Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Österreich

Formel Eins: Analyse GP von Österreich

von Chaos
3 Kommentare

„Congratulations Mr. Mateschitz, Thank You, Bernie.“ Mal abgesehen von dieser doch ziemlich verstörenden Einblendung kurz vor Schluss war es ein gutes Rennen vor toller Kulisse bei der Rückkehr nach Österreich, auch wenn die Williams die ganz große Überraschung nicht schafften und Mercedes so wieder einen Doppelsieg feierte.

F1AUT2014_JK1587531Es ist nicht so, dass ich sportpolitisch besonders empfindlich wäre. Ich schaue sowohl Olympia als auch Fußball-WM/EM und das teilweise sicher auch, ohne mir die nötigen Hintergedanken zu machen, aber wenn man den oben zitierten Spruch zwei Runden vor Schluss im Worldfeed einblendet, über den der Miteigentümer der Serie mittelbar über eine Firma die alleinige Kontrolle hat, geht mir das doch entschieden zu weit. Das wäre so, als hätte man bei den olympischen Spielen „Congratulations Mr. Putin, Thank You Thomas [Bach]“ eingeblendet oder bei der jetzigen WM „Congratulations Mrs. Rousseff, Thank You Sepp [Blatter].“

Vor allem frage ich mich, in welchem Namen die TV-Produktionsfirma eigentlich Ecclestone dankt und Mateschitz gratuliert. Im Namen der Zuschauer über den Feed Mateschitz zu gratulieren und Ecclestone zu danken, sollte es so gemeint gewesen sein, wäre eine gerade zu freche Bevormundung. Vielleicht finden die Anwohner das mit der Formel 1 nämlich gar nicht so klasse und wollen sich nicht bedanken. Blendet man in Russland dann auch „Congratulations Mr. Putin“ ein? Dahinter stehe ich als Zuschauer ganz sicher nicht, genauso wenig wie hinter der kompletten Firmenpolitik von RedBull oder den Menschen Bernie Ecclestone sowie Dietrich Mateschitz.

Das Rennen in Spielberg war gut, auch wenn das Überholen auf dem sehr kurvigen Kurs trotz der langen Geraden schwer war. Über 2/3 des Rennens lieferten sich die Mercedes und die überraschend starken Williams einen tollen Kampf, wenn auch mit wenig direktem Duell. Für die „Bullen“ endete das Heimspiel in einem Desaster.

Am Start konnte Rosberg Bottas überholen, doch der konterte ein paar Kurven später mit einem sehenswertem Manöver. Danach blieb Rosberg zwar dran, wirklich attackieren konnte er die Williams jedoch nicht, auch weil man sich relativ früh bei Mercedes dazu entschied, das Ganze an der Box zu regeln. Des Weiteren zog man Lehren aus dem Kanada-GP und wollte die Bremsen nicht schon früh überbeanspruchen. Hamilton erwischte einen Monsterstart und fuhr in der ersten Runde von 9 auf 4. Nachdem die Mercedes die Williams bei den Stops zwei Mal „undercutten“ konnte, fanden sich die beiden Mercedes mit Rosberg auf 1 und Hamilton auf 2 wieder.

Doch den erhofften Zweikampf zwischen den beiden Mercedespiloten gab es im letzten Renndrittel nicht wirklich, da beide Bremsprobleme hatten. Man gab zwar beiden „Feuer frei“, doch effektiv fuhr man mit einem kleinen Respektabstand ins Ziel, auch weil sicherlich Hamilton der zweite Platz wichtiger war als die geringe Möglichkeit, noch an Rosberg auf Biegen und Brechen vorbeizukommen, dafür aber einen Ausfall zu riskieren.

Bottas fuhr einen extrem starken und nie wirklich gefährdeten dritten Platz ein. Massa wurde Vierter. Auch wenn Massa sich am Ende aufgrund des etwas höheren Reifenverschleißes des Williams gegen Alonso noch ein bisschen wehren musste, war es ein sehr beeindruckendes Rennen der „Weißen.“ Endlich konnte sie den dieses Jahre teilweise gezeigten Speed auch in Resultate umsetzen, was zu großer Freude bei Claire Williams und dem Team führte.

Alonso wurde Fünfter, von Raikönnen war das ganze Rennen nicht viel zu sehen, am Ende sprang Platz 10 heraus. Allerdings wusste er mal wieder durch lustigen Funkverkehr zu überzeugen (sinngemäß): „Kimi, we are racing Button, we need 2 more tenths per lap“; „I will, if you give me more power!.“ Dieser Spruch hätte durchaus Funkspruch des Wochenendes werden können, jedoch schlug der Renningenieur von Hamilton Kimis trockenen Humor: „OK Lewis, it’s hammertime!“

Allgemein wieder ein sehr enttäuschendes Wochenende für Ferrari. Die Kritik der Medien in Italien wird immer heftiger und das, obwohl Alonso nach dem Rennen nicht zu Unrecht anmerkte, dass man ja nur 18 Sekunden hinter Mercedes ins Ziel gekommen sei. Als Grund für die erneut enttäuschende Performance sieht man bei Ferrari den schlechten Umgang des Autos mit den Supersoft an, wodurch die Autos im ersten Stint sehr früh Probleme mit dem „Graining“ der Reifen bekamen.

