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Chaos bei Premiere – Börnicke weg

von DonDahlmann
10 Kommentare

Am Wochenende berichtete der Spiegel in der Druckausgabe über angebliche Unregelmäßigkeiten in der Kundenverwaltung von Permiere. Ich zitier mich mal selber:

Die Mannen von Rupert Murdoch haben sich wohl mittlerweile Richtung Bodensatz der als “zahlend” registrierten Kunden gewühlt und dabei angeblich festgestellt, dass von knapp 4 Millionen Abonennten rund 1 Millionen Karteileichen sind. Das sollen entweder Kunden sein, deren Abo in diesem Jahr ausgelaufen ist, oder die nur eine “Flex” Karte haben.

Premiere dementierte die Zahlen und die Aussage, dass es überhaupt Karteileichen geben könnte. Alle Kunden, so Premiere, seien zahlenden Kunden. Nur um sich am Dienstag ausgerechnet von Jürgen Müller zu trennen, der zufälligerweise „…in verschiedenen leitenden Funktionen in den Bereichen Vertrieb und Marketing für Premiere tätig…“ war. Unter anderem auch für die Flex Kunden. Und jetzt kommt der nächste Hammer – Vorstandschef Michael Börnicke legt mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder.

Die Meldung von Premiere kommt sehr überraschend. Zum einen demontiert man nicht einfach mal so kurzfristig einen Vorstands Chef, der vor wenigen Wochen noch einen langfristigen Wachstumsplan verkündet hat. Zum anderen hieß es immer, dass die News Corp. mit einem Austausch von Börnicke warten würde, bis die Bundesligarechte-Vergabe vorbei sei. Man wollte gegenüber der DFL nicht den Eindruck vermitteln, dass es Unruhe bei Premiere geben würde, zudem hatte Börnicke im Bieterverfahren ja einige Erfahrung.

In den letzten Monaten tauchten immer mal wieder Berichte auf, die darauf hinwiesen, dass der News Corp. die seit Mai die meisten Anteile an Premiere hält, beim Blick in die Bücher schlecht geworden sei. Genaueres hörte man nie, aber es wurde der Eindruck vermittelt, dass nicht alles so zu sein schein, wie Premiere das darstellt. Vor allem in Sachen Buchhaltung. Die Meldung mit den Kundendaten scheint da gut ins Bild zu passen.

Noch deutlicher wird das, wenn sich den Nachfolger von Börnicke anschaut: Mark Williams. Der ist nicht nur ein alter Hase im Pay-TV Geschäft, sondern auch der CFO (Chief Financial Officer) der gesamten News Corp. und berichtet direkt an James Murdoch, dem Sohn von Rupert Murdoch, der die Europa-Geschäfte seines Vaters führt. Williams war von 1996 bis 2000 der CFO des australischen Pay-TV Anbieters FOXTEL und seit 2003 war er bei Sky Italia ebenfalls für die Finanzen zuständig. Das man einen so hochrangigen Mann nun in die Premiere Zentrale setzt, zeigt meiner Meinung nach zweierlei: Zum einen ist Murdoch die Sache mit Premiere sehr ernst, zum anderen scheinen die Probleme bei deutschen Pay-TV Sender so groß zu sein, dass da jemand hin muss, der sehr viel Erfahung im Aufbau von derartigen Sendern hat.

Was das für Premiere und die Kunden bedeutet? Auf kurze Sicht nichts. Wer erwartet, dass innerhalb von wenigen Wochen die NASCAR oder andere Dinge bei Premiere auftauchen, sollte das schnell wieder vergessen. Zum erst wird Williams nach und nach seine Vertrauten in Schlüsselpositionen setzen, was etwas dauern wird. Zum anderen gehe ich davon aus, dass man den gesamten Sender umstrukturieren wird, nachdem man die Bundesligarechte erhalten hat. Ich vermute, dass bei Premiere im Programm kein Stein auf dem anderen bleiben wird, was auch zu einem Abbau beim Personal führen kann.

Die Ernennung von Williams weist auch darauf hin, dass die News Corp. den Entschluss gefasst, den Laden komplett neu aufzubauen, auch wenn das bedeutet, dass man zunächst einmal Geld in die Hand nehmen muss. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren vor allem der Sportbereich massiv ausgebaut wird, was aber auch dazu führen kann, dass die Abo-Preise steigen werden. Denn verglichen mit Sky UK und Sky Italia zahlt man in Deutschland noch deutlich weniger.

Es besteht zumindest seit heute Abend die berichtigte Hoffung, dass der elendige Zustand der Premiere Kundenbetreuung und von Teilen des Programmes in Zukunft ein Ende haben wird. Ganz ohne die Preise zu erhöhen, wird das wohl nicht gehen.

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10 Kommentare

NoteMe 10 September, 2008 - 23:45

Ganz ehrlich, höhere Preise kann sich der Laden gar nicht leisten. Nicht mal die aktuellen Listenpreise sind in irgendeiner Weise realistisch.

Klar hat man jetzt mal jemanden mit internationaler Erfahrung, aber das macht den deutschen Fernsehmarkt nicht einfacher und die Erfolgsaussichten für einen PayTV-Anbieter wie Premiere nicht besser.

