Home Formel EinsF1 Formel Eins: Jerez Test Tag 4 & Fazit

Formel Eins: Jerez Test Tag 4 & Fazit

von DonDahlmann
1 Kommentare

Der letzte Testtag brachte wenig Neuigkeiten und nur die Erkenntnis, dass alle Teams wohl kräftig mauern.

Vier Tage wurde in Jerez am Stück getestet, doch die Beobachter tappen immer noch im Dunkeln. Bis gestern dachte man noch, dass man eine ungefähre Hackordnung erkennen würde können, heute machte Barrichello aus diese Vermutung Kleinholz. Er legte nicht nur schnellste Zeit des Tages sondern auch der gesamten vier Testtage hin, was für ein wenig Stirnrunzeln sorgte, zumal Williams in den letzten Tagen von diversen technischen Problemen gebeutelt wurde. Glatte 5 Zehntel war er schneller als die bisher beste Zeit von Schumacher, was schon ein Statement ist. Vermutlich kann man zumindest die bisher schnellsten Zeiten der Teams allesamt vergessen, denn wenn Williams 1.19m fahren kann, sollte es vorne noch mal 1 bis 2 Sekunden schneller gehen. Interessant wird es aber, wenn man sich die Übersicht aller Bestzeiten anschaut.

Barrichello fuhr seine Bestzeit heute, wie Alonso, Schumacher und Heidfeld die Tage zu vor, zu Beginn eines Stints über acht Runden. Vermutlich waren Supersofts drauf, denn auch bei ihm fielen die Zeiten schnell in den Keller. Nun weiß man zwar nicht, was Rubens noch im Tank hatte, aber ganz leer wird der nicht gewesen sein. Über den Williams FW33 ist nicht viel geschrieben worden, aber vom Konzept her ist doch etwas anders. Das sehr merkwürdige Heck hatten wir hier schon thematisiert (hier noch mal eine Analyse bei Scarbs), auffallend ist aber auch die hohe Nase des Williams. Auch wenn es fast etwas unmöglich erscheint, aber man muss vielleicht in Betracht ziehen, dass Williams eventuell einen Treffer in Sachen Aerodynamik gelandet hat. Dies gesagt, sollte man aber auch nicht vergessen, dass man nicht weiß, wer mit KERS unterwegs war und wer den Heckflügel auf der schnellen Runde ausprobiert hat, und wer nicht.

Bei Mercedes lief es heute nicht so gut. Rosberg hatte technische Probleme (er blieb liegen) und er kam nur auf 45 Runden, was ausgesprochen wenig ist. Zum Vergleich: Alonso drehte 115, Vettel 90, Barrichello 103 Runden usw. Überhaupt ist man wohl mit dem W02 immer noch nicht zufrieden. Schumacher ließ gegenüber der BBC durchblicken, dass man sich ein wenig Sorgen über den Speed machen würde. Man sei auf jeden Fall noch langsamer als die Konkurrenz und über Siege wolle er nicht sprechen. Das deckt sich mit den Beobachtungen der Kollegen von Autosport über die letzten vier Tage, den Rückstand auf ca. 5 Zehntel geschätzt haben. Deswegen muss man aber nicht den Kopf in den Sand stecken, letztes Jahr waren es ja knapp 1.3 Sekunden und 5 Zehntel kann man aufholen. Das Schumacher offenbar besser mit dem W02 klar kommt sorgte dann auch schon für die üblichen Gerüchte.

Unbeeindruckt, still und fast schon unauffällig hat Red Bull die letzten Tage verbracht. In der Zeitenliste taucht man nicht auf, vermutlich weil man weiß, dass der RB7 schnell genug ist. Man konzentrierte sich auf mittellange und längere Stints und fuhr stur das Programm durch. Daher ist es schwer, den Speed des Red Bulls einzuschätzen, aber die Rundenzeiten war sehr gut. Ein Vergleich mit Alonso zeigt, was der RB7 wohl kann. Auch hier gilt aber: Man weiß nicht, wie voll der Tank war, ob die Reifen neu oder gebraucht waren und ob KERS genutzt wurde.

