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Journalisten vs. Teams

von DonDahlmann
6 Kommentare

Das Verhältnis zwischen Journalisten und Teams, bzw. Herstellern ist nicht immer frei von Spannungen. Gerade jenen Autoren, die immer vor Ort sind. Das ist im Motorsport nicht anders, als in anderen Bereichen, zum Beispiel in der Politik. Es sind immer zwei Dinge:

1. Die Werke brauchen die Journalisten, damit der eigene Name oft und positiv genug genannt wird
2. Die Journalisten brauchen die Werke, damit sie an Informationen ran kommen, die andere vielleicht nicht haben.

Das führt dazu, dass sich ein Interessengeflecht entwickelt. Ein wenig nach dem Motto: „Wenn Du nett zu mir bist, dann bin ich nett zu Dir.“. Wie sich dass dann auswirkt, kann man schon sehen, wenn sich die beiden größten Auto-Zeitungen des Landes anschaut, die auch über die Formel Eins berichten. Die „Auto, Motor & Sport“, in Stuttgart hergestellt, unterstützt Mercedes, die Auto-Bild, aus Hamburg stammend, hat es, dank langjähriger guter Kontakte, eher mit Ferrari. Da hatte ich großen Spaß im letzten Jahr, als ich während der Spionage-Affäre beide Blätter gelesen habe.

Wie eng die Verflechtung von Journalisten und Herstellern ist, zeigen zwei Beispiele

– Norbert Haug war früher mal (von 1975 bis 1988) Mitglied der Redaktion von „Auto, Motor & Sport“. Er leitete das Sport Ressort und war am Ende sogar stellvertretender Chefredakteur.
– Stefan Heinrich, den meisten als Eurosport/MotorsTV Kommentator bekannt, ist auch Streckensprecher der Zwei-Hersteller-Serie DTM.

Die meisten bekannteren Journalisten im Automobilbereich sind ziemlich fest mit der Industrie verwoben. Manche machen es geschickt, andere kokettieren offen mit ihren Verbindungen zu wem auch immer. Andere wiederum geben offen zu, dass die Weihnachtsfeier irgendeines Rennsportzulieferes moderieren oder auch mal bei der Präsentation eines neuen Autos zum Mikrofon greifen.

Mich stört das selten. Manchmal geht es auch nicht anders. Die Szene ist letztlich klein, man kennt sich seit Jahren, teilweise Jahrzehnten, und man kann nicht einfach darauf hoffen, dass man nebenbei mal ein paar Neuigkeiten gesteckt bekommt. Nur wenn man über Jahre Vertrauen aufbaut, bekommt man irgendwann auch mal eine exklusive Nachricht ein paar Tage/Stunden früher. Wer neu dabei ist, oder sich nicht immer an die Spielregeln hält, der bekommt halt nur die offizielle Pressemeldung.

Das „Auto, Motor & Sport“ halt eher Mercedes-lastig ist, mag den ein oder anderen nerven, aber da weiß man wenigstens, wo man dran ist. Was mich stört, ist das Gegenteil – das nicht offen legen von Nebengeschäften, das verschämte „Lob-Schreiben“, weil man einen Anzeigenkunden nicht verärgern will. Kommt aber, wie wir ja alle wissen, immer wieder gerne vor, ganz besonders, wenn es um die DTM geht, die offenbar noch einen ganz eigenen Kurs in Sachen Journalisten fährt. Und so wundert es mich auch nicht, dass es kaum kritische Stimmen in Sachen DTM gibt. Nur als im letzten Jahr Audi den Ausgang des Zandvoort-Rennens bestimmte, tauchten Stimmen auf, die sagten „Das war aber nicht nett. Hoffentlich passiert das nicht wieder.“ Man muss aber faierweise auch sagen, dass die nette Berichterstattung auch für die WTCC gilt. Die straft man aber immerhin ab, in dem man die Berichterstattung immer mehr verkleinert. Wenn man aber vergleicht, was viele Zuschauer von den Rennen mancher Serie halten, und dem, was manche Kollegen so drüber schreiben, kann man nur denken: „Zwei Welten? Anderes Rennen gesehen?“