Sergio Perez, der dank einem sehr langen Stint sogar das Rennen anführte, wurde am Ende starker Sechster, Teamkollege Hülkenberg immerhin Neunter. Magnussen konnte für die diese Saison schwer gebeutelten McLaren immerhin Platz 7 herausfahren. Und was machten die Bullen beim Heimspiel? Böse Leute würden jetzt die Frage stellen: Wie viele Autos benötigt man beim Heimrennen auf der hauseigenen Strecke, um 4 Punkte zu holen? Antwort: 4. Es war ein Debakel, besonders mal wieder für Weltmeister Sebastian Vettel.

Schon in der zweiten Runde rollte sein Auto ohne Vortrieb aus. Das Problem lag wohl am „Motorenmapping.“ Sobald Vettel den „Boostbutton“ betätigte, fehlte komplett der Vortrieb und das Auto reagierte nicht mehr auf das Drücken des Gaspedals. Man bekam das Problem zwar nach einer Runde wieder in den Griff, doch nachdem Vettel sich den Frontflügel an Gutierrez abgefahren hatte, entschied man sich das Auto zurückzuziehen, um das Material für die kommenden Rennwochenenden zu schonen.

Doch auch für Ricciardo lief es nicht wirklich besser. Beim Start wurde er in der ersten Kurve weit rausgetragen, fand sich danach mit dem schwachbrünstigen Renaultmotor im hinteren Bereich der Top 10 wieder und konnte nur Platz 8 erringen. Nach dem Rennen war man bei RedBull sichtlich frustriert. Die Verantwortlichen schossen in den Interviews hauptsächlich gegen Renault, der Vorwurf: Renault habe seit Melbourne kaum Fortschritte beim Motor gemacht, egal was man [Renault] probiert hätte, es würde nicht funktionieren. Allerdings merkte Helmut Marko in einem Interview auch an, dass die vielen neuen Teile, die man mit nach Spielberg gebracht hatte, zum einen nicht funktionierten und zum anderen einen außergewöhnlich hohen Reifenverschleiß zur Folge hatten. Bei RedBull möchte man mit Renault nach dem Rennen Bilanz ziehen, man darf gespannt sein, was dabei rauskommt.

Doch beim Schwesterteam Toro Rosso lief es nicht besser, beide Wagen fielen aus. Bei Vergne waren die Bremsen so beansprucht, dass er aufgeben musste, und bei Kyvat platzte ein Reifen, der gleich die ganze Aufhängung mitnahm, wodurch der Toro Rosso auf der Geraden quasi unkontrollierbar wurde und zum Glück vom Kiesbett gestoppt wurde. Für Sauber und Lotus war es wieder ein Wochenende zum Vergessen, ganz hinten konnten sich die beiden Marussia am Start diesmal erfolgreich aus dem Weg gehen und Bianchi beide Caterham schlagen.

In zwei Wochen geht es zum Traditionsrennen in Silverstone.

Fotos: Daimler, Force India, Caterham

Das könnte Dir auch gefallen

3 Kommentare

Speedwriter33 24 Juni, 2014 - 08:58

Es mag an meinen mangelnden Englischkenntnissen liegen, aber ich hatte den eingangs erwähnten „Gruß“ so verstanden, dass der Absender Bernie war, der Mr. Mateschitz gratuliert und sich bei ihm bedankt.

Chaos 24 Juni, 2014 - 09:07

Kann man in der Tat auch so verstehen, ist dann nicht so schlimm, aber irgendwie mir immer noch suspekt

nona 9 Juli, 2014 - 18:49

Störend an der Einblendung fand ich vor allem das technische System dafür an sich, das schon seit einigen Rennen negativ auffällt. Es gibt seit einer Weile dynamische CGI-Werbebanner, die permanent gross auf Flächen neben der Strecke eingeblendet werden und in der Realität nicht existieren (und in diesem einen Fall eben *auf* der Strecke auftauchten). Der Charakter der Strecke wird dadurch mehr oder weniger deutlich verändert. Gerade bei einer Strecke wie Spielberg wirkt das besonders übel, da der Kurs insbesondere durch seinen „grünen“ Natur-Charakter attraktiv wirkt. Das geht natürlich verloren wenn der grüne Rasen mit Computergrafik übergestanzt wird.

Es ist nicht so dass Bernie technik- oder modernitätsfeindlich gesonnen wäre (mit Blick auf das absurde Hick-Hack um HD und Internet und dergleichen), er differenziert halt zwischen moderner Technik, die ihm was bringt (nämlich Geld via Werbung), und moderner Technik, die nicht ihm sondern anderen (den Zuschauern) was bringt. Schon alles sehr sinnbildlich für den Niedergang der modernen F1.

Comments are closed.