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NASCAR Sprint Cup Las Vegas – Analyse / WTCC Curitiba – Rückblick / MotorsTV ohne ELMS Rechte

von DonDahlmann
6 Kommentare

Wenn man jemanden vom Motorsport der NASCAR überzeugen wollte – das gestrige Rennen in Las Vegas wäre ein gutes Beispiel. Es hatte wirklich alles, was man sich wünschen kann. Deftige Zweikämpfe, verzweifelte Piloten, interessante Boxenstrategie, Dramatik und erschöpfte Fahrer. Über drei Stunden lang kämpften die NASCAR Teams um den Sieg und bis zur vorletzten Runde war es nie richtig klar, wer das Rennen gewinnen konnte. Mit anderen Worten: Das gestrige Rennen in Las Vegas war das beste Rennen der bisherigen Saison.

Schon das Rennen der Nationwide Serie am Samstag ließ erahnen, dass es auf der Strecke in diesem Jahr schwer zur Sache gehen würde. 13 Gelblichtphasen waren ein neuer Rekord und die Cup Fahrer stellten mit 11 Caution ebenfalls einen neuen Rekord auf. Dabei ist die Strecke eigentlich nicht viel anders, als andere 1.5 Meilen Ovalen, doch offenbar hat der Umbau vor zwei Jahren dem Kurs eine völlig andere Charakteristik gegeben. Die 20 Grad Banking sind es vermutlich, die den Rennen richtige Würze geben. Jedenfalls war es ein guter Kontrastpunkt zu dem lahmen Rennen in Fontana eine Woche zuvor. Von Anfang an ging es gut zur Sache. Es wurde um die Führung gekämpft, aber auch dahinter dauerte es lange, bis sich das Rennen einigermaßen gesetzt hatte. Durch die vielen Unfälle und Gelblichtphasen bekam das Rennen zu dem einen komplett anderen Dreh, weil plötzlich das halbe Feld, inkl. einiger Favoriten eine Runde zurück lag. Aus der Nummer kamen nur wenige raus, da es bei jeder Unterbrechung ja nur einen „Lucky Dog“ gibt. Um diesen Platz wurde hart und sehenswert gekämpft. Vorne war lange Kyle Busch in guter Position, doch gegen Ende ging ihm die Luft aus. Ab Mitte des Rennens war klar, dass die Ford mal wieder sehr stark waren. Carl Edwards Crew machte einen Fehler, so dass er ans Ende der Führungsrunde musste, aber erkämpfte sich bald wieder in die Spitzengruppe. Wer gewinnen wollte, der musste Edwards schlagen. Die Crew von Junior probierte es mit einem mutigen Strategiespiel, in dem man Earnhardt einen Boxenstopp nicht machen ließ, so dass er in Führung lag. Vorher war um Platz 10 unterwegs gewesen und nicht wirklich nach vorne gekommen. Die Entscheidung ihn draussen zu lassen war mutig, denn er hatte gut 20 Runden auf seinen Reifen und der Tank war natürlich auch leerer als bei seinen Konkurrenten. Und dann blieb es sehr lange grün und Junior beklagte sich im Funk über ein immer schlechter werdendes Auto. Er wurde dann in letzter Sekunde durch eine „Debris“ Caution erlöst. Am Ende hatte sich der Mut gelohnt, auch wenn er in den letzten Runden gegen Carl Edwards chancenlos war. Es war also ein sehr abwechslungsreiches Rennen und es brachte ein paar Erkenntnisse:

Toyota ist nicht schlecht unterwegs. Kyle Busch fuhr wie schon fast üblich am Anfang vorne weg und war lange in der Spitzengruppe. Auch Tony Stewart war mal kurz in Führung. Doch irgendwie verlieren die Toyotas wie im letzten Jahr schon gegen Rennende ihre Performance. Bei FOX rätselte man auch, woran das liegen könnte. Kyle Busch war klar auf den Shortruns gut, aber Stewart war besser bei den Longruns. Es kann also nicht daran liegen, dass man grundsätzlich zu „kurz“ abstimmt. Trotzdem geht den Toyotas gegen Ende der Saft aus. Auch die Vermutung, dass die anderen Teams erst gegen Ende des Rennens ihr wahres Potential zeigen, kann nicht hinkommen, denn gestern wurde fast über das gesamte Rennen voll gefahren. Man darf gespannt auf das Rennen in Atlanta nächste Woche sein. Das ist ein Highspeed Oval das noch schneller als Fontana ist. Vielleicht komme die Toyota hier auf Touren.

