Home LMS ELMS: Vorschau auf Donington & die Zukunft

ELMS: Vorschau auf Donington & die Zukunft

von StefanTegethoff
0 Kommentare

Die ELMS geht im Donington Park die zweite Runde – mit dreizehn Autos in vier Klassen.

Damit gibt die ehemals so große und großartige Serie ein trauriges Bild ab. Waren beim Saisonauftakt in Le Castellet immerhin noch 21 Fahrzeuge am Start, so musste das Event in Zolder im Mai schon abgesagt werden, u.a. wegen des zu kleinen Starterfeldes. Nun steht ein 6h-Rennen im regnerischen Donington an, was mit dreizehn Fahrzeugen, von denen neun in der LMP2 und vier in den übrigens drei Klassen antreten. Die als Notlösung angedachte kurzfristige Zulassung von GT3-Fahrzeugen in einer Extra-Klasse hat sich leider auch als Fehlschlag herausgestellt. Das lange Rennen dürfte damit eine zähe Angelegenheit werden, die sowohl an der Strecke als auch vor den Bildschirmen wenig Zuschauer haben wird.

Die Strecke

Dabei ist bzw. war die traditionsreiche Strecke in Leicestershire im Herzen Englands eigentlich wunderschön (wenn sie auch nicht viele Überholmöglichkeiten bietet, so doch viele schöne Kurven). Für den versuchten Formel 1-Umbau wurde dann das Infield aufgebaggert, seitdem wirkt die Strecke mehr wie eine Baustelle als manch andere Strecke, die tatsächlich Baustelle ist. Auf den 1985 lieblos ergänzten Melbourne Loop mit seinen zwei Haarnadeln hätte die ELMS bei dieser Starterzahl auch gut und gerne verzichten können.

Das Starterfeld

Top-Klasse ist in diesem Jahr in der ELMS die LMP2 – was ich nach wie vor für eine gute Entscheidung halte, um der Serie ein klareres Profil zu verleihen und die teuren LMP1-Boliden in der WEC zu bündeln. Mit einem LMP1-Feld von 2-3 Fahrzeugen in der ELMS, wie im Vorjahr, wäre niemandem geholfen. Die LMP2 funktioniert einwandfrei, leider scheint aber einigen Teams nach den 24h von Le Mans als Saisonhighlight das Geld oder die Lust ausgegangen zu sein, was auch an der schwachen ELMS selbst liegen dürfte. So verzichten Race Performance, Boutsen-Ginion und Extreme Limite auf den Start.

Und das ELMS-LMP2-Feld ist durchaus hochklassig besetzt (soweit man das bei einer Pro-Am-Klasse so sagen kann): Thiriet by TDS und Pecom Racing (beide Oreca-Nissan) konnten in Le Mans Podiumsplätze erringen, OAK Racing (2 Autos) und Murphy Prototypes (mit u.a. Brendon Hartley) haben dort lange geführt. Greaves (Zytek-Nissan) hat im Vorjahr alles abgeräumt; Jota (ebenfalls Zytek-Nissan) konnte sich 2012 in Spa gegen die versammelte WEC-LMP2-Konkurrent durchsetzen. Sebastien Loeb Racing ist weiterhin mit den Ex-Peugeot-Assen Minassian/Sarrazin unterwegs. Soll heißen: im Prinzip ist so gut wie jedes der neun LMP2-Teams siegfähig! Das spiegelte sich auch im dritten Training wieder, als die ersten sechs von nur sechs Zehntelsekunden getrennt waren.

Die LMPC-Klasse ist dagegen – anders als in den USA – ein Rohrkrepierer. Nach der Absage von Curtis Racing Technologies bleibt hier nur Boutsen-Ginion übrig, die den Sieg, wenn man das denn so nennen möchte, sicher haben. Ebenso sieht es leider in der GTE-Pro aus: JMB Racing hat kurzfristig verzichtet, so wird JMW einen sicheren Heimsieg einfahren – allerdings wird Jonny Cocker kurzfristig vom Allan Simonsen unterstützt, da James Walker abgereist ist, um seine Frau im Kreißsaal zu unterstützen. In der GTE-Am sind mit dem IMSA Performance-Porsche und einem AF Corse-Ferrari immerhin zwei Wagen am Start, es wird also zumindest ansatzweise so etwas wie ein Rennen geben.

