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F1 – Das Ende von Super Aguri

von DonDahlmann
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Es war ein langsamer Tod, den Super Aguri gestorben ist. Und schön war er auch nicht gerade. Er fing im letzten Sommer an, als der Haupstsponor die „SS United Oil & Gas Company“ in Zahlungsschwierigkeiten geriet und die Sponsorenzahlungen von heute auf morgen einstellte. Der Sponsor, ein Deal, den im Übrigen auch Honda eingefädelt hatte, war das Rückgrat des Teams, da es andere Sponsoren nicht gegeben hat. Im Gegensatz zu den anderen Teams verließ man sich auf die Unterstützung von Honda und deren Deals. Damit war Super Aguri von Anfang etwas wackelig auf den Beinen, aber der ganze Rennstall war sowieso ein Schnellschuss aus dem Sommer 2005. Da stellte Honda fest, dass man mit einem zweiten Team durchaus gut dastehen würde, denn zwei Teams, die mit fast identischem Material unterwegs sind, bedeutet halt auch die doppelte Menge an Daten. Zu dem hatte man Wind von der Ausschreibung der FIA bekommen, dass man nur noch 12 Teams zu den Rennen zulassen würde. Innerhalb von wenigen Wochen stampfte man das Team aus dem Boden und kaufte quasi aus dem Museum alte Arrows-Chassis, damit man auf die Strecke gehen konnte. Der Wagen war derartig langsam, dass er schon fast eine rollende Schikane war. Aber mit viel Einsatz und Geschick gelang es Super Aguri den Wagen wenigstens halbwegs auf Vordermann zu bringen. Als man dann das alte Vorjahrschassis von Honda bekam, ging es 2007 richtig bergauf. Immerhin konnte das Team mit ein wenig Glück vier Punkte einfahren.

Trotz der Erfolge blieben die Sponsoren aus. Das Team hing weiter am Tropf von Honda, die aber 2007 wiederum selber genügend Probleme hatten. Dazu kam der Streit um die Kundenchassis. Honda war 2005, ebenso wie Prodrive 2006, davon ausgegangen, dass man problemlos Kundenchassis einsetzen darf. Auch im Bereich der Motorentwicklung gab es 2005 noch keinerlei Beschränkungen und dass die Motoren komplett eingefroren werden sollten, war zu dem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Als man sich aber in Sachen Kundenwagen nicht einigen konnte und die Motoren praktisch nicht mehr weiterentwickelt wurden, war Super Aguri für Honda nur noch ein Klotz am Bein. Das erste, was Ross Brawn als Teamchef bei seiner Einstellung bei Honda gefordert haben soll, war dann auch eine Kürzung der Unterstützung von Super Aguri. Warum sollen Dutzende von Ingenieuren für ein Team arbeiten, dass keinerlei vernünftige Daten mehr liefern kann, während das eigene Team am Boden liegt? Und so war die Schließung des Rennstalls eigentlich schon im Winter eine beschlossene Sache. Dass man noch versuchte, den Laden zu verkaufen, lag einfach daran, dass man deratig viel Geld in Super Aguri versenkt hatte, dass man wenigstens etwas wiedersehen wollte.

Überraschend kommt das also nicht, dass aber weder Honda noch Aguri Suzuki in den letzten acht Monaten in der Lage war, entweder einen neuen Hauptsponsor oder einen Käufer zu finden, ist dann schon etwas erschreckend für die Formel Eins. Man hätte schon bei der Prodrive Nummer aufmerksam werden sollen, hatte Dave Richards das Projekt doch eigentlich auf gesunde Füsse gestellt. Aber ihm wurde auch schnell klar, dass es offenbar niemanden draussen gibt, weder einen großen Sponsor, noch einen Hersteller, der gewillt ist, ein paar hundert Millionen Euro zu versenken um im hinteren Mittelfeld zu fahren. Für die Formel Eins ist das nach dem Scheitern von Prodrive der zweite Verlust eines Teams innerhalb von nur einem Jahr. Und man darf nicht vergessen, dass Torro Rosso ebenfalls auf wackligen Beinen steht, wobei sich hier aber offenbar noch die Möglichkeit aergeben könnte, dass man Red Bull gewähren lassen will. Oder auch muss – denn wenn Torro Rosso dicht machen müsste, dann gäbe es nur noch 18 Fahrzeuge am Start. Bernie Ecclestone hat den TV-Stationen und Veranstaltern 20 Starter versprochen. Ich bin mir sicher, dass man schnell eine Lösung finden würden, in dem zum Beispiel Team die dazu Lust haben mit drei Wagen an den Start gehen dürften, aber schön ist das nicht.