Hendrick Motorsport hat einen schlechten Start in dieser Saison. Der zweite Platz von Junior kann nicht darüber wegtäuschen, denn in den letzten Runden hatte Earnhardt jr. nicht den Hauch einer Chance gegen den späteren Sieger Carl Edwards und musste sich zu dem auch noch des heranstürmenden Greg Biffle erwehren. Nach dem Rennen machte Earnhardt auch einen extrem frustrierten Eindruck, was mich schon ein wenig überrascht hat. Aber der Frust rührte wohl daher, dass er einfach so knapp vor seinem ersten Sieg seit zwei Jahren gestanden und dann keine Chance hatte. Dabei war er noch im Glück. Jeff Gordon fiel wegen seines Unfalls ganz aus (siehe weiter unten), und Jimmie Johnson hatte ein rabenschwarzes Wochenende. Der Doppel-Meister kam nie in Schwung, fuhr mit die langsamsten Zeiten und auch langwierige Umbauten an seinem Wagen änderten nichts. Ein Wochenende zu vergessen für Johnson, Gordon und Hendrick Motorsport.

Besser lief es für Dodge, auch wenn man dort nicht zufrieden sein konnte. Irgendwie rutschte Kasey Kahne gleich am Anfang in die große Gruppe derjenigen, die eine Runde zurück waren, und es dauerte sehr lange, bis er wieder vorne dran war. Dann allerdings lief es gut und er erreichte einen Platz in den Top Ten. Bei Ganassi sah es allerdings bei weitem nicht so gut aus. Montoya, Sorenson und Franchitti fielen während des gesamten Rennens kaum auf. Das galt auch für Ryan Newman. Nur Kurt Busch war vorne mal dran, konnte die Pace auf Dauer aber nicht halten.

Einen Lichtblick gab es von RCR. Harvick wurde vierter, was immerhin schon mal etwas ist. Allerdings gab man zu, dass zu jeder Zeit im Rennen der Wagen zu langsam war und man darf auch nicht vergessen, dass sehr viele der Favoriten ausfielen oder mit Problemen zu kämpfen hatten. Normalerweise findet man vorne noch Johnson, die Busch-Brüder, Stewart und Gordon. So gut sieht es also weiterhin nicht aus und man hofft vermutlich im RCR Lager auf die Short-Track Saison.

Eitel Sonnenschein dagegen bei Ford. Zwei Siege auf zwei sehr unterschiedlichen Strecken hintereinander und das in einer sehr dominierenden Art und Weise. Wäre Kenseth nicht rausgeflogen, ein Dreifach Sieg wäre drin gewesen. Nach dem schwachen Auftritt in Daytona, kommt die plötzliche Ford-Dominanz im CoT schon etwas überraschend. Man hatte die sicher für die Short-Tracks und Betonbahnen auf dem Schirm, aber nicht für die ultraschnellen 1.5 Meilen Ovale. Roush/Fenway hat ein super Paket hingestellt und Edwards ist einer, dem man durchaus auch einen Meistertitel zutrauen würde.

Es war also ein sehr gutes Rennen gestern, aber es gab leider auch ein paar Unfälle. Tony Stewart platzte ein Vorderreifen mitten in Turn 1 und er schoss fast ungebremst in die Mauer. Der Aufprall war sehr hart, auch wenn er seitlich erfolgte und Stewart brauchte ewig um aus dem Auto zu kommen. Wie heute bekannt wurde, hat er sich auch einen Knöchel verletzt. Ein paar Runden später hatte Kurt Busch einen identischen Unfall. Er blieb zwar unverletzt, war aber ziemlich wackelig auf den Beinen, als er aus dem Wagen stieg.Den schrecklichsten Unfall hatte Jeff Gordon. Er berührte beim Restart am Ausgang von Turn 2 Matt Kenseth, drehte sich nach innen, und schlug dort auf Höhe der Vorderachse links seitlich in die Mauer. Der Wagen löste sich in seine Bestandteile auf, der Kühler flog von der inneren Mauer bis mitten auf die Strecke und für einen Moment musste man befürchten, dass Gordon was abbekommen hatte. Aber konnte unverletzt aus dem Wagen steigen. Wäre er nur einen Meter weiter hinten eingeschlagen, die Sache hätte vermutlich anders ausgesehen. Gordon kritisierte sofort und vor allem zurecht, dass es auf der Innenseite der Strecke keine Safer Wall geben würde. Das ist bei vielen Strecken so und eigentlich ist das Unsinn, denn die Wagen drehen sich gerne mal nach innen, wenn sie aus den Steilkurven rauskommen. Die NASCAR hat gestern mal wieder richtig viel Glück gehabt.

