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Halbzeit in der F1

von DonDahlmann
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Ferrari
Man war nicht so weit vorne, wie man sich erhofft hatte. Der Wagen hat, auf manchen Strecken, riesiges Potenzial, auf anderen sieht es nicht so gut aus. Das erinnert an das letzte Jahr, wo man wegen des zu langen Radstandes manchmal im Hintertreffen war. Aber obwohl man das verändert hat, sind ein paar Probleme geblieben. Allerdings sind das wirklich nur Marginalien. Ich bin mir sicher, dass Ferrari das beste Auto im Feld hat. Viele Probleme des Teams sind aber auch hausgemacht. Die Qualitätsprobleme zum Start der Saison, oder chaotische Entscheidungen an der Box. Man verlässt sich zu sehr auf den, manchmal nicht vorhandenen Speed, und geht in der Quali wenig Risiken ein. Das hat sich schon ein paar gerächt. Bei den Fahrern geht es auch auf und ab. Man meint Räikkönen anzumerken, dass er nach dem Sieg in der Weltmeisterschaft ein wenig den Dampf verloren hat und Massa ist halt weiterhin Dr.Jekyll/Mr.Hyde. Mal ist er unschlagbar, mal kann er nicht geradeaus fahren. Der Schwachpunkt bei Ferrari ist nicht das Auto, sondern die Probleme an der Box und bei den Fahrern. Das könnte Ferrari die Weltmeisterschaft kosten.

McLaren

Nach dem sehr schmerzhaften Verlust der sicher geglaubten WM und der harten Bestrafung durch die FIA hatte ich McLaren schlechter eingeschätzt. Ron Dennis und Norbert Haug ist aber das Kunststück gelungen, dem Team eine „Jetzt aber wirklich“ Stimmung zu geben, was man auch mal lobend erwähnen muss. Den Wagen hat man mehr evolutioniert, was aber keine schlechte Entscheidung war, weil man auf diesem Weg neuen technischen Problemen aus dem Weg gegangen ist. Taktisch macht man auch keine Fehler. Schwieriger sieht es bei den Fahrern aus. Wie manche Beobachter schon im letzten Jahr sagten: Kovalainen ist auf die kurze Distanz schnell, im Rennen fehlt im die Gleichmäßigkeit. Da ist Lewis Hamilton auch in seinem zweiten Jahr deutlich besser, auch wenn er noch viele Fehler macht. So lange er vorne alleine wegfahren kann, ist er gut, wenn einer von hinten kommt, wird er schnell nervös und reagiert über. Das begleitet ihn schon sein ganzen Rennfahrerleben. McLaren fehlt hier und da der Speed, aber tatsächlich können sie die WM gewinnen – zumindest dann, wenn sich Ferrari weiterhin auf zwei Fahrer konzentriert.

BMW
Die haben dieses Jahr schon mehr erreicht, als man sich vorgenommen hatte. Eine Pole, ein Sieg, mehrere Podestplätze und McLaren hängt man in der Kontrukteurs-WM auch im Nacken. Da hat man nichts falsch gemacht. Es war richtig, ein komplexes Chassis zu konstruieren, auch wenn man das nur dieses Jahr einsetzen kann. An der Box und im Team scheint es kaum Schwächen zu geben. Respekt. Besser würde man noch da stehen, wenn Heidfeld nicht sein Loch gehabt hätte. Der Deutsche hat in diesem Jahr sehr viel Kredit verspielt und muss aufpassen, dass er nicht auf die Abschussliste kommt. Noch mal so ein Ding, und er kann bei Force India anklopfen. Toll aber, dass BWM Heidfeld so geholfen hat. Bei Renault wäre schon längst rausgeflogen. Das Kubica sich so entwickelt hat, war eine Überraschung für mich. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Aber so ganz sicher bin ich mir bei dem Polen immer noch nicht. Es wird wohl bei Platz drei in der WM bleiben, wenn Kubica aber weiterhin so fleißig Punkte sammelt, könnte er bis zu den Asien-Rennen an der WM Spitze bleiben.