Es ist aber auch schwierig für die Journalisten die Waage zu halten. Sind sie zu kritisch, zum Beispiel in Sachen Formel Eins, dann kommen sie vielleicht irgendwann nicht mehr ins Fahrerlager rein, werden nicht mehr zu Interviews eingeladen oder jemand sagt man mal jemanden aus der Verlagsleitung, dass man gerne Anzeigen schalten würde, aber das Umfeld sei halt gerade nicht so günstig. Wenn es um den eigenen Job geht, um Familie und all diese Dinge, dann ist eben heute manchmal besser, wenn man die Texte freundlicher hält, was zwar nicht bedeutet, dass man etwas „falsches“ schreibt, aber eben nur die Hälfte dessen, was man denkt oder sagen möchte.

Deswegen ist die Motorsportberichterstattung (und nicht nur die) in Deutschland etwas, sagen wir mal, eintönig. Egal, welche Seite man aufruft oder welches Heft man sich kauft – man liest entweder die Sachen, den die dpa/sid rausgeschickt haben, oder eben die manchmal etwas weichgespülten Kommentare der Fachpresse. Und leider gibt es außer dem Kollegen dogfoog, Jürgen Kalwa und Jens Weinreich kaum Journalisten, die sich kritischer mit bestimmten Sportarten auseinandersetzen.

Wie gesagt – das ist in vielen Branchen so. Das war schon immer in der Musikindustrie so, in Bereich der Spieleindustrie gilt etwas ähnliches (da mahnt man auch schon mal jemanden ab, wie im Fall Atari vs. 4players.de) oder in der Filmbranche, wo man nach zu vielen, zu schlechten Kritiken nicht mehr zu den Pressevorführungen eingeladen wird.

Aber es gibt ja sehr selten auch Ausnahmen. Überrascht las ich gerade die neue Kolumne von Norbert Ockenga in der MSA. So offen und ehrlich hab ich selten jemanden über einen Rennstall und sein Verhältnis zu ihm schreiben sehen. Mal sehen, wie lange das Ding online ist :)

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6 Kommentare

dogfood 13 Juli, 2008 - 13:48

Um das zur WTCC kurz aufzudröseln: Promoter der Serie ist, via der Töchter KSO und „Eurosport Events“, Eurosport themself. Dieses Konstrukt bürgt nicht wirklich für unabhängige Berichterstattung auf Eurosport.

Leider ein häufig anzutreffendes Phänomen: die Sender versuchen aus den Sportübertragungen Events zu machen und verlassen damit ihre neutrale Position des Berichterstatters und werden selber zu Veranstalter. Sehr schön bei den Boxübertragungen zu sehen, wenn die Übertragung selber Bestandteil des Events werden.

Anderes zufälliges Beispiel hatte ich vorhin in der Shout Box erwähnt: in der Formel 3-Übertragung hat PREMIERE vor dem Rennstart heute ein gleines dreiminütiges Stück gebracht, über TV-Training von Fahrern aus der POST-Förderung. Der Beitrag hatte nicht die PREMIERE- sondern zufällig POST-CI. Die Fahrer alle zufällig POST-Overalls an.

Der Beitrag handelte vom TV-Training dass Lauterbach, Simon und Schulz mit den POST-Rennfahrern absolvierte, also drei (freie) Mitarbeiter aus dem PREMIERE-Umfeld. Alle fanden das TV-Training hervorragend und die POST wurde dafür gelobt, dass sie ihre Fahrer so umfassend ausbilde.

Es handelt sich dabei übrigens um den gleichen Pay-TV-Sender PREMIERE, der das Bundeskartellamt angerufen hat, weil ihm die vorgefertigte Bundesliga-Berichterstattung aus dem Hause DFL/SIRIUS nicht genehm ist.