Zwei Sachen noch: Carl Edwards Wagen hat die Inspektion nach dem Rennen nicht bestanden. Es fehlte ein Deckel beim einem Öl-Dings. Der Sieg bleibt ihm, allerdings wird man das Team vermutlich bestrafen. Wieso wegen eines blöden Deckels? Weil dadurch das Öl besser gekühlt wird und man einen Wettbewerbsvorteil hat.

A.J. Allmendinger wird bei Red Bull wohl für ein paar Rennen ersetzt. Man ist extrem unzufrieden mit ihm, da er sich nicht mehr qualifizieren kann. Im Gespräch als Ersatz: David Stremme und Sterling Marlin.

WTCC – Seat Meisterlich / Farfus disqualifiziert
Zwei gute Rennen lieferte die WTCC zum Saisonstart ab, wobei man auch sagen muss, dass die Strecke in Curitiba wirklich gute Rennen zuläßt. Die Mischung aus langen Geraden, engen und Kurven zeigt bei jedem Wagen seine Stärken und seine Schwächen. So waren die BMW im Infield deutlich besser als die Seat, aber sobald die auf den Geraden waren, kam der TDI Bumms und die BWM kamen im Windschatten nicht näher sondern verloren sogar an Boden. So war es kein Wunder, dass Seat im ersten Lauf das Rennen dominierte und mit Yvan Muller vor Rydell gewann. Nur der völlig entfesselt fahrende Augusto Farfus vereitelte einen Dreifach-Erflog der Spanier. Allerdings: Farfus wurde nach dem Rennen disqualifiziert, weil irgendwas an seiner Aufhängung nicht stimmte. Die Punkte aus dem ersten Lauf ist er also los. Richtig schlimm erwischte es Chevy, die gleich alle drei Wagen in den ersten Runden verloren. Am schmerzvollsten war es wohl, dass sich völlig unnötig Nicola Larini und Alan Menu gegenseitig abschossen. Ein Alptraum.

Im zweiten Lauf ging es etwas ruhiger zu, aber auch hier gewann ein Seat (Tarquini) ziemlich ungefährdet vor Weltmeister Priaulx und seinem Markenkollegen Porteiro. Die Dominanz von Seat sorgte für lange Gesichter bei BMW und die politischen Spielchen gehen sofort los. Man würde es gerne sehen, wenn die FIA den Ladedruck der TDIs runterschrauben würde. Das kann eine heitere Saison werden.

MotorsTV verliert ELMS Rechte
Eurosport hat heute bekannt gegeben, dass man für die nächsten drei Jahre die Rechte an den 24 H von Le Mans und der europäischen Le Mans Serie erworben hat. Es hatte sich schon im letzten Jahr angekündigt, dass MotorsTV 2008 wohl nicht mehr das Rennen in Le Mans zeigen würde, aber ich war bis dato davon ausgegangen, dass man die Rennen der ELMS auf jeden Fall sicher hat. Wer sonst hat Interesse, die sehr langen 1000 KM Rennen der Serie komplett live zu zeigen. Deswegen war ich dann heute schon sehr überrascht, dass MotorsTV auch diese Rechte verliert. Eurosport hat schon bekannt gegeben, dass man die 24 H von Le Mans auf jeden Fall komplett live zeigen wird. Die Übertragung wird teilweise auf Eurosport, teilweise auf Eurosport 2 laufen. Was mit den 1000 KM Rennen ist, haben sie bisher nicht gesagt. Meine Anfrage, die allerdings auch erst drei Stunden alt ist, blieb bisher unbeantwortet.

