Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP Spanien 2012

Formel Eins: Analyse GP Spanien 2012

von DonDahlmann
1 Kommentare

Der fünfte Sieger im fünften Rennen. Die Saison 2012 ist weiter unvorhersehbar. Das gilt nicht nur für den Überraschungssieger in Spanien, sondern auch für die Auf- und Abbewegungen innerhalb des Feldes. Nach dem Rennen gab es noch ein schlimmes Feuer in der Williams Box.

Via Twitter

Wie das Feuer ausbrach, ist noch nicht bekannt. Vermutlich hat ein Kurzschluss an der Betankungsanlage für den Auslöser gesorgt. Das Feuer brannte heftig, es wurden einige Mechaniker verletzt. Darunter sind vier Williams-Mitglieder, jemand von Force India und vier Mann von Caterham. Niemand soll, so die Informationen im Moment (Sonntagabend) schwer verletzt sein. Die meisten wegen werden leichter Verbrennungen und Rauchvergiftungen behandelt. Fotos zeigen, dass verschiedene Mechaniker anderer Teams mit Feuerlöscher versuchten Williams zu helfen. Angeblich tauchte die spanische Feuerwehr erst auf, als das Feuer schon unter Kontrolle war. Ein Video zeigt, wie heftig das Feuer war. (Leider Offline). Ein schlimmes Ende für einen Tag, der so fantastisch für Williams war. Wir wünschen allen Verletzten eine schnellstmögliche Genesung!

Zum Rennen: Es gibt in der Formel Eins selten einen Moment, in dem sich die meisten Journalisten, Beobachter und Fans einig sind. Aber nach dem Rennen und dem ersten Sieg von Williams seit 2004 war so ein Moment. Twitter und Facebook wurden mit Glückwünschen Richtung Williams überflutet, alle freuten sich für das Team und vor allem für Frank Williams, der vor wenigen Wochen 70 geworden ist. Das erstaunliche ist dabei nicht nur, dass Williams das Rennen nicht durch Zufall gewonnen hat, sondern mittels Speed und einer sehr guten Strategie.

Genauso erstaunlich ist der Sieg, wenn man bedenkt, dass Williams 2011 noch die schlechteste Saison aller Zeiten hatte. Offenbar hat der Umbau, die Trennung von Sam Michael und Adam Parr, die Verpflichtung von Mike Coughlin, der das gesamte Entwicklungsteam umgebaut hat, und der stärkere Einfluss von Toto Wolff im Team, für den nötigen Schub gesorgt. Allerdings geht es in der F1 mit den Formkurven hoch und runter. Nach dem Rennen gab es noch ein heftiges Feuer in der Williams Box, bei dem einige Mechaniker verletzt wurden.

Bevor ich allerdings weiter übers Rennen rede, will ich an der Stelle auch mal Abbitte leisten. Ich habe in den letzten Monaten Pastor Maldonado ziemlich oft kritisiert. Der grundsätzliche Ton, dass Maldonado ein guter Mittelfeldfahrer ist, aber keine Chance auf ein Topergebnis hat, war falsch. Ich stand da mit meiner Kritik sicher nicht alleine, denn wer hätte dem Williams-Piloten einen Sieg zu getraut? Und dass er in der Lage ist, einen Fernando Alonso hinter sich zu halten? Maldonado hat ein blitzsauberes Wochenende hingelegt und im Rennen gezeigt, was er tatsächlich kann. Nach seiner doch eher zähen Zeit in der GP2 hat er sich zu einem richtig guten Mann entwickelt, dem man offenbar auch noch mehr in der Zukunft zutrauen kann.

Das Williams überhaupt so schnell unterwegs sein konnte, war allerdings auch eine Überraschung. Klar, das Team hat in diesem Jahr einen guten Wagen, aber an Konstanz mangelte es durchaus. Allein das punktlose Rennen in Bahrain zeigte, dass man eigentlich nicht mit den Briten in Spanien rechnen konnte. Doch zumindest Maldonado zeigte, was der FW34 leisten kann. Wenn denn alle Umstände passen. Dazu kam auch, dass Williams mit einer teilweise recht offensive Strategie Ferrari unter Druck setzen konnte.

