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Alonso und die Entscheidung

von DonDahlmann
5 Kommentare

Die wohl wichtigste Fahrerentscheidung seit dem Senna zu McLaren und Schumacher zu Ferrari gewechselt ist, steht in diesen Wochen an. Wohin zieht es Fernando Alonso? Was wurde (auch von mir) in den letzten Wochen nicht so alles berichtet. Der Vertrag mit BMW sei unterschrieben, der Vertrag mit Honda sei da, der Vertrag mit Ferrari für 2010 sei schon längst unter Dach und Fach. Alles stellte sich bisher als falsch raus. Ferrari verlängerte mit Raikkönen, BMW widersprach, dass man einen Vertrag unterschrieben hätte, und Ross Brawn streute Alonso nur Rosen, wohl in der Hoffnung, der Spanier würde sich gebauchpinselt fühlen. Wie sieht die Sache denn überhaupt aus, wenn man mal vorsichtig analysiert?

Honda
Im Moment ist Honda im Nirgendwo. Der Motor macht nicht den allerbesten Eindruck, auch wenn ein Vergleich mit den anderen Teams schwer ist, weil Honda mit einem total verbauten Chassis rumeiert. Von den Top Ten ist man im besten Fall eine Sekunde weg, manchmal sind es auch 1.5 Sekunden. Man muss dazu nicht erwähnen, dass das Welten sind. Sicher – man hat Ross Brawn, der als eine Art Halbgott fungiert und Honda aus dem Niemandsland wieder an die Spitze führen soll. Brawn ist seit letzten Winter bei den Japaner, er hatte also keinen Einfluss mehr auf das diesjährige Chassis. Man muss ihm zugute halten, dass er den Abstand nach vorne immerhin konstant gehalten hat, aber mittlerweile rückt ihnen Force India bedenklich auf die Pelle. Und die fahren noch mit einem Chassis rum, dass auf einem zwei Jahre alten Spyker Design beruht. Im nächsten Jahr soll alles anders werden. Brawn weiß, wie man einen Wagen mit weniger Abtriebsmöglickeiten baut, aber im Grunde ändert sich erst einmal nichts. Honda muss erst einmal den Abstand nach vorne wett machen und ob Brawn das gelingt, ist noch lange nicht gesagt. Für Alonso ist Honda allein aus diesem Grund für mich keine echte Alternative.

BMW
Der Rennstall liegt in der WM deutlich vor Renault, das ist kein Geheimnis. Aber Alonso wird nicht entgangen sein, dass Renault im Laufe des Jahres auf die Münchner aufgeholt hat. BMW hat längst nicht die Entwicklungsschritte gemacht, die sich der Spanier vielleicht erhofft hatte. Auf manchen Kursen kann er sogar mithalten, auf anderen liegt er nur wenig zurück. Und dann kommen die neuen Aeroregeln im neuen Jahr, die den Unterschied völlig aufheben könnte. Grösstes Manko von Renault ist der Motor, der weit hinter dem von BMW liegt. Das könnte eine Entscheidung Pro-BMW beeinflussen. Auf der anderen Seite kennt man Alonso. Er ist nicht gerade das, was man einen Teamplayer nennt und bei BMW müsste er sich auf jeden Fall mit einem Kubica oder Heidfeld rumschlagen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Mario Theissen im Zweifelsfall auch einen Alonso in die zweite Reihe stellt, wenn es hart auf hart kommt. Wie gut der Spanier damit umgehen kann, hat man ja gesehen. Und genau dies könnte seine Entscheidung maßgeblich beeinflussen. BMW mag besser sein, aber Alonso wäre dort nicht automatisch die Nummer Eins, noch würde man ihm einen Wagen hinstellen, den man nur nach seinen Vorstellungen baut.

Renault
Der französische Rennstall steht schlecht dar. Seit zwei Jahren hat man kein vernünftiges Chassis mehr hinbekommen, der Motor ist so schlapp, dass man kaum eine Chance hat. Und es ist fraglich, ob man den Rückstand bei der Motorenentwicklung so schnell wieder aufholen kann. Und die Motorleistung wird im nächsten Jahr nicht unwichtiger werden, wenn der aerodynamische Abtrieb beschnitten wird, der mechanische aber deswegen wichtiger wird. Wer mehr Leistung des Motors auf die neuen Slicks am Ende einer Kurve auf die Strasse bringt, ist im Vorteil. Und da sieht Renault eben ganz schlecht aus. Auf der anderen Seite – die Franzosen machen alles für Alonso – sie holen als Teamkollegen jemanden, der von Anfang an in der zweiten Reihe steht und man wird ihm ein Auto bauen, dass perfekt auf ihn abgestimmt ist. Und das könnte Alonso am Ende dazu bewegen, bei Renault wenigstens noch ein Jahr dran zu hängen. Er könnte über den Winter Einfluss auf die Entwicklung des Wagens nehmen und sich gleichzeitig 2009 in aller Ruhe anschauen, was Honda und was BMW machen. Wenn Renault erneut versagt, dann kann er immer noch wechseln. Denn bei allem sollte man nicht vergessen, dass Fernando Alonso gerade mal 27 Jahre alt ist. Michael Schumacher war knapp 27 als er zu Ferrari wechselte. Alonso hat also durchaus noch Zeit.

