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Best of 2011 – Teil 1

von Vorsicht
3 Kommentare

Das Saison ist vorbei – für den Rennsport insgesamt ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Ein persönlicher Rückblick auf 2011.

Wie jedes Jahr schaut das Racingblog-Team auf die Motorsport-Saison 2011 zurück und pickt sich die Rosinen raus. Die persönlichen Rückblicke erscheinen weiter in den nächsten Tage.

Bestes Rennen

Nach zahlreichen Jahren der Beschwerden über langweilige Rennen war 2011 das Jahr der Veränderung für die Formel 1 – die „Arbeitsgruppe Überholen“ hat nach den wenig erfolgreichen Versuchen mit KERS heuer die richtige Richtung gefunden. Die Kombination aus DRS, KERS und den neuen, imperfekten Pirelli-Reifen wirkte Wunder – auch Läufe auf bislang verrufenen Strecken wie Barcelona und Silverstone brachten plötzlich Spannung. Dass die Kombination nicht überall funktioniert, zeigten dagegen Valencia (siehe unten) – und die Rennen gegen Ende das Jahres, als Pirelli plötzlich haltbarere Reifen anlieferte.
Doch trotz allem Fortschritt: Das spannendste Rennen das Jahres war auch für mich (als eher kursorischen Beobachter der Serie) des NASCAR-Finallauf in Homestead, als es (fast) bis zur letzten Runde spannend blieb. Zudem erfreulich, dass sich nicht nur Tony Stewart als verdienter Sieger erwies, sondern auch Carl Edwards als mindestens ebenso guter Verlierer.

Bestes Finish

Auch als bestes Finish könnte man das NASCAR-Finale problemlos nominieren. Aber um Wiederholungen zu vermeiden, ein Blick in den sonstigen US-Rennsport – denn auch bei der IndyCar Series gibt es verdiente Kandidaten. Der befriedigendste Sieg des Jahres war vermutlich Ed Carpenters Premierentriumpf beim vorletzten IndyCar-Rennen der Saison in Kentucky: Herausgefahren mit einem Abstand von einem Hundertstel auf Dario Franchitti, im Underdog-Team von Sarah Fisher – und über einige Runden hindurch wegen Visier-Defektes auch noch mit nur einer Hand.
Weitere Ehrenpreise gehen an die beiden Last-Minute-Siege auf schmieriger Strecke von Lewis Hamilton in China und Jenson Button in Kanada.
Vor allem im Rückblick kann es aber nur ein „Finish des Jahres geben“ – nämlich jenes des Indy 500, als Dan Wheldon in der allerletzten Kurve noch Rookie JR Hildebrand überholen konnte, der bei einem Überrundungsversuch in die Mauer geknallt war.

Bester Fahrer

Es ist ja immer sehr problematisch, solche Titel zu vergeben – Motorsport ist unglaublich vielfältig, und in den verschiedenen Serien sind sehr unterschiedliche Talente gefragt. Als Fan, der sich vor allem mit Momoposto-Serien beschäftigt, bleibt mit aber am Ende doch wieder nur die Formel 1 als Maßstab. Die IndyCar hat sicherlich nicht (mehr?) das Zeug zur Konkurrenzserie – und in den Juniorserien konnte auch niemand in einer Weise dominieren, die ihn ganz besonders aus der Masse herausgehoben hätte.
Bei allem Wiederwillen gegen den Hype bleibt also auch mir nur zu sagen: Vermutlich war Sebastian Vettel der beste Fahrer 2011.  Ehrenplätze haben sich für mich aber auch Jenson Button und Fernando Alonso verdient, die beide aus ihren Autos wohl deutlich mehr herausholen konnten, als ihre Teamkollegen – und vermutlich (etwa in Silverstone und Suzuka) manchmal auch mehr, als Ferrari und McLaren heuer hergaben.

Bestes Team

Auch hier bleibt – unter den gleichen Vorbehalten wie oben – wohl nur zu sagen: Red Bull Racing. Allerdings bieten sich in dieser Kategorie auch Teams aus der IndyCar an: Die Dominanz, die Ganassi und Penske seit Jahren über die Serie ausüben ist langsam schon ziemlich beängstigend. Umso beeindruckender war wohl die Leistung des (am Ende nur noch kleinen) Newman/Haas Teams, nun leider aus finanziellen Gründen den Betrieb einstellen musste. Die Mischung aus guten Piloten und erfahrenen, sicheren Ingenieuren zeigte (leider ohne durch einen Sieg belohnt zu werden), was auch mit kleineren Mitteln noch möglich war.