Vielleicht verbessert sich ja mittelfristig die Aussendarstellung. Vielleicht kann man sogar auf die Verlängerung der NBA- bzw. IRL-Verträge hoffen. Aber schlussendlich ist Mr Williams nicht zur Bespassung deutsche Abo-TV-Kunden abdeligiert worden, sondern um den Laden finanziell auf die Beine zu bringen.

Aber daran haben sich schon ganz andere erfolglos veruscht …

PS: News Corp. hält nicht die meisten Anteile, sondern lediglich ~25%, mithin eine Sperrminorität und durch die geringe Anwesenheit der Aktionäre bei der Hauptversammlung eine faktische Mehrheit dort.

JackKnife 11 September, 2008 - 00:24

Man darf auch nicht vergessen, dass die Möglichkeiten des PayTV in Deutschland begrenzter sind. Nirgendwo sonst bekommt man fast alles im FreeTV präsentiert, ohne dafür extra zahlen zu müssen. Solange das PayTV nicht exklusiver wird, kann man höhere Preise nicht rechtfertigen oder ein erfolgreiches Modell aufstellen! Dafür ist unser Land zu sehr auf das FreeTV ausgerichtet.

Jehuty 11 September, 2008 - 01:03

Bevor Premiere einen Schritt nach vorne ging, gingen sie drei zurück. Sollte damit nun Schluss sein? Hoffentlich!

basic-groove 11 September, 2008 - 01:47

naja premiere halt. ich wußte schon warum ich von denn laden vor 3 jahren weg bin! zudem kann auch premiere nascar (was eh nicht mehr so schnell kommen wird bei premiere) u.s.w. holen nächstes jahr. ich bin raus…kein lust mehr auf paytv! sollen sie alle auf ihren verträgen hocken bleiben!

gute nacht premiere! :)

couchracer 11 September, 2008 - 06:55

Don, fall du bitte nicht auch auf das „Sky ist teurer“ rein, bitte! Sky England (Komplett) kostet ohne HD genau 3 € mehr als die Premiere 4er Kombi/Fussball + Star (also auch alles ausser HD).

Natürlich ists schwer die 2 Pakete zu vergleichen aber man kann doch erkennen das ein „komplett“ Kunde in Wirklichkeit also kaum mehr bezahlt, selbst mit HD sinds nur 5 € mehr als bei Premiere mit HD.

Die 3 bzw 5 € wären es mir sofort wert da man ja deutlichst mehr Inhalte bekommt (wenn auch teilweise mit UBW in UK, wie es in It ist weiß ich nicht).

Mein italienisch ist nicht das beste aber Sky Italia scheint mir allerdings wirklich teurer zu sein als Sky UK und Premiere.

Ich denke Murdochs Leute werden nicht so doof sein und Mondpreise zu verlangen, erstmal muss man verloren gegangenes Vertrauen aufbauen, nebenbei kann man die ganzen Rückholer/Prepaid/Flex Billig-Abos abschaffen und natürlich aufgrund der neuen Abozahlen die als sowieso zu teuren Rechte neu aushandeln.

Ich hoffe das man mittels der Synergien von Sky deutlich mehr geboten kriegen wird als bisher. Es kann eigentlich nur aufwärts gehen für uns Zuschauer, noch schlimmer kann Premiere nicht werden.

DonDahlmann 11 September, 2008 - 14:08

@Couchracer: ich komm da auf was anderes. Das 4er Paket bei Premiere (ohne HD) kostet 44 Euro. Das komplette 6er Paket bei Sky umgerechnet 59 Euro. Dazu muss man allerdings auch sagen, dass Sky mehr bietet fürs Geld. Ich rechne langfristig mit einer Steigerung auf 50 bis 55 Euro bei Premiere. Dass aber auch erst in ein bis zwei Jahren.

@jackknife: Das Free TV Problem in Deutschland ist sicher nicht zu unterschätzen. Es gibt nur eine Variante, wie man das umgehen kann: Rechte exklusiv einkaufen. Die Bundesliga sowieso, aber auch andere Sportrechte. Die F1 wird nie völlig im Pay TV verschwinden, da werden die Hersteller was dagegen haben. Anderen Premiumsport gibt es nicht, außer Premiere kauft schnellstens US Sport Rechte ein. NASCAR, NBA und NHL wären wohl sofort zu haben. NFL glaube ich erst wieder ab 2010.

couchracer 11 September, 2008 - 14:47

Du hast halt Star rausgelassen Don ;) Das rechne ich mit rein wenn ich sage „komplett“ und selbst dann hat man weit weniger Sender.

DonDahlmann 11 September, 2008 - 18:57

Ah, ok. Gut, wenn man fair sein will, muss man dass auch als Kabelkunde miteinrechnen. Ich zahl ja auch 12 Euro oder sowas bei Kabel Deutschland. Dann stimmt es natürlich mit den 55 Euro.
Auf der anderen Seite… bei Sky gibt es auch nicht mehr alles. Premier League ist zum Teil aus EU Kartellrechtlichen Gründen zu Setanta abgewandert, den FA Cup und Europäische Ligen hat man auch. PGA Tour ist da ebenso wie die BTCC. Das ist halt der Nachteil, wenn es zwei Anbieter gibt.

solid2000 12 September, 2008 - 08:36

Der Mann heisst immernoch Börnicke und nicht Brönicke! ;)

DonDahlmann 12 September, 2008 - 17:29

Hups, in der Hektik vertauscht. Komisch, bein Kofler habe ich nie verschrieben :)

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