Fazit:
Die Entscheidung wird zwischen Renault und BMW fallen. Alonso muss sich aber nicht zwangsweise schon dieses Jahr entscheiden. Genausogut kann er noch ein Jahr warten und schauen, welches Team die neuen Aero-Regeln am besten angenommen hat und wer mit den neuen Slicks und KERS am schnellsten zurecht kommt. Da McLaren wegfällt und Ferrari bis Ende 2010 dicht ist, hat Alonso keine echte Alternative. Wäre ich an seiner Stelle, ich würde warten und bei Renault bleiben. Oder zu Torro Rosso gehen :)

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5 Kommentare

burgi 21 September, 2008 - 11:36

Renault wird nächstes Jahr einen deutlichen Nachteil haben und dessen Name ist KERS. Wenn man sich daran erinnert, wer das ganze Jahr versucht hat die Einführung aufzuschieben…

Bei BMW freut man sich dazu ja schon regelrecht darauf, was auf einen guten Entwicklungsstand schliessen lässt.

Und in Sachen Teamkollegen ist ein Kubica wohl keine schlechte Partnerwahl – der bringt das Team wenigstens vorwärts und hat nicht mit sich selbst zu kämpfen wie ein Piquet oder welcher Neuling nächstes Jahr auch immer im Renault sitzen wird.

Abgesehen vom Geld ist IMO BMW sicher die bessere Wahl für nächstes Jahr!

Ralf G. 22 September, 2008 - 10:56

Honda ist keine so schlechte Option, das Problem dort sind in meinen Augen die Fahrer. Barrichello ist eben Barrichello ;), und Button der überschätzte Lenkradkurbler des letzten Jahrzehnts. Da kann einfach nichts gehen. Mit einem Alonso sähe das anders aus.

NoteMe 22 September, 2008 - 12:27

Das kannst Du doch wohl nicht ernst meinen, oder? Immerhin haben beide Fahrer schon Rennen gewonnen und klar kann man sich über den Hype um Button vor ein paar Jahren wundern, aber dass macht ihn ja noch lange nicht zum Rückspiegelcineasten. Der Honda ist eine schlimme Gurke, und steht damit in schöner Tradition seines Vorgängers.

Und was die Fähigkeiten eines Alonsos angeht, finde ich diese Saison besonders ernüchternd. Klar ist der Renault kein Brenner, aber gerade bei den Rennen und widrigen Bedingungen (und davon fallen mir für dieses Jahr auf Anhieb 3 ein!) hätte sich sein angebliches Ausnahmetalent zumindest mal in einem Podiumsplatz äussern müssen. Dass hat ja sogar der ach so schlechte Barrichello mit dem Gurken-Honda geschafft!

Dass er charakterliche Probleme hat, hat Alonso letztes Jahr ja jedem bewiesen. Dass er obendrein auch noch entweder nicht so gut ist, wie er mal gemacht wurde (denke ich eher, auch nach 2007), oder sich hängen lässt, wenn es nicht nach Wunsch läuft, zeigt er heuer eindrücklich.

Persönlich weiss ich nicht, warum BMW und/oder Honda sich so einen ins Team holen würden.

Ralf G. 22 September, 2008 - 20:02

„Rückspiegelcineast“, schöner Ausdruck. ;)

Dass Button das Honda-Team nicht voran bringt, kann als erwiesen angesehen werden, wenn man sich die letzten beiden Jahre anschaut. Und Rubinho ist ein sympathischer Bursche, aber Weltmeister wird der nicht mehr.

Alonso war zweimal Weltmeister (und wäre es ein drittes Mal geworden, wenn das Team es nicht versemmelt hätte), der ist eine ganz andere Kategorie als die jetzigen Fahrer. Wenn Honda noch mal angreifen will, schlagen sie zu und holen sich einen Champion.

Und das mit dem „charakterlichen Problemen“ – diese Geschichte geht zu mindestens 50% auch auf das Konto von McLaren, daher würde ich das nicht überbewerten. Alonso passte halt nicht in das von Dennis und Haug gewünschte Schema der stromlinienförmigen rennfahrenden Sprechblasenroboter mit der Anforderung „schnell fahren . maul halten“ ;)

Matz 23 September, 2008 - 12:02

Kann insbesondere dem letzten Absatz nur zustimmen!

Vor der letzten Saison war mir Alonso sehr symphatisch. Und auch wieder in dieser Saison fällt er nicht durch dumme Sprüche und Aktionen auf.
Alonso und Briatore passen einfach zusammen und sollten an dieser Kombination nichts ändern, egal wie gut oder schlecht der Renault ist. Alonso wird in anderen Rennställen nicht glücklicher werden.

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