Überholmanöver des Jahres

Sebastian Vettels nicht ganz unriskanter (aber letztlich erfolgreicher) Versuch, in der Curva Grande von Monza außenherum an Fernando Alonso vorbeizugehen.

Freunde des Jahres

Auch hier fallen mir vor allem zwei Pärchen aus der Formel 1 ein: Den ersten Preis als „Freunde des Jahres“ haben sich Felipe Massa und Lewis Hamilton voll und ganz verdient. Beiden war nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke der gegenseitige Respekt stets anzumerken – als besonders eleganter Moment bleibt wohl Massas „Dank“ an Lewis Hamilton nach dem Rennen in Singapur in Erinnerung.

Der Ehrenpreis geht an Michael Schumacher und Vitaly Petrov, die zu Beginn der Saison Anzeichen einer ähnlichen Freundschaftsentwicklung zeigten, die dann aber leider im Sande verlief.

Feinde/Duell des Jahres

(Noch) ernsthaftere Feindschaften waren zum Glück auch in der Saison 2011 eher selten – einzig in der NASCAR scheint die (für mich zu Recht) umstrittene „Boys, have at it“-Mentalität zunehmend auch zu gefährlichen Momenten auf der Strecke zu führen. Immerhin: Man scheint das gegen Ende des Saison auch bei den Verantwortlichen bemerkt zu haben, und nun wieder einen etwas vernünftigeren Kurs zu fahren.

Szene des Jahres

Die Aufgabe dazu: Bitte jetzt schnell an einen Moment denken, der einen Fahrer 2011 außerhalb des Cockpits zeigt. Na also: Auch an Will Powers doppelten Stinkefinger an die Rennleitung in Loudon gedacht? Mir jedenfalls fällt kein Foto ein, dass in ebenso ikonischer Weise in diversen Motorsport-Foren Eingang gefunden hat. Für mich – inklusive des vorangegangenen Chaos auf der Rennstrecke – ganz klar die Szene das Jahres.

Kostenpunkt des Jahres

Rechnet man alles zusammen, also etwa Versicherung, Speditionskosten für schon gelieferte Teile und Storno-Reisekosten, ist der schließlich abgesagte Bahrain GP der Formel 1 (und das knapp davor geplante, ebenfalls abgesagte GP2-Asia Rennen) sicherlich der unrühmliche Kostenpunkt des Jahres – ganz zu schweigen von den „menschlichen Kosten“, die die Proteste (die sich eine Zeit lang auch spezifisch gegen das Formel 1-Rennen als Symbol der Misswirtschaft von Herrscherfamilie und Regierung richteten) verursacht haben.
Gerade vor diesem Hintergrund ist es auch immer noch unverständlich, dass Formel 1 und FIA auch im kommenden Jahr wieder zahlreiche Events auf der Wüsteninsel geplant haben – vorgeblich in der (wohl fehlgeleiteten) Hoffnung, der (Motor)Sport könne zu einer Beruhigung der Situation beitragen, und Kompromiss und Verbrüderung erleichtern.

Schönster Moment des Jahres

So ein richtig netter, herzerwärmender Moment, ein Sieg von einem Underdog, ein gelungenes Comeback? Das fällt mir für die Saison 2011 leider nicht ein. Am nähesten kommt diesen Ansprüchen – in den Serien, die ich verfolge – wohl Ed Carpenters Sieg in Kentucky, den ich mangels Alternativen zum „schönsten Moment des Jahres“ ernenne.
Bessere Ideen? Bitte in den Kommentaren posten!

Überraschung des Jahres

Auch, wenn er (und Renault) die Performance in keinem der folgenden Rennen auch nur annähernd wiederholen konnte: Vitaly Petrovs dritter Platz beim GP von Australien, so kurz nach dem schweren Unfall von Robert Kubica, war für mich die wohl überraschendste Performance des Jahres.