Für MotorsTV ist das eine Katastrophe, denn neben der ALMS waren die ELMS und die 24 H das Highlight im Programm und vor allem die einzige Liveübertragung. Die ALMS läuft zwar weiter, aber die fehlenden ELMS Rennen dürften ein Loch in die Planung des Senders reißen. Bei den Franzosen entwickelt sich Jahren sowieso alles nach hinten. Man hatte die Live-Rechte der Busch/Nationwide Serie, hat die aber nicht genutzt und schließlich abgegeben. Bei der BTCC hätte man angeblich die Rechte außerhalb von England haben können, da man aber England an ITV verloren hatte, verzichtete man beleidigt auf die BTCC. Man versprach stattdessen die britische GT Meisterschaft zu bringen, aber die kommt auch nur mit wochenlanger Verzögerung ins Programm. Als Highlight hat man noch die V8 Supercars. Hier hat man auch die Liverechte, verzichtet aber, bis auf die Rennen in Bathurst und Bahrain wegen der Zeitverschiebung auf eine Übertragung. Die Lücken im Programm füllt man in letzter Zeit mit viel unendlichen Wiederholungen und Endurosport und es wird noch mehr werden, denn man die Rechte der MX und MX2 Meisterschaft gekauft. Motorsport gibt es auf MotorsTV auch nur noch eher selten.

MotorsTV leidet massiv unter den weltweit teurer werdenden TV-Rechten. Der kleine Sender hat kaum Budget und kann gegen Eurosport oder Pay-TV Sender nicht gegenhalten. Auf der anderen Seite hat man einiges auch selbst verbockt. Die BTCC hätte man laut meinen Infos haben können (auch in diesem Jahr), die Abgabe der Busch-Rechte vor zwei Jahren lag nicht an der NASCAR. Wenn MotorsTV wenigstens noch die kleineren Nachwuchsserie, wie die Formel BMW oder Formel Renault live bringen würde – aber auch hier gibt es, wenn überhaupt, nur Aufzeichnungen, die Wochen später kommen. Irgendwie habe ich in Sachen MotorsTV kein gutes Gefühl.

Und sonst?

03.03.2008

Aufz. 20:15 Uhr NASCAR SC Las Vegas SpeedTV
Aufz. 22:45 Uhr ARCA Nashville 2007 MotorsTV

04.03.2008

Aufz. 19:10 Uhr ARCA Nashville 2007 MotorsTV
Aufz. 20:00 Uhr A1 GP Durban Premiere
Aufz. 21:00 Uhr ALMS Saison 2007 MotorsTV

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6 Kommentare

basic-groove 4 März, 2008 - 13:38

ja freut mich für eurosport!! nachdem ich ja das gefühl hatte das sie sich ganz vom motorsport verabschieden ist das wieder ein zeichen zur besserung!!

würde mich um mehr freuen…..aber ich glaube soviel wird nicht mehr kommen. denn denn rest hat man ja vor jahren schon abgegeben.

foofighter 4 März, 2008 - 14:51

Hmm, mir war so, dass Premiere auch die 24h von Le Mans zeigen würde!? Bin da zumindest mal auf deren HP drüber gestolpert. Egal, Eurosport ist auch gut…

DonDahlmann 4 März, 2008 - 16:23

Premiere hat die PayTV Rechte für Deutschland, das ist eine andere Baustelle.

@basic: Klar, nicht schlecht die Entscheidung. Ich hoffe aber sehr, dass sie auch die Kommentatoren von MotorsTV übernehmen. Ich hab letztes Jahr nur deswegen mir die ganze Nacht das Standbild der Boxen angeschaut, weil Gustav Büsing und Rainer Braun in Anekdoten schwelgten.

Fido 4 März, 2008 - 17:54

Schaun mer mal, wie das auf ES wird. Ich hoffe nicht so dermaßen zerhackt wie das 24h Rennen auf dem Nürburgring beim DSF, wo man das Gefühl hat mehr Werbung als Rennen zu sehen (mir isses eh egal, da ich eh vor Ort bin, aber für die Aufzeichnung ist das echt ätzend!)

Matt 21 Juli, 2008 - 11:09

Kann mir jemand sagen welche Sender (in Europa erhältlich) Nascar-Rennen im Programm hat?

DonDahlmann 21 Juli, 2008 - 16:42

Zwei. Sky Sports in England und AB Moteurs in Frankreich. Sky ist etwas schwierig hier zu bekommen (und teuer), AB bietet einen Livestream im Netz an, da weiß ich aber nicht, was der kostet.

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