Die Italiener waren allerdings die zweite Überraschung im Feld. Die Updates scheinen, jedenfalls teilweise, zu funktionieren, denn vor allem im Rennspeed zeigte sich Alonso sehr schnell. Die Rundenzeiten im ersten Stint sahen sehr gut aus, ebenso der Reifenverschleiss. Alonso, Maldonado und Räikkönen fuhren dem Feld deutlich davon, was allerdings auch daran lag, dass alle drei relativ ungestört unterwegs waren. Während Rosberg, Schumacher und Co. im Verkehr steckten rutschten deren Rundenzeiten dementsprechend nach oben. Teilweise waren die Top 3 mehr als eine Sekunde schneller pro Runde.

Ferrari hat sich, zumindest teilweise, zurück gemeldet. Teilweise deswegen, weil Massa mal wieder ein zähes Wochenende hatte. Er flog in Q2 raus, hatte aber einen guten Start und lag nach einer Runde auf P11. Eine Durchfahrtsstrafe zerstörte sein Rennen später, aber im Vergleich zu Alonso sah Massa wieder schlecht aus. Ferrari wird sich das langsam auch anschauen müssen, den dem Team rinnen an jedem Wochenende wichtige Punkte durch die Finger. Der WM-Stand sagt auch einiges: Alonso mit Vettel und 61 Punkten auf P1, Massa hat 2 Punkte.

Alonso hätte das Rennen aber durchaus gewinnen können, doch Ferrari hatte mal wieder etwas merkwürdige strategische Ideen. Im ersten Stopp gab man den Takt noch vor, doch in Runde 25 holte Williams Maldonado rein und versuchte den „Undercut“. Ferrari hätte sofort reagieren können, verpasste aber die Chance und ließ den Spanier zwei Runden länger draussen. Das reichte, damit Maldonado die Führung übernehmen konnte. Gleiches passierte beim dritten Stopp in Runde 41. Wieder ließ man Alonso länger draussen, wieder verlor er etwas Zeit und lag trotz eines verpatzten des Williams wieder auf P2.

Eine Enttäuschung erlebte auch Lotus, die man vor dem Rennen als klare Favoriten gesehen hatte. In den freien Trainings hatte Lotus die besten Longrun-Zeiten, allerdings war der Reifenverschleiss auch sehr hoch. Lotus hätte, um den Speed halten zu können, auf vier Stopps gehen müssen, was auf dem Papier allerdings die langsamere Variante war. Also entschloss man sich den Finnen auf drei Stopps zu setzen, weil er so im letzten Stint noch einen Satz frischen weicher Reifen hatte. Aber die Rechnung ging nicht ganz auf. Räikkönen war mit vollem Tank einfach zu langsam und verlor im ersten Drittel Rennens zu viel Zeit. Erst mit halbleeren Tank konnte er den Abstand halten und am Ende dann auch verkürzen. Lotus verlor das Rennen, weil man vielleicht etwas zu defensiv unterwegs war und Räikkönen war nach dem Rennen dementsprechend genervt.

Kopfzerbrechen dürfte man sich bei Mercedes und Red Bull machen. Beide Teams hatten auf der Referenzstrecke der Formel Eins massive Probleme. Bei Red Bull ging wirklich gar nichts, auch mit ungewöhnlichen strategischen Überlegungen. Man holte Webber und Vettel sehr früh rein, damit beide eine freie Strecke hatten und Zeit gut machen konnte. Beide steckten aber schnell wieder im Verkehr fest, so dass der Vorteil bald wieder weg war. Erschwerend kam hinzu, dass beide Red Bull den Frontflügel wechseln mussten. Offenbar sammelte sich im Flügel Reifenabrieb, der den Flügel verstopfte und das Fahrverhalten massiv veränderte. Immerhin konnte Vettel zwei längere Mittelstints fahren, und so am Ende mit frischen Reifen noch Platz 6 holen. Überraschend bleibt aber, dass Red Bull auf einer Strecke, auf der man sonst so dominierte, nicht mal in die Top 5 fahren kann. Die Probleme des RB8 waren deutlich zu sehen, auch wenn man noch die WM-Führung hat.