Die Sache ist einfach zu teuer geworden. Die Zeiten, in denen man wie Minardi vor wenigen Jahren, mit einem Budget von 35 Millionen Dollar noch wenigstens mit Anstand hinterher fahren konnte, sind komplett vorbei. Allein die Einführung der Energierückgewinnung für nächstes Jahr, veranschlagen die Teams konservativ mit 20 Millionen Dollar. Und das ist nur ein kleines Nebendings am Motor. Die Chassiskosten sind ebenfalls explodiert, allerdings muss man hier auch zwei Dinge mit in Betracht ziehen. Die Sicherheitsbestimmungen der FIA mögen teuer sein, aber wie man immer mal wieder sehen muss, funktionieren sie auch. Und die FIA hat den aerodynamischen Quatsch ab 2009 eingeschränkt. Weniger Geld wird man aber wohl trotzdem nicht ausgeben.
Für Sponsoren stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt noch lohnt. Eine Firma wie die Weigl-Gruppe hätte vor ein paar Jahren noch einen auf dicke Hose machen können. Aber wenn nicht mal 130 Millionen Jahresumsatz reichen um ein kleines Team halbwegs über Wasser halten zu können, dann läuft da einiges schief. Wie viel Firmen gibt es denn noch weltweit, die Interesse an der F1 hätten und das nötige Kaptial? Die verzweifelte Suche auf der arabischen Halbinsel nach neuen Geldgebern zeigt, dass auch die Scheichs sehr vorsichtig geworden sind. Die Formel Eins verspricht viel Aufmerksamkeit, aber wie viel Rendite springt dabei raus? Für viele Investoren, die unter dem Druck stehen, jedes Jahr die Umsatzzahlen nach oben zu drücken, offenbar nicht genug.

Die Formel Eins droht an ihrer eigenen Gier zu ersticken. Immer mehr Hersteller, die immer mehr Geld ausgeben und gleichzeitg sieht man einige Teams schon fast sponsorenfrei unterwegs (Red Bull, Torro Rosso, Toyota, Honda). Das hat es seit den 70er Jahre nicht mehr gegeben. Aber wie soll da ein Team noch einsteigen? Selbst die GP2 Teams winken beim Thema F1 ab. Früher war es normal, dass ein Formel 2 Team es mal in der F1 versuchen wollte, heute kostet allein die Einschreibegebühr mehr als eine ganze Saison GP2 und GP2 Asia. Vermutlich könnte man auch noch ein A1GP Team nebenbei von der Summe betreiben. Gleichzeitig verliert die Formel Eins aber auch immer mehr ihre Alleinstellungsmerkmale. Wo ist der Unterschied zwischen der A1 und der F1 bei den Motoren? In der F1 klebt Honda oder BMW außen drauf, aber eine Weiterentwicklung gibt es nicht. In der A1 stand da Zytek, ab September wird man Ferrari lesen. V8, ein paar Liter Hubraum aber die A1 hat immerhin schon mal einen Boost-Button. In Sachen Chassis wird es ab dem nächsten auch mehr Gleichmacherei geben, da die ganzen Flügelchen auf dem Wagen verboten werden. Was die Formel Eins von anderen Monoposto Serien wie der IRL oder der A1 unterscheidet sind die Besucherzahlen, die weltweite Reichweite, der Glamour und der technische Aufwand hinter den Kulissen. Aber lohnt sich das wirklich noch?