Renault
Sicher die Enttäuschung des Jahres. Gut – man hat Alonso erst im Januar ins Auto setzen können, was dem Team sicher geschadet hat. Aber neben den technischen Zeichnungen die ein McLaren Designer letztes Jahr mitgebracht hatte, bekam man auch den vollen McLaren Input von Alonso. Und trotzdem bekam man keinen vernünftigen Wagen hin. Auch beim Motor hat man angeblich Schwächen. Mercedes und Ferrari sollen bis zu 25 PS mehr aus dem Antrieb rausholen. Hier gibt es also weiterhin Schwierigkeiten im Team, die auch nicht dadurch besser werden, dass Alonso von Anfang an offen mit damit gespielt hat, das Team zu verlassen. So ein Verhalten schafft auch kaum Motivation und ist mal wieder so ein typischer „Alonso“. Fahrerisch kann man Alonso nichts nachsagen, Piquet jr. hat es da schon schwerer. Aber im Laufe der Saison ist besser geworden und ich würde mal nicht zu früh den Stab über ihn brechen wollen. Es wird schwierig für Renault den vierten Platz zu erreichen.

Red Bull
Das neue Auto ist definitiv ein Schritt nach vorne. Das viele Ideen von Adrian Newey von den anderen Teams übernommen wurde, ist ein deutliches Zeichen. Aber offenbar ist man den Weg nicht konsequent genug gegangen. Der Wagen ist so ein Zwitter, eine Mischung aus den typisch revolutionären Newey Ideen und klassischer Ingenieurskunst. Wie man im Winter hören konnte, hat man Newey hier und da beim Design bremsen müssen. Vielleicht wäre es besser gewesen, hier mehr Risiko zu wagen. Sonst scheint das Team gut dazustehen, sieht man mal von den Fahrern ab. Webber ist bekanntermaßen schnell, aber nie über eine volle Renndistanz. Selbst wenn er, wie üblich, Coulthard in der Quali bügelt, kam es doch hier und da vor, dass der Brite nach dem Rennen sogar vor ihm stand. Das Coulthard nun aufhört, ist vermutlich ein weiser Entschluss. Das Team muss, wenn es in die Top Drei will, mutiger werden, und es braucht einen besseren Fahrer, der auch im Rennen konstant ist.

Toyota
Wie alle, habe ich mich auch bei Toyota verschätzt. Die sind zwar nicht richtig gut, aber auch nicht so schlecht, wie alle vermutet hatten. Tatsächlich sind sie im Moment wohl das Mittelfeld Team. Nach hinten wenig Ausreißer, aber auch nicht nach vorne. Es gibt allerdings wohl immer noch Probleme bei der Abstimmung des Wagens. Trulli muss einen sehr eigenen Fahrstil haben, wenn auch Glock nicht klar kommt. Aber das Team robbt sich nach vorne, und damit kommt auch die Motivation wieder. Trulli ist in dieser Saison wirklich gut unterwegs. Selbst im Rennen. Glock hat noch Probleme, aber ich sehe das wie bei Piquet jr. Da muss man einfach warten.

Williams

Das Williams in diesem Jahr auf Dauer das Entwicklungstempo der großen Drei nicht würde halten können, war klar. Aber man hatte zu Beginn der Saison ein Auto, dass zumindest für Überraschungen gut war und man hat es vermasselt, weil man die Performance nicht umsetzen konnte. Vielleicht, weil die Ergebnisse bei den Tests zu gut waren und man sich deswegen wiederum zu sicher fühlte. Aber irgendwas läuft bei Williams intern schief, denn man holt längst nicht alles raus. Das liegt aber auch an Rosberg. Seine Fehlerquote ist einfach zu hoch. Wenn man es böse ausdrücken – verglichen mit anderen ist sie gigantisch. Er hat reihenweise gute Platzierungen weggeworfen. Ganz ehrlich – er hat mich im ersten Halbjahr massiv enttäuscht. Auch dass er über die Medien teilweise einen Kleinkrieg mit seinem Team lieferte, fand ich eher unschön. Er wirkt missmutig und manchmal demotiviert, weil er von Williams nicht das Material bekommt, dass er vielleicht gerne hätte. Aber – es zeichnet eben auch einen Fahrer aus, dass er mit nicht so guten Material zurecht kommt und zumindest im Rennen bleibt (Häkkinen, Schumacher, Alonso usw.). Nakajima wiederum gefällt mir besser als erwartet. Ihm fehlt aber deutlich Erfahrung und die Konstanz im Rennen.