Ralf G. 13 Juli, 2008 - 14:54

„Leider ein häufig anzutreffendes Phänomen: die Sender versuchen aus den Sportübertragungen Events zu machen und verlassen damit ihre neutrale Position des Berichterstatters und werden selber zu Veranstalter.“

Genau, das sieht man doch sehr schön am grotesken Zwei-Marken-Pokal DTM, wo die ARD den Eindruck erwecken möchte, diese Beschäftigungstherapie für abgetakelte Helden aus richtigen Serien, garniert mit hoffnungslosen Talenten und zahlenden Herrenfahrern sei eine richtig tolle sportlich wertvolle Rennserie.

Stefan 13 Juli, 2008 - 15:38

schön launiger Kommentar von Norbert Ockenga. Jetzt weiss ich wieder, warum ich die MSA so mag, auch wenn der F1-Anteil für meinen Geschmack viel zu hoch ist.

BTW: bin eben beim DTM-Rennen (mal wieder) fast eingepennt. Die Serie ist sicher nicht so schlecht, wie von einigen Fans geschrieben wird, aber auch nicht so toll, wie bei den ARD Übertragungen gerne behauptet wird.
Die Probleme sind seit Jahren bekannt, gemacht wird nichts dagegen:
*Die Rennen sind steril und bieten in der Mehrzahl zuwenig Action.
*Die DTM-Kisten sehen toll aus und haben auch einen tollen Sound sind aber für einen Tourenwagen zu zerbrechlich. Ständig fliegen irgendwo Plastikteilchen rum.
*Gibt es doch mal ein tolles Rennen zu sehen, dann muss man sich hinterher das Geheule der Teamchefs anhören (und leider auch der jeweiligen Markenfans), die anderen wären unfair gewesen.

Was ich gerne wieder sehen würde? Die DTM der 80er und Anfang der 90er.

Wolli 13 Juli, 2008 - 16:23

das Problem an der DTM ist einfach,dass es schon GT Autos sind,die gerne Tourenwagen Rennen fahren möchten.Sowas funktioniert aber nicht,da viele Fans die DTM ,,anders,, in Erinnerung haben.Mich eingeschlossen.Seitdem man nur noch ein Rennen hat,ist die DTM langweiliger geworden mit jedem Jahr.Kaum ein Fahrer,der den Mund aufmacht,Premat lachte letztes Jahr noch in Zandvoort,als er wegen der Stallorder zurückgepfiffen wurde und meinte,ihm sei es wurscht,schliesslich fahre er für einen der besten Hersteller ( Arschgekriesche vom feinste).Alles wird Intern geklärt,und nach aussen Friede Freude Eierkuchen.Rempelt sich mal ein Gegner durchs Feld,jammern die Sportchefs oder ziehen ihre Autos aus dem Rennen zurück.Kollisionen werden viel zu hart bestraft und die Boxenstoppfenster sind ein Witz.Ehrlich gesagt kann man die DTM auch einstampfen,denn so wie es momentan läuft,ist es nur langweilig.Die ARD macht auch,was se will,die Quali komplett zu zeigen ist zuviel verlangt und nach dem Rennen vergrault man alle mit dummen Konzerten.Dazu schafft man es nicht,ein vernünftiges Rahmenprogramm hinzustellen,oft gibts pro Stunde nur ein Rennen und von 12-14uhr passiert gar nichts ausser Taxifahrten.Erwähnenswert heute Moritz Bleibtreu,der nach einer Taxifahrt erzählte,es wäre seine dritte.Da fällt mir echt nichts mehr zu ein….

sunny2k1 13 Juli, 2008 - 17:55

Ich denke, dass das kein nicht nur ein motorsportspezifisches Problem ist. Wer sich z.B. die Rundballerübertragungen anschaut, hat das gleiche Probleme (siehe EM oder die regulären Bundesliga-Übertraungen (sowohl Premiere als auch ARD/ZDF/DSF usw.)).

Nobbi 15 Juli, 2008 - 13:46

Letztendlich ist doch nur jeder auf den eigenen Vorteil bedacht. Da lässt sich nichts dran drehen. Ich kann beide Seiten verstehen und habe auch kein Problem mit einer, ergreife da also eher keine Partei.

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