Offensichtlich denken viele Hersteller und Investoren, dass es sich nicht lohnt, sonst wäre das 12. Team da und Super Aguri hätte sich vor Anfragen nicht retten können. Die Formel Eins leidet unter einem massiven strukturellen Problem, dass so groß ist, dass bei der FIA und Bernie Ecclestone alle Alarmglocken läuten müssten. Auf der anderen Seite ist es die Quadratur des Kreises. Wie will man die Kosten drücken, ohne die technischen Alleinstellungsmerkmale der Serie zu zerstören? Ich habe leider auch keine Antwort. Ich war nie Fans von Super Aguri, aber es ist schade, dass der Rennstall nun verschwunden ist. Die kleinen Teams, die mal bei einem chaotischen Rennen in die Punkte kommen, sind wichtig für die Formel Eins. Wer interessiert sich schon dafür, wenn es Honda mal schafft? Die kleinen Teams liefern die Emotionen und sie zeigen, dass es geht, wenn man hart arbeitet und ein wenig Glück hat. Ohne die kleinen Team verkommt die Formel Eins zu einer seelenlosen Konzernangelegenheit. Wie gut, dass man immerhin noch Force India die Daumen drücken kann.

Und sonst?
Weder Danny Hamlin noch Michael Waltrip sind von der NASCAR bestraft worden. Waltrip hatte etwas hitzköpfig Casey Mears abgeschossen, aber erstaunlicherweise ließ die NASCAR die Sache durchgehen. Hamlin wurde vorgeworfen, dass er absichtlich an der Mauer geparkt hat, um eine Caution zu verursachen. Das sieht die NASCAR eigentlich gar nicht gerne. Ich glaub, es war Robby Gordon, den man vor ein paar Jahren mal hart bestrafte, weil er ein Stück Isoliermaterial auf die Strecke geworfen hatte, damit Gelb kommt. Bei Hamlin konnte man wohl nichts nachweisen.

05.05.2008

Aufz. 12:45 Uhr IRL Kansas Premiere
Aufz. 20:00 Uhr   NASCAR SC   Richmond   Premiere

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5 Kommentare

Dennis 6 Mai, 2008 - 19:30

schade um das 11. Team, schadet der Formel 1 halt tierisch … :/

sperro 6 Mai, 2008 - 19:49

Klasse Artikel!
Nur eins fehlt noch: Die Haltung von Nick Fry in der (politischen) Geschichte. Daher dachte ich, Du nimmst meinen vorangegangenen Kommentar auseinander.

Mach nur :)

DonDahlmann 6 Mai, 2008 - 19:59

Ich bin da absichtlich nicht drauf eingegangen, weil das zu sehr in den Bereich der Spekulationen gehört. Ich weiß nicht, ob Fry die Versuche von Suzuki und der Weigl Gruppe bewußt hintertrieben hat, und das weiß wohl auch kaum einer wirklich genau. Ich kann die Entscheidung von Honda wirtschaftlich auch nachvollziehen und ich hab bei Weigl Sache nie ein gutes Gefühl gehabt, weil deren Jahresgewinn mir zu klein erscheint, um ein Team zu stützen. Aber wenn Suzuki selber von einem „Pirahna Becken“ spricht, dass die Formel Eins, Honda und den Rest darstellt, sagt das schon ne Menge. Interessant wird noch, wer die qualmenden Reste von Super Aguri aufkaufen will.

NoteMe 6 Mai, 2008 - 21:01

Schöne Zusammenfassung, Don!

Einzig die innernjapanischen Gründe für die „Gründung“ von Super Aguri F1 (also Honda/Sato/Gesichtsverlust), die man auch als Geburtsfehler der ganzen Operation sehen kann, sind bei Dir ein bisschen unter den Tisch gefallen, und für mich gehört auch Force India in die Liste der Teams mit wenigen bis keinen echten Sponsoren.

Und ich kann Dir in Deiner abschließenden Ratlosigkeit nur beipflichten. Ich weiß auch keinen Ausweg aus der aktuellen Sackgasse. Immerhin ist es dadurch spannender, auf den nächsten Teamzusammenbruch zu warten, als sich ein durchschnittliches Formel-1-Rennen anzusehen. ;-)

sperro 6 Mai, 2008 - 22:20

Man hätte sich auch anhand der zerstreuten Infos eine Anti-Honda-Kampagne zusammen basteln können. Mit Nick Fry in der Hauptrolle, Szafnauer als Statist und Aguri Suzuki als bedauernswertem Opfer.
Das sehen wir dann zum Glück gleich, Spekulation.

Was mir an der 3-Wagen-Theorie aufgefallen ist: Nach Lust und Laune geht es nicht, das wäre Wettbewerbsverzerrung in der Konstrukteurs-WM.
Also alle oder keiner und somit wären wir wieder am Anfang, denn das wäre der nächste Kostenpunkt.

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