Interessant ist ein Vergleich der Zeiten eines mittellangen Stints zwischen Red Bull, McLaren und Ferrari. Die liegen relativ nah zusammen, die leichte Streuung kann auf einen unterschiedlichen Reifenverschleiss hindeuten.

Alonso
25.0, 25.0, 25.0, 25.2, 24.9, 25.6, 25.7, 25.7, 25.8, 26.0, 26.0, 26.1, 26.1, 26.5, 26.6, 26.8, 27.7, 27.2, 27.7

Button
24.5, 24.9, 24.9, 25.0, 24.9, 25.1, 25.3, 25.7, 25.7, 25.3, 25.5, 25.5, 25.7, 25.8, 25.8, 26.0, 28.6, 28.5, 29.7

Vettel
26.5, 26.2, 25.9, 25.6, 25.8, 26.0, 25.7, 25.8, 26.0, 26.2, 26.1, 26.4, 26.4, 26.8, 27.0, 27.2, 28.3, 29.0, 30.7

Ich hätte die Zeiten gerne mit jenen von Schumacher verglichen, aber man sieht schon auf den ersten Blick, dass Mercedes entwerder leichter und viel schwerer unterwegs war.

Schumacher gestern:
26.5, 26.5, 27.2, 27.3, 27.2, 27.2, 27.4, 27.4, 27.5, 27.8, 28.2, 28.5, 28.6, 32.3

Schumacher vorgestern:
24.9, 23.4, 33.6, 23.6, 23.6, 23.9, 24.1, 24.1, 24.1, 24.2, 24.3, 24.9, 24.7, 25.3, 25.6, 26.4, 26.5, 26.3, 27.6

Dazu kommt, dass in Jerez über die Tage auch mehr Gummi lag und die Temperaturen schwankten. Alles Dinge, die schnell mal eine halbe Sekunde ausmachen können.

Noch ein Blick auf die anderen Teams:

Bei Renault saß heute Bruno Senna am Steuer, aber an die Zeiten von Heidfeld kam er nicht ran. Dazu kam ein Dreher. Allerdings stand der R31 auch drei Stunden in der Garage und ob Senna danach noch ein ähnliches Programm wie Heidfeld fahren durfte, ist schwer zu sagen. Jedenfalls wäre alles andere als eine Verpflichtung des Deutschen fast eine Sensation. Die Bestzeit von gestern ist zwar nicht viel wert, aber immerhin war sie da und offensichtlich kommt Heidfeld mit dem Wagen auch gut klar. Renault hat angekündigt, dass man sich nach Jerez entscheiden will. Noch mehr Fahrer wird man wohl allein aus Zeitgründen nicht ausprobieren wollen. Die wichtigste Testsession kommt ja schon nächsten Freitag in Barcelona. Da die Teams da Vergleichswerte haben, kann man dort auch gut sehen, wer wo steht.

Sauber fiel, mal gesehen davon, dass sowohl Perez als auch Kobayashi eine Aufhängung zerlegten, kaum auf, der C30 lief problemlos. Die Zeiten sind nicht schlecht, aber seit dem letzten Jahr ist Peter Sauber sicher vorsichtig geworden. Damals sah man richtig gut aus, nur im Bahrain festzustellen, dass man 2 Sekunden langsamer als der Rest der Welt war. Dennoch sind die Testergebnisse für Sauber nicht schlecht.

Bei Force India sieht auf den ersten Blick noch nach viel Arbeit aus. Und auf den zweiten auch. Das ist halt immer das Problem, wenn man als kleines Team so spät erst den neuen Wagen auf die Strecke bekommt. Sutil zeigte sich zufrieden, aber bei di Resta merkte man schon, dass er noch viel Eingewöhnungszeit braucht. Das wiederum wird der Entwicklung nicht gut tun. Immerhin lief der Force India problemlos.