Wo liegt das Problem?

Die Gründe für das Schwächeln der Serie sind vielfältig: das neue LMP2-Konzept funktioniert, wie schon oft gesagt, gut, aber die Rennen sind zu oft noch durch technische Probleme geprägt, konservatives Fahren bringt den Sieg, wirklich spektakuläre Duelle gibt es selten – klassische Langstreckenrennen eben. Dennoch ist es – wie gesagt – sinnvoll und richtig, mit der LMP2 als Top-Klasse anzutreten. Um allerdings die zahlenden Gentlemen Drivers, die so angelockt werden sollen, wirklich zu begeistern, muss ein ansprechender Kalender geboten werden, und das ist der ELMS nicht wirklich gelungen. Da ist Donington schon beinahe das Highlight.

Ein großer Fehler dürfte es gewesen sein, komplett auf eigenständige Rennen zu setzen, anstatt die Verbindung mit der WEC zu nutzen. Kombinierte Starterfelder mit über 50 Autos auf den Top-Strecken Europas ziehen deutlich mehr Zuschauer an und auch die TV-Präsenz ist besser. Sicher, es stehen dann die Werke in der LMP1 im Mittelpunkt, aber die LMP2 bekommt so immer noch mehr Aufmerksamkeit als wenn sie, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ihre Rennen auf den „kleineren“ Strecken austrägt.

Was die GT-Klassen angeht, ist die Vielzahl an Serien und die starke GT3 das Problem. Die meisten Teams, sowohl solche mit Profi-Besatzungen als auch die Pro-Am-Kombos, setzen auf die Blancpain Endurance Series, die ihnen zum günstigeren Preis einen spannenderen Kalender (Monza, Silverstone, Spa…) bietet. Der einzige Trumpf, den die ELMS zu bieten hat, ist das Auto-Invite für den Meister in jeder Klasse, und wenn selbst der nicht mehr zieht, dann ist kaum noch etwas zu retten. Die International GT Open, die am gleichen Wochenende in Brands Hatch fährt, hat mit zehn GT2-Fahrzeugen ein deutlich stärkeres Feld aufzuweisen. Würde man beide kombinieren, würde eine attraktive GT-Serie entstehen.

Hier läge die zweite Möglichkeit der ELMS: man könnte auf die GT-Fahrzeuge verzichten und die Le Mans-Einladung für diese Klasse in der GT Open ausfahren, und stattdessen eine reine Prototypen-ELMS veranstalten, in der die günstigeren Gruppe CN-Fahrzeuge als zweite Kategorie eingebunden werden. Diese treten in Donington als Support zur ELMS an – ebenfalls mit kleinem Feld von 15 Startern. Kombiniert man beide, entsteht eine attraktivere Serie mit klarem Profil. Und dass die CN Potential hat, zeigt sich auch daran, dass Oreca vor wenigen Tagen ein Coupé für diese Klasse für 2012 präsentiert hat. Was Preis und Fahrzeugvielfalt angeht, wäre eine „LMP3“ ach Gruppe CN-Regeln auch der LMPC mit einheitlichen Oreca-Chevys überlegen, die in Europa überhaupt nicht funktioniert.

Wann und wo?

Das Rennen über sechs Stunden startet am Sonntag um 13:00 Uhr deutscher Zeit, Stream und Live Timing gibt es auf der Seite der ELMS. MotorsTV zeigt eine zweistündige Zusammenfassung um 19:10 Uhr. Das LMP2-Rennen könnte durchaus sehenswert werden, vielleicht sollte man also trotz des traurigen Starterfeldes mal reinschauen, denn wer weiß, wie lange es die ELMS noch gibt… vielleicht ist es zumindest für die Saison 2012 ihr letztes Rennen.

Das könnte Dir auch gefallen