Honda

Der große Sprung nach vorne ist auch Mitte der Saison mit Ross Brawn nicht abzusehen. Der dritte Platz in Silverstone war eher ein Unfall, denn sonst hängt man mit dem Wagen vermutlich hinter den Torro Rosso. Der neue Wagen ist, mal wieder, eine Gurke. Seit dem man die Aerodynamikabteiling und Geoff Willis geschlachtet hat, geht bei Honda nichts mehr. Brawn ist vermutliche der letzte Notanker, damit noch was passiert. Das er in diesem Jahr kaum noch was für den diesjährigen Wagen macht, ist verständlich und daher sollte man nichts von Honda erwarten. Bei den Fahrern kann auch nichts sagen. Bei Button ist ein wenig der Lack ab, Barrichello ist mit seinen gefühlten 25 Jahren F1 manchmal sogar immer noch schneller als der Brite. Warum sollte Honda den Brasilianer austauschen, wenn man nicht zufälligerweise Alonso bekommt?

Torro Rosso
Man macht halt das Beste aus dem, was man hat. Das alte Auto einzusetzen war eine mutige und richtige Entscheidung, auch wenn es sich nicht ausgegangen ist. Intern scheint man auch alles richtig zu machen und vor allem die Entscheidung (die ja nicht ganz freiwillig war) auf die Ferrari Motoren zu setzen war wohl eine weise Entscheidung. Die fehlenden Entwicklungsschritte beim Chassis (man hängt drei Monate hinter Red Bull) macht man mit dem etwas stärkeren Motor fast weg. Dazu kommt natürlich Sebastian Vettel, der kurz davor ist, den Sprung in ein Top Team zu machen – vor allem jetzt, wo Red Bull offenbar noch darauf hofft, dass man Fernando Alonso bekommt. Etwas schwerer tut sich der andere Sebastian. Er kommt nicht gegen Vettel an, im Rennen fehlt es ihm nicht an Konstanz, aber an Speed. Trotzdem finde ich, dass er sich recht gut schlägt, wenn man bedenkt, dass er die Formel Eins erst ein paar Monate kennt.

Force India

Wenn selbst Torro Rosso große Fortschritte macht, dann bleiben Force India nur die Krümmel. Das Chassis, noch aus Spyker-Zeiten, ist alt und schon lange nicht mehr auf dem neusten Stand. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass FI in diesem Jahr wirklich große Fortschritte gemacht hat. Statt 3 Sekunden, ist man nur noch rund 2 Sekunden entfernt. Und das, obwohl die Topteams auch etliche Schritte nach vorne gemacht haben. Die gute Arbeit des Teams wird schnell übersehen, wenn man nur nach vorne schaut. Es läuft also nicht schlecht, was sicher auch ein Verdienst von Fisichella ist, der eine gute Saison abliefert. Schlechter läuft es für Sutil. Im Regen top, im trockenen fehlt ihm etwas. Er hat im Winter wohl eine Offerte von McLaren ausgeschlagen (oder war nach Rosberg und Kovalainen nur dritte Wahl) und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Sutil in Deutschland nicht etwas überschätzt wird. Da es gerade keinen Mangel an guten Nachwuchsfahrer gibt, wird er sich anstrengen müssen, um seinen Platz im Team auch 2009 halten zu können.

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