Toro Rosso ist auch ein wenig unter dem Radar geblieben. Das Gefühl in Jerez ist wohl, dass der neue Wagen gut geht, aber wie gut ist eine andere Frage. Im Mittelfeld wird in der Saison vermutlich um Hunderstel gehen, deswegen kann man hier kaum eine Einschätzung vornehmen. Beide Stammfahrer ließen aber immerhin das über ihnen schwebende Damokles-Schwert namens Ricciardo hinter sich.

Lotus zeigte sich insgesamt zufrieden, aber auch hier gab es einige technische Probleme. Heute kam man wieder kaum zu fahren, weil man viel reparieren musste. Einen richtig langen Stint vom Lotus habe ich noch nicht gesehen, aber der Wagen scheint zumindest vom Gefühl er in der Lage zu sein im Mittelfeld mit zu schwimmen.

Virgin war ebenfalls zufrieden, aber gut waren die Zeiten weder bei Glock noch bei D’Ambrosio. Wenn man mal einen längeren Stint fuhr, lagen die Zeiten bei rund 1.28 bis 1.30min. Der Wagen ist aber auch noch neu, also wird Barcelona abwarten müssen.

1 Barrichello Williams 1m19.832s
2 Kobayashi Sauber 1m20.601s +0.769
3 Alonso Ferrari 1m21.074s +1.242
4 Buemi Toro Rosso 1m21.213s +1.381
5 Senna Renault 1m21.400s +1.568
6 Kovalainen Lotus 1m21.632s +1.800
7 Rosberg Mercedes 1m22.103s +2.271
8 Vettel Red Bull 1m22.222s +2.390
9 Button McLaren 1m22.278s +2.446
10 D’Ambrosio Virgin 1m22.985s +3.153
11 Di Resta Force India 1m23.111s +3.279

Bestzeiten der Tests in Jerez aus allen Tagen:

Barrichello Williams 1m19.832s
Schumacher Mercedes 1m20.352s
Heidfeld Renault 1m20.361s
Massa Ferrari 1m20.413s
Alonso Ferrari 1m20.493s
Kobayashi Sauber 1m20.601s
Button McLaren 1m21.009s
Hamilton McLaren 1m21.099s
Buemi Toro Rosso 1m21.213s
Alguersuari Toro Rosso 1m21.214s
Senna Renault 1m21.400s
Perez Sauber 1m21.483s
Webber Red Bull 1m21.522s
Vettel Red Bull 1m21.574s
Kovalainen Lotus 1m21.632s
Ricciardo Toro Rosso 1m21.755s
Sutil Force India 1m21.780s
Rosberg Mercedes 1m22.103s
Glock Virgin 1m22.208s
Petrov Renault 1m22.493s
Maldonado Williams 1m22.591s
Di Resta Force India 1m22.945s
D’Ambrosio Virgin 1m22.985s
Trulli Lotus 1m23.216s

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

Bilder: Ferrari, Mercedes, Force India, Virgin, Williams, Renault. Bilder vom Sauber und McLaren CC-Lizenz via f1photo.org

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

nona 14 Februar, 2011 - 16:16

Wenn wir an den mittellangen Stints tatsächlich Reifenverschleiss ablesen wollen, dann läuft der Ferrari am idealsten. Der McLaren verliert hinten raus mehr durch Abbau, und der Red Bull braucht vorne zusätzlich ein paar Runden Anlauf. Visualisierung siehe hier.

(Die Zahlen fix in Google Docs gekippt, Spreadsheet in eine Chart gemodelt, Screenshot gemacht weil die „Save Image“ Option in Google Docs nur blöd kleine Bilder speichert. Mit „Publish chart“ erhielte man allerdings auch noch einen schicken Batzen Quellcode, mit dem man solche Kurven in ein Blog einbinden und dort interaktiv machen könnte. Wäre das probat?)

Comments are closed.