Enttäuschung des Jahres

Sky. Selten wurde aus so viel Talent so wenig gemacht. Man hat zur Verfügung: Marc Surer, Jacques Schulz, Tanja Bauer, einen Paddock voll interessanter Interviewpartner (von denen noch dazu viele deutsch sprechen) und das reiche HD- und Archivmaterial der FOM.
Resultat: Nachdem eine halbe Ewigkeit der immergleiche Trailer des ersten Saisonrennens in der Dauerschleife läuft, meldet sich fünf Minuten vor Rennstart Peter Lauterbach, dem bei einem aufgezeichneten 3-Minuten-Interview mit Norbert Haug Nico Hülkenberg den Schirm hält. Es folgen zwei Minuten Werbung der „Deutschen Versicherer“, ehe sich Schulz und Surer zur Aufwärmrunde aus der Kommentatorenkabine melden.
Die jährliche Zitterpartie um die Verlängerung der Rechte ist das Tüpfelchen auf dem i. Wobei sky gar nichts vorzuwerfen wäre, würden sie den Vertrag aus wirtschaftlichen Gründen nicht verlängern – es ist aber dann nicht zu viel verlangt, zahlenden Abonnenten zeitgerecht reinen Wein einzuschenken.

Langweiligstes Rennen

Wie in, gähn, jedem Jahr: Das hier.

Racecontrol-Moment des Jahres

Die Entscheidung, der IndyCar Racecontrol rund um Brian Barnhard, das Oval-Rennen in Loudon trotz anhaltendem Regen und einhelligen Warnungen der Piloten doch noch einmal neu zu starten, ist wohl durch keine andere, ähnlich ungeschickte Entscheidung zu überbieten. Außer vielleicht durch jene, den Neustart in der Nachbetrachtung einfach ungeschehen zu machen, und die Rangordnung davor als „offizielles Endergebnis“ zu betrachten.
Wobei: Der Safety Truck, der sich beim Start des Rennens in Baltimore (das übrigens auch ein heißer Anwärter auf einen Ehrenplatz beim „Kostenpunkt des Jahres“ ist) in entgegengesetzter Fahrtrichtung auf der Strecke befand, kommt in seiner gefährlichen Amateurhaftigkeit nahe an die Loudon-Entscheidung heran.

Glückspilz des Jahres

Aus diesem Grund: Graham Rahal, der den Truck wohl voll getroffen hätte, wäre die grüne Flagge auch nur ein paar Sekunden früher gefallen.

Spruch des Jahres

„We are still trying to make it happen. They need to get some money and a pen … as soon as possible.“ (Bernie Ecclestone verhandelt auf seine Weise um eine Rennen in Austin)

„Tag hit me, that’s typical of him, he’s always been a wanker“ (Will Power im TV über Alex Tagliani)

„hey princess thanks for that nice tap today–appreciate it“ (sowie auf Twitter zu Dario Franchitti)

…und „Kimi Raikkönens“ Kommentar zu den Autosport Awards.

Wünsche für 2012

Ähnlich spannende Entscheidungen wie 2011 – und allen Beteiligten eine sichere Saison auf und neben der Rennstrecke.

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3 Kommentare

nona 30 Dezember, 2011 - 17:34

Schwer zu sagen, aber zu den Überraschungen des Jahres gehört für mich sicher, mal aus dem Mund von Alonso während einer Aufholjagd im Rennen ein „I give up!“ zu hören, und dass Stefan Mücke noch immer seine Rennlizenz hat. :)

Deutscher Auto Blogger Digest vom 30.12.2011 | "Auto .. geil" 1 Januar, 2012 - 00:00

[…] RacingblogBest of 2011 – Teil 1 […]

alex 4 Januar, 2012 - 00:38

Als schönsten Moment könnte man auch den Jubel in der Audi-Box in Le Mans nehmen, nach den Unfällen.

Auch als bestes Rennen des Jahres wäre Le Mans für mich mindestens auf einer Stufe mit dem Nascar-Finale, die führenden waren so ziemlich das gesamte Rennen innerhalb einer Runde, am Ende gerademal 15 Sekunden auseinander!

Und zum Indycar-Rennen in Loudon habe ich noch eine Frage: ist es nicht üblich so, dass man bei einer Rotphase die Positionen ein oder sogar zwei Runden vor Abbruch als Reihenfolge wertet?

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