Bei Mercedes lief es auch nicht gut, was man aber erwartet hatte. Dem Wagen passt die Strecke nicht, mehr als P5 hatte man eh nicht im Visier. Rosberg musste im letzten Stint sehr lange seine Reifen um den Kurs tragen, was ich am Ende dann rächte. Die Überlegung war, dass man Rosberg mit einem späteren Stopp in ähnliche Probleme geschickt hätte. Es fehlt dem Mercedes, wie dem Red Bull, einfach an Konstanz. Interessant, dass die Teams, die letzten Rennen gewonnen haben, nun mit Force India uns Sauber kämpfen müssen.

Der Unfall von Schumacher geht wohl auf seine Kappe. Klar – Senna zuckte nach rechts rüber, aber da war eigentlich noch genug Platz. Schumacher wollte vermutlich nach innen ziehen, aber er hatte nicht damit gerechnet, das Senna etwas früher auf die Bremse geht. Hätte er allerdings mit rechnen müssen, denn die Reifen von Senna waren deutlich älter. Eigentlich ein Rennunfall, sollte man denken, aber die Rennleitung verpasste Schumacher nach dem Rennen eine Strafe. Er wird in Monaco in der Startaufstellung um 5 Plätze nach hinten versetzt.

Für McLaren hätte das Rennen anders laufen können. Die Pole hätte Hamilton genau den Vorteil erbringen können, den am Ende Williams und Ferrari hatten. Die fehlenden 4 Liter Sprit im Tank haben vermutlich den Sieg gekostet, denn Hamilton sah am gesamten Wochenende relativ sicher aus. Die Longrun-Zeiten am Freitag sahen gut aus, die berühmte „clean air“ hätte auch geholfen. Es ist schon erstaunlich, wie viele Fehler McLaren in letzter Zeit macht. So wohl bei den Stopps, als auch bei der Strategie. Danach war das Rennen dann gelaufen. Zwar fuhr Hamilton noch von P24 auf P8, und dies auch noch mit einer Zwei-Stoppstrategie, aber der Frust bei Hamilton saß auch nach dem Rennen tief.

Sauber fuhr mit Kobayashi auf Platz 5, der Japaner sorgte auch mit seinen Manövern gegen Button und Rosberg für den nötigen Spaß. Es wäre aber mehr drin gewesen, denn Perez kämpfte nach dem Start um P4, doch der Frontflügel von Grosjean zerschnitt einen Hinterreifen des Mexikaners, dessen Rennen damit gelaufen war. Man hatte von Sauber etwas mehr erwartet, nachdem die Tests so gut gelaufen wären und sich alle sehr zuversichtlich zeigten. Das Bild ist aber etwas verzerrt. P5 von Perez in der Quali war sicher ein Anfang, im Rennen hatte Kobayashi dann Probleme mit dem Verkehr und war einer der wenigen, die sich nach vorne fahren konnten.

Im schmalen Mittelfeld ging es auch munter zu. Nico Hülkenberg fuhr ein sehr gutes Rennen und holte einen wichtigen Punkt. Sein Kampf gegen Mark Webber am Ende war fantastisch, dass er einen Red Bull hinter sich halten konnte, war aller Ehren wert. Force India hatte auch immer die richtigen Antworten bei den Boxenstopps, so dass man überhaupt in die Punkteregion kam. Schlechter lief es für Di Resta, der im Rennen nicht weiter auffiel. Auch Toro Rosso machte eine gute Figur, mit Vergne hatte man lange einen Mann in den Punkten. Im Rennverlauf war nicht zu erkennen, warum man schließlich nur P12 und P13 erreichte.

Das Rennen in Barcelona war aus verschiedenen Blickwinkeln erstaunlich. Es siegte ein Williams, es war der erste Sieg eines Piloten aus Venezuela, die Top Teams zeigte sich schwach und die Reifen machten mal wieder eine Menge aus. Die Kritik an Pirelli und an den Reifen ist weiter laut, viele Fahrer beklagen, dass man schlecht einschätzen kann, wo man steht. Jede noch so kleine Änderung an Strecke, Temperatur und Wind kann ein Team von ganz vorne ins Mittelfeld verschieben.

Die Reifen spielen in diesem Jahr eine dominierende Rolle. Das gefällt nicht jedem, es stellt die Hackordnung in Frage und die Teams beschweren sich, dass man Millionen in die Entwicklung steckt und am Ende vor ein paar Reifen, die vergleichsweise nichts kosten, abhängig ist. Den Fans scheint es allerdings zu gefallen, denn mehr Abwechslung hat es seit Ewigkeiten nicht gegeben.

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

Bilder: Ferrari F1, McLarenF1, Daimler AG, Force India, SauberF1, Red Bull/Gepa, Toro Rosso, WilliamsF1, LotusF1, MarussiaF1.

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

ethone 13 Mai, 2012 - 21:44

Ich habe meine Zweifel ob man Maldonado nach diesem wunderbaren Sieg so schnell zu den besseren Fahrern des Felds zählen sollte. Aber gut, so ein Resultat will erstmal eingefahren werden und zumindest Nervenstärke und die nötige Ruhe hat er dann mal bewiesen – was in Australien noch anders aussah.

Dass Vettel trotz dem durchschnittlichen Start, dem langsamen Nasenwechsel und der Durchfahrtsstrafe noch auf 6 vorfahren konnte ist für das was es war eigentlich ein ziemlich ordentliches Ergbnis. Ohne die zusätzlichen Probleme wäre mehr als 5 aber wohl auch nicht drin gewesen bei den großen Abständen hinter Grosjean und dann ist es wohl doch legitim von einer Schwäche Red Bulls zu sprechen.

Bemerkenswert finde ich diese Saison dass es zum Einen stark variiert wer auf Welcher Strecke vorne liegt und zum Anderen es kaum Teamüberlegenheiten gibt, selbst wenn man nur auf einzelne Rennen guckt. McLaren in Melbourne war vielleicht die eine Ausnahme. Maldonado gewinnt und Senna war im Nirgendwo. Vettel gewinnt und Webber fehlen 40 Sekunden. Rosberg gewinnt und war schon gut vor Schumacher vor dessen Ausfall. Alonso gewinnt und Massa im Regen. Das einzige „Top“-Team mit konstant guter Teamleistung wo beide Fahrer auf ähnlichem Niveau ankommen scheint mir Lotus zu sein.

Solange ich F1 gucke kam der Weltmeister immer aus einer Gruppe von 2-3 Piloten welche die Siege und Meisterschaft unter sich ausmachen. Jetzt haben wir schon fünf Rennsieger und wer in der Meisterschaft vorne liegt entscheidet sich genauso darüber ob jemand 1. oder 2. wird wie darüber ob jemand 6. oder 9. (Vettel heute) wird.
Bei allem Zweifel meinerseits ob „der Fahrer“ sich momentan objektiv messen lassen lässt oder ob es mehr oder weniger Zufall ist genau das Reifenfenster zu treffen finde ich das eine unglaublich grandiose Meisterschaft. Wann gab es das zuletzt das praktisch alles passieren konnte im nächsten Rennwochenende? Trotz aller Unberechenbarkeit die wir vor Barcelona schon hatten, wer hat da ernsthaft geglaubt Maldonado könnte in der Qualy in die erste Reihe fahren oder sogar das Rennen gewinnen?

Comments are closed.