob man die F1 mit diesen „Show-Regeln“ nicht lächerlich macht und wie man so einen Quatsch stoppen kann. Die Erfahrung mit der F1 zeigt, dass die FIA durchaus in der Lage ist, zuzuhören, von daher kann man nur hoffen, dass am ersten Rennwochenende nach der Entscheidung für diese Regel die Medien und die Fans ihren Unmut lautstark zu Gehör bringen. Bisher habe ich noch von niemanden gehört, der der Sache auch nur ansatzweise etwas abgewinnen kann.

Bei Caterham hat man derweil ganz andere Probleme, bzw. vielleicht auch keine mehr. Tony Fernandes hat das Team an ein arabisch/schweizerisches Konsortium verkauft, dass offenbar von Colin Kolles vertreten wird. Teamchef wird Ex-F1 Fahrer Christijan Albers, was eine kleine Überraschung ist. Kolles montiert seine Leute jedenfalls in der gesamten Geschäftsleitung, die umgebaut wird. Das Team soll weiter „Caterham“ heißen.

Bei Lotus verdichten sich die Gerüchte, dass man den ollen Renault-Motor zum Ende des Jahres gerne los werden möchte, um ihn gegen den Mercedes-Motor einzutauschen. Das ehemalige Renault-Werks-Team leidet sehr unter dem schwachbrüstigen Motor und sieht wohl nicht, dass Renault das Ruder 2015 wird rumreißen können. Sollte sich das bewahrheiten, wäre das schon eine mittlere Sensation und würde für Renault bedeuten, dass es noch schwieriger wird, den Motor zu vernünftigen Preisen anbieten zu können.

Auch bei Red Bull macht man sich Gedanken, wobei man für 2015 wohl keine Optionen hat. Das Gerücht, Red Bull würde gerne unter dem „Infiniti“-Brand den Motor selber bauen, halte ich für etwas zu weit hergeholt.

Aber zurück zum Rennen am Wochenende. Mercedes ist, selbstverständlich, wieder der Favorit. Die Strecke verlangt nach viel Power und erstaunlich viel Abtrieb, aber den braucht man, wenn man in den vielen schnellen Kurven keinen Nachteil haben will. Dabei ist es nicht mal nur die Kombination Maggotts, Beckett, Chapel, sondern auch Copse und Stove, wo man viel Zeit verlieren kann. Das Mercedes-Chassis scheint hier am besten gerüstet zu sein.

Red Bull sollte in Sachen Abtrieb nicht schlechter sein, aber dann ist da halt der Motor. Man wird versuchen, einen Kompromiss zu finden, also eher mehr Abtrieb für Kurven fahren, um sich dort den Vorsprung zu verschaffen, den man auf der Geraden braucht, um nicht überholt werden zu können. Leicht wird das nicht, denn vor allem die Williams scheinen in Sachen Chassis nachgelegt zu haben. Es ist schwer zu sagen, ob Silverstone dem Wagen liegt, da er auf ähnlichen Strecken bisher nicht so gut aussah. Aber das Rennen in Österreich war zumindest ein Fingerzeig in die richtige Richtung. Bei Williams ist man sich im klaren darüber, dass man mit einer etwas risikoreicheren Strategie in Österreich durchaus hätte weiter vorne landen können. Man will aber auch in Zukunft erst einmal die konservative Strategie fahren, denn Williams geht es vor allem darum, Punkte in der WM zu sammeln, vor allem um Force India abzuschütteln und um Ferrari angreifen zu können.

Bei den Italienern ist der Frust groß. Der Motor zu schwach, das Chassis zu schlecht. Man kämpft gegen die ja nun auch nicht gerade gut aufgestellten McLaren und sieht die Force India meist nur von hinten. Nicht das, was man sich vorstellt in Maranello, aber das ist ja nichts neues. Es war aber auch klar, dass man nach dem Rauswurf von Domenicalli keine großen Sprünge würde machen können. Der neue Chef Marco Mattiacci hat aber offenbar seine Analyse abgeschlossen und möchte das Team nun umbauen. Fragt sich, wie schnell das geht. Beim Motor wird man bis 2015 warten müssen. Denn Ferrari hat die Systeme so ausgelegt, dass sie vor allem langlebig sind und dafür auf Leistung verzichtet. Ein Nachteil, den man vermutlich nicht wird aufholen können. In Silverstone sollte der Ferrari dann also nicht so auffällig sein.

McLaren hat dagegen zugelegt und das gar nicht mal so wenig. Zwar fehlen immer noch rund 1,5 Sekunden auf die Spitze, aber man hat vom Rückstand einiges abbauen können. Silverstone ist das Heimrennen des Teams, man wird also eine Menge Updates anschleppen in der Hoffnung, dass es besser wird.

Strategie:

Pirelli setzt zum sechsten Mal in diesem Jahr die Variante Medium/Hart ein. Die „Soft“ hätte man durchaus gerne gesehen, aber wegen der hohen Belastungen auf den Seitenflanken der Reifen ist es den Italienern ein zu hohes Risiko. Wenn man es nicht mit Graining zu tun bekommt, sollten die „Hard“ mindestens die halbe Renndistanz halten, was viele Teams zu einer Ein-Stopp-Strategie verleiten wird. Zwei Stopps sind die sicherere Variante, die auf dem Papier auch schneller ist, da die Reifen wegen der hohen Belastungen sehr schnell abbauen. Aber vermutlich wird nicht der Reifen über das Rennen entscheiden, sondern das Wetter. Das soll, was für eine Überraschung, eher britisch sein. Nicht ganz so viel Regen wie vor zwei Jahren, aber dafür soll es immer mal wieder regnen. Vor allem der Wind wird die Sache unberechenbar machen, wenn denn die Prognosen stimmen. Sieben Windstärken sind angesagt, also ein veritabler Sturm, der immer Wolken über die Strecke schieben wird. Das Rennen könnte also zu einer echten Lotterie werden – was die Sache ja nicht weniger spannend macht.

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1 Kommentare

nona 9 Juli, 2014 - 18:58

Während der Unterbrechung im Rennen wurden ja hinreichend Interviews geführt, wobei dann auch hier und da nach der jeweiligen Meinung zum Prozedere des Restarts gefragt würde. Die Antworten schwankten durchgehend zwischen bewusst vorsichtiger Enthaltung und Drumherumgeschwurbel, um es sich nicht mit the powers that be zu verderben, und Befürwortern des geplanten stehenden Restarts (Toto Wolff ist so einer, der dann auch im gleichen Atemzug mal wieder versucht, die Kritik daran lächerlich zu machen). Schon alles irgendwie unglaublich, und unglaublich